Olympus‘ DSLR-Entwicklungschef Akira Watanabe hat öffentlich kundgetan, dass man bei 20 Megapixeln (stehen) bleiben wolle und sich lieber um die restliche Fotoqualität wie Kontrastumfang und Farbwiedergabe kümmere – denn 20 Megapixel, das sei für die meisten (Amateure) doch völlig ausreichend:

Wie cnet news von der PMA berichtete, glaubt Akira Watanabe von Olympus‘ Entwicklungsabteilung für Spiegelreflexkameras, dass 20 Megapixel fürs Four-Thirds-System und die E-Modelle völlig ausreichend sind.

Akira Watanabe; Foto Olympus

(Einschub: In den meisten Berichten, die sich auf das Interview beziehen, ist von „12 Megapixeln“ die Rede – das war aber entweder ein Verständnisfehler der Fragenden, weil Watanabe – links im Bild – bei der 4/3-Systementwicklung vor Jahren mal glaubte, 12 Megapixel seien genug, oder aber ihm erschien der Wert dann doch ein wenig niedrig – wie dem auch sein, er bat um Korrektur im Interview: Watanabe bzw. Olympus sieht jetzt also bei 20 Megapixeln die vernünftige Obergrenze fürs E-System.)

Foto der E-3 von Olympus

Man wolle nicht am Megapixelrennen teilnehmen, so Watanabe, sondern sich lieber um Kontrastumfang, Farbwiedergabe und Empfindlichkeit kümmern. Zwar sei es einfach, die Zahl der Megapixel hochzutreiben, und den Wert verstünden die Menschen auch auf Anhieb, doch höhere Packungsdichte könne auch mehr Rauschen und geringeren Kontrastumfang bedeuten. Und selbst die Kameras von gestern hatten ja genug Pixel, um 20×25-Abzüge zu erstellen – größere Formate nutzten nur wenige.

Wer mehr als 20 Megapixel wolle oder brauche, der solle sich dem Vollformat zuwenden, so Watanabe weiter. (Vollformat meint hier offensichtlich 24×36 mm – gegenüber dem „Viertelformat“ 13,5×18 mm von Four Thirds.)

Watanabe nähert sich damit in seiner Argumentation der praktisch sinnvollen Auflösungsgrenze des Four-Thirds-Systems: Schon vor geraumer Zeit proklamierte das Testlabor Image Engineering, dass 6 Megapixel für Digitalkompakte genug seien bzw. dass ganz grundsätzlich angesichts aktueller Sensorentechnik eine Pixelgröße von 3 µm (0,003 mm) tunlichst nicht unterschritten werde, weil sonst die Nachteile (Rauschen, mangelnde Abbildungsqualität der Objektive) die Vorteile (Auflösungszuwachs) konterkarieren, will heißen, höhere Nennwerte resultieren in sichtlich schlechterer Bildqualität. Damit ergibt sich für verschiedene Sensoren folgende maximal sinnvolle Megapixelanzahl und das dann erzielbare Ausgabeformat:
 

Sensor-Nenngröße Abmessungen (mm) Megapixel (max. sinnvoll) max. Ausgabegröße (in cm bei 300 dpi, gerundet)
1/2,5“ 4,3×5,8 2,8 13×18
1/1,8“ 5,3×7,2 4,2 15×20
2/3“ 6,6×8,8 6,5 20×25
4/3“ 13,5×18 27 38×50
APS-C 15×22 36,5 42×62
Kleinbild 24×36 96 68×101
Mittelformat 40×54 240 112×152

 
Wobei wir hier von Strukturen reden, die deutlich kleiner sind als der Durchmesser eines menschlichen Haares (das hat ca. 70 µm), und die bei den genannten Werten ein Auflösungsvermögen des Objektivs von gut 160 Lp/mm voraussetzen. Für viele Kit- und auch manch andere Zoomobjektive (preiswert, aber nicht die allerbesten) ist nur von Vorteil, wenn die Strukturen auf den Chips so klein nicht sind.

Zurück zu Olympus. Herr Watanabe sagt damit also, dass fürs E-System eine Ausgabegröße von um DIN A3 (bei 20 Megapixeln) auch in Zukunft völlig ausreichen wird. Das ist eine ganze Menge, denn grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass ein Foto, das in bester Qualität auf 20×25 cm ausgegeben werden kann, auch allen anderen – größeren – Formaten locker standhält, weil sich mit dem Größenzuwachs auch der Betrachtungsabstand (= ca. Diagonale des Formats) erhöht und das menschliche Auge nicht unbegrenzt auflösungsfähig ist (will heißen, das A3-Bild wirkt aus 40 cm Entfernung genauso scharf wie das A4-Bild aus 30 cm).

Bedenkt man jetzt noch, dass sich die meisten Fachleute einig darin sind, dass digitale Spiegelreflexkameras um 10-12 Megapixel das analoge Kleinbildformat auch bei höchsten Auflösungs-Ansprüchen mindestens erreichen, wenn nicht übertreffen, dann reden wir hier von einer „doppelt so guten Kamera“ wie zu analogen Kleinbild-Zeiten. (Für „normale“ Foto-Anforderungen bzw. für Kompaktknipser genügen gar 6 Megapixel, wie wir wissen.)

Technisch reicht das also, keine Frage. Bleibt nur die Frage, ob die Kamerakäufer das auch so sehen. Bei den Digitalkompakten jedenfalls deutet nichts darauf hin.

(thoMas)
 

Nachtrag (9.3.2009; 18:00 Uhr): Zu dem Artikel – im Besonderen zum „Einschub“ oben – erreicht uns soeben folgende Stellungnahme von Olympus:

„Olympus legt Wert auf die Feststellung, dass Herr Watanabe diese Aussage so nicht getätigt hat (s. engl. Originalinterview). Akira Watanabe hat lediglich zum Ausdruck gebracht, dass 12 Megapixel genug sind für die meisten Applikationen. Darin stimmt Olympus mit der Meinung digital-erfahrener Drucker und Labore überein. Wenn jemand mehr als 20 Megapixel haben möchte, bietet sich hier der Wechsel zu größeren Sensorformaten an.

Zudem hat Herr Watanabe deutlich zum Ausdruck gebracht, dass eine extrem hohe Megapixel-Zahl wenig Sinn im Hinblick auf die Bildqualität macht, wenn die Peripherie-Faktoren wie Objektive und Prozessoren nicht ebenfalls in der Lage sind, diese aufzulösen bzw. zu verarbeiten. Olympus sieht es daher als notwendig an, bevor man sich an einem weiteren Rennen um Megapixel beteiligt, die Qualität der anderen bildbestimmenden Komponenten zu verbessern. Hierdurch fällt der Gewinn an Bildqualität für den Kunden eindeutig größer aus, als durch eine größere Auflösung des Sensors.

Über eine „vernünftige Obergrenze“ des E-Systems oder eines anderen SLR-Konzeptes hat sich Herr Watanabe nicht geäußert.“