Der Berliner Künstler Nikolas Tantsoukes fertigt Fotocollagen, wie man sie sonst nicht findet: originell, ungesehen und von erlesener Raffinesse. Wir sprachen mit ihm über seine Arbeitsweise:
photoscala: Herr Tantsoukes, um es mal vorsichtig auszudrücken: Die Technik der Foto- oder Papiercollage ist eigentlich ziemlich out. Was bewegt Sie, im Zeitalter des digitalen Morphings ganz traditionell zur Schere zu greifen?
Nikolas Tantsoukes: Ziemlich out? Oh, das überrascht mich aber. Vielleicht sollte ich dann ab sofort einen Computer kaufen und schnellstens auch digital arbeiten … NEIN! Ich liebe das analoge Arbeiten! Die Collage-Technik ist ein wundervolles, altes Handwerk, welches man in jahrelanger Arbeit lernen muss dafür gibts wenig Schnellkurse! Ein Schnitt zuviel und das Bild ist irreparabel verändert nix da: einige Schritte zurückgehen und das Teil nochmal ausschneiden duplizieren oder so … Das hat nicht allzu viel mit Spontanität zu tun. Auch liebe ich die Haptik des Papiers kein digitales Ergebnis kommt dem Analogen gleich. Manches Mal habe ich unbeabsichtigt ein Bildelement zerschnitten aber erst dadurch kam ich dann zufällig zu einer wirklich optimalen Lösung wie langweilig, hin- und her zu klicken, bis es mir irgendwann mal passt …
photoscala: Ihre Arbeiten werden auch mangels Vergleichbarem in der Gegenwart oft mit der Avantgardekunst des 20. Jahrhunderts verglichen. Mit den „Dada-Monteuren“ John Heartfield, George Grosz, Max Ernst oder Hannah Höch. Was bedeuten Ihnen diese Künstler?
Nikolas Tantsoukes: Das sind alles liebe Freunde von mir, und große Vorbilder ganz klar! Als kleines Kind liebte ich die Collage-Bücher von Max Ernst „Une semaine de bonté“ und „Das Karmelienmädchen“. Meine Oma und ich haben uns damals oft zusammen die wundervollen Bilder angesehen. Dies waren meine ersten Begegnungen mit der Collage und ich habe damals einige kindliche Collagen mit Bildern aus Versandhauskatalogen gemacht. Die existieren heute noch …
photoscala: Ohne allzu philosophisch werden zu wollen. Die Collage ist eine Kunsttechnik der Avantgarde des 20. Jahrhunderts, welche fremde Wirklichkeiten zusammenbringen wollte. Ein Prinzip, das auf die Filmtheorie Sergej Eisensteins und Wselowod Pudowkins zurückging ein Versuch, den Mythos des autonomen Kunstwerks zu desavouieren. In welchem Verhältnis steht ihre Kunst zu dieser Tradition?
Nikolas Tantsoukes: Sprekke Sie deutsz?!?
photoscala: Naja, ich ziele ab auf die Frage nach der Originalität. Indem Sie Bilder aus der Medienwelt, aus Zeitungen und Zeitschriften benutzen, sagen Sie doch: Ich muss keine Bilder mehr selbst fotografieren oder malen oder zeichnen! Es ist ja alles schon da! Ich meine: In welchem Verhältnis steht ihr künstlerisches Endergebnis zum Ausgangsmaterial?
Nikolas Tantsoukes: Da haben Sie schon recht alles ist bereits vorhanden, was ich für meine Arbeit benötige. Müsste ich immer alles zuvor selbst fotografieren oder selber zeichnen, hätte ich schon alleine durch den Mangel an Zeit viel weniger Gelegenheit, mich kreativ auszutoben! Zudem weiß ich ja von vorne herein gar nicht, welches Teil oder Thema ich beim nächsten Bild benötige, da meine kreative Arbeit extrem spontan ist. Meistens betrachte ich ein Foto in Büchern oder Magazinen und dann habe ich viele Ideen zur Gestaltung eines Bildes. Das vorhandene Bildmaterial beeinflusst also meine Kreativität ganz entscheidend …
photoscala: Sie haben eine besondere Zuneigung zur Architektur. Oft setzen Sie ihre Protagonisten in surreale, phantastische Stadtansichten. Diese tragen Züge einer utopischen Architektur …
Nikolas Tantsoukes: Nix utopisch kommen Sie doch gerne mal nach Berlin, und wir machen einen kleinen Spaziergang … oder in Köln da sieht es haargenau so aus, wie auf meinen Bildern!
photoscala: Was ist es eigentlich, was Sie an der Technik der Papiercollage reizt? Das handwerkliche Arbeiten? Das Schneiden und Kleben?
Nikolas Tantsoukes: Am meisten reizt mich das Sammeln! Das Kleben ist nur der letzte Arbeitsgang von vielen vorherigen Schritten: Zuerst trenne ich Seiten aus Büchern und Magazinen heraus, die mich irgendwie besonders ansprechen. Anschließend sortiere ich diese thematisch, etwa nach Personen, Landschaften, Gebäuden oder Grafischem. Seltenst wird das komplette Bild verwandt, sondern meistens komplett zerschnitten, zum Beispiel Köpfe, Augen, Münder, Haare, Arme und Beine, Häuser … Alle diese Elemente sortiere ich dann einzeln in kleine Kistchen, etwa Kopf links, Kopf rechts, Kopf Frau, Kopf Mann, Hände offen, Hände geschlossen. Wenn man dann noch bedenkt, dass dies alles auch noch in Schwarzweiß wie auch Farbe erfolgt, kann man sich vielleicht ein Bild machen, wie viel Arbeit es bedeutet, ehe man überhaupt mit dem Kleben beginnen kann! Das erfordert wirklich viel Disziplin, ist aber in höchstem Masse notwendig, sonst blättert man schon mal wegen eines benötigten Teiles tagelang in Hunderten von Bildbänden rum. Genau hierin liegt für mich der größte Reiz. Oder klingt das jetzt zu kompliziert?
photoscala: Nein, nein, das klingt vor allem nach sehr viel Arbeit! Wo genau finden Sie denn das „Rohmaterial“ für Ihre Bilder?
Nikolas Tantsoukes: Das Material stammt hauptsächlich aus alten Bildbänden der 30er bis 60er Jahre. Ich sammle seit vielen Jahren und alle Freunde und Verwandte sammeln fleißig mit. Es vergeht kaum eine Woche, in der ich nicht einige neue Bücher bekomme.
photoscala: Sie haben sich für eine sehr klassische Präsentation entschieden gerahmt, mit Passepartout. Warum?
Nikolas Tantsoukes: Ich habe mehrmals mit der Präsentation meiner Bilder experimentiert. Von der Präsentation auf Diasec über die Montag auf Holz. Die klassische Rahmung mit entspiegeltem Glas rückt meine Arbeiten am effektivsten ins rechte Licht und unterstreicht den Unikat-Charakter einfach.
photoscala: Auffällig ist Ihr Faible für poetische Bildtitel wie „Der böse Onkel / Euch wird das Lachen schon vergehen“ oder „… und sie war fest entschlossen, die Stadt für immer zu verlassen …“. Wie wichtig sind Ihnen die Titel?
Nikolas Tantsoukes: Wichtig? Das ist von Serie zu Serie verschieden. Die von Ihnen genannten Titel stammen aus der Werkserie: „Stadtleben“, in der ich durch die Bildtitel eine komplette Geschichte erzählt habe. In der darauf folgenden Serie „Land unter!“ hießen dann die Bildtitel stets nur „Sequenz 1 23“ also nicht besonders poetisch. Ich denke, ein Bildtitel sollte generell den Charakter und die Aussage eines Bildes unterstreichen ist aber nicht immer zwingend notwendig. Allerdings gebe ich zu, dass ich es gar nicht mag, wenn ich in Ausstellungen mehrmals „Ohne Titel“ lesen muss. Das wirkt phantasielos auf mich.
photoscala: Volker Gebhardt erkannte in Ihren Arbeiten „Traumbilder“. Woher rührt das Surreale in Ihrer Kunst?
Nikolas Tantsoukes: Darüber habe ich mir bisher nicht viele Gedanken gemacht. Wahrscheinlich ist es spannender, als nur ganz realistisch zu arbeiten. Das Surreale hat einfach mehr Charme und Witz, sag ich jetzt einfach mal so. Dies ist meine Bildsprache: Punkt.
photoscala: Einige Ihrer Arbeiten mag man als Kritik an einer Stadtarchitektur begreifen, in welcher das Individuum droht, verloren zu gehen. Wie empfinden Sie unsere zeitgenössischen Stadträume zum Beispiel ihre Heimat, die Stadt Berlin?
Nikolas Tantsoukes: Nein, meine Arbeiten sind eigentlich nicht als Kritik gedacht vielmehr inspiriert mich Berlin jeden Tag aufs Neue alleine schon bei einer Fahrt im Bus bekommt man so viele Eindrücke und das setze ich Zuhause einfach um. Ich liebe diese wilden Stadtarchitekturen mit vielen Wolkenkratzern und fühle mich pudelwohl auch die vielen, manchmal auch etwas skurrilen Gestalten in Berlin und anderswo sind eine große Inspiration für mich.
Das Interview führte Marc Peschke.
Kontakt:
Nikolas Tantsoukes
Goebenstr. 10
10783 Berlin
Telefon 0176-29897817
Alle Arbeiten mit freundlicher Genehmigung von Nikolas Tantsoukes
Einfach nur lächerlicht
Ansel Adams würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, wie tief die Fotografie als Kunstform gesunken ist.
Adios
Er würde vom Rotieren ein Schleudertrauma kriegen
wenn er dumme Photoscala-Kommentare lesen könnte.
Gast schrieb:
Ansel Adams
[quote=Gast]Ansel Adams würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, wie tief die Fotografie als Kunstform gesunken ist.
Adios[/quote]
Wieder so ein Hüter des heiligen Grals…sie kennen sich bestimmt so richtig aus, was?
Seit wann ist Ansel Adams
Seit wann ist Ansel Adams gegen Kunst und künstlerische Interpretationen von Fotografie gewesen? Ich finde es sind ausgesprochen sehr feine Arbeiten.
Wo bleibt der Intellekt?
[quote=Gast]
Wieder so ein Hüter des heiligen Grals…sie kennen sich bestimmt so richtig aus, was?[/quote]
Offensichtlich weit besser als Sie.
Hüter des was? Nein, höchstens ein Moralist.
Ich finde es immer wieder amüsant, wenn sich Menschen erhaben über Dinge äußern, ohne wirklich ein profundes Wissen zu besitzen. Ansel Adams fotografierte stets “Straight”,
würden Sie wissen was das bedeutet, wüssten Sie auch, dass bei dieser Form der Fotografie der Verzicht auf eine Manipulation (nicht zu verwechseln mit Korrektur!) der Bilder penibel Wert gelegt wurde/wird.
Bitte tun Sie sich in Zukunft den Gefallen, und informieren Sie sich VORHER über ein Thema, bevor Sie peinliche Aussagen tätigen. Dies gilt im Übrigen auch für alle anderen,
die auf mein Kommentar antworteten.
Adios
Manupulationen
“Schon in der Anfangszeit, als der Fotograf die Belichtungszeit selbst abmass, als in der Dunkelkammer der Entwickler penibel angemischt wurde, um bestimmte Effekte zu erzielen, da wurde manipuliert. Tatsächlich ist jedes Foto von A bis Z eine Fälschung. Ein völlig sachliches, unmanipuliertes Foto ist praktisch nicht möglich. Letzten Endes bleibt es allein eine Frage von Mass und Können.” Edward Steichen (1879 – 1973)
Lächerlich – verstehe ich nicht?!
Wären an dieser Stelle die „Dada-Monteure“ John Heartfield, George Grosz, Max Ernst oder Hannah Höch herangezogen worden, dann hätte ich es verstanden. Mit Blick auf die Collagen von Nikolas Tantsoukes scheint mir allerdings Ansel Adams der falsche Maßstab zu sein.
Ansonsten gefällt mir das Interview, insbesondere der Seitenhieb auf die Kunsthistoriker – wiewohl ich die Artikel von Marc Peschke sehr schätze.
Ach schau an, ein ganz intellektueller Troll
Gerade Ansel Adams ist ein gutes Beispiel für Bildmanipulation. Er hat tagelang an Abzügen gefeilt, damit sie möglichst perfekt aussehen, leider entsprachen diese Fotos dann letztendlich nie den tatsächlichen Gegebenheiten der Originalkulissen. Sie waren Verfälschungen. Effekthascherei, die durch Trixen in der Dunkelkammer entstand.
Kunst
Kunst ist es das Werk zu betrachten und die Arbeit die dahintersteckt zu erspühren. Der Künstler hat als allererstes Respekt verdient. Der Versuch sein Werk mit dem eines anderen zu vergleichen geht nicht auf.
Schon gar nicht wenn man das sicherlich gute Handwerk eines Perfektionisten mit der freien Interpretation eines Künstlers messen will.
Jeder Künstler versucht doch Gefühle zu transportieren. Handwerker wie Anselm versuchten in ihrer Zeit die beste momentan mögliche Perfektion zu vermitteln.
Also mir ist Kunst, egal ob sie mir gefällt, allemal lieber. Perfektes abbilden ist manchmal nötig, hat aber nichts mit Kunst zu tun. Wenn es einem Künstler gelingt mich zum Verweilen und zum Nachdenken zu bewegen hat er sehr viel erreicht. Er hat mir Freude und Lebensgenuß beschert. Mir ist es egal welche Kunstform er dabei verwendet hat.
go, get a life
[quote=Gast][quote=Gast]
Wieder so ein Hüter des heiligen Grals…sie kennen sich bestimmt so richtig aus, was?[/quote]
Offensichtlich weit besser als Sie.
Hüter des was? Nein, höchstens ein Moralist.
Ich finde es immer wieder amüsant, wenn sich Menschen erhaben über Dinge äußern, ohne wirklich ein profundes Wissen zu besitzen. Ansel Adams fotografierte stets “Straight”,
würden Sie wissen was das bedeutet, wüssten Sie auch, dass bei dieser Form der Fotografie der Verzicht auf eine Manipulation (nicht zu verwechseln mit Korrektur!) der Bilder penibel Wert gelegt wurde/wird.
Bitte tun Sie sich in Zukunft den Gefallen, und informieren Sie sich VORHER über ein Thema, bevor Sie peinliche Aussagen tätigen. Dies gilt im Übrigen auch für alle anderen,
die auf mein Kommentar antworteten.
Adios[/quote]
Langweilen Sie sich nicht? Würde mich tierisch bestürzen, sähe ich mich hier so etwas schreiben.
Lächerlich ist lediglich ihr Kommentar
Sie sind als Kritiker ja wohl total ungeeignet und anmaßend dazu: Erstens sollten sie schon orthografisch korrekt schreiben und zweitens geht es hier NICHT um Fotografie. Falls ihnen das nicht klar geworden ist, dann sollten sie sich bitte einmal mit der Geschichte der Collage beschäftigen.
Kommt mir alles sehr bekannt vor
Man kaufe sich eine aktuelle Illustrierte, schneide ein bißchen herum und fertig ist das Kunstwerk. Zumal mich die Arbeiten erinnern an zB John Heartfield (http://images.google.com/images?q=john%20heartfield&oe=utf-8&rls=org.mozilla:de:official&client=firefox-a&um=1&ie=UTF-8&sa=N&hl=en&tab=wi) oder Hannah Höch (http://images.google.com/images?hl=en&safe=off&client=firefox-a&rls=org.mozilla%3Ade%3Aofficial&um=1&sa=1&q=hannah+h%C3%B6ch&aq=f&oq=&aqi=&start=0)…
Man kaufe sich eine aktuelle
Man kaufe sich eine aktuelle Illustrierte, schneide ein bißchen herum und fertig ist das Kunstwerk. Zumal mich die Arbeiten erinnern an zB John Heartfield) oder Hannah Höch
UNN?!
Dieses ganze Gesabbel nervt!!!
Ja, Sie sind der ALLERGRÖSSTE Collagist und deshalb kaufen Sie sich bitte ein paar Illustrierte und zeigen uns allen, wie leicht Sie mit ein bißchen Schnipp-Schnapp vergleichbares produzieren können…
Vielleicht halten Sie dann einfach Ihre unqualifizierten Äußerungen zurück!
Schöne Arbeiten.
Insbesondere das letzte Bild gefällt mir gut.
Amüsiert hat mich allerdings die Einschätzung des Künstlers zur digitalen Bildbearbeitung. “Die Collage-Technik ist ein wundervolles, altes Handwerk, welches man in jahrelanger Arbeit lernen muss – dafür gibt’s wenig Schnellkurse! … – wie langweilig, hin- und her zu klicken, bis es mir irgendwann mal passt …”.
Ob es sich hier bei der Einschätzung von digitalem arbeiten um wohlklingende Worthülsen oder um eigene Erfahrungen handelt, würde mich schon mal interessieren. Genau dieses hin- und her klicken ist normalerweise das Ergebnis von Schnellkursen.
Zur digitalen Bildbearbeitung kann man nämlich auch folgende Aussage machen: “Die Technik der digitalen Bildbearbeitung ist ein wundervolles, neues Handwerk, welches man in jahrelanger Arbeit lernen muss.”
Irgendwann ist dann auch der Punkt erreicht, an dem es überwiegend darum geht: “Was” will ich erreichen, und nicht mehr “wie” kann ich es erreichen. Das langweilige hin- und her klicken gehört dann auch der Vergangenheit an.
ROG
in jahrelanger Arbeit lernen
Genau das ist der Knackpunkt. Das ist der eigentliche Grund, dafür dass einige bei der Analogfotografie bleiben und Computerscheu sind.