Die sehbehinderte MIT-Mitarbeiterin Elizabeth Goldring hat mit Kollegen am Massachusetts Institute of Technology (MIT) eine „Sehmaschine“ entwickelt, mit deren Hilfe sie selbst Fotos aufnehmen und betrachten kann:

Dazu projiziert das Gerät ein feines Lichtbündel mit der Bildinformation direkt auf die Netzhaut. Technologisches Vorbild ist mit dem Scanning-Laser-Ophthalmoskop (SLO) ein massives Diagnostik-Gerät, das etwa 100.000 Dollar kostet. Im Laufe der Jahre hat das MIT-Team seine Entwicklung aber mithilfe moderner Komponenten portabel gemacht und auch die Kosten deutlich reduziert. „Wir können es für weniger als 500 Dollar herstellen“, sagt Goldring.
 

Elizabeth Goldring mit der von ihr entwickelten Kamera. Foto Donna Coveney

Elizabeth Goldring mit der von ihr entwickelten Kamera. Foto: Donna Coveney.

 
Den Anstoß für die vor über 20 Jahren begonnene Entwicklung gab eine optometrische Untersuchung. Mithilfe eines SLOs wurde ein einfaches Bild direkt auf die Retina eines Auges projiziert, vorbei an Blutungen, die für Goldrings Blindheit maßgeblich sind. Dabei konnte Goldring nicht nur das Test-Bild, sondern in weiterer Folge einen einfachen Schriftzug sehen. Die über die Jahrzehnte immer weiter entwickelte Sehmaschine funktioniert nach dem gleichen Projektions-Prinzip. Der im Diagnosegerät genutzte Laser wird dabei aber durch moderne LEDs ersetzt. Sie sind ebenfalls eine intensive Lichtquelle, jedoch wesentlich billiger. Das trägt zur deutlichen Kostenreduktion gegenüber dem medizinischen Standgerät bei.

Ebenfalls ein wichtiger Faktor für die günstige Verwirklichung der Sehmaschine ist, dass die erforderlichen Komponenten leicht zu bekommen sind. „Alles, was darin steckt, wird bereits für andere Zwecke in Masse gefertigt“, erklärt der MIT-Doktorand Brandon Taylor. Das fertige Gerät hat etwa 12,5 Zentimeter Seitenlänge und ist auf einem flexiblen Stativ befestigt. Darauf sitzt die Digitalkamera, deren Daten an ein LCD-Display mit LED-Beleuchtung weitergegeben werden. Dessen Anzeige wiederum liefert den Datenstrom, der direkt ins Auge geleitet wird. „Das hat nichts mit Vergrößerung zu tun. Es funktioniert, weil die Daten in einem winzigen Lichtpunkt gebündelt werden“, betont Quinn Smithwick, ein an der aktuellen Entwicklung beteiligter Mitarbeiter. Nun soll das MIT-Gerät weiteren Praxistests unterzogen werden und langfristig hofft Goldring, die Lösung möglichst vielen Betroffenen zugänglich zu machen.

Obwohl jede Bildquelle wie Videokamera oder Computer an das Gerät angeschlossen werden kann, bevorzugt Goldring die Kamera. Durch das Fotografieren „kann sich mein blindes Auge visuell ausdrücken und das ist was wert, denke ich“.

(pte / Thomas Pichler)