Das von Schweizer Informatikern entwickelte Google Portrait erkennt Gesichter auf digitalen Fotos; die Filtersoftware kann so die Ergebnisse bei der Personen-Bildersuche verbessern:

Martigny – Unter dem Namen Google Portrait haben Schweizer Informatiker eine Applikation entwickelt, die Gesichter auf digitalen Fotos erkennen kann. Damit können Suchanfragen nach Namen in der Google Bildersuche verbessert werden. „Wir haben mit Google Portrait einen Filter entwickelt, mit dem nur jene Dateien vorgeschlagen werden, die das Gesicht eines Menschen enthalten“, erklärt Sébastien Marcel, Forschungsbeauftragter am IDIAP (Institut Dalle Molle d’Intelligence Artificielle Perceptive).

Google Portrait ist eine Demosoftware, in der Technologien zur Gesichtserkennung zum Einsatz kommen, die im Rahmen des nationalen Forschungsschwerpunkts IM2 – Interaktives Multimodales Informationsmanagement entwickelt wurden, so Marcel. „Die Software startet zuerst eine herkömmliche Anfrage bei der Google Bildersuche“, erläutert der Forscher. Alle gefundenen Bilder werden schließlich von dem Programm durchkämmt. Dabei wird das Foto mithilfe eines virtuellen Bilderrahmens in der Größe von 19 mal 19 Bildpunkten abgesucht. Bleibt die Suche erfolglos, so wird der Rahmen vergrößert.

Das Programm muss nun für jede Position des Rahmens entscheiden, ob der enthaltene Bereich einem Gesicht entspricht. „Um das Programm dazu zu bringen, diese Entscheidung zielsicher zu treffen, stützen wir uns auf statistische Methoden des maschinellen Lernens“, erläutert Marcel. Dazu nehmen die Forscher eine Datenbank zu Hilfe, die Zehntausende Bilder mit Gesichtern enthält aber auch mehrere Millionen Bilder ohne Gesichter. „Nun lassen wir vom Programm jeweils zwei dieser Bilder anhand elementarer visueller Kriterien vergleichen, die zu Beginn der Analyse im verwendeten Algorithmus festgelegt wurden. Dabei handelt es sich zum Beispiel um charakteristische Unterschiede in der Intensität zwischen einem Bildpunkt und den benachbarten Punkten.“ Die Software wiederholt diese Vergleiche immer wieder, bis sie irgendwann „gelernt“ hat, Bilder mit Gesichtern zu erkennen.

In einigen Fällen liege allerdings auch die Software daneben, was durch eine höhere Genauigkeit des Algorithmus vermieden werden kann. Das geht jedoch auf Kosten der Geschwindigkeit. Einschränkend führt Marcel an, dass gegenwärtig nur Dateien untersucht werden, die in der Google-Ergebnisliste weit oben sind. „Diese Einschränkung haben wir aber nur für die Demonstrationsversion getroffen“, sagt Marcel. Derzeit arbeite die Software mit ungefähr einem Fehler pro 100 Millionen Tests.

Neben dem reinen Filtermechanismus will Marcel in die Software auch noch Funktionen zur Identifikation der online gefundenen Personen einbinden. „Jeder Benutzer kann Fehler von Google Portrait korrigieren und dem dargestellten Gesicht den richtigen Namen zuweisen. Damit können wir eine riesige Datenbank mit Bildern und den zugeordneten richtigen Namen anlegen. Wenn die Software dann die Ergebnisse ihrer Suche mit den elektronischen Daten dieses Katalogs vergleicht, dürfte es gelingen, den gefundenen Gesichtern die richtige Identität zuzuordnen“, meint Marcel.

Auf die Bildersuche nach Personen haben sich mittlerweile auch andere Unternehmen konzentriert. So testet Google selbst bereits eine eigene Software zur Personensuche im Web. Das schwedische Unternehmen Polar Rose arbeitet ebenfalls an einer Technologie, die Gesichter in Online-Bildern analysieren und zuordnen kann (siehe Gesichter-Suchmaschine beunruhigt Datenschützer).

(pressetext / Andreas List)