Nach langen Jahren der Dürre hat Colorfoto seinen Onlineauftritt komplett überarbeitet und präsentiert sich frisch im Betastatus:
Noch ziert ein „Beta“ die Seite, doch was es bislang zu sehen gibt, macht den Eindruck, als wolle Colorfoto seinen Online-Auftritt künftig sehr viel ernster nehmen und besser betreuen. Die „News“ sind noch nicht wirklich neu oder spannend-aktuell, aber die Abteilung „Testdatenbank“ ist allen zugänglich (nicht mehr kostenpflichtig) und listet bereits eine ganze Reihe Kompakt- und Spiegelreflexmodelle, dazu Drucker und Objektive, mit Kurzcharakteristik und Testtext auf. Colorfoto online scheint vorrangig auf eine Geräte- bzw. Test-Datenbank setzen zu wollen.
Wie seit eh und je vergibt Colorfoto Punkte für die Produkte („der Kandidat hat 100 Punkte“) und führt eine „Bestenliste“, und das nun auch online. Und ich frage mich seit eh und je, inwieweit es ein paar wenige Punkte Unterschied rechtfertigen, eine Rangliste zu erstellen. Die fünf „besten“ DSLRs etwa liegen 4,5 Punkte auseinander (74,5 versus 70) – das sind gerade mal 6 % Differenz. Mit solch Punkte-Vergabe wird man den Kameras meines Erachtens nicht gerecht. Doch Colorfoto online stellt auch die Test-Texte zu den Kameras online, die mehr auszusagen vermögen.
Die Texte sind – auch wie seit eh und je – meist in sachlich-neutralem Ton gehalten. Auffällig ist die oft trockene Beschreibung der Kamerafunktionalität, die häufig den Eindruck macht, als seien die Technischen Daten ausformuliert worden. Geschildert werden Funktionen – ob das hilfreich und praktisch ist, und was der Texter von der Kamera hält, erfährt man selten. Dafür gibt es zum Ende eine Kurzbeurteilung der Bildqualität bezüglich Auflösung und Rauschverhalten. Seltener fällt auch ein Wort zur Farbwiedergabe.
(thoMas)
Schon richtig, aber….
[quote=thoMas]Und ich frage mich seit eh und je, inwieweit es ein paar wenige Punkte Unterschied rechtfertigen, eine Rangliste zu erstellen. Die fünf „besten“ DSLRs etwa liegen 4,5 Punkte auseinander (74,5 versus 70) – das sind gerade mal 6 % Differenz.[/quote]Dieser Einwand ist natürlich absolut richtig, geht aber an der Realität des deutschen Amateurfotografen vorbei: Der möchte am liebsten die hundertprozentige Vergleichbarkeit von Kameras und Objektiven. Also legt man über alles ein möglichst engmaschiges Testraster. Und weil in einer bestimmten Leistungs- und Ausstattungsklasse nun mal die mehr oder minder objektiv zu erfassenden Unterschiede eher gering ausfallen, kommt es zum oben geschilderten Ergebnis. Gerade weil das so ist, sind praktische Erfahrungen für einen aussagefähigen Test ebenso wichtig wie die reinen (und hoffentlich richtig interpretierten) Messdaten. Praktische Erfahrung heißt jedoch auch, mehr zu tun als nur – wie bei CoFo wohl üblich – die Kamera einfach aus dem Fenster zu halten, um später im Heft Ausschnitte von der Mülltonne vor dem Haus abzudrucken…
wie man’s macht, so ist es verkehrt.
[quote=Gast]Praktische Erfahrung heißt jedoch auch, mehr zu tun als nur – wie bei CoFo wohl üblich – die Kamera einfach aus dem Fenster zu halten, um später im Heft Ausschnitte von der Mülltonne vor dem Haus abzudrucken…[/quote]
Leider liefern die Hersteller die neuesten Kameras so kurzfristig, dass es nach dem Labortest nicht mehr zu einer Reise um die Welt in 80 Tagen und die Publikation der so gesammelten Erfahrungen reicht, wenn wir dem Bedürfnis der Leser nach aktueller Information entsprechen wollen.
Und Formalien wie Mülltonnen sind relativ unwichtig, wenn des das Bild vor allem zeigen soll, wie unterschiedlich Kameras im Rauschverhalten sind – und dafür sind graue Mülltonen nahezu ideal – so what? Hier geht’s um Rauschen, damit der Leser sich für oder gegen eine Kamera entscheiden kann, mit der er dann mehr oder weniger tolle Fotos selber macht.
Wenn Sie schöne Reportagen sehen wollen empfehle ich z. B.Geo, Mare oder National Geographic. Dabei empfiehlt es sich, mindestens so genau wie Kamera- und Objektivtests zu studieren, was Profis wie fotografieren.
Horst Gottfried
So what!?!
[quote=Gast]
Da gebe ich Ihnen vollkommen recht. Ein “schönes” Bild stellt gänzlich andere Anforderungen als ein “Testbild”.
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Dann ist man sich ja einig. Ein Testbild hat nicht unbedingt schön zu sein, sondern soll etwas über die Bildqualität aussagen. Und wenn es diesen Zweck erfüllt, sind ästhetische Aspekte absolut irrelevant bis bestenfalls nur zweitrangig!
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Wobei gerade bei den hochwertigeren Bildjournalen auch heute noch oft genug eine Großformatkamera (für die DSLR-Besitzer hier: Das ist ein Teil, das mindestens auf 9×12-Zentimeter-Planfilm belichtet) zum Einsatz kommt. Deshalb finde ich Ihren Hinweis auf das “wie” sehr interessant.
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Interessant ist weniger, “wie” ein Bild zustande gekommen ist, sondern die Aussagekraft des Bildes…
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Aber mit einer >hundert Jahre alten und ausentwickelten Technik kann kein Fotojournalist in der heutigen an Consumer gerichteten “Fachpresse” heute noch Geld verdienen.
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Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Wenn nicht soviele selbsternannte Foto-“Amateure” so technikgeil und messwerte-fixiert wären, bedürfte es auch keiner Zeitschriften wie Color Foto, FotoMagazin & Co., die vornehmlich über Produktneuheiten berichten und Testberichte veröffentlichen… Und warum sollte man da als Journalist nicht über das berichten, was die Mehrzahl der Leser verlangen?!?
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Also werden irgendwelche Bildbearbeitungsprogramme hochgelobt
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Na ja. “Hochgelobt” würde ich als subjektive Wahrnehmung bezeichnen. Tatsache ist allerdings, dass Bildverarbeitungsprogramme immer leistungsfähiger werden und dem Fotografen neue Eingriffsmöglichkeiten in den Entstehungsprozess seiner Bilder geben. Also warum sollte man solche Entwicklungen nicht begrüßen!?!
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und bei Hardware der Wettstreit in der Innovations- vs. Schreibgeschwindigkeit beidseitig zwischen Anbieter und berichtender Instanz angefeuert.
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Der Leser trägt auch einen nicht unbedeutenden Teil der Schuld daran, dass sich diese Teufelsspirale immer weiter dreht. Man braucht doch nur die Kommentare der Leute in irgendwelchen Kameraforen zu lesen: Wenn ein Hersteller nicht sofort auf die Produktankündigung seines Konkurrenten reagiert, dann kommen solche Sprüche wie “Schläft Firma XY!?!” und wenn dann das Produkt endlich da ist, dann tauchen keine zwei Wochen später die ersten Fragen und/oder Spekulationen über das Nachfolgemodell auf. Die meisten Leser sind Neuheitengeil und die Schuld alleine auf die Kamerahersteller und die Presse zuzuschieben, ist IMO genauso vermessen wie heuchlerisch-tendenziös!
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Nebstbei (ab und an wird es heute sogar schon ganz frech “Advertorial” genannt) ist die Presse käuflich geworden
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Das mag für einige schwarze Schafe aus der Branche stimmen, aber die meisten Journalisten sind integer und arbeiten gewissenhaft. Da können noch soviele Verschwörungstheorien aufgestellt werden: Es war schon immer ein Balanceakt, sowohl die Anzeigenkunden als auch die Leser nicht zu verprellen; eine Zeitschrift kann genauso wenig ohne Leser überleben wie ohne Anzeigenkunden. Und zu versuchen, **beide** Seiten nicht zu verprellen ist kein Zeichen von Mangel an journalistischer Integrität; natürlich kann man (wie z.B. Chasseur d’Images) so tun, als ob man der Beschützer des hilflosen kleinen Lesers gegen die übermächtige Industrie ist, aber diese Masche zieht nur bei den besonders leichtgläubigen Lesern…
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weshalb ich meine Lektüre an Fotozeitschriften auf genau drei reduziert habe: Photodeal (Sammlermagazin, ich sammle zwar nicht, finde die Zeitschrift aber interessant), Photonews (unpraktisches Format, aber interessante Hinweise zu Ausstellungen) und LFI (die beten wenigstens nur die im Titel genannte Marke an und haben meistens hervorragende Bildstrecken).
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Sorry, aber das klingt genauso pseudo-elitär wie:
– “Ich gucke nur ARTE, weil vor allem die privaten Sender nur Müll bringen”
– “Ich lese nur ‘die Zeit’, weil ich gebildeter bin als der gemeine Bildzeitungs-Leser”
– “Ich gucke nur noch fremdländische Autorenfilme, weil die Hollywoodproduktionen unter meinem Niveau liegen”
– “Ich rauche nur kubanische Zigarren, weil Zigarren aus der Dominikanischen Republik von minderer Qualität sind”
– “Ich rühre meinen Entwickler selbst an, weil die Digitaltechnik ja sowas von gehypt ist”
– “Ich gucke selbst zur EM/WM kein Fussball, weil Fussball-Fans alles Idioten sind”
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usw.
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Irgendwie bin ich froh, Kunde und nicht Erzeuger von Fotojournalismus zu sein.
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Irgendwie bin ich froh, am Ende meines Beitrages angekommen zu sein…! ;O)
Ein Blick in die
Ein Blick in die Objektivtestliste bestätigt mir jedenfalls, wie “subjektiv” die ganze Testeritis doch ist. Da landen die Macros von Minolta ganz, ganz weit hinten – und ich bin garantiert nicht der einzige, der damit beste Erfahrungen gemacht hat. Also denn: So what!
alten Artikel sollte man Online Stellen
Das Magazin hatte schon früher gute Sachen geschreiben. Ob Teschnische Aspekte oder das Fotografieren.
Die alten Hefte Online stellen das wäre der Knaller. Den das Wissen ist immer noch zu verwerten.
oh, es geht um
oh, es geht um digitalkameras… (apfel+W)