Mamiya und Phase One haben anlässlich der Photo Imaging Expo in Tokio ein „offenes Mittelformatsystem“ in Gestalt der Mamiya 645 AFDIII / Phase One 645 vorgestellt. Was das ist und was das werden soll, dazu haben wir die beiden Unternehmen befragt und wissen jetzt unter anderem, was die Kameras etwa kosten werden und wann es sie geben wird:
Am 19. März 2008 haben Mamiya und Phase One das erste Ergebnis ihrer Allianz vorgestellt. Ergänzend zu Mamiya und Phase One zeigen digitale Mittelformatkamera ist noch anzumerken, dass Mamiya Japan zeitgleich drei neue digital-optimierte Objektive ankündigte: Das AF 2,8/80 mm D (103.950 Yen; ca. 670 Euro), das AF 2,8/150 mm 8 IF D (257.250 Yen; ca. 1650 Euro) und das AF 4,5/45-90 mm D Aspherical (504.000 Yen; ca 3230 Euro) (Nettopreise) – hier von links nach rechts zu sehen:
Henrik O. Håkonsson (links im Bild), President & CEO von Phase One, und Mamiya Digital Imaging waren so freundlich, unsere Fragen zu beantworten.
photoscala: Was zeichnet das offene System aus bzw. was genau bedeutet „open platform-based“-System?
Phase One: Für Phase One ist die offene Plattform ein Kernelement des Mittelformat-Kamerasystems. Durch die Offenheit des Systems kann der professionelle Fotograf die besten Komponenten zusammenstellen, die es für eine bestimme fotografische Aufgabe gibt – etwa in der Modefotografie ein komplettes Phase One 645 Kamerasystem oder für Architektur, Produktaufnahmen etc. das Phase One P+-Rückteil an einer Fachkamera. Die Kamera von Phase One bietet den Fotografen Wahlfreiheit dank des größten Angebots an Objektiven, Rückteilen und Zubehör.
Mamiya: Ein auf einer offenen Plattform basierendes System ist ein hochqualitatives Kameragehäuse, das vielseitig genug ist, um Objektive und Digitalrückteile verschiedener Hersteller zu akzeptieren. Die Fotografen sollten es sein, die entscheiden, welche Marken bzw. Produkte sie benutzen möchten. Sie sollten die Freiheit haben, wichtige Komponenten wie Objektive und Digital- oder Filmrückteile so zusammenstellen zu können, dass es ihren individuellen Anforderungen entspricht. Das war die der Kooperation von Mamiya und Phase One zugrunde liegende Annahme.
photoscala: Was umfassen die Spezifikationen – sind auch Schnittstellen wie Objektivbajonett, Blitzprotokoll etc. erfasst?
Phase One: Wir werden entsprechende Spezifikationen bald nennen können. Tatsächlich ist das die vielseitigste Mittelformatkamera der Welt, die Belichtungszeiten von 1/4000 s bis 60 Minuten bietet.
Mamiya: Leider, obwohl wir von aller Welt gefragt werden, können wir bis kurz vor dem Verkaufsstart keine genaueren Details nennen. Als Hinweis: Es ist eine verbesserte, schnellere Version der sehr erfolgreichen Mamiya 645AFDII.
photoscala: Werden die Spezifikationen offengelegt?
Phase One: Siehe eben.
Mamiya: Siehe eben.
(Wir verweisen in dem Zusammenhang auf das Ende des Artikels PIE 2008: Mamiya und Phase One zeigen digitale Mittelformatkamera, auf Mamiyas japanische Pressemeldung und auf Phase Ones Kameraseiten, wo doch etwas mehr Details nachzulesen sind.)
photoscala: Was hat Mamiya, was hat Phase One eingebracht? Wie weit geht die Zusammenarbeit? Ist die gemeinsame Kamera mehr als ein Phase-One-Back mit der Mamiya-Schnittstelle MSCE? (Die Phase-One-Backs passen ja jetzt schon hinter die 645AFD. Was ist also neu?)
Phase One: Als Phase One und Mamiya Digital Imaging das Eingehen einer strategischen Allianz beschlossen, war das nicht als kurzfristiges Projekt angelegt. Wir glauben, dass unsere vereinten Kompetenzen die Grenzen der professionellen Fotografie erweitern können – Mamiya bringt große Erfahrung in der Entwicklung und Herstellung von Objektiven und Gehäusen ein; Phase One bringt Fachkenntnisse dank führender Stellung bei Digitalrückteilen und RAW-Workflow-Software ein.
Mamiya: Mamiya hat besonders große Stärken in der Entwicklung und Produktion von Kamerasystemen im Detail, Phase Ones Know-how hingegen liegt in der Software und Schnittstellen-Kommunikation. Letztlich haben wir diese Fachkenntnisse kombiniert, um eine flexible, funktionale und umfangreich ausgestattete Kamera zu produzieren.
photoscala: Sind weitere Kooperationspartner zu erwarten, um das Ganze zu einem offenen System werden zu lassen? Mit wem steht man in Gesprächen?
Phase One: Phase One plant Kooperationen mit weiteren Partnern im Markt der professionellen Fotografie, um Innovationen voranzutreiben und die umfassendste Lösung für professionelle Fotografen zu bieten.
Mamiya: Da unser größter Wunsch ist, die Anforderungen professioneller Fotografen zu erfüllen, wären wir bereit, mit jedem Hersteller in der gleichen Liga zusammenzuarbeiten, wenn es dem Endanwender nützt.
photoscala: Ist das neue System fürs Format 6×4,5 oder auch für größer ausgelegt?
Phase One: Ja, das System ist eine 645-Kamera. Das Phase One P45+ wird annähernd das volle Format 4,5×6 aufzeichnen, um exakte Details und Weitwinkelmöglichkeiten zu bieten.
Mamiya: Das neue System ist für das Format 4,5×6 unter Berücksichtigung von Digitalrückteilen entwickelt worden.
photoscala: Passen auch Filmrückteile?
Phase One: Ja, Phase One glaubt an eine offene Plattform, die dem Fotografen volle Wahlfreiheit lässt – einschließlich der Option, auf Film zu fotografieren.
Mamiya: Hier kommen wir wieder zu unserem Thema der Vielseitigkeit. Da wir glauben, dass Film weit davon entfernt ist, in der fotografischen Welt auszusterben, kann die Kamera auch Filmrückteile aufnehmen; im Besondren das neue Mamiya 120/220 Rollfilmrückteil HM402, das es ab 21. April 2008 zu kaufen gibt.
photoscala: Ist das System rückwärtskompatibel? Passen die neuen Rückteile auch an ältere Kameras, passen sie an die 67er Modelle?
Phase One: Alle Phase One P+-Digitalrückteile mit Mamiya-kompatiblem Anschluss werden von der Kameraplattform unterstützt.
Mamiya: Die Kameras sind sowohl mit den ZD-Digitalrückteilen wie den meisten Phase One-Rückteilen inklusive der P+-Serie kompatibel. Damit kann Mamiyas komplette 645 AF- und Manualfokus-Objektivpalette benutzt werden. Mamiyas ZD Back kann auch mit der RZ Pro IID und seit kurzem dank eines speziellen Adapters auch mit der RB-Reihe benutzt werden.
photoscala: Mamiya 645 AFD III und PhaseOne 645 – ist das dieselbe Kamera?
Phase One: Einige Komponenten sind gleich, aber das Komplettsystem aus Objektiv, Gehäuse, Digitalrückteil und RAW-Workflow ist jeweils Mamiya respektive Phase One eigen.
Mamiya: Die Kameras haben ihre Unterschiede und Gemeinsamkeiten.
photoscala: An wen richten sich 645 AFDIII / Phase One 645? Wird damit das Mittelformat (wieder) für Amateurfotografen erschwinglich?
Phase One: Phase One ist heute die erste Wahl der weltbesten Fotografen. Dort haben wir unsere Verpflichtungen – den weltbesten Fotografen Ausrüstung zu liefern, mit der sie ihre Grenzen noch weiter stecken können.
Mamiya: Die 645 AFDIII und die Phase One 645 richten sich an professionelle, anspruchsvolle Fotografen. So wie es viele unterschiedliche fotografische Gebiete wie Mode, Landschaft, Fotojournalismus usw. gibt, können die Kameras als offenes System in all diesen Bereichen dienen. Da die Kameras leicht und handlich sind, eignen sie sich gleichermaßen für den Studio- und Außeneinsatz.
photoscala: Die neue Kamera soll ja mit folgenden Objektiven kompatibel sein: Mamiya 645 AF- und Manualfokus-Baureihen, die gesamte Hasselblad V-System Objektivpalette und Pentacon Six Objektive. Welche Funktionen unterstützt die Kamera mit diesen Objektiven (Autofokus, Offenblendmessung, Belichtungsautomatiken)?
Phase One: Alle Möglichkeiten der Mamiya-Objektive, auch die der neuen erstklassigen Sekor-Digitalobjektive, werden unterstützt. Mehr Informationen zu anderen Objektiven wird es später geben.
Mamiya: Genauere Spezifikationen zu den Kameras werden näher am Verkaufsdatum veröffentlicht, allerdings wollen wir maximale Funktionsunterstützung erreichen.
photoscala: Außer dem Mamiya ZD Back und den neuen Phase One P+ Digitalrückteilen – welche anderen Rückteile passen bzw. werden passen?
Phase One: Die Kameras werden Mamiya-ZD-Rückteile, die meisten Leaf Aptus- und Valeo-Modelle, die meisten Jenoptik Eyelike- und Precision-Modelle und einige Sinar- und Imacon-Modelle akzeptieren.
Mamiya: Die Kameras werden die meisten Leaf Aptus- und Valeo-Modelle, die meisten Jenoptik Eyelike- und Precision-Modelle, und einige Sinar- und Imacon-Modelle akzeptieren.
photoscala: Wann wird die Kamera lieferbar sein?
Phase One: Die Kamera wird auf der PIE 2008 in Tokio am 19.3.2008 erstmals gezeigt. Unser Ziel ist, mit der Serienauslieferung im April zu beginnen.
Mamiya: Die neue Mamiya 645 AFDIII wird ab 21. April 2008 erhältlich sein.
photoscala: Was wird die Kamera kosten (Gehäuse; komplett)?
Phase One: Die Preise für das komplette Phase-One-Kamerasystem, einschließlich Objektiv, Gehäuse, Digitalrückteil und Capture One 4.1 (für computergesteuerte Aufnahmen und Bildperfektion), werden bei 8990 Euro für das P20+-System beginnen. Das ist ein gutes Einstiegsangebot für solche Fotografen, die dennoch eine Weltklassebildqualität erzielen wollen.
(Anmerkung: Das P20+ bietet eine Auflösung von 16 Megapixeln bei einer Sensorfläche von 36,9×36,9 mm)
Mamiya: Wegen der Preise fragen Sie bitte Ihren örtlichen Mamiya-Händler.
(Anmerkung: Mamiya Japan nennt einen Preis von 416.850 Yen (ca. 2150 Euro) für das Gehäuse; 124.950 Yen (ca. 805 Euro) soll das motorische Filmmagazin (2 B/s) 120/220 kosten.)
photoscala: Wie schätzen Sie die Konkurrenz durch Kleinbildkameras wie EOS-1Ds Mark III, 25-Megapixel-Vollformat-Sony etc. ein?
Phase One: Der Kleinbild- und Mittelformatmarkt haben für Fotografen ganz unterschiedliche Wertigkeiten. Phase One respektiert die Kleinbildanbieter im Markt, und es bestehen Kooperationen mit Kleinbildherstellern, um Komplettlösungen mit der RAW-Workflow-Software Capture One zu bieten.
Mamiya: Obwohl es sehr viele renommierte Marken und Qualitätsprodukte gibt, ist das Kleinbildformat doch keine Bedrohung für die Mittelformathersteller. Die meisten Firmen haben ihre Märkte bereits abgesteckt und und deren Märkte decken sich nicht mit den unseren. Mamiya ist seit langem brachenbekannt und bleibt die Wahl professioneller Fotografen.
photoscala: Wie gedeiht Mamiya unter dem neuen Eigentümer? Wie viele Mitarbeiter hat Mamiya derzeit, wie viel Umsatz macht die Firma im Jahr?
Mamiya: Unter dem neuen Eigentümer folgt für Mamiya Erfolg auf Erfolg. Passion und Enthusiasmus unseres neuen Präsidenten wirken stark auf die Mitarbeiter und ein frischer Wind, Stolz und Motivation, werden gepflegt. Mamiya hat ständig neue Mitarbeiter eingestellt und die Einnahmen wachsen monatlich.
photoscala: Wird es die RZ67 Pro IID und die Mamiya 7II weiterhin geben?
Mamiya: Die Fertigung dieser sehr beliebten Modelle wird fortgeführt und es gibt sogar Überlegungen für künftige Weiterentwicklungen.
Wir danken Henrik O. Håkonsson, President & CEO von Phase One und Mamiya Digital Imaging für die Beantwortung der Fragen und Viviane Baltzer, Wick Communications, für die Koordination und Unterstützung.
(thoMas)
Also langjähriger Mamiya-Kunde
kann ich nur sagen, dass das jetzt aber massiv erhellende Beiträge waren.
Bzw. kann ich eigentlich nur raus lesen, dass Mamiya zusammen mit PhaseOne versucht, in einem grenzenlos kleinen Markt, einem Miniresevat von Fotografen, den Fuß auf die Erde zu kriegen, weil man allein das eben nicht schafft. Dieses Gerede über den digitalen Workflow mit CaptureOne kann man eigentlich nur dahingehend verstehen, dass diese Leute versuchen, sich eine Sache, die heute schon ganz kleine Hersteller sauber beherrschen, schön zu reden, damits spannender klingt und irgenwie die Kosten rechtfertigt. Genauso die Sache mit dem “Schnittstellenkonzept”, als gäbe es das nicht in beliebiger Form, halt nur eben kameraintern oder in Teilsystemen bei allen Herstellern von Digitalkameras. Nichts von all dem ist wirklich neu, geschweige denn wirklich innovativ. Dazu kommt, dass es nun wirklich nicht mehr wichtig ist, dass Kameras, die vorraussichtlich wenn überhaupt nur digital betrieben werden, auch noch Filmkassetten mit bekommen. Als gäbs da draußen nicht schon genügend filmfähige Kameras gleicher Provenienz. Das ist doch nicht der Ansatz.
Es ist der krampfhafte Versuch, die ehemals erfolgreiche analoge Filmschiene jetzt irgenwie mit dem Thema “digital” zu verknüpfen. Meine persönliche Prognose: Es wird nicht funktionieren.
Eingetragen von Gast 21. März 2008
Dieser geballte Unsinn ist den Platz nicht Wert, den er in diesem Forum einnimmt.
Mamiya
Eine Mamiya ist für den Professionälen Bereich, und nicht für den möchtegern Heimwerker Fotografen.
Das hat halt seinen Preis,werden ja weniger Kameras gebaut und das ist halt mit mehr Aufwand verbunden.
Ein Poster wird halt mal mit einer Mittelformat Fotografiert und nicht mit ne Kleinbildkamera,das ist so und war so und wird immer so sein.
Und ob 16-22-oder 36 MP das ist nicht allein entscheident.
Um so größer der Senso ist um so gröer die Pixel.
Das ist wie zb bei einer 6*6 ist dopelt so groß wie ein 24*36 also dopelt so viel Informationen,darum nur Mittelformat.
Wenig Überraschung
Das war dann wohl eher viel Wind um Nichts.
Die letzten Direktzugriffseinstellungen sind nun auch verschwunden und ein 645-Format mit einem quadratischen Sensor (37×37) vorzustellen, daß muß sich auch erst mal einer einfallen lassen.
Die Zielgruppe für diese Kamera sind die weltbesten Fotografen….na, hoffentlich wissen die das schon!
Ja, wirklich
[quote=Gast]quadratischen Sensor (37×37) vorzustellen, daß muß sich auch erst mal einer einfallen lassen.[/quote]
Und noch dazu bei 16 Mpx und diesen Kosten – unglaublich!
Aber, wie so oft bei ehemals sehr erfolgreichen Firmen, scheint hier die Konversion nicht zu funktionieren. Aber, das ist ja in vielen Bereichen festzustellen. Bestes Beispiel sind derzeit die amerikanischen Autofirmen. Die können es auch nicht glauben, dass ihr ehemals so fulminantes Erfolgskonzept plötzlich nicht mehr funktioniert.