Foto Karin Apollonia Müller„Verschwindende Landschaften“, der Titel des Buches deutet es an: Es geht etwas verloren in dieser Welt. Das wissen wir nicht erst seit der Weltklimakonferenz in Bali. Herausgeberin Nadine Barth hat fotografische Positionen versammelt, die diesen Verlust einfangen – Bilder von Landschaften, die es bald nicht mehr geben könnte:

 
 

Foto Karin Apollonia Müller

Karin Apollonia Müller

 
Die globale Erderwärmung lässt die Eisberge und Gletscher der Antarktis schmelzen, großflächige Brandrodungen verändern ganze Regionen, Flüsse veröden – und da, wo früher Wiesen waren, breiten sich heute Großstädte aus. Die Zersiedelung des Landes nimmt zu.
 

Foto Olaf Otto Becker

Olaf Otto Becker

 
Beim Blättern in diesem Band sieht man: Fotokünstler reagieren sehr unterschiedlich auf die Veränderungen. Werke von Robert Adams, Edward Burtynsky, Hiroshi Sugimoto, Joel Sternfeld, Thomas Struth und von vielen anderen sind hier zu sehen – manche stellen die Zerstörung in ihrer ganzen Brutalität aus, andere ziehen sich auf eine romantische Position zurück, beklagen wehmütig und melancholisch Vergangenes, zeigen Zartheit und Verletzlichkeit der Natur. Da gibt es ganz nüchterne Dokumentationen der Wirklichkeit, von Sandstränden, Eisbergen und Regenwäldern, aber auch fotografische Bilder, die an die Malerei der Romantik erinnern: Seelenlandschaften.
 

Foto Josef Hoflehner

Josef Hoflehner

 
Ein Text von Friedrich Tietjen – Professor für Fotogeschichte und Fototheorie in Leipzig – leitet in das Thema ein, zudem enthält der Band ein Interview mit Prof. Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung e.V. und Bundesbeauftragter der Bundeskanzlerin für den Klimaschutz. Der Band versammelt teilweise bisher unveröffentlichte Arbeiten von Robert Adams, Olaf Otto Becker, Peter Bialobrzeski, Edward Burtynsky, Giovanni Castell, Elger Esser, Paul Graham, Jitka Hanzlová, Josef Hoflehner, Axel Hütte, Per Bak Jensen, An-My Lê, Karin Apollonia Müller, Walter Niedermayr, Jem Southam, Joel Sternfeld, Thomas Struth, Hiroshi Sugimoto, Mette Tronvoll und Lidwien van de Ven.
 

Foto Peter Bialobrzeski

Peter Bialobrzeski

 
Einige der schönsten Arbeiten des Bandes stammen von dem Hamburger Fotografen Peter Bialobrzeski, der die Westküste der Insel Sylt fotografiert hat. „Es ist sicher, dass auch diese Küste verschwinden wird, unabhängig davon, wer das Kyoto-Protokoll unterschreibt oder es lässt“, so Bialobrzeski. So schön, dass es schmerzt, sind auch die Fotografien von Edward Burtynsky, der in Ontario fotografiert hat: Glänzende, surreal leuchtende Bilder einer industriell verseuchten Landschaft.

(Marc Peschke)

Foto

 
 
Nadine Barth (Hrsg.)

Verschwindende Landschaften
(bei amazon.de)
Gebunden. 224 Seiten mit 140 Abbildungen. Deutsch
Dumont Buchverlag 2008
ISBN 978-3832190606
49,90 Euro / sFr 83,90