Foto Achim KäfleinMit dem Wandel von der analogen Aufnahme zur digitalen änderte sich auch die Archivierung der Bilder. Umfangreiche Bildarchive, die als Dia Regale füllten, finden sich heute auf Festplatten wieder, die inzwischen selten größer als ein ordentliches Wörterbuch sind. Der schnelle Zugriff auf die Bilddaten und der geringe für die Speicherung benötigte Raum sind so deutliche Vorteile, dass die Frage der langfristigen Sicherung der Bilder vielfach in den Hintergrund gedrängt wird:

In der Folge des Berichts zur Sicherungsverfilmung, der schwerpunktmäßig die analoge Schwarzweiß-Mikroverfilmung thematisiert hatte, geht es in diesem Beitrag um die Langzeitarchivierung digitaler Archive mit Farbaufnahmen.

Wo früher ganze Schrankwände mit Dia-Archiven in Journal-Kassetten gefüllt wurden, übernimmt heute eine Festplatte diese Aufgabe, sinnvoller Weise ergänzt um eine weitere Festplatte zur Datensicherung. Um digitale Archive zu erhalten, muss man sie in regelmäßigen Abständen auf ein neues Medium kopieren und die Kopie hinsichtlich ihrer Fehlerfreiheit überprüfen. Denn magnetische Laufwerke halten die Daten nur wenige Jahre und sind auch nicht vollständig fehlerfrei – mancher Konstruktionsfehler tritt erst nach längerer Zeit zutage. Wer in den 1990er Jahren seine Daten auf Zip-Laufwerken gespeichert hatte, kann sich vielleicht noch an den berüchtigten „Click of Death“ dieser Laufwerke erinnern.

Die Kosten für die kontinuierlichen Sicherungsmaßnahmen und die damit direkt verbundene Datenmigration lassen sich auf längere Sicht kaum kalkulieren und so besteht das Risiko, dass die Sicherung zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr weitergeführt wird und die Bilddaten veralten und schließlich verloren gehen. Sehr anschaulich wird dies von Jonas Palm vom schwedischen Nationalarchiv in seiner Abhandlung unter dem Titel „The Digital Black Hole“ ausgeführt.

Da die Kosten für Festplattenspeicher immer noch fallen, erscheinen die Speicherkosten fast schon vernachlässigbar. Dabei wird gerne übersehen, dass sich die Größe der zu speichernden Dateien aufgrund der höheren Auflösung der Sensoren laufend vergrößert hat. Übersehen wird vielfach auch, dass die Kosten für die digitale Speicherung sich nicht auf das digitale Speichermedium beschränken. So wird zur Nutzung des gespeicherten Materials eine durchaus umfangreiche Infrastruktur aus Rechner, Monitor, Drucker benötigt, die ebenfalls regelmäßig gegen aktuelle Modelle ausgetauscht werden müssen. Nicht zu vergessen ist auch, dass permanent entsprechend geschultes Bedienungspersonal benötigt wird. Zudem erhöht sich der laufende Betriebsaufwand bei der dynamischen digitalen Archivierung schleichend mit jeder hinzukommenden Datei.

Vielfach werden die Kosten für den Aufbau eines digitalen Archivs aus Projektmitteln finanziert. Projekte haben allerdings die Eigenschaft, dass sie einen Anfang und üblicherweise auch ein Ende haben. Die digitale Archivierung ist jedoch ein Prozess, der so lange weitergeführt werden muss, wie ein Erhalt der Daten für wichtig erachtet wird. Ob kommende Generationen dem vorgefundenen Archiv noch die bei der Erstellung zugemessene Bedeutung beimessen werden und die Kosten für den Erhalt einer „Black Box“ weiter aufbringen wollen, darf zumindest in Frage gestellt werden. Die digitale Version der Bildarchivierung eignet sich ganz offensichtlich nicht für eine langfristige sichere Archivierung von Bildbeständen.

Für die tägliche Arbeit führt heute praktisch kein Weg an der digitalen Technik mehr vorbei. In vielen Fällen lässt schon die für die Auftragsabwicklung zur Verfügung stehende Zeitspanne kaum eine Alternative zum voll-digitalen Workflow. Für eine langfristige Sicherung der Bildarchive kommt seit geraumer Zeit die Ausbelichtung auf Film wieder in die Diskussion. Gerade unter dem Aspekt der Kostenentwicklung gewinnt die statisch-analoge Archivierung an Bedeutung, bei welcher der Aufwand für die Archivierung in der Hauptsache mit der Einrichtung entsteht, und die Ergänzung um zusätzliche Einheiten sich weitgehend auf den einmaligen Aufwand der Erstellung und Ablage beschränkt, aber nicht die laufenden Betriebskosten in der Weise erhöht, wie dies bei der dynamisch-digitalen Speicherung geschieht.

Für eine Ausbelichtung der digitalen Bilddateien konnte man auf Erfahrungen aus den 1990er Jahren zurückgreifen, als zur Zeit des Umbruchs von analogen zu digitalen Technologien Filmbelichter den Übergang zwischen den Systemen ermöglichten. Allein, es gibt heute keinen Hersteller mehr, der noch Filmbelichter für die Ausbelichtung von digitalen Daten produziert. Filmbelichter waren in den 1990er Jahren aktuell, als man am PC erstelle Businessgrafiken in Vorträgen präsentieren wollte und Beamer, wie sie damals etwa von Barco angeboten wurden, noch in der Preisklasse über 250.000 DM lagen. Die Ausbelichtung von digitalen Fotos war im direkten Vergleich zu analogen Dias eher selten ein Erfolgserlebnis. Zwar konnte man mit einer digitalen Polaroid PDC 2000 und ihren 1 Megapixel durchaus brauchbare Ergebnisse erzielen, doch stand der Preis dieser Kamera einer größeren Verbreitung im Wege. Dies galt erst recht für die digitalen SLR-Kameras, die damals von Kodak angeboten wurden und den Preis eines Kleinwagens deutlich überschritten. Als die digitale Kameratechnik dann um 2003 in Regionen kam, die für einen größeren Anwenderkreis bezahlbar wurde, war die Zeit der Filmbelichter schon zu Ende gegangen. Die Technik ist heute weitgehend ausgestorben.

Daher gab es in den letzten Jahren nur noch wenige Möglichkeiten, digitale Bilder auf Diafilm auszubelichten. Einer der letzten, in Deutschland vielleicht sogar der letzte, Mohikaner im Bereich der Filmbelichtung ist Dr. Krüger in Berlin, der Diaausbelichtungen als Dienstleitung anbietet. Noch werden die für die Ausbelichtung notwendigen Druckertreiber an die aktuellen Betriebssysteme angepasst. Da sich der Bestand an Belichtern jedoch aufgrund altersbedingten Verschleißes weiter lichten wird, ist abzusehen, dass die Treiberpflege früher oder später auslaufen wird.

Ein weiteres Problem besteht darin, dass die Ausbelichtung auf konventionellen Diafilm zwar den Systemübergang zwischen digital und analog ermöglicht, dass es mit der Haltbarkeit von gewöhnlichen Diafilmen aber auch nicht so optimal bestellt ist, wie man bei der Sichtung alter Diafilm-Archive schnell feststellen kann.
 

Foto Achim Käflein

Copyright Achim Käflein

 
Mit dem Ilfochrom Micrographic (früher Cibachome Micrographic) gibt es jedoch schon seit vielen Jahren ein Filmmaterial, für das der Hersteller Ilford Imaging eine Haltbarkeit von über 500 Jahren angibt. Der auf einem Polyesterträger aufgebaute Ilford Micrographic Film ist ein direktpositiver Farbfilm auf der Grundlage des Silberfarbbleichverfahrens. Der auf Kunstlicht abgestimmte Film bietet laut Hersteller eine Auflösung von 320 Linien/mm. Er wird in zwei Typen (M und P) gefertigt: Der Hochkontrastfilm M wird vorwiegend für Masterfilme genutzt und der Typ P mit einem etwas geringeren Kontrastwert wird bei der Herstellung von durchsichtigen Originalen oder als Vervielfältigungsfilm eingesetzt.

Foto des Arrilasers von Arri

So groß die Vorteile dieses Filmmaterials hinsichtlich der Haltbarkeit sind, zwei Hemmnisse sorgten bislang dafür, dass sich sein Einsatz in engen Grenzen hält: Er wird im eignen Prozess P-5 entwickelt, und er verfügt über eine Empfindlichkeit in der Größenordnung von ISO 0,63/1°. Belichtet wird dieser Film heute zumeist mit Laserbelichtern. Der mit über 250 Installationen wohl am weitesten verbreitete Laserbelichter ist der von Arri und dem Fraunhofer Institut für physikalische Messtechnik (IPM) in Freiburg entwickelte Arrilaser (links im Bild) zur Ausbelichtung von Kinofilmen mit dem Bildformat 18×24 mm auf perforiertem 35-mm-Farbfilm.

Aus dem Bereich der Bibliotheken und Archive, die seit vielen Jahren ihre Originale auf Schwarzweiß-Mikrofilm verfilmen, kam in der Folge der Wunsch nicht nur die reinen Textinhalte, sondern auch die Farbinformationen langfristig zu archivieren, so dass bei einem Totalverlust des Originals eine möglichst originalgetreue Rekonstruktion möglich ist. Für diesen Zweck wurde am Fraunhofer IPM im Arche Projekt die Laserbelichtungstechnik weiter entwickelt. Als Ergebnis diese Projektes steht inzwischen der ArchiveLaser zum Ausbelichten digitaler Bilddaten auf Farbmikrofilm zur Verfügung.
 

Technische Daten des ArchiveLasers
Filmmaterial 35 mm unperforiert
Bildrahmen 32 mm x 45 mm
Anzahl Bildpunkte 10.666×15.000 mit 8/16 bit pro Farbe
Belichtungszeit 45 Sekunden pro Bildrahmen
Filmrolle in Kassette bis 600 m

 
Der optische Aufbau des Belichters besteht aus Festkörperlasern (rot, grün, blau), Modulatoren, luftgelagertem Drehscanner und hochwertigem Abbildungsobjektiv.
 

Foto Achim Käflein

Foto oben und rechts unten: ArchiveLaser; Copyright Achim Käflein

 
Pro Zeile werden nach den vorliegenden Unterlagen über 10.666 Bildpunkte in den drei Farben Rot, Grün und Blau auf den Film ausbelichtet. Ein Drehscanner bewegt die Laserstrahlen dabei senkrecht zum Film und belichtet jeweils eine Zeile. Durch langsamen Vorschub des Films wird schrittweise Zeile für Zeile belichtet, so dass in 45 Sekunden ein Bild, bestehend aus 15.000 Zeilen, ausbelichtet ist. Die Toleranz im Zeilenabstand des Bildes wird mit max. 10 nm angegeben. Mit einer zusätzlichen Kalibrierung soll eine gleichbleibende Qualität und Farbtreue des ausbelichteten Filmmaterials sichergestellt werden.

Bislang werden die ausbelichteten Aufnahmen bei Bedarf über einen hochwertigen Scanner re-digitalisiert. Inwieweit sie sich auch über analoge Vergrößerersysteme konventionell ausarbeiten lassen, wird derzeit noch untersucht.

Foto Achim Käflein

Für eine Ausbelichtung von digitalen Fotos kann das Format des Bildrahmens auch auf das Kleinbildformat 24×36 mm umgerüstet werden. Damit kann eine konventionelle Weiterverarbeitung und Rahmung zum Einfügen in eine Diaarchiv-System ermöglicht werden. Geeignet für die Rahmung sind aufgrund der fehlenden Perforation nur Rähmchen, die, wie z.B. die Rahmen von GEPE, über ein Klemmung des Dias in der Metallmaske verfügen. Diarähmchen mit Nocken für die Perforation lassen sich nicht einsetzen, da der ArchiveLaser nur unperforierten Film verarbeiten kann. Grund für diese Einschränkung ist die Ansaugung, die eine Optimierung der Planlage des Films bei der Belichtung ermöglichen soll.

Ein Vorteil des Mikrofilms, der in manchen Fällen neben der langen Haltbarkeit auch relevant sein kann, ist die gegenüber digitalen Speichermedien höhere Manipulationssicherheit. Ein Mikrofilm kann praktisch nicht gefälscht oder manipuliert werden. Dies gilt insbesondere, wenn der Film in der Rolle „am Stück“ eingelagert wird. Damit lässt sich die Information, die auf dem Film gespeichert ist, unveränderbar und revisionssicher archivieren.

Ein kleiner Wermutstropfen bei der Langzeitarchivierung auf Farbmikrofilm bleibt auf absehbare Zeit: Der Preis des ArchiveLasers dürfte mit ca. 500.000 Euro das Budget der meisten Anwender übersteigen. Da sich eine derartige Investition nur lohnt, wenn das Gerät eine hohe Auslastung erreicht, werden Laserbelichter in erster Linie bei spezialisierten Dienstleistern zum Einsatz kommen, die für einen entsprechenden Durchsatz sorgen können.

(CJ)