Auf der Photo Imaging Expo (PIE; 19.-22.3.2008) in Tokio, Japan, ist die „weltweit erste Digitalkamera im Mittelformat auf Basis einer offenen Plattform“ von Mamiya und Phase One erstmals zu sehen. Die Kamera im Aufnahmeformat 4,5×6 ist für Film- und Digitalrückteile konzipiert; die Serienfertigung soll im zweiten Quartal 2008 anlaufen:
Viel mehr, als die Mamiya-Pressemeldung von vor ein paar Tagen preisgibt (die heute in fast wortgleicher Form nochmal versandt wurde), ist derzeit nicht bekannt. Auszüge:
Diese Kameramodelle sind die richtungsweisende Antwort auf die Forderung von Profifotografen nach einem modularen Kamerasystem mit maximaler Ausstattung, und der Möglichkeit dieses mit individuell wählbaren digitalen Komponenten systemübergreifend auszustatten. … Entwickelt nicht nur für das Mamiya ZD Back und die neuen PhaseOne P+ Digitalrückteile, sondern auch mit der Option Digitalrückteile anderer Hersteller aufzunehmen, bieten diese Mittelformatkamerasysteme eine kaum vorstellbare Auswahl an verfügbaren Objektiven. … Dazu gehören natürlich nicht nur die bewährten Mamiya 645 AF- und Manualfokus-Baureihen, sondern auch die gesamte Hasselblad V-System Objektivpalette und sogar Pentacon Six Objektive.
Preisgestaltung und Verfügbarkeit
Die neuen Mittelformatkameras Mamiya 645 AFD III und PhaseOne 645 sind diese Woche auf der Photo Imaging Expo in Tokio/ Japan zu sehen. Technische Einzelheiten und alle Systemteiloptionen werden mit Beginn der Serienfertigung und ersten Auslieferungen bekannt gegeben, die für das zweite Quartal 2008 geplant sind. Um nähere Information zur Bestellung der Kameraplattformen zu erhalten kontaktieren Sie bitte den Vertrieb unter www.phaseone.com und www.mamiya.de.
Zum Rest der Meldung siehe Mamiya und Phase One: Offenes digitales Mittelformatsystem kommt. Daneben hat Phase One heute ein paar weitere Details zu Capture One 4.1 verlauten lassen.
Auf den ersten Blick sieht die Mamiya 645 AFDIII / PhaseOne 645 der 645 AFDII zum Verwechseln ähnlich. Und von der AFDIII war bereits Anfang des Jahres 2008 die Rede: In Planung: Mittelformatkamera Mamiya 645 AFDIII.
„Die Schnittstelle der AFDIII soll für alle Digitalrückteil-Hersteller offen sein, so dass sich jedes Digitalrückteil anschließen lässt. Bei der Kamera selbst deutet alles auf eine 645 AFDII hin, die überarbeitet, aber nicht wesentlich verändert wurde: der Autofokus soll schneller und präziser werden, der Verschluss zuverlässiger und robuster. Mamiya Deutschland bestätigte uns, dass die 645 AFDIII in Planung ist“ (um mal photoscala zu zitieren).
Und was macht Phase One bei all dem? Es ist derzeit der einzige Anbieter von Digitalrückteilen, der ohne Kameragehäuse dasteht (Leaf und Sinar sind mit der Hy6 / AFi verbandelt, Hasselblad baut mittlerweile nurmehr geschlossene Systeme und Mamiya hat sein eigenes Digitalrückteil ZD Back). Der Firma muss deshalb alles an der strategischen Allianz mit Mamiya gelegen sein, auf dass es heute und in Zukunft ein Kameragehäuse für ihre Rückteile gibt.
Augenblicklich deutet vieles darauf hin, dass diese Allianz die Gehäuse von Mamiya mit der Software von Phase One kombiniert: Der eine bekommt was vor seine Rückteile, der andere was für seine Rückteile.
Wir hoffen, bald weitere Informationen weiterreichen zu können; wir sind jedenfalls dran.
(thoMas)
Nachtrag (18.3.2008; 3:33 Uhr): Bei Phase One ist die Kamera bereits ausführlich zu bewundern; hier ein paar weitere Einzelheiten; die Einleitung wurde mit diesem Wissen leicht umformuliert:
- Film- und Digitalrückteile möglich
- Aufnahmeformat 4,5×6 analog; motorischer Filmtransport; 2 B/s
- Digitalrückteile P 45+ (39 Megapixel), P30+ (31 Megapixel), P 25+ (22 Megapixel), P 21+ (18 Megapixel) oder P 20+ (16 Megapixel)
- Verschlusszeiten 1/4000 s – 60 s
- Bildkorrektur via Capture One 4.1 fürs 2,8/80 mmm von Phase One und die Mamiya-Sekore 645 Digital, AFD und MF
- Objektive von Phase One (2,8/80 mm), alle Mamiya-645-Objektive, Hasselblad-V-Objektive, Pentacon-Six-Objektive; nicht näher spezifizierte Sonderobjektive
- 3 Jahre bzw. 300.00 Auslösungen Garantie
Gleichzeitig hat Mamiya die mit hoher Wahrscheinlichkeit exakt baugleiche 645 AFDIII vorgestellt und nennt folgende Spezifikationen (ergänzend zu den oben von Phase One genannten; diese Daten entsprechen sich – nur von der Garantie steht bei Mamiya nichts):
- Prismensucher; 94% Bildfeldabdeckung
- Programm-, Zeit- und Blendenautomatik; manuelle Belichtungseinstellung
- TTL-Belichtungsmessung; mittenbetont integral, selektiv, Mehrfeld
- Verschlusszeiten 1/4000 s – 60 s; manuell 1/4000 s – 60 min; X und B
- Abmessungen 153x128x184 mm (BxHxT)
- Gewicht 1,850 g
Mamiya gibt einen Preis von 416.850 Yen (ca. 2150 Euro) fürs Gehäuse an; 124.950 Yen (ca. 805 Euro) soll das motorische Filmmagazin (2 B/s) 120/220 kosten. Wenn wir das richtig verstanden haben, soll die Kamera ab Ende April 2008 lieferbar sein.
Hätte man sowas nicht schon viel früher machen können?
Und warum kosten die Digitalrückteile immernoch ein Vermögen? Hat diese Kamera denn trotz Fremdkompatibilität eine Chance gegen die viel schnelleren Topboliden von C und N, die eine superbe Bildqualität liefern und trotzdem bezahlbar (für manche) sind? Ich meine, selbst so eine Quality-Fanatikerin, wie Annie Leibovitz fotografiert lieber mit der EOS 1ds Mk III.
Kurz gesagt, schön schön mamyia, aber für das Geld kaufe ich mir selbst als Profi lieber eine Canon oder Nikon inklusive der nötigen Objektive und ein Laptop (+ Wireless Sender) und mache trotzdem erstklassige Bilder für den Großprint.
Den Qualitätsvorteil,
den der größere Sensor der 1DsIII gegenüber der 1DIII hat, haben Mittelformatrückteile nochmal viel stärker gegenüber der 1DsIII.
Dafür ist die 1DsIII andererseits schneller. Und die 1DIII ist noch schneller.
Weil ich aber beim Fotografieren ohnehin nicht nervös herumspringe, werde ich wohl der Phase One den Zuschlag erteilen. Und sie auch noch benutzen, wenn Du mit der 1DsIV, 1DsV,…
selbst so eine
[quote=Gast]selbst so eine Quality-Fanatikerin, wie Annie Leibovitz fotografiert lieber mit der EOS 1ds Mk III. [/quote]Annie Leibovitz würde die ihr eigene Qualität auch mit einem Flaschenboden vor dem Sensor erzielen können.
Sie ist eine Künstlerin und Trendsetterin.
Im übrigen produziert jeder dass, was er kann.
Mamyia hat immer Kunden gefunden.
Weiterhin kann man empfehlen, mal einen Blick durch den Sucher einer Mamiya zu riskieren.
Wer direkt vom “Kleinbild”-Gehäuse kommt, wird angenehm überrascht sein.
Recht so …
… die Diskussion wie sie hier geführt wird ist nicht sinnvoll. Alle meine Vorschreiber haben aus Ihrer Sicht Recht. Nur darf man nicht vergessen, dass die Einsatzgebiete der beiden Kamerasysteme (Kleinbild und Mittelformat) in der Praxis nicht die selben sind. Aus diesem Grund ist ein Vergleich auch nicht wirklich seriös. Eine Kleinbildkamera setzt in erster Linie auf Schnelligkeit und Kompaktheit. Wobei ein Digitales Rückteil, welches man nebenbei bemerkt neben der Mamiya auch an die Fachkamera montieren kann, eindeutig für andere Einsatzgebiete gedacht ist. Die tatsächlich noch sehr hohen Preise sind für diese Einsatzgebiete zum Teil erschwinglich/sinnvoll. Denkt man an Fotografen, die beruflich zum Beispiel Produktfotografie betreiben. Hier ergeben sich deutliche Zeit- und Budgeteinsparungen bei digitaler Arbeitsweise. Für den ambitionierten Amateur ist diese Technik in der Tat nicht sinnvoll zu finanzieren. Dieser benötigt aber auch selten Bilder mit 39 Mio. Pixel Auflösung für sein Wohnzimmer – oder?
Was ich deutlich bedauerlicher finde ist, dass Mamiya und phase one, nach angeblich umfangreicher Recherche es nicht gelungen ist, die AFD II signifikant von groben Problemen zu befreienen, die in der Tat den Einsatz erschweren oder unbequem werden lassen. Als Beispiel möchte ich die völlig sinnfreie AF/MF Bedienung anführen, die einmal an der Kamera und bei einigen Objektiven zusätzlich noch am Objektiv angebracht ist. Unter anderem dort habe ich mir deutliche Vortschritte gewünscht. Weitere Beispile sind Auslöseverzögerung, Sucherbild und Objektivpalette.
Nun wir werden sehen, ob es Mamiya mit dem aktuellen Modell gelingt gegen seinen Mitbewerber Hasselblad erfolgreich zu punkten – ich würde es Mamiya wünschen!
Jan Gutzeit, Dresden
Das Ergebnis
ist immer (hoffentlich) ein Foto.
Welches Format oder welche Optik da am Ende dazwischen hängt, ist vordergrüngig absolut unwichtig. Dazwischen ist aber schon interessant, ob man sich einen Wolf abschleppt, oder man mit einem dicken Kloben rumärgert, oder nicht. Die Mamiya 645 ist keine Kamera für den ausschließlichen Einsatz im Studio. Sie ist dafür konzipiert, größeres Format draußen einzusetzen. Handling ist also durchaus angesagt. Und noch besseres Handling in vielen Situationen ergibt ein gutes, multifunktionales Zoom, auch und gerade bei dem Kameratyp. Deshalb sind die Dinger ja wo anders auch so weit verbreitet.
Und zum Preis kann man sagen, wenn man den “Profi-kostet-das-zigfache”-Faktor weglässt, dass diese Teile bestenfalls so ca. ab 4.000 EUR effektiven Wert repräsentieren. Davon ist der Sensor der größte Batzen, klar. Aber sonst ist an den Dingern so gut wie nichts dran, was da wirklich kostet. Das Mikrodisplay ist es jedenfalls nicht und die Elektronik ist auch nicht anders, als in jeder stinkordinären Digitalkamera. Alles redundant und massenhaft verfügbar. Also was soll das?
Ich gehe davon aus, dass, wenn diese Technik von der anderen Seite her schön langsam kanibalisiert wird, die Preise zwangsweise nach unten gehen. Dann werden die selbstinstallierten Bremsen gelockert und man kann mit brauchbaren Relationen aufrüsten.
Lang lebe die Königin!
Sehr gut auch, daß es ein Filmrückteil zur selben Kamera gibt. Das macht sie noch zukunftssicherer, als schon die wechselbaren Digitalrückteilgenerationen. Man scheint auch an die filmverbrauchenden “emerging markets” zu denken, die dadurch auf Digital umzusteigen in der Lage sind, sobald sie es sich leisten können.
Wenn auch fremde Rückteile passen, wie funktioniert das dann mit der individuellen Jusstierung der Rückteile auf die Kamera? Kann man zum Beispiel Rückteile mieten und ohne Verluste für die Bildqualität an die Kamera ansetzen?
Schön wenn man Fragen stellt,
die man eigentlich gar nicht beantwortet haben will.
Dass die kommende Nikon mit Sicherheit weit unter 10K EUR liegen wird, scheint mir klar. Wenn auch nicht sofort. Das Objektivprogramm, dafür steht Nikon mit Sicherheit, wird dann natürlich entsprechend ausgebaut. Die Vorläufer kann man ja schon sehen (Shift/Tilt-Objektiv). Insgesamt sehe ich, dass der Sensortyp der da kommt, vor allem auch für kleinere optische Bänke gut passt und vor allem dazu geeignet ist, eine weite Range von rentablen Objektiven nach sich zu ziehen, die nicht nur in Mikroauflagen produziert werden, sondern weltweit auf einigermaßen Stückzahlen kommt. Da haben dann alle Nutzergruppen was davon. Das digitale MF ist ja eigentlich nur deshalb entstanden, weil es noch so viel kompatibles Material da draußen gibt. Von der Systematik her macht das im Prinzip nicht so den Riesensinn. Allein schon die sehr viel längeren Brennweiten sind aufs Ganze gesehen nicht so unbedingt der Hit. Und einen Sensor, den man runterkühlen muss, damit er überhaupt einigermaßen saubere Bilder produziert, scheint mir im Sinne von “digital” auch nicht so der Weisheit letzter Schluss.
Naja, wir werden sehen, was da wirklich kommt.
Ich kann mir nicht helfen,
aber aufs Ganze gesehen kommt mir das schon wie eine Deadend-Veranstaltung vor.
Spätestens, wenn Nikon im Herbst mir ihrer 24 Mpx-Kamera auf dem Markt ist, ist das MF in dieser Form mehr als fraglich. Allein schon das Format dieser Kamera (Außenmaße), der Objektivschnitt mit den fehlenden, praxistauglichen Zoomobjektiven, die auch eine praktikable Nahdistanz ermöglichen, alles Fehlanzeige.
Dazu wieder dieser seltsame Medienmix digital/analog, das scheint mir alles nicht sehr konsequent. Wer eine Kamera in diesem Segment hat, wird sich sicher jetzt nicht wieder so ein Teil zulegen, nur um da dann ein Digiback dran flanschen zu können.
Ne, da warte ich beispielsweise dann lieber auf eine wirklich konsequent digitale Systemkamera, die den Namen auch verdient. Nicht wieder so ein halbaufgekochtes Etwas.
RE: Dead-end-Veranstaltung
[quote=Gast]aber aufs Ganze gesehen kommt mir das schon wie eine Deadend-Veranstaltung vor.
Spätestens, wenn Nikon im Herbst mir ihrer 24 Mpx-Kamera auf dem Markt ist, ist das MF in dieser Form mehr als fraglich. Allein schon das Format dieser Kamera (Außenmaße), der Objektivschnitt mit den fehlenden, praxistauglichen Zoomobjektiven, die auch eine praktikable Nahdistanz ermöglichen, alles Fehlanzeige.[/quote]Erstens gibt es derzeit die weder eine 24-Megapixel-Nikon noch eine 24-Megapixel-Sony-Alpha. Die Phase-One-Rückteile gibt es aber schon jetzt, und laut Pressemitteilung ist die 645 AFD-III schon recht bald lieferbar. Wer nicht so lange warten kann, für den gibt es schon jetzt die D-II.
Einzige Konkurrenz zum Mittelformat ist derzeit die EOS-1Ds Mark III. Mal angenommen, deren Sensor kann mit den größeren Aufnahmechips von Sinar, Hasselbad und Phase-One mithalten. Die Kleinbildobjektive können es nicht. Mal abgesehen von weißen Telekanonen für Sport und die Tierfotografie (eindeutig eine Domäne des Kleinbild- oder DX-Formats) hat insbesonders Mamiya das deutlich überzeugendere Objektivangebot (freilich hat das auch seinen Preis). Vergleichen Sie mal das Mamiya-Sortiment mit Canons L-Reihe.
Viele Fotografen unter uns werden spätestens dann ihre 645er Objektive wieder hervorkramen, wenn das digitale Mittelformat erschwinglicher geworden ist.
Hallo?!
[quote=Gast] Zoomobjektiven, die auch eine praktikable Nahdistanz ermöglichen, alles Fehlanzeige.
[/quote]
Hallo, dies ist Mittelformat! Da gab’s nie und wird’s kaum je Zoomobjektive wie im Kleinbild geben. Wer einen Motocross gewinnen will, fährt auch keinen Sattelschlepper, oder?
Wenn ich aber Material transportieren muss, dann bin ich mit dem Motorrad schlecht beraten.
Das angemessene Werkzeug passend zur anstehenden Aufgabe, ist das so schwer zu begreifen?
Ich kann mir helfen.
Rechnet denn irgendjemand bei einer fiktiven Nikon 24MPx oder einer realen Sony 24 MPx mit Straßenpreisen unter 10.000 Euro?
Hat Nikon außer einem phantastischen Weitwinkel irgendein Zoom in der geforderten optischen Qualität zu bieten? Vielleicht die ollen 80er Jahre Gurken? Manuell zu fokussieren, versteht sich.
Wird das Sony-/Zeiss-Objektivsystem in absehbarer Zeit eine ausreichend große Auswahl an Brennweiten bieten? Werden es nicht die Sony-Professional Phantasiepreise werden?
Gibt es einen Gebrauchtmarkt, aus dem sich zum Beispiel Fotostudenten versorgen und mitwachsen können?
Und vor allem: Wenn ich als Fotograf schon die Digitalpreise zahlen muß, dann will ich bitte auch ein Phase One dafür bekommen! Weniger Geschwätz, bessere Bilder.
oh weh
annie leibovitz nutzt eine h3d, ebenso wie jeder andere high-profile fotograf eine digi-mf bevorzugt…
ich nicht…
und viele andere kollegen auch nicht…
[quote=Gast]annie leibovitz nutzt eine h3d, ebenso wie jeder andere high-profile fotograf eine digi-mf bevorzugt… [/quote]