Soeben wurde in New York der Schleier, der in den letzten Monaten über dem Impossible Project lag, gelüftet. Mit einem Monat Verspätung stehen die ersten Kassetten des schwarzweißen Sofortbildfilms PX 100 zur Verfügung:
Nach der Absage des Präsentationstermins im Februar war die Hoffnung, dass eine erfolgreiche Umsetzung des Impossible Projects noch gelingen würde, doch stark gedämpft worden. Aber heute wurde uns tatsächlich ein Exemplar des neuen Films per Kurierdienst aus Wien geliefert. Aktuell ist der PX 100 Silver Shade als „First Flush Edition“ für SX-70-Kameras verfügbar. Die PX-600-Version für die Polaroid-Kameras der 600er Serie soll in etwa einem Monat als „First Flush“ verfügbar sein. Mit diesen Filmen will das Impossible Project eine neue Ära der Sofortbildfilme begründen. Die beiden Schwarzweißfilme PX 100 und PX 600 sollen zum Preis von je 18 Euro verfügbar sein. Jeder Pack enthält 8 Blatt des jeweiligen Filmmaterials. Im Sommer 2010 soll der erste PX-Farbfilm für SX-70- bzw. 600er Kameras vorgestellt werden. Darüber hinaus sind sowohl Schwarzweiß- als auch Farbfilme für Polaroid Image / Spectra / 1200 Kameras geplant.
Für das erste Produktionsjahr plant das Impossible Project die Fertigung von einer Million Filmen. Ab 2011 soll die Produktion auf 3 Mio. Stück gesteigert werden. Das gesamte Marktpotential wird von Impossible auf 10 Mio. Filme pro Jahr eingeschätzt.
Wir hoffen zuversichtlich, heute im Laufe des Abends noch kurze Eindrücke von der New Yorker Veranstaltung zeigen zu können.
(CJ)
Nachtrag (22.3.2010; 22:15 Uhr): Den fotografierenden Dr. Kaps, Gründer und Marketingchef, sowie eine Packungsabbildung oben eingefügt. Und hier ein paar Eindrücke von der Präsentation, von Theano Nikitas und von den Künstlern der Impossible Collection:

André Bosman und Florian Kaps, der gerade ein sich entwickelndes Bild in Händen hält
Grant Hamilton: „Party Over Here“, USA, 2010
Zora Strangefields: „Kissed“, Germany, 2010
Nachtrag (23.3.2010): Hier Nachreichungen von Theano Nikitas von der Präsentation vor Ort:
Das unmögliche Projekt ist nicht länger unmöglich. Auf einer Presskonferenz in New York wurden gestern die ersten beiden Filme PX 100 und PX 600 angekündigt (siehe oben). Dr. Florian Kaps, Gründer und Marketingchef von The Impossible Project, begann die Präsentation mit einem passenden Zitat von Dr. Edwin Land (der einst das Sofortbildverfahren erfand und die Firma Polaroid gründete): „Widme dich keinem Projekt, wenn es nicht offenkundig wichtig und fast unmöglich ist.“
Laut Kaps existieren weltweit immer noch 300 Millionen funktionierende Polaroidkameras (er sagte allerdings nicht, wie viele davon noch benutzt werden). Neben Künstlern macht er auch eine „explodierende Gruppe junger Menschen“ aus, die die „Magie“ der analogen Sofortbildfotografie entdecken. Mithin gäbe es Kunden, Kameras und sehr viel Aufmerksamkeit, so Kaps.
Entwicklungschef André Bosman zeigte Dias von einigen der Komponenten, die für einen analogen Sofortbildfilm benötigt wurden – und von denen viele nicht mehr verfügbar waren. Aber die ehemaligen Polaroid-Mitarbeiter in Impossibles Team vereinten rund 300 Jahre Erfahrung, was bei der Bewältigung einiger der vielen Schwierigkeiten half. So waren die Originalfarbstoffe und die meisten anderen Chemikalien aus einer Vielzahl von Gründen nicht mehr vorhanden und deshalb, so Bosman, musste ein neues fotografisches System entwickelt werden, bei dem alle Rezepte von Grund auf neu konzipiert wurden, da die alten Rezepte ohne die Originalfarbstoffe nicht genutzt werden konnten.
Bei der Entwicklung des neuen Films bekam Impossible Hilfe von der deutschen InovisCoat, von Ilford / Harman aus Großbritannien und von der italienischen Goglio Group / Fres-co System. Der neue Film besteht demnach aus nicht weniger als vier verschiedenen Lösungsmitteln und drei unterschiedlichen Entwicklern, um Schwarz, Weiß und die Grautöne zu erzeugen.
Laut Kaps hat der PX 100 (der während der Präsentation vorgeführt wurde) eine Sepia-Anmutung, ähnlich den ersten Sofortbildern, die Edwin Land der Welt erstmals am 22. März 1947 in New York vorführte. Der PX 600 wird angeblich mehr Schwarz und Weiß zeigen.
Impossible zeigte Beispielaufnahmen, darunter auch einige mit Emulsions-Abhebungen und physikalischen Manipulationen (Drücken, Kratzen, etc.), ganz so wie sie gerne mit SX-70-Filmen gemacht werden (googlen Sie mal nach Lucas Samaras, um einige Beispiele für SX-70-Manipulationen zu sehen). Aber da die PX-Filme monochrom sind, ist die Emulsionsschicht nur sehr dünn und Manipulationen nicht ganz einfach. Bosman sagte mir allerdings, dass der in Aussicht gestellte Farbfilm natürlich eine dickere Emulsionsschicht haben wird.
Auf Nachfrage sagte Kaps, dass Impossible im Moment keine Kapazitäten habe, einen Packfilm oder einen 4×5-Film zu produzieren. Die beste Hoffnung diesbezüglich sei Fujifilm. Aber sie könnten sich einen 8×10- und 20×24-Film vorstellen (siehe www.20x24Studio.com hinsichtlich der neuesten Nachrichten zur 20×24-Polaroid-Kamera).
Bei The Impossible Project geht es allerdings nicht nur ums Filme-Machen, sondern man arbeitet auch mit Fotografen und Künstlern zusammen und beginnt mit dem Aufbau von „The Impossible Collection“. Die Unterstützer des Projekts haben auch ein verbindliches Gebot zum Kauf der Polaroid Collection abgegeben, die sich im musée de lElysée in Lausanne befindet (siehe Polaroid in Peril!).
Kaps dazu: „Wir wollen dabei helfen, die alte Kollektion zu erhalten und möchten ein neues Kapitel der Sofortbildfotografie schreiben.“
(Theano Nikitas)
Muß haben – her damit
Seit Jahren fotografiere ich nun mit digitalen High End Produkten der verschiedensten Marken. Manchmal werden daraus nachträglich ansehnliche SW-Bilder gemacht. Mit diversen Plugins Körnung oder Polaroid Anmutung erzeugt.
Jetzt kommt der SW-Film für ORIGINALE einmalige Bilder. Wie gut das ich die alte SX70 in die Vitrine und nicht in die Tonne gegeben habe.
Experimente sind nun angesagt. Neue, alte Kunst, oder gescannt und verfremdet? Egal, macht sicher Spaß das neue Spielzeug.
Als alter Polaroid-Fan freue
Als alter Polaroid-Fan freue ich mich jetzt auch auf die neue Polaroidkamera (siehe SPIEGEL von heute)
Gast schrieb:
tatsächlich
[quote=Gast]tatsächlich die Haltbarkeitsdauer von Junkfood?
Profis mussten Polaroids einstens nicht nur teuer bezahlen, sondern auch noch nach getaner Arbeit teuer entsorgen – außer sie nannten sich Künstler; womit selbst Fettklumpen auf Müll drapiert, oder auch Suppendosen a la Pola, noch zu Unikaten des schlechten Geschmacks transmutieren konnten …[/quote]
Da hat ja einer richtig Ahnung von Kunst … leider eben auch nur eine „Ahnung“ – Kunstwissen und Wissen über Kunst wären hier angebracht, aber das ist natürlich zuviel verlangt.
Naja…
[quote=Gast]Intersssiert Sie…tatsächlich die Haltbarkeitsdauer von Junkfood?
Profis mussten Polaroids einstens nicht nur teuer bezahlen, sondern auch noch nach getaner Arbeit teuer entsorgen…[/quote]
Ich interessiere mich für die Haltbarkeit von Polaroids! Was SIE meinen, weiss ich nicht. Dass Polaroids von Profis nicht genutzt wurden, stimmt so nicht. Es gab früher die Vorab-Polaroids, wo mal schnell die Belichtung und die Wirkung eines Bildes geprüft wurde. Sofern ich es richtig erinnere, hiess das damals am Set KOntaktabzug.
Kedenfalls ist der Reiz von Fotografie unabhängig von Kamera oder Medium, und auch vom Motiv.
Laissez faire sollte auch hier gelten.
Grüße und „GutLicht“
tom
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Genial
Polaroid Fans sollten sich mal dies anschauen:
http://www.poladroid.net/index.php?do=about
Gast schrieb:
Polaroid Fans
[quote=Gast]Polaroid Fans sollten sich mal dies anschauen:
http://www.poladroid.net/index.php?do=about[/quote]
Ich denke, Polaroidfans wollen roid ohne d. keine fakes,
Wer regelmäßig Photoscala liest, kennt
das Programm schon. Siehe:
http://www.photoscala.de/Artikel/Das-Sofortbild-in-Zeiten-der-Digitaltechnik
http://www.photoscala.de/Artikel/Vermischtes-kurz-und-knackig-43-08
http://www.photoscala.de/Artikel/Vermischtes-09-09
Überzeugender wohl
würde dieses „unmögliche Projekt“ dadurch, wenn es sich nicht nur über die Quantität an verfügbaren Filmen, sondern auch über die noch zu überarbeitende Qualität definieren würde.
Oder liegt die eigentliche Unmöglichkeit darin, dass das Thema eigentlich ausgereizt ist, und nur noch emotionale Resteverwertung die Kassen zum Klingen bringen muss?
Preis???
kein Text
Bald wieder Schlaghosen!
Getreu dem Motto „Habe ich das Eine, will ich das Andere“, ist die „Digitale Revolution“ bereits Schnee von gestern. Passt ja auch irgendwie zur Rasanz des digitalen Bildausstosses.
Zudem: Die großen Sensoren und die hellen Sucherdurchblicke von brauchbaren DSLRs kann sich eh kaum einer leisten. Also back to the roots! Lasst uns die Welt polaroidisieren! Und wer hier meint, das Ganze wäre eine roidige Angelegenheit – mitnichten! Das ist Kunst! Und wer versteht die schon, ausser jene, die sie machen und jene, die sie pushen?
Ich leg mich wieder hin und träume von der nächsten Revolution. *schnarrrrrchhh*
Unikate gegen Beliebigkeiten
[quote=no_photo_please]Getreu dem Motto „Habe ich das Eine, will ich das Andere“, ist die „Digitale Revolution“ bereits Schnee von gestern. Passt ja auch irgendwie zur Rasanz des digitalen Bildausstosses.
Zudem: Die großen Sensoren und die hellen Sucherdurchblicke von brauchbaren DSLRs kann sich eh kaum einer leisten. Also back to the roots! Lasst uns die Welt polaroidisieren! Und wer hier meint, das Ganze wäre eine roidige Angelegenheit – mitnichten! Das ist Kunst! Und wer versteht die schon, ausser jene, die sie machen und jene, die sie pushen?
Ich leg mich wieder hin und träume von der nächsten Revolution. *schnarrrrrchhh*[/quote]
Grüße und „GutLicht“
tom
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Nicht verschlafen 😉 Denn die Revolutionen fressen schneller ihre Kinder, als diese geboren werden können!
Sicherlich ist die Wiederentdeckung des Polaroid Bildes eine interessante Sache: Digitalfotos können quasi zum Nulltarif beliebig oft kopiert, und in Bildbearbeitungsprogrammen unendlich „verphotoshoppt“ werden. Sozusagen ist das Bild nun selbst beliebig geworden. Das Polaroid ist ein Unikat. Man kommt dahin zurück, was Fotografie einst war: den einen, kurzen Moment festhalten, ein Stück Zeit, nämlich genau die Zeit, welcher der Verschluss brauchte, um die ausreichende Menge Licht auf den Film zu bringen, einzufangen. Irgendwie faszinierend. Leider mit 18 Euro für gerade mal 8 Bilder auch recht teuer, aber ich denke, wenn es einen ab und zu packt, ist es in Ordnung. Wie ist den die Langzeitqualität dieser SW-Filme?