Die Marke Jenoptik war im Bereich der Fotografie in den letzten Jahren auch mit analogen und später digitalen Kompaktkameras im Markt vertreten. Wir beleuchten das wechselvolle Schicksal dieser Marke, die nun vor dem Aus steht:
Als nach der Wende der ehemalige VEB Carl Zeiss Jena von der Treuhandanstalt übernommen und dann in seine Bestandteile zerlegt wurde, entstand die Jenoptik Carl Zeiss Jena GmbH, die danach in die Carl Zeiss Jena GmbH (100 % Carl Zeiss Oberkochen) und die Jenoptik GmbH (100 % Land Thüringen) überging, die ab 1996 als Jenoptik AG firmiert und in den Folgejahren privatisiert und an die Börse gebracht wird. Größter Einzelaktionär der Jenoptik AG ist gemäß Stimmrechtsmeldung vom 25. Februar 2008 mit 25,02 % die ECE Industriebeteiligungen GmbH und damit indirekt die österreichische Humer Privatstiftung.
Ende der 1990er Jahre wollte man die Marke Jenoptik auch für Produkte nutzen, die direkt an Endverbraucher verkauft werden. So wurde die Marke im Bereich der Fotografie in der Folge für analoge und später digitale Kompaktkameras eingesetzt. Basis dieser Aktivitäten war neben dem damaligen Logo (siehe Bild rechts) die im Juni 1996 gegründete und ins Handelsregister eingetragene Jenoptik Vierzehnte Verwaltungsgesellschaft mbH.
Im März 1997 erfolgte die Umbenennung in Jenoptik Trading Europe GmbH. Das Unternehmen war nun eine 100 %ige Tochtergesellschaft der MBO International Electronic GmbH. MBO wiederum geht zurück auf die im Jahr 1967 in München gegründete Münchener-Büro-Organisations GmbH & Co. KG (MBO), die unter der Marke MBO in den Siebzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts durch seine Rechen- und Kalkulationsmaschinen bekannt wurde. Später wurde das Sortiment um die Bereiche Gesundheitstechnik und Telekommunikation erweitert. 1994 übernahm der Jenoptik-Konzern das Unternehmen und baute MBO als sogenannten Marketingdienstleister des Handels aus. Die Digitalkameras der Marke Jenoptik kamen damals vom Hersteller Skanhex aus Taiwan, der auch für Minolta und die damalige Rollei Fototechnik digitale Kompaktkameras mit zweifelhaftem Ruhm produzierte.
Im November 1998 erfolgte eine erneute Umfirmierung: Jetzt nannte sich das Unternehmen Jenoptik Camera Europe GmbH und war eine 100 %ige Tochtergesellschaft der DEWB (Mitarbeiter: 2) Die DWEB oder Deutsche Effecten- und Wechsel-Beteiligungsgesellschaft AG war ursprünglich eine alte Frankfurter Bank mit einem alteingesessenen Kundenstamm. Im Jahre 1997 kaufte die Jenoptik AG unter dem damaligen Vorstands-Chef Lothar Späth die DEWB von der Heidenheimer Industriellenfamilie Voith, die 99 % der Anteile hielt. Im Vorfeld des Jenoptik-Börsengangs wollte man einigen Ballast aus dem einstigen Kombinat VEB Carl Zeiss Jena in diese Beteiligungsgesellschaft übertragen.
Nachdem 1998 aus der inzwischen nach Jena übertragenen MBO International Electronic GmbH und der 4m multi media merchandise management GmbH (Stuttgart) durch Verschmelzung die 4MBO International Electronic AG mit Sitz in Plochingen entstanden war, war die Jenoptik Camera Europe GmbH (Mitarbeiter: 9) ebenso wie ihre britische Tochter Jenoptik Camera UK Ltd. im August 2000 als 100 %ige Tochtergesellschaft von der 4MBO International Electronic AG übernommen worden, deren Aktie am 28. August 2000 erstmals am Neuen Markt der Frankfurter Wertpapierbörse gehandelt wird. Im Geschäftsbericht von 2000 sagte 4MBO von sich: „4MBO hat den Trend konsequent aufgegriffen und bietet dem Fachhandel eine breite Palette an Jenoptik-Digitalkameras – vom Einsteigermodell bis zur hochauflösenden Profikamera.“
Im Juni 2003 erfolgte die Umfirmierung in Jenimage Europe GmbH (100 % 4MBO) (Mitarbeiter: 17). Nach der Insolvenz der 4MBO, deren Markenrechte von Medion übernommen wurden, übernimmt die Concord Camera Corp. im Mai 2004 die Jenimage durch Verschmelzung auf die Concord Camera GmbH, Frechen, und verlegt den Firmensitz nach Jena (25 Mitarbeiter). Concord schließt am 4. Mai 2004 mit dem Kauf aller Anteile der Jenimage Europe GmbH von der insolventen 4MBO zum Preis von 11,25 Millionen Euro einen weltweiten Lizenzvertrag über die Marke Jenoptik und das damalige Firmenlogo der Jenoptik AG ab.
Der mit dem Kauf verbundene Lizenzvertrag sah eine 20jährige Laufzeit für eine exklusive Nutzung des Jenoptik-Markennamens auf „Consumer-Imaging“-Produkten vor; einschließlich analoger, digitaler und Einweg-Kameras, sowie anderer bildgebender Produkte und Zubehörteile vor. Die Kosten der Lizenzierung betrugen 1,5 Millionen Euro. Hierbei handelte es sich nicht um eine einmalige Zahlung zu Beginn der Lizenzierung. Zusätzlich war eine Absatz-bezogene Lizenzgebühr vorgesehen, die 0,5 % des Netto-Verkaufs von Produkten unter der Marke Jenoptik im Laufe der ersten zehn Jahre und 0,6 % für die zweite Periode von zehn Jahren vorsah. Eine Mindestzahlung wurde nicht vereinbart.
Als die Concord Camera Corp. sich mit der Situation im deutschen Handel nicht mehr zurechtfand, zog sich das amerikanische Unternehmen aus Deutschland zurück. Im Juli 2006 wurde zur Fortsetzung des Vertriebs von digitalen Kameras der Marke Jenoptik in Deutschland und Europa die GrandTech GmbH in den angestammten Räumen am Standort Jena gegründet. Die GrandTech GmbH war fortan ein Distributor für Kameras der Marke Jenoptik unter dem 2004 zwischen der Concord Camera Corp. und der Jenoptik AG abgeschlossenen Lizenzvertrag. In Fernost wurden die Kameras von der dortigen GrandTech-Gruppe vertrieben, deren Schwerpunkt eigentlich der Vertrieb von PC-Software ist. Die fernöstliche GrandTech-Gruppe, die zeitweise auch die Seite www.jenoptik-asia.com betrieb, zählt wie der Digitalkompaktkamerahersteller Ability zur Abico Group. In den USA führte die Concord Camera Corp. den Vertrieb der Jenoptik Kameras weiter.
Zum Ende des vergangenen Jahres haben die Aktionäre der Concord Camera Corp. beschlossen, ihr Unternehmen zu liquidieren, da sich kein Käufer für die verbliebenen Aktivitäten fand. Die Liquidation war nicht zeitlich befristet, soll jedoch bis zum Ende des Jahres 2009 abgeschlossen sein.
Mit dem Ende der Concord Camera Corporation dürfte dann auch der Ausflug der Jenoptik in die Gefilde der Endverbraucherkameras beendet werden und die Jenoptik-Kameras Geschichte sein.
(CJ)
Wieder eine undendlich lange Agonie bis zum Exitus und zur
Gruft. Selbst die verwesende, dann die verweste Leiche wurde noch weiter geschoben. Nun ist selbst vom Aas nichts mehr übrig.
Deutschland-Niederlassung (Sinar) liquidiert, vom Mittelformat hat man sich getrennt, Sinar operiert allein von der Schweiz aus. Im ‘Grossformat’ allerdings noch mit etlichen Mitbewerbern, die in dieser Ecke dicht zusammen stehen. Da wird’s nicht mehr lange dauern, bis auch Sinar endgültig den Löffel abgibt.
Firma ungleich Marke
[quote=Gast]Deutschland-Niederlassung (Sinar) liquidiert, vom Mittelformat hat man sich getrennt, Sinar operiert allein von der Schweiz aus. Im ‘Grossformat’ allerdings noch mit etlichen Mitbewerbern, die in dieser Ecke dicht zusammen stehen. Da wird’s nicht mehr lange dauern, bis auch Sinar endgültig den Löffel abgibt.[/quote]Schon gemerkt? Es geht im Text nicht um Sinar. Und auch nur am Rande um die Jenoptik AG.
Es geht um die ehemalige Jenoptik-Tochter „Jenoptik Vierzehnte Verwaltungsgesellschaft“ und den von ihr genutzten Markennamen Jenoptik. Der wanderte halt nach dem schnellen Aus der „Verwaltungsgesellschaft“ durch verschiedene Vertriebsgesellschaften.
Übrigens ist Contax eine Marke von Carl Zeiss. Sinnieren Sie auch über „Leiche“ der Carl-Zeiss-Stiftung, weil die Rechte zur Nutzung der Marke irgendwann bei Kyocera gelandet waren und Kyocera die derzeit nicht nutzt? Ist bei Hyundai-Kia auch bald Schluss mit der Automobilproduktion, wenn DGH keine Hyundai-Kameras mehr vertreibt (die mit Hyundai bis auf die Markenbezeichnung nichts gemein haben)?
Gast schrieb:
Welche
[quote=Gast]Welche Schlüsse lässt das jetzt über Franke&Heidecke sowie Sinar zu? [/quote]
In der Tat keine. Hier wurde ein Distributor von Ramschkameras selbst mehrmals verramscht, bis ihn endgültig niemand mehr haben wollte. Mit Franke & Heidecke und auch mit Sinar hat dies nicht das Geringste zu tun, mit Leica oder gar Hasselbald erst recht nicht.
Lernen kann man höchstens, dass jeder aufpassen sollte, der dem “Cleverle” Lothar Späth etwas abkauft. Als er noch Ministerpräsident von Baden-Württemberg war, da verstand er es, seine Politik glänzend zu verkaufen, bis er im Rahmen der “Traumschiff-Affäre” unterging. Seinem Nachfolger Erwin Teufel blieb die undankbare Aufgabe, die leere Staatskasse zu sanieren und das Vertrauen in die Landespolitik wieder herzustellen. Währenddessen durfte Späth sich als Sanierer der Jenoptik feiern lassen, auf Kosten der Staatskasse des Landes Thüringen. Immerhin hat er es verstanden, den Ramsch der Jenoptik zu rechten Zeit zu verkaufen und so die Kassa wieder zu füllen. Der Staat sanierte sich auf Kosten von Börsenspekulanten – ist doch o.k., oder? Wenn es nur heute auch so einfach ginge!
Ein Musterbeispiel
wie man es schafft ein Unternehmen in den Ruin zu treiben.
Sorry, aber dass bei solchen Vorgängen auch nichts aus Jenoptik/Sinar/Rollei werden konnte ist jetzt mehr als klar. Hier geht es wohl nur darum dass man eine Dummen findet dem man das was man nicht haben will, weil man es nicht Versteht, andrehen kann.
Unternehmer gibt es wohl nicht mehr, nur Beteiligungsgesellschaften und Andere “Geier”.
Danke an die Redaktion für die Arbeit und die Informationen.
Ich sehe allerdings tief Schwarz für die Zukunft was deutsche Firmen im Fotobereich angeht.
es ist unvorstellbar, wie
es ist unvorstellbar, wie man ein nahmhaftes Unternehmen zugrunde ruinieren kann. Aber Hasselblad ist auch schon lange nicht mehr Hasselblad und Leica….und und und
Die Geier sitzen überall, frage mich immer wieder, was produzieren wir eigentlich in 10 Jahren noch in Deutschland. Gibt es dann nur noch Selbstverwaltung. Keiner blickt mehr durch wer wem eigentlich gehört und warum???
Musterbeispiel
Wo genau ist das Musterbeispiel?
Da steht, dass Jenoptik seine Tochter MBO an den neuen Markt gebracht hat, zu der der Kompaktknipsen-Vertrieb gehörte. 4MBO ging – irgendwann nach dem Börsengang – in die Insolvenz. Insolvenz ist nicht gleich Ruin.
Welche Schlüsse lässt das jetzt über Franke&Heidecke sowie Sinar zu?
Schade
wieder eine Marke weniger und wieder Arbeitsplätze in der deutschen Fotoindustrie im A……….
Arbeitsplätze
[quote=Gast]wieder eine Marke weniger und wieder Arbeitsplätze in der deutschen Fotoindustrie im A……….[/quote]Welche deutsche Fotoindustrie?
Es geht um eine Hand voll Arbeitsplätze im Vertrieb. Und noch gibt es die Marke…
Erosion des Markennamens
Was mich an der Stelle allerdings wirklich wundert:
Die Jenoptik AG – wohlgemerkt eein multimillionen Unternehmen, nimmt es gedankenlos einfach hin wenn ein quasi namensgleiches Unternehmen (für Außenstehende m.e.a nicht verständlich) die Liquidation ankündigt ? Hätten die Späth Mannen da nicht einmal die portokasse der Jenoptikkantine plündern können und der liquidierten gesellschaft die Namensrechte für…10000 € oder was auch immer abkaufen können ?
Allein die verblödelte zeit am Servicetelefon wo Mitarbeiter anrufenden Kunden erklären müssen dass das nicht sie sind sondern diese namensgeliche Vertriebsklitsche müsste dohc hochgerechnet schon mehr kosten als so ein Peanutsbetrag……..
Kopfschüttel……