Mit dem Ektar 100 stellte Kodak, einigermaßen überraschend, kurz vor der photokina 2008 einen ziemlich erstaunlichen Farbnegativfilm vor. Allein die Bezeichnung „Ektar“ weckt hohe Erwartungen, stand der Name doch einst für eine Filmfamilie, die extreme Schärfe und kräftige Farben garantierte. Ob das der neue Ektar auch tut? Wir haben belichtet, entwickelt, verglichen:
Seit Mitte August hatte ich die Gelegenheit, den neuen Film ausgiebig auszuprobieren und ihn mit verschiedenen anderen Filmen zu vergleichen. Obwohl der neue Ektar 100 technisch außer dem Namen nur wenig gemein mit seinem längst eingestellten Namensvetter hat, so wird er doch – soviel sei an dieser Stelle schon verraten – hinsichtlich dem Auflösungsvermögen und der Feinkörnigkeit den Erwartungen in vollem Umfang gerecht.
Die Fotografen profitieren in diesem Fall von der Kinofilmindustrie. Dort wird zwar zunehmend auch digital gedreht, gleichwohl spielt die Aufzeichnung auf Farbnegativmaterial, besonders bei anspruchsvollen Spielfilmproduktionen, immer noch eine bedeutende Rolle und so wird in diesem Bereich nach wie vor – wenn auch nicht mehr so intensiv und grundlegend wie einst – an der Weiterentwicklung und Optimierung von Emulsionen gearbeitet.
Der Ektar 100 soll besonders satte Farben und das feinste Korn aller derzeit am Markt befindlichen Farbnegativfilme haben. Zudem soll er sich besonders gut zum Scannen eignen – alles Eigenschaften, die anspruchsvolle „Film-Fotografen“ aufhorchen lassen. In der Praxis zeigt der Neue dann auch tatsächlich, dass er insbesondere in einem hybriden Arbeitsfluss – das heißt, auf Film fotografieren und anschließend mittels Scanner digitalisieren – erstaunliche Ergebnisse liefern kann. Die Farben sind frisch, satt, extrem fein differenziert und wirken dennoch sehr natürlich. Die recht hohe Farbsättigung führt selbst bei sehr farbenfrohen Motiven nur in Extremfällen zu einer unschönen Übersättigung. Auch mit hohen Motivkontrasten kommt der Film gut zurecht und stellt diesbezüglich Diafilme buchstäblich in den Schatten.
Farbnegativfilme – obwohl theoretisch eigentlich deutlich feinkörniger als Diafilme – wirken beim Scannen mit den üblichen Diascannern oft recht körnig. Dass sich das deutlich gebessert hat, zeigte mir die Arbeit mit den neuen, Anfang des Jahres vorgestellten 400-ASA-Portra-Emulsionen und auch der Ektar 100 liefert überzeugende Resultate beim Scannen, die sogar noch deutlich feinkörniger erscheinen als das, was sich selbst mit den ebenfalls sehr feinkörnigen 160-ASA-Portras erzielen lässt. Optimale Belichtung – was beim Ektar meist eine Belichtungskorrektur von +1/3 bis + 1/2 LW bedeutet – und gute Optiken vorausgesetzt, lassen sich hochauflösende Scans (4.000 bis 5.400 ppi) aus guten Filmscannern ohne weiteres zu Farbabzügen von 40×60 cm oder noch größer verarbeiten.
Dia oder Negativ
Fotografen, die nach wie vor die unübertroffene Brillanz und Leuchtkraft des projizierten Dias schätzen, allenfalls selten mal einen Farbabzug erstellen möchten, nicht über einen leistungsfähigen Scanner verfügen und auch nicht vorhaben, sich mit der Digitalisierung von Filmmaterial auseinander zusetzen, werden ungeachtet der positiven Eigenschaften des neuen Ektar auch künftig ausschließlich Diafilme einsetzen. Auch wer seine Bilder weniger häufig oder gar nicht projiziert, sie aber zum Beispiel Agenturen oder Verlagen anbietet, ist mit Diafilmen gut bedient, zumindest solange die potenzielle Kundschaft noch Dias akzeptiert. Da Farbnegativfilme zudem, anders als Diafilme, die ja projektionstauglich sein und daher den Rahmungsprozess und die Projektion einigermaßen unbeschadet überstehen müssen, auf einem mechanisch weniger robusten Trägermaterial aufgebracht werden, sind sie empfindlicher, werden also leichter zerkratzt. Man sollte sie daher besonders vorsichtig handhaben, Staub beispielsweise nicht abwischen, sondern wegblasen und die Filmstreifen stets sicher in Azetat- oder Pergaminhüllen aufbewahren.
Der Ektar 100 macht diesbezüglich keine Ausnahme und man tut daher gut daran, die Filmstreifen mit größter Sorgfalt und Vorsicht zu behandeln. Zwar beseitigen die meisten aktuellen Filmscanner Staub und Kratzer ohne nennenswerten Qualitätsverlust, gleichwohl scheitern sie bei manchen Störungen doch und abgesehen davon schlägt sich die automatische Staub- und Kratzer-Korrektur in der Regel in einer deutlichen Verlängerung der Scanzeiten nieder.
Abgesehen von der höheren mechanischen Empfindlichkeit, lässt sich der Ektar 100 jedoch sehr gut scannen und steht den meisten 100-ASA-Diafilmen hinsichtlich der Körnigkeit allenfalls geringfügig nach. Für den Ektar aber spricht das sehr gute Kontrastbewältigungsvermögen und die ungewöhnlich gute Differenzierung auch feinster Farbnuancen. Auch der Belichtungsspielraum des Ektar ist, wiederum typisch für die meisten Farbnegativfilme, recht groß. Unter- und Überbelichtungen um eine Blendenstufe verkraftet der Film ohne größere Qualitätseinbußen. Allerdings gilt in der Regel, dass eine etwas reichlichere Belichtung die Qualität eher erhöht und die Körnigkeit noch weiter reduziert. Hierin ähneln Farbnegativfilme dann den digitalen Sensoren, die auch erst bei reichlicher (nicht Über-) Belichtung ihr Leistungsoptimum zeigen.
Die Farbwiedergabe des Ektar ist zwar etwas warm, im Vergleich zu den beliebten 100-ASA-Diafilmen wie dem Fujichrome Sensia 100 und dem Kodak Elite Chrome 100 Extra Colour jedoch sichtbar kühler, mit deutlich weniger Gelbanteilen. Der Ektar liefert gegenüber den zum Vergleich herangezogenen Diafilmen einen etwas besseren Schärfeeindruck und bietet sich so aufgrund der Gesamtleistung für die Fotografen als Allroundmaterial an, die nicht projizieren, jedoch selbst scannen. Dabei überwiegen meines Erachtens die Vorteile hinsichtlich Kontrastbewältigung und Farbdifferenzierung den Nachteil des etwas deutlicher in Erscheinung tretenden Korns eindeutig. Nachteile des Farbnegativmaterials allgemein sind die schwierige bis unmögliche Beurteilbarkeit des Negatives hinsichtlich der Farbgebung. Erst nach dem Scannen sind die Farben erkennbar.
Farbnegativfilme im Vergleich
Der Ektar 100 soll bei Kodak den Elite Color 200 ersetzen. Dabei wird zwar ein 100-ASA- durch einen 200-ASA-Film ersetzt, insgesamt aber ist der Qualitätsgewinn erheblich. Im direkten Vergleich feineres Korn, klarere, besser differenzierte und kräftigere Farben und höhere Schärfe sind gute Argumente für den Ektar. Wer die höhere Empfindlichkeit benötigt, findet in den aktuellen 400- oder 800-ASA-Emulsionen von Fujifilm und Kodak gute Alternativen für schwierige Lichtsituationen. Andererseits kann man den Ektar mit meist durchaus vertretbaren Einbußen auch als 200-ASA-Film einsetzen. Insbesondere, wer seine Bilder im Labor abziehen lässt, wird kaum Unterschiede zu einer 100-ASA-Belichtung feststellen. Die machen sich dann bemerkbar, wenn man den Film scannt und – beispielsweise für besonders großformatige Ausdrucke – wirklich alle Qualitätsreserven mobilisieren möchte. Im direkten Vergleich zum Portra 160 VC beispielsweise, der ebenfalls kräftige Farben liefert, wirkt der Ektar geringfügig wärmer und die Farben sind noch stärker gesättigt.
Das Korn des Ektar ist im Vergleich zum vor zwei Jahren vorgestellten, keinesfalls grobkörnigen Portra 160 VC noch einmal deutlich feiner. In diesem Zusammenhang kann man nur bedauern, dass Kodak den Ektar 100 vorerst nur als Kleinbild-Version ausliefern wird. Dieses Material würde analogen Mittel- und Großformatfotografen, insbesondere im Bereich der Outdoor- und Landschaftsfotografie, einen echten Qualitätsgewinn bescheren und wäre eine sehr bedenkenswerte Alternative zum ebenso geliebten wie gehassten Velvia 50.
Nach dem Auslösen
Einer der bedeutendsten Gründe gegen die Verwendung von Film liegt im der Aufnahme nachgeordneten Schritt der Entwicklung. Zwar quengeln die Digitalfotografen regelmäßig über den hohen Zeitaufwand, den die Aufbereitung der Bilddaten erfordert, allerdings sorgen hier moderne Programme wie Lightroom, Aperture oder auch Capture One 4 und Bibble neben immer schneller werdenden Rechnern für deutliche Entspannung. Der wichtigste Unterschied zu Filmfotografen aber ist, dass die digitalen Kollegen den kompletten Arbeitsfluss selbst in der Hand haben. Über Wohl und Wehe ihrer Bilddaten entscheiden sie (und ihr Können am Computer) selbst.
Filmfotografen müssen die Essenz ihres Schaffens in der Regel erst mal in fremde Hände geben und das hat mitunter wenig erfreuliche Konsequenzen. Zum einen können Filme auf Post- und sonstigen Wegen verschwinden – der Supergau. Zum anderen können fehlerhafte oder ungenügend gereinigte und gewartete Maschinen die Filme zerstören oder zumindest beschädigen – besser als Totalverlust, aber mindestens sehr ärgerlich.
Bedauerlicherweise lässt sich im Zuge des unzweifelhaft geringer werdenden Filmverbrauchs insbesondere bei der Verarbeitung von Diafilmen eine merkliche Senkung der Verarbeitungsqualität beobachten. Farbnegativfilme scheinen davon, aufgrund des traditionell höheren Verarbeitungsvolumens, weniger stark betroffen zu sein. Diafilme sollte man daher eigentlich nur noch in kompetenten Fachlabors entwickeln lassen und eine solche Vorzugsbehandlung schadet den Farbnegativfilmen natürlich auch nicht. Insofern wird analoges Fotografieren auf mittlere Sicht eher teurer, auch wenn das Preisniveau der Filme bislang nur vergleichsweise moderat stieg.
Wenig Freude kommt oft auch auf, wenn man Farbabzüge direkt vom Negativ erstellen lässt. Die Leistung der vielen kleinen Sofortlabors unterliegt beträchtlichen Schwankungen. So war beispielsweise von den leuchtenden Farben des Ektar 100 nur wenig zu sehen, nachdem ich mir im Bildershop im Einkaufszentrum zur Probe ein paar 20×30 Prints direkt vom Negativ erstellen ließ. Ganz anders sah das aus, als ich das Negativ gescannt und optimal aufbereitet als Datei abgab, mit der Bitte, keine Bearbeitung vorzunehmen.
Sicher gibt es Labors, die auf Anhieb mehr aus einem Negativ herausholen, dennoch neige ich zur Ansicht, dass die wirklich guten Labors eher selten sind.
Analoger Film in digitaler Dunkelkammer
Hat man dann seine entwickelten Filmstreifen vorliegen, folgt die Digitalisierung, die, möchte man das Qualitätspotenzial ausschöpfen, bevorzugt mit einem guten Filmscanner zu Hause erfolgt. Natürlich muss man nicht jedes Bild einscannen. Stringente Auswahl der wirklich besten Aufnahmen macht sich hier besonders bezahlt, denn man spart dadurch viel Zeit. Idealerweise scannt man mit maximaler, das heißt 16 Bit, Farbtiefe. Diese Bilddaten bearbeite ich dann in Photoshop Lightroom weiter und dabei stehen mir praktisch die gleichen Entwicklungsparameter zur Verfügung, wie ich sie von digitalen Aufnahmen gewohnt bin. Ich kann den Weißabgleich optimieren (spare mir dadurch auch in der analogen Fotografie die umständliche Verwendung von Farbkorrekturfiltern), kann Rauschen entfernen (die Ergebnisse der Scans werden oft klarer und besser, wenn man das Farbrauschen behutsam entfernt), die Belichtung verbessern, und die Tonwerte meinen Vorstellungen entsprechend anpassen – und das alles qualitätsverlustfrei, da Lightroom die eigentlichen Bilddaten nicht antastet, sondern lediglich die vorgenommenen Einstellungen protokolliert und diese erst beim Export in die dann erzeugte Datei hineinschreibt.
Fazit
Analoge Fotografie hat durchaus noch ihre Vorzüge und mit Filmen wie dem neuen Ektar (hoffentlich bald auch als Rollfilm!) bieten sich Farbnegativfilme als interessante Alternative zu den bei Profis und ambitionierten Amateuren nach wie vor beliebteren Diafilmen an.
Analoge Bilder sehen einfach anders aus als digitale und wer sensibel genug ist, dies zu bemerken, der wird auch weiterhin zumindest gelegentlich einen Film in die analoge Kamera legen und dann die etwas anderen Bilder machen.
Ein kritischer Punkt der analogen Fotografie liegt in der Abhängigkeit von einem Dienstleister, dem Fotolabor. Anspruchsvolle Fotografen werden daher kaum umhin kommen, sich ein kompetentes Fachlabor ihres Vertrauens zu suchen. Das kostet sicher ein paar Euro mehr, aber angesichts der Kosten und Mühen, die zu guten Bildern führen und der oft beträchtlichen Investitionen in die bestmögliche Ausrüstung, erscheint es widersinnig, genau dann zu sparen, wenn es darum geht, die Früchte der Arbeit zu ernten.
„Die Zukunft ist analog“ postulierte selbstbewusst die Lomographische Gesellschaft anlässlich ihres vielbeachteten Auftritts auf der photokina. Ganz so euphorisch muss man das sicher nicht sehen, aber ganz so tot, wie lange Zeit vorausgesagt, ist die analoge Fotografie eben auch nicht.
Wir sind sicher noch weit davon entfernt, den letzten Film zu belichten. Begreifen wir die vorhandenen Unterschiede zwischen analogen und digitalen Bildern als willkommene Erweiterung der Möglichkeiten. Nicht „entweder – oder“, sondern „sowohl – als auch“ sollte noch lange die Devise sein.
(Hans-Peter Schaub)
Ein feiner Artikel…
Vielen Dank, Herr Schaub!
Und vor allem mal keiner, der die analoge Fotografie per se über die digitale stellt – oder umgekehrt.
Wenn’s dieses Filmaterial dann auch mal als 120er gibt, werde ich es sicher auch mal testen wollen.
Gruß und schönen Tag noch
Kann ich nur zustimmen!
Herr Schaub, auch von mir Lob und Dank für diesen wirklich guten Artikel. Auch und gerade wenn ich keine Filme mehr in meine Vitrinen-SLRs einlege.
OhWeh
Laboralternativen
Hallo Herr Schaub,
vielen Dank für Ihre Antwort.
[quote=Gast]Es ist schon richtig, dass sich aus Diafilmen ein wenig mehr Auflösung herauskitzeln lässt, allerdings halte ich die übrigen Eigenschaften des Films wie Farbwiedergabe, Kontrastbewältigung und Tonwertdifferenzierung für wenigstens genauso wichtig und diesbezüglich schneidet der Ektar, zumindest bei meinen Vergleichen, eindeutig besser ab, als die Diafilme.[/quote]
Die Beurteilung der Farbwiedergabe ist natürlich immer auch sehr subjektiv. Dass der Ektar 100 hinsichtlich Farbwiedergabe und Tonwertdifferenzierung nun generell besser sei als die 100er Kodak und Fuji-Diafilme, kann ich nicht sagen. Er ist anders, das ja. Ist auch Geschmackssache.
Dass er als Negativfilm einen prinzipbedingten Vorteil beim Belichtungsspielraum aufweist, ist klar.
Aber wenn ich Diafilm korrekt auf die Lichter belichte, und dann auf dem Leuchtpult oder in der Projektion anschaue, bin ich immer wieder erstaunt, welche große Kontraste in der Praxis vom Diamaterial bewältigt werden können. Gerade mit Filmen wie dem Astia 100F, Provia 100F, Sensia 100, E 100 G(X), Elitechrome 100.
[quote=Gast]
Schön, dass Sie so gute Erfahrungen mit Labors gemacht haben! Ich schicke meine Filme ohnehin nur ins Fachlabor, kann aber aufgrund der Prints und Dias, die mich in der NaturFoto-Redaktion erreichen und zahlreichen Gesprächen mit Lesern und Kollegen sagen, dass sehr viele Leute nicht wirklich zufrieden sind mit dem was sie aus vielen Labors zurückbekommen.
Hans-Peter Schaub[/quote]
Es gibt mehr als genug gute Labore in Deutschland (Photostudio 13, Eurocolor Gera, Farbglanz, Strube, Schilderoth etc.). Wenn jemand mit seinem unzufrieden ist, wechselt er eben.
Wenn ich mit meiner Autowerkstatt unzufrieden bin, gehe ich doch auch zu einer anderen, und höre deswegen nicht gleich auf Auto zu fahren ;-).
Ektar 100 professional
Negativfilm hat im Gegensatz zu Dia, besonders grossen Belichtungsumfang. Bei Ektar 11-12 EV und bei Dia 5-6 EV. Deswegen ist dieser Negativfilm bei der Landschaftsaufnahmen mit tiefen Schatten und grellen Lichter bevorzugt, da er alle Bereiche optimal belichtet und keine “schwarze Löcher”, wie bei Dia, entstehen.
Blöd nur
dass davon auch nur 5 – 6 Blenden am Papier ankommen …
Bravo!
“Wir sind sicher noch weit davon entfernt, den letzten Film zu belichten. Begreifen wir die vorhandenen Unterschiede zwischen analogen und digitalen Bildern als willkommene Erweiterung der Möglichkeiten. Nicht „entweder – oder“, sondern „sowohl – als auch“ sollte noch lange die Devise sein.”
Bravo! Das sehe ich auch so.
Rollfilm wäre toll
Ich stelle mich auch an um auf die 120er Version zu warten. Kleinbild ist bei mir einfach in der Schublade verschwunden, aber meine 6×7 wird noch häufig mitgenommen. Da wäre so ein Film eine echte Erweiterung.
Vielleicht liest das ja auch jemand bei Kodak…
Rollfilm
Es gibt auch andere sehr gute Rollfilme wie Kodak Portra oder von Fuji.
Bögner
Koexistenz unnd Befruchtung
Vor zwei Jahren, als die Verkaufszahlen bei Film schon seit Jahren immer wegbrachen, war ich sehr skeptisch, was seine Zukunft anbelangt. Mittlerweile sehe ich aber auch eine gegenseitige Befruchtung. Die Sensoren erreichen jetzt Auflösungen, wo einerseits der Fortschritt langsamer wird (werden wir noch 30 Megapixel im Kleinbildbereich sehen?!), andererseits sich aber auch zeigt, dass die Objektive ein begrenzender Faktor sind. Von schärferen Objektiven, von den Digitalphotographen verlangt, profitieren dann wieder die Filmphotographen, denn es zeigt sich, dass in modernen Emulsionen noch einiges mehr steckt.
Am Ende wird die tatsächlich erzielbare Schärfe vermutlich vergleichbar bleiben, und jeder wird verwenden, was gerade besser passt oder ihm mehr liegt.
Gedenken wir vielleicht noch kurz den echten Opfern: Zenza-Bronica, Contax RTS und wohl nächstes Jahr auch Kodachrome.
Thyl
Ergänzende Testergebnisse
Herr Schaub, vielen Dank für den Erfahrungsbericht. Ich habe auf der Photokina von Kodak den Ektar 100 zum Testen bekommen, und möchte aufgrund meiner Testergebnisse folgendes ergänzen:
1. Bildqualität: Der Ektar 100 ist zwar deutlich feinkörniger als die beiden 160er Portras, aber nur etwas feinkörniger als die beiden 160er PRO Filme von Fuji.
Die 100er Diafilme von Kodak, aber insbesondere auch von Fuji sind immer noch deutlich feinkörniger als der Ektar 100.
Auflösung: Mit dem Ektar 100 habe ich mit meinen besten Festbrennweiten Systemauflösungen (Film + Objektiv) von 105 Lp/mm erzielen können. Mit Diafilmen wie dem Provia 100F, Astia 100F und Sensia 100F bin ich problemlos auf 120 Lp/mm gekommen, mit dem Velvia 100F auf 130 Lp/mm.
Unter exakt den gleichen Testbedingungen bin ich mit meiner Canon EOS 1 Ds MkIII auf knapp 80 Lp/mm gekommen (also exakt die physikalische Auflösungsgrenze eines 21 MP Sensors).
Fazit: Der Ektar 100 kommt näher an die Auflösung und Feinkörnigkeit der Diafilme heran. Diafilme bleiben in der Farbfotografie aber nach wie vor unerreicht hinsichtlich der Detailwiedergabe und Farbbrillanz.
Nicht anschließen kann ich mich ihren Aussagen über die Labors und die Filmentwicklung. Da mache ich laufend andere, weit positivere Erfahrungen:
Im Minilab meines Fotohändlers werden Farbnegativfilme hervorragend entwickelt. Sie sind sogar auch für Profifotografen tätig. Bei örtlichen Fachlabors hatte ich auch nie schlechte Erfahrungen gemacht.
Wenn ich meine Farbnegativ- oder Diafilme beim Großlabor Fuji Eurocolor entwickeln lasse, habe ich auch immer einwandfreie Ergebnisse bekommen.
Ferner stehen jedem Anwender hervorragende Fachlabore wie Photostudio 13 zur Verfügung. Erstklassige Qualität, und extrem schnell. Auch per Post.
Ich habe übrigens in über 20 Jahren nie einen Verlust eines Films auf dem Postweg gehabt. Auch im Freundeskreis ist das nie passiert. Aber digitale Daten sind mir trotz bester Datensicherung schon verloren gegangen. Das Risiko ist eindeutig höher.
Ganz abgesehen davon kann man Farbfilme, Negativ wie Dia, auch problemlos selbst zu Hause entwicklen. Das ist heutzutage leichter und billiger denn je. Auch der Filmfotograf kann alle Prozessschritte vollständig unter eigener Kontrolle behalten.
Übrigens sind Filme entgegen ihrer Behauptung in den letzten zehn Jahren inflationsbereinigt preisgünstiger geworden, und nicht teurer.
Abschließend noch eine Richtigstellung zur Forschung im Filmbereich. Kodak hat in den letzten zwei Jahren insgesamt 11 neue, verbesserte Filme auf den Markt gebracht. Mehr als zu analogen Boomzeiten. Bei den großen Filmherstellern wird allgemein an der Weiterentwicklung der Filmtechnologie gearbeitet. Für alle Filmanwendungen (Kino, Foto, Archiv und Dokumentation, Überwachung, Luftbild, wissenschftliche Filme).
Es ist nur so, dass bei Kodak die Verbesserungen als erstes bei den Kinofilmen implementiert werden, und anschließend beim Fotofilm, weil Kinofilm der größere Geschäftsbereich mit höheren Umsätzen ist (das war er übrigens auch früher schon).
Die Produktionszahlen beim Kinofilm steigen übrigens seit 1999 kontinuierlich jedes Jahr an.
Super ergänzt!
Danke Herr “Gast”!
Das sind Fakten, die ich gerne lese, kopiere und archiviere.
Ein dankbarer weiterer Gast-Leser
Danke für die Ergänzung!
Es ist schon richtig, dass sich aus Diafilmen ein wenig mehr Auflösung herauskitzeln lässt, allerdings halte ich die übrigen Eigenschaften des Films wie Farbwiedergabe, Kontrastbewältigung und Tonwertdifferenzierung für wenigstens genauso wichtig und diesbezüglich schneidet der Ektar, zumindest bei meinen Vergleichen, eindeutig besser ab, als die Diafilme.
Schön, dass Sie so gute Erfahrungen mit Labors gemacht haben! Ich schicke meine Filme ohnehin nur ins Fachlabor, kann aber aufgrund der Prints und Dias, die mich in der NaturFoto-Redaktion erreichen und zahlreichen Gesprächen mit Lesern und Kollegen sagen, dass sehr viele Leute nicht wirklich zufrieden sind mit dem was sie aus vielen Labors zurückbekommen.
Hans-Peter Schaub
Völlige Überraschung
“Optimale Belichtung – was beim Ektar meist eine Belichtungskorrektur von +1/3 bis + 1/2 LW bedeutet.”
Ganz was Neues 😉
Vergleich mit vielen Parametern
Sowohl der praktische Vergleich von Dia- und Negativfilm als auch von einzelnen Fabrikaten untereinander ist insoferne schwierig, indem das Ergebnis vor allem von den verwendeten Geräten abhängt.
Eine Grenze stellt hier die mit einem Filmscanner erreichbare Auflösung dar. Selbst der Minolta Dimage Scan Elite 5400 kam in der Praxis über 70 bis 80 Linienpaare/mm nicht hinaus. Das Filmkorn wird durch punktförmige Lichtquellen wie Leuchtdioden betont, durch diffuse Lichtquellen wie Leuchtstoffröhren gedämpft. Auch das verwendete Scanner-Programm beeinflußt das Resultat deutlich. Eine IT8.7-Kalibration wie bei Farbdias wäre grundsätzlich möglich, allerdings beeinflussen das Alter des Films und die Frische der Erntwicklerbäder den Grundschleier der Maske, sodaß der Kalibration hier Grenzen gesetzt sind.
Nicht zuletzt sollte der Kontrast oder besser die Gradation des Films gut mit dem Dynamikumfang des Scanners übereinstimmen. Eine zu flache Gradation verlangt hier eine stärkere Anpassung der Scanner-Rohdaten im Scanner-Steuerungs- oder Bildbearbeitungsprogramm, was zum Aufreißen des Histogramms führen kann.
Ich habe aus dem Familienfundus in den letzten Jahren vom Ur-Kodacolor von 1959 angefangen über Kodacolor II bis zu VR1000 und Ektapress 1600 die verschiedensten Farbnegativfilme mit VueScan und einem 2700 dpi-Filmscanner verarbeitet. Meiner Erfahrung nach stehen mit den Fuji-Amateurfilmen der allerneuesten Generation (nun wieder ohne cyanempfindliche vierte Farbschicht) hier sehr ausgereifte und zugleich preiswerte Materialien zur Verfügung, aber schon der Fujicolor HG100 von 1990 kann sich im Scan immer noch sehen lassen. Beim Kodak Ektar 100 erwarte ich daher keinen sensationellen Qualitätssprung mehr.
Generell verwirrt die Vielfalt und die zum Teil sehr kurze Produkt-Lebensdauer der Kodak-Farbnegativfilme. Bei den Kodak-Amateurmaterialien war der Belichtungsspielraum nach unten mitunter knapp bemessen, und der zum Diskontpreis angebotene Kodacolor VR400 Plus bietet eine so bescheidene Qualität, daß sie dem Ruf des Herstellers nicht unbedingt nützt. Die Portras eignen sich wiederum für Mischlicht oder Glühlampen-Kunstlicht, wo der Gelbrotstich alles überlagert, nur bedingt. Grundsätzlich stört aber am meisten, daß Kodak bei seinen Datenblättern der Farbnegativfilme weder die nach Normvorschriften ermittelten RMS-Werte noch die ebenfalls genormten Auflösungsdaten angibt.
Ich werde daher beim Negativmaterial wohl auch weiterhin den grünen Schachteln treu bleiben, wo mit offenen Karten und Daten gespielt wird.
Da hat Kodak was wirklich schönes gemacht
Hallo,
der Bericht deckt sich mit dem Test von blog.foto-dg.de. Hier wurde auch darauf hingewiesen, das der Ektar 100 kein Film für Großlabore sei. Zudem zeigt Gotzen noch weitere Fotos, und die Farben lassen selbst mich als Velvia-Liebhaber zusammen zucken.
Es ist sicherlich nur eine Frage der Zeit, bis es den Film auch in einer 120er-Konfektionierung gibt.
Ektar als Rollfilm
[quote=Gast]Es ist sicherlich nur eine Frage der Zeit, bis es den Film auch in einer 120er-Konfektionierung gibt.[/quote]
Die Zeit war kurz. Seit einigen Wochen ist der Ektar auch als Rollfilm erhältlich. Und zwar als 5er-Pack für knapp über €20,- im einschlägigen Versandhandel.
Digitalfotografie ist sicherer???
Der Vergleich: “Der wichtigste Unterschied zu Filmfotografen aber ist, dass die digitalen Kollegen den kompletten Arbeitsfluss selbst in der Hand haben” usw. hinkt natürlich gewaltig; fairer wäre gewesen, den am Computer hantierenden Digitalfotografen dem selbst verarbeitenden Analogfotografen gegenüber zu stellen, und dann sieht’s mit dem Risiko schon wieder ganz anders aus: Verdorbene Chemie gegen gecrashte Festplatte (ersteres hatte ich in fast 30 Jahren nie, zweiteres schon mehrmals!).
Hallo Herr Schaub!
Ihr Bericht drücht das aus, was ein echter Analog Fotograf fühlt.
Bezüglich der Verarbeitung kann ich meinen Kollegen nur empfehlen sich eine Entwicklungsmaschine (z.B. Jobo) anzuschaffen und die Filmentwicklung C41 und E6 selber in die Hand zu nehmen. Eine C41 Entwicklung von Rollfilm bzw. Planfilm nehme ich selber in einer gebrauchten, bei eBay ersteigerten Jobo, in die Hand und erziele konstante und saubere Ergebnisse.
Die anschliessende Weiterverarbeitung durch Scannen und das – wenn denn nötig – optimieren geschieht Digital.
PS: Ein neuer Scanner kostet ca 800 EUR, was kostet ein Rückteil in vergleichbarer Ausführung ???
Schönen Gruss an alle Analogfotografen und allzeit genügend Licht…..
E.Lenzen (Eifel)
Scanprozess mit “DSLR-Scan”
Hallo zusammen. Es wurde in Foren schon oft besprochen, doch hier lese ich, dass zur Bearbeitung des gescannten Negative PS Lightroom zum Einsatz kommt. Da mein Scanner nur 35mm scannen kann, habe ich 120er Ektar mit Canon 5DII, 100er Makro und Tageslicht Kaiser-LED Leuchtplatte abgelichtet (WB Kamera auch auf Tageslicht). Die Auflösung ist super, aber beim Umkehrprozess in LR4 habe ich einen erheblichen Cyanstich. Das ist zu erwarten, da man in der analogen Photographie auch mit Farbkorrekturfiltern am Vergrößerer gearbeitet hat. Gibt es hier andere Möglichkeiten das zu automatisieren außer mittels elendigem Gefriemel in den RGB Kanälen der Tonwertkurve und Weißabgleichsregler? Man bekommt es hin, aber es nimmt sehr viel Zeit in Anspruch und man hat das Gefühl es ist immer noch nicht so, wie der Film eigentlich assehen sollte. Muss ich tatsäch Farbilter vor das Makro schrauben? Oder Custom White Balance auf die orangene Filmmaske? Fragen über Fragen 🙂 LG
LEDs
machen jede Menge Scherereien beim Weißabgleich. Eine Erfahrung, die meinereiner am Theater machen durfte (dort gehen die variablen Farben aber als Effekt durch – für’s Scannen ist’s tötlich).
Ektar 100
Zitat
Ein kritischer Punkt der analogen Fotografie liegt in der Abhängigkeit von einem Dienstleister, dem Fotolabor. Anspruchsvolle Fotografen werden daher kaum umhin kommen, sich ein kompetentes Fachlabor ihres Vertrauens zu suchen.
Kommentar
Im eigenen Heimlabor erzeugt man immer noch eine Qualität, die die meisten Dienstleister nicht erreichen, man muß es aber auch können.
Kamn mich nicht entsinnen
dass zu Analogzeiten auch nur eine annähernde Ausgabequalität erzielbar war, wie es heute Standard ist – weder vom Fachlabor, noch aus der Dunkelkammer zu Hause. Aber Einbildung ist halt auch eine Bildung …