Foto: Andrew PhelpsEs sind die Grenzen des Dokumentarischen, die der Fotoband „Not Niigata“ von Andrew Phelps auslotet:

 
Für sein letztes Buch fotografierte der in Salzburg lebende amerikanische Fotograf Andrew Phelps die Stadt Higley – ein kleiner Ort in Arizona, seine Heimat. Nach dieser persönlichen Spurensuche ist es jetzt das kulturell Fremde, das Phelps angelockt hat. In Japan hat er fotografiert – und sein Buch „Not Niigata“ genannt.
 

Foto: Andrew Phelps

 
Auch „Not Niigata“ ist wieder im Heidelberger Kehrer Verlag erschienen: ein besonders kostbar anmutender Band, der die Faszination des Exotischen noch einmal vor Augen führt. „Auf Auslandsreisen bin ich vom Exotischen und vom Alltäglichen, das ich vorfinde, gleichermaßen fasziniert“, sagt Phelps. „Häufig ist das ein und dasselbe, besonders da, wo die Kluft zwischen Alt und Neu astronomisch groß ist. Was bedeutet es, sich vorzumachen, man betreibe Dokumentarfotografie? Allzu leicht ertappe ich mich dabei, meiner vorgefassten gedanklichen Vorstellung vom Aussehen eines Ortes nachzujagen. Bestenfalls kann ich die Geschichte meiner Reise erzählen und davon, wie ich visuell auf einen Ort reagiere. Einen Ort, den ich nicht unbedingt begreife. Es ist die Geschichte meines Nichtverstehens von Niigata.“

Im vergangenen Jahr fotografierte der 1967 in Mesa, Arizona, geborene Fotograf in der Präfektur Niigata an der Westküste Japans. Die Auswahl, die er für das nun erschienene Buch getroffen hat, offenbart tatsächlich dieses sonderbare Phänomen: Exotisches und Alltägliches begegnen sich auf rätselhafte, doch fotografisch überaus präzise Weise. Manches was wir sehen, ist uns unerklärlich, stimmt uns nachdenklich – und dem Fotografen geht es offenbar kaum darum, unsere Fragen zu beantworten. Im Gegenteil: Dieses Buch illustriert all die ungelösten Fragen, die Phelps selbst an diese Landschaft, diese uns unbekannte Stadt, an die hier lebenden Menschen stellt.
 

Foto: Andrew Phelps
 
 
Foto: Andrew Phelps
 
 
Foto: Andrew Phelps

 
Ein „Fotoband des Nichtverstehens“, so wurde dieses Buch genannt. Und so ist es auch konsequent, dass „Not Niigata“ auf Bildunterschriften ganz verzichtet. Dieser Band – der Straßenkreuzungen, Büros, Altenheime, spielende Kinder, einsame Häfen, Umzugskartons, Brücken, Wälder und kümmerliche Zierpflanzen zeigt – sei kein Reiseführer, sagt Phelps. Und er wird auch eher jene faszinieren, die wissen, dass sich Kulturen kaum fotografisch übersetzen lassen. Es sind die Grenzen des Dokumentarischen, die dieses Buch auslotet.

(Marc Peschke)

Titelabbildung Not Niigata

 
 
Andrew Pehlps
Not Niigata (bei amazon.de)
72 Seiten. 36 Abbildungen. In Leinen gebunden
Englisch und japanisch
Kehrer Verlag. Heidelberg 2009
ISBN 9783868280814
40 Euro