Fotograf – ein Beruf, in dem die verehrte Kundschaft zwischen hässlichem Entlein und Protzlümmel changiert
Nur wenige andere berufliche Tätigkeiten sind dermaßen widersprüchlich schillernd im Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit verankert wie derjenige der gewerblichen Knipser. Das liegt begründet in der ausschnitthaften Wahrnehmung des Tuns und den einer Öffentlichkeit präsentierten bildlichen Ergebnisse.
Wer weiß schon, dass ein Fotograf mit seinen unterkühlten Bildern von nackten Frauen eben nicht sein Brot verdient, sondern alltäglich ganz gewöhnliche Sach- und Werbebilder produziert?
Wer nimmt wahr, dass die Location an einem der schönsten ostafrikanischen Sandstrände als Kulisse dient, damit Stunde um Stunde unterschiedlichste Modelle in der biederen Konfektionskleidung eines Versandhauses sich ins Licht stellen, während hinter dem Fotografen die Vertreter und Vertreterinnen der Auftraggeber darüber entschieden haben, wer welche Kleidung trägt und mit welchem Posing vor der Kamera steht? Und abends, dann werden diese Hunderte von Fotos vom Fotografen gesichtet, aus winzigen Unterschieden die Besten gewählt und noch in der Nacht zusammengestellt, damit vom Hotel aus per Internet die Bilddaten morgens in einer Agentur vorliegen, wo ausgeschlafene Grafiker (die sich nicht so selten für die besseren Fotografen halten) darüber entscheiden, wie gut jemand vor Ort seinen Job macht. So wird jeder Auftrag schon während der Arbeit zur Empfehlung für die Zukunft.
Oder im heimischen Studio. Auch hier schauen einem nicht selten die Auftraggeber über die Schulter, beäugen kritisch am Monitor die entstandenen Bilder und wünschen diese und jene Änderung von Licht und Ausschnitt, möchten beispielsweise bei Möbelaufnahmen spontan von den eigenen Bildideen nichts mehr wissen, um möglichst sofort alles anders im Bild zu haben, denn Zeit ist Geld.
Oder die vielen kleinen Studios in den Nebenstraßen der Städte, die sich bereithalten, um mit ihren wenigen fototechnischen Geräten jene Porträtaufnahmen zu schaffen, von denen eine verehrte Kundschaft selbst nicht weiß, was möglich ist. Dabei bleibt der straßentaugliche Bildgeschmack ebenso erhalten, wie das Selbstbewusstsein der zahlenden Kundschaft zwischen hässlichem Entlein und Protzlümmel changiert. Zur maßgeblichen Umsatzsteigerung tragen Hochzeitsaufnahmen bei, schon, um den kleinen Laden am Laufen zu halten. Und immer wieder gibt die Kundschaft zu erkennen, dass man als Fotograf zu teuer sei. (So manche Hochzeitsaufnahmen werden erst viel, viel später abgeholt, nach drängendem Nachfragen.)
Dann sind da noch die Pressefotografen. Festangestellt folgen sie dem Zeitplan der Redakteure, die, über den Tag verteilt, in der Pressekonferenz einer Hilfsorganisation sitzen, beim Empfang wichtiger Gäste im Rathaus dabei sind, dem Bericht der Polizei über das Unfallgeschehen des letzten Halbjahres folgen und am frühen Abend dann noch beim Schützenverein der Wahl des neuen Vorsitzes, dessen Wiederwahl schon lange vorab abzusehen ist, beiwohnen. Überall erscheint der angestellte Bildreporter, macht ein Bild im Sinne des Redakteurs und ist schon wieder verschwunden. Bei kleinen Redaktionen bleibt alles in einer Hand, Schreiben und Fotografieren. Freie Mitarbeiter machen das dann für ein paar Euro, oder sogar lediglich gegen Namensnennung, was letztlich nur bedeutet, die redaktionelle Verantwortung auf diese Gelegenheitsknipser abzuwälzen.
Gewerbliches Fotografieren heißt, sich mit den Bildideen Fremder auseinander setzen zu wollen. Der Fotograf ist ein Teamarbeiter. Fast alle Fotografien sind lediglich ein Teilprodukt im Arbeitsfeld anderer.
Und wo sie es nicht sind, ist die Finanzierung höchst schwierig. Wer beispielsweise als Reisefotograf arbeitet, verbringt mehr Zeit mit den Vorbereitungen, mit redaktionellen Gesprächen, der Suche nach Finanzierung, den Einreisebedingungen und der Gesundheitsvorsorge, Zeitplänen, Hotelbuchungen, oder der Planung von Reiseführung; ist länger der Organisation verhaftet als die gesamte Reise dauern wird. Es geht beim Fotografieren eher um eine Antwort zu Fragen des nahe liegendsten Entwicklungslabors, des Einkalkulierens des Was-wäre-Wenn und schließlich zu einer möglichen, aber unbestimmten, Mehrfachverwertung in der nahen Zukunft. Viele Planungen beginnen bereits mehr als ein Jahr vor der vielleicht nur vierwöchigen Reise. Allein die Frage der Bildrechte oder der speziellen Benennung von Bildern ist voller juristischer Fallstricke. (Wussten Sie, dass der Name Eiffelturm unter einem Ihrer Bild nicht stehen sollte, um Geldforderungen der privaten Namensrechte-Inhabers nicht ausgesetzt zu sein?)
In den Hochglanzmagazinen der Fotopresse liest man von all dem nichts. Probleme? Welche Probleme? Der Fotograf kam, sah und fotografierte wie abgedruckt.
Doch wer als Fotograf für andere arbeitet, muss nicht nur technisch vergleichbar gut sein – was auf viele zutrifft – man muss darüber hinaus vollkommen umkompliziert sein. Es bedeutet, man hat zwar eine Meinung, aber diejenige der Kunden geht vor – immer.
Was heißt das nun, fotografierend selbständig zu sein?
Es bedeutet, von anderen abhängig zu arbeiten. Der einzige Freiraum: Man ist und bleibt zurückgezogen auf das Wesentliche der Fotografie, den Blick für den Ausschnitt und die Möglichkeiten des Lichtes. Doch schon, was einem vor die Kamera kommt, ist fremdbestimmt und nur die eine Seite der Medaille. Welche Fotos als Bild das Interesse der Öffentlichkeit erreichen, das ist die andere, denn solches wird woanders entschieden. Der Bildermarkt, das ist der Zugang zur Öffentlichkeit. Er wird beherrscht von Profis, mit denen man können muss, die ihre Reichweite abgesteckt haben und fest im Griff halten. Werbung, redaktionelle Fotografie, Reisebilder und Buchillustration, selbst nüchterne Sachfotos unterliegen dem nachfolgenden, kritischen Blick derjenigen, die diese Fotos weiter verarbeiten und vermarkten wollen.
Selbst wer losgelöst im kleinen Rahmen arbeitet, etwa den Auftrag eines mittelständisches, metallverarbeitendes Unternehmen annimmt und dessen Blechverarbeitung im Bild festhält, entgeht nicht der äußerst kritischen Meinung, spätestens dann, wenn der Auftraggeber mit der gedruckten Qualität der Katalogbildchen nicht zufrieden ist, dessen Nachfragen aber von der Druckerei abgewehrt wird, da das nicht an ihnen läge, sondern an der Qualität des Fotos. Spätestens dann wünscht ein Fotograf sich das Umfeld einer sachverständigen Agentur, die die Fotos abgenommen hat.
Glücklich diejenigen, die als Hobbyisten selbst entscheiden können, welche Fotos wie präsentiert werden und damit nicht ihren Lebensunterhalt bestreiten müssen. Doch das hat mit dem Job gar nichts zu tun.
(Adrian Ahlhaus)
Mit freundlicher Genehmigung des Autors
(c) 2007 Adrian Ahlhaus
All rights reserved
Aus dem Blog: Die Welt der Photographie
…
Nicht ganz falsch, was der Autor da schreibt, den Punkt trifft es aber trotzdem nicht.
Um ihre kreativen Freiheiten mussten die Fotografen schon immer kämpfen. Das war vor 20 Jahren auch nicht anders als heute.
Extrem verändert haben sich hingegen die finanziellen Bedingungen.
Die Honorare der Fotografen haben sich in den letzten 20 Jahren praktisch nicht verändert. Was früher mal ein einträglicher Beruf war, ist heute eher dem neuen Medienarbeiter-Proletariat zuzuordnen.
Also Kinder: Bloss nicht Fotograf werden! Bastelt lieber eine Web 2.0 Internetseite und lasst Eure User für Euch arbeiten!
Danke so sieht die Realität aus.
Ich selbst arbeite seit 15 Jahren in der Sport und Presseabteilung und kann alle Aussagen nur doppelt unterstreichen! Laut der tollen Journalisten Gewerkschaft sollte ein Pressefotograf pro Foto 59€ inkl. Mwst. verdienen. Ausgehandelt und von allen großen Tageszeitungen unterschrieben.
Angefangen habe ich vor 15 Jahren mit 10DM pro Bild. Nach einem Jahr und vielen Wochenenden Zusammenarbeit bekam ich 15DM pro Bild usw. Also kurz um: die Hälfte des oben genannten Betrages ist heute! üblich. Beim Nach haken kommt trotz langjähriger Erfahrung nur “leider können wir in unserer Situation nicht mehr bezahlen”. Solltest du massiver werden, war es mal dein Job.
Ganz einfach alle Freien Fotografen und Schreiberlinge werden wie eine Milchkuh gemolken. Wie du letztendlich deine Familie ernährst (wenn du noch eine hast!) bleibt dein Geheimnis. Also ist jeder Gewerkschaftlicher Abschluss in Deutschland so dehnbar wie Kaugummi und sinnlos! Alles andere kann ich nur meinem Vorschreiber bestätigen.
Pressefotografie bedeutet quer bei Fuß zu stehen, Klappe zu halten und knapp über Harz 4 zu leben. Danke und Basta…!!!
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Die Verwandschaft
” Zur maßgeblichen Umsatzsteigerung tragen Hochzeitsaufnahmen bei, schon, um den kleinen Laden am Laufen zu halten. Und immer wieder gibt die Kundschaft zu erkennen, dass man als Fotograf zu teuer sei.”
Na klar, Onkel Jürgen hat doch eine gaaaanz tolle Kamera und hätte das genauso gut aber vieeeel billiger gemacht. Eben!
Pressefotograf
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Dann sind da noch die Pressefotografen. Festangestellt folgen sie dem Zeitplan der Redakteure, die, über den Tag verteilt, in der Pressekonferenz einer Hilfsorganisation sitzen, beim Empfang wichtiger Gäste im Rathaus dabei sind, dem Bericht der Polizei über das Unfallgeschehen des letzten Halbjahres folgen und am frühen Abend dann noch beim Schützenverein der Wahl des neuen Vorsitzes, dessen Wiederwahl schon lange vorab abzusehen ist, beiwohnen. Überall erscheint der angestellte Bildreporter, macht ein Bild im Sinne des Redakteurs und ist schon wieder verschwunden. Bei kleinen Redaktionen bleibt alles in einer Hand, Schreiben und Fotografieren. „Freie“ Mitarbeiter machen das dann für ein paar Euro, oder sogar lediglich gegen Namensnennung, was letztlich nur bedeutet, die redaktionelle Verantwortung auf diese Gelegenheitsknipser abzuwälzen.
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Habe als ehemaliger Pressefotograf heute noch die Diskussion mit einem meiner Arbeitskollegen von damals gehabt:
Wenn Du Redakteur bist und nebenbei auch noch gute Fotos machst, dann haben dein Chefredakteur, deine Journalisten-Kollegen und auch die Leute die Du fotografieren sollst alle Achtung vor dir. Wenn Du aber Fotograf bist und nebenbei auch mal gute Texte schreibst, bleibst Du der Arsch vom Dienst, der noch weniger respektiert wird als die Putzfrau. Dein Gehalt liegt deutlich unter dem eines Redakteurs (wenn Du überhaupt noch eine feste Anstellung bekommst), Du wirst auf Empfängen und anderen Veranstaltungen wie der letzte Dreck behandelt (während sich alle fast vor dem Redakteur verneigen), Du wirst systematisch von Pressereisen/-events ausgeschlossen und man erklärt dir ständig, dass jeder Azubi mit seinem Foto-Handy bessere Bilder macht als Du (wage es aber bloss nicht dem Redakteur zu antworten, dass die Redaktionssekretärin auch seinen Job machen könnte). Fazit: Wenn Du nicht gerade der letzte Legastheniker bist und eine einigermaßen gute Schreibe hast, dann werde bloss nicht Pressefotograf! Egal wie gut deine Bilder sind. Werde fotografierender Redakteur und lass dich feiern. Man muss ganz schön blauäugig sein, um heute noch Pressefotograf zu werden; ich habe noch die Chance gehabt, mich zu “rekonvertieren”, aber die Chance bekommt nicht jeder…
Widerspruch
[quote=Gast]Fazit: Wenn Du nicht gerade der letzte Legastheniker bist und eine einigermaßen gute Schreibe hast, dann werde bloss nicht Pressefotograf! Egal wie gut deine Bilder sind. Werde fotografierender Redakteur und lass dich feiern. …[/quote]
Ist das so? Ich kenne genug Schreiber, die sich genau wie Fotografen von Hundefutter aus der Dose ernähren. Zur Berufswahl würde ich eher etwas Solides empfehlen (Klempner, Steuerberater, etc.).
Wer so fotografiert, …
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Ahlhaus schreibt:
… widersprüchlich schillernd … ausschnitthaften Wahrnehmung des Tuns … Studios in den Nebenstraßen der Städte, die sich bereithalten, um mit ihren wenigen fototechnischen Geräten jene Porträtaufnahmen zu schaffen … das Selbstbewusstsein der zahlenden Kundschaft zwischen hässlichem Entlein und Protzlümmel changiert. … Zur maßgeblichen Umsatzsteigerung tragen Hochzeitsaufnahmen bei, schon, um den kleinen Laden am Laufen zu halten … Redakteure, die, über den Tag verteilt .. sitzen, …. Überall erscheint der angestellte Bildreporter, macht ein Bild im Sinne des Redakteurs und ist schon wieder verschwunden. Bei kleinen Redaktionen bleibt alles in einer Hand, …
Gewerbliches Fotografieren heißt, sich mit den Bildideen Fremder auseinander setzen zu wollen….. Fast alle Fotografien sind lediglich ein Teilprodukt im Arbeitsfeld anderer …Suche nach Finanzierung …Planung von Reiseführung … ist länger der Organisation verhaftet … Es geht beim Fotografieren eher um eine Antwort zu Fragen des nahe liegendsten Entwicklungslabors, des Einkalkulierens des Was-wäre-Wenn und schließlich zu einer möglichen, aber unbestimmten, Mehrfachverwertung in der nahen Zukunft … wer als Fotograf für andere arbeitet, muss nicht nur technisch vergleichbar gut sein – was auf viele zutrifft … Man ist und bleibt zurückgezogen auf das Wesentliche der Fotografie, den Blick für den Ausschnitt und die Möglichkeiten des Lichtes. Doch schon, was einem vor die Kamera kommt, ist fremdbestimmt und nur die eine Seite der Medaille. Welche Fotos als Bild das Interesse der Öffentlichkeit erreichen, das ist die andere, denn solches wird woanders entschieden … Selbst wer losgelöst im kleinen Rahmen arbeitet …
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Format 9 x 13 oder 10 x 15?
… wie Ahlhaus schreibt, hat es garantiert schwer.
gez.
(Leser)
Ja, das hat Herr Ahlhaus
schon sehr gut illustriert.
Es ist eigentlich immer das Gleiche: Die Medien (wer immer das am Ende ist) schreiben über die wunderbare Welt der Werbung an sich und die noch wunderbarere Welt der Fotografie. Und tatsächlich, es soll sie geben. Die, die den Agenturen und Auftraggebern erzählen, wie das mit den Bildern geht. Ja doch, solls geben.
Ich bin jetzt bald 30 Jahre auf dieser Spielwiese und in fast allen Schattierungen des werblichen Wesens unterwegs, nur ist mir noch keiner von der Sorte über den Weg gelaufen. Dafür jede Menge Fotografen, die, wenns gut geht, zusammen mit dem Arti, dem Kunden, der/dem ArtbuyerIn versucht, dem Kunden und der Sache gerechte Bilder zu machen.
Und da gibts wirklich extrem unterschiedliche Arbeitsfelder, angefangen von der Archtitekurfotografie bis zu Ablichten von Kleinteilen für einen Werkzeugkatalog oder meinetwegen einem Modeschmuck-Internetauftritt, die Teile für 3,50. Bei dieser Massenproduktion haben sich in Konkurrenz schon diverse PrePrintunternehmen eingenistet, die gleich noch die Bildverarbeitung mit übernehmen. Oder die, die sich in Dörfern und Städten ein kleines Fotoatelier, einen Fotoladen und das Equipment für jede Sorte Familien- und Dorfevent zugelegt haben. Oder das Großatelier für Interioraufnahmen, also Küchen bis Wohnzimmer, Bad sonstnochwas. Beinahe unendliche Varianten von Sachaufnahmen, allesamt so kreativ aufregend wie ein Kühlschrank. Und dann die, die sich mit Presseaufnahmen ihr Geld verdienen (müssen). Vom Dorfbegebnis bis zur Pressekonferenz eines großpolitischen Ereignisses. Natürlich gibt es auch nicht wenige, die zu allen möglichen Themen freie Motive in Netz stellen, auch welche die damit ganz gut verdienen, bzw. über Bilddatenbanken ihr Geschäft deichseln. Immer bedroht vom Heer der doch durchaus sehr guten Amateure, die ihre Bilder kostenfrei zu Verfügung stellen. Als noch relativ dicht an der Sache und vielleicht eher kreativ, die Modefotografen. Ein kleines Restreservat, das die sich mit den “Kreativen” aus der Branche und den “Kreativen” aus Agenturen und Modeherstellern teilen dürfen.
Allen gemeinsam ist, dass sie nicht wirklich frei arbeiten können, sondern nach Zielvorgaben arbeiten. Darüber hinaus werden Bilder, selbst wenn sie gut sind, mit allen technischen Rafinessen bis zur Unkenntlichkeit zermatscht und glatt gebügelt, bis ein eigentlich recht originär wirkendes Bild so glatt geputzt ist, dass es nahezu jede optische Wirksamkeit verliert. Besonders gerne bei Autoherstellern, Küchengeräten und sonstigen technischen Gerätschaften vorzufinden. Es “muss” doch irgendwie professionell aussehen! Der Fotograf ist da nur noch die Schattennummer.
Und, was die Mehrzahl selbst derjenigen, die in dem Job arbeiten immer übersehen: 4 bis maximal 10% ist Kreativarbeit, der Rest ist Organisation und Vermarktung. Man kann sich gut ausmahlen, was da am Ende für einen “kreativen” Fotografen noch übrig bleibt.
Bei Kurt Tucholsky heißt es in einem seiner Gedichte: “. . . drum wird beim Happy-End, für gewöhnlich abjeblend´t”, den Rest wies weiter geht, will keiner mehr sehen.
Recht hat er
der Autor. Der Fotograf hat einen ganz normalen Beruf wie jeder andere auch. Er muss sich tatsächlich den Wünschen der Kunden unterordnen, die ihn bezahlen. lol
Es scheint in seinem Berufsumfeld sogar Kollegen zu geben (Redakteure), die mehr verdienen und grösseren Einfluss im Unternehmen haben als er. lol
Und der arme Fotogtraf scheint nicht einmal auf Partys so verhätschelt zu werden wie der wortgewandte Redakteur. schnief lol
Und dann hat er auch noch einen Chef, der ihm sagt, dass er die gleiche Arbeitsleistung von hochmotivierten Amateurfotografen in besserer Qualität erhalten würde. furchtbar
Gut dass es Internet blogs gibt, wo der Fotograf sich mal so richtig ausweinen darf, findet er doch im Kreis der Fotoamateure jederzeit eine treue Schar, die ihn bewundern, den echten PRO.
LOL
Glaubt mir, einem altgedienten Fotografen, …
… das mit dem Fotografen-Sein ist so wie beim Beton: Es kommt drauf an, was man draus macht … 😉
LOL, LOL, LOL
[quote=Gast]
Es scheint in seinem Berufsumfeld sogar Kollegen zu geben (Redakteure), die mehr verdienen und grösseren Einfluss im Unternehmen haben als er. lol
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Es geht weniger ums Geld und um den Einfluss im Unternehmen als um Respekt und Anerkennung. Vielleicht kommt es davon, dass hier ganz besonders hier in Deutschland aber auch in anderen Ländern irgendwelchen Diplomen und Studiengängen zuviel Wert beigemessen wird, vielleicht aber auch weil viele Pressefotografen tatsächlich ungebildet sind: Jedenfalls besitzen die wenigsten Pressefotografen einen Hochschulabschluss o.ä. und werden dann auch entsprechend wie die letzten Vollidioten behandelt.
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Und der arme Fotogtraf scheint nicht einmal auf Partys so verhätschelt zu werden wie der wortgewandte Redakteur. schnief lol
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Es geht auch nicht darum, auf Partys verhätschelt zu werden. Aber während der Redakteur begrüßt wird und mit dem nötigen Respekt behandelt wird, wird der Pressefotograf überall wo er auftaucht als Störfaktor angesehen und auch entsprechend behandelt. Wenns z.B. mal wieder länger dauert, hat der Pressefotograf gefälligst (draussen) zu warten und die Klappe zu halten. Dass er noch vier andere Termine zur gleichen Zeit hat bzw. nur eine halbe Stunde hat, um zum nächsten Termin am anderen Ende der Stadt anzutreten, wird einfach ignoriert. Und wenn der Fotograf es dann wagt, die Veranstalter darauf aufmerksam zu machen, dass diese ihren Termin gnadenlos überziehen, dann wird sich am nächsten Tag beim Chefredakteur der Zeitung über die masslose Frechheit des Fotografen beschwert. Und wenn es dann doch endlich mal zum Foto kommt, dann soll es plötzlich ganz schnell gehen und man will nicht mal Zeit haben, halbwegs gescheit in die Kameras zu gucken; gibt der Fotograf auch noch Anweisungen, wie die Leute sich aufstellen sollen oder fragt er freundlich, ob sie mal an dieser oder jenen Stelle posieren können, wird man nur blöd angeguckt. DAS ist der Alltag des Pressefotografen!
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Und dann hat er auch noch einen Chef, der ihm sagt, dass er die gleiche Arbeitsleistung von hochmotivierten Amateurfotografen in besserer Qualität erhalten würde.
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Wenn es doch nur die gleiche Arbeitsleistung und Motivation wäre. Die von dir erwähnten “hochmotivierten” Amateurfotografen kenne ich zugute. Kommen da mit ihrer funkelnagelneuen EOS-1D Mark III, ihrer L-Optik und ihrer Original-Canon-Fotoweste angetanzt und glauben, dass sie ihre mangelnde Erfahrung und ihre mehr als bescheidenen Fotokenntnisse mit einer teueren Ausrüstung (gesponsert von Daddy oder Omi) kompensieren können. Sie wollen es dann allen zeigen und stellen ihre Kamera ganz stolz auf den M-Modus, weil das ja so profimässig wirkt. Dabei sind sie nicht mal in der Lage, in der Vollautomatik (grüner Rechteck) oder bei Verwendung eines Motivprogramms ordentliche Bilder abzuliefern. Wenn sie dann nach dem dritten Mal ihre Ausrüstung gegen das neueste Modell ausgetauscht haben (denn die Kamera und nicht sie sind daran Schuld, dass die Bilder schlecht werden), verschwinden sie wieder so schnell von der Bildfläche wie sie gekommen sind. Trifft man sie dann doch irgendwann mal auf der Straße wieder, verkünden sie ganz stolz, dass sie jetzt großer Studio-Fotograf sind und halten sich dann für was Besseres. Wenn das nur eine einmalige Erscheinung wäre, könnte man ja noch damit leben, aber jedes Mal wenn man glaubt, dass man sie los ist, kommt schon der Nächste angetanzt…
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Gut dass es Internet blogs gibt, wo der Fotograf sich mal so richtig ausweinen darf, findet er doch im Kreis der Fotoamateure jederzeit eine treue Schar, die ihn bewundern, den echten PRO.
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Nix ausweinen! Es geht hier nicht ums Jammern. Die meisten Pressefotografen die echt was drauf haben, haben sich entweder mit den geschilderten Tatsachen abgefunden (und treten dann entsprechend abgebrüht auf) oder haben den Job gewechselt. Wenn sie ganz schön viel Pech haben, werden sie IT’ler; da hat man einen noch undankbareren Job (bei dem man auch wirklich einen Grund hat, selbst von der Putzfrau verachtet zu werden) und endet als Troll im Heise-Forum…
[quote]
LOL
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Bei den vielen LOLs fällt mir spontan dieser Spruch ein:
“Spottsucht ist oft Armut an Geist” – Jean de La Bruyère, (1645 – 1696)
Volle Zustimmung
Ich teile nicht immer Herrn Ahlhaus’ Ansichten. Diesmal gibt es aber volle Zustimmung. Die meisten seiner Beobachtungen kann ich bestätigen.
Traumberuf Fotograf?
Ich arbeitete über 15 Jahre als Modefotograf mit eigenem Studio in Mailand. Für ein “Ueberleben” als Fotoprofi in diesem Bereich erlaube ich mir, folgende Voraussetzungen zu erwähnen:
1. Beziehungen
2. Beziehungen
3. Beziehungen
4. immer einsatzbereit.
5. Bekanntschaft von Models. Aufbau und Erhalt von persönlichen Beziehungen (oft Freundschaften) zu den Models.
6. Arbeiten mit Mittel- und Grossformat. Kleinbild sowieso.
7. Für “Kunstprojekte” gratis arbeiten (gut für’s Image)
8. In der “Freizeit” vorwiegend Erotik-Fotos für Kalender, Magazine usw. produzieren. Im Verhältnis immer noch gut bezahlt!
9. Im privaten Leben möglichst unabhängig bleiben (Familie mit Kindern vergessen!!).
10. Im “Alter”, nach vielen harten Berufsjahren, sich der Kunst widmen. Nette Galeristen aussuchen, schöne Vernissagen organisieren und seine Fotos, optimal gerahmt, im gepflegten Ambiente präsentieren…
So, das wär’s Gruss an Alle
Danke
endlich schreibt ein “Wissender” den in Unklarheit gewiegten und vor Begeisterung verblendeten “Ich möchte gerne Fotograf werden”den klare Worte ins Stammbuch. Hier plaudert einer aus der Realität. Wer nur gerne fotografiert und die Herausforderung sucht sollte Ausstellungsfotograf werden. Da kann er sich an vorgegebenen Themen profilieren. Fallweise wird dann sein Bild sogar in einer Zeitung veröffentlicht. Und er kann einem geldbringenden Broterwerb nachgehen.
Die Meinung von
Globres
(einer der mit Familiennamen nicht “Nachtwey” heist, Dezenien als selbständiger Fotoreporter verbrachte und froh ist seit Kurzem im Ruhestand zu sein und endlich “just for fun” fotografieren zu können.)
DANKE +!
Ich selbst arbeite seit 15 Jahren in der Sport und Presseabteilung und kann alle Aussagen nur doppelt unterstreichen! Laut der tollen Journalisten Gewerkschaft sollte ein Pressefotograf pro Foto 59€ inkl. Mwst. verdienen. Ausgehandelt und von allen großen Tageszeitungen unterschrieben.
Angefangen habe ich vor 15 Jahren mit 10DM pro Bild. Nach einem Jahr und vielen Wochenenden Zusammenarbeit bekam ich 15DM pro Bild usw. Also kurz um: die Hälfte des oben genannten Betrages ist heute! üblich. Beim Nach haken kommt trotz langjähriger Erfahrung nur “leider können wir in unserer Situation nicht mehr bezahlen”. Solltest du massiver werden, war es mal dein Job.
Ganz einfach alle Freien Fotografen und Schreiberlinge werden wie eine Milchkuh gemolken. Wie du letztendlich deine Familie ernährst (wenn du noch eine hast!) bleibt dein Geheimnis. Also ist jeder Gewerkschaftlicher Abschluss in Deutschland so dehnbar wie Kaugummi und sinnlos! Alles andere kann ich nur meinem Vorschreiber bestätigen.
Pressefotografie bedeutet quer bei Fuß zu stehen, Klappe zu halten und knapp über Harz 4 zu leben. Danke und Basta…!!!
www.limelightforum.de
Noch etwas nachgemerkt:
ich weiß nicht wie es den anderen Lesern/Kommentatoren geht. Aber, seit das Ganze hier mit lockerer Hand moderiert wird, ist in dem Forum/Blog ein nachdenklich, aufgeschlossen-kritischer Ton eingekehrt, der mir persönlich sehr gut gefällt. Es geht zur Sache, es wird nachgehakt, aber nicht nachgetreten. Sehr schön.
Danke an ToMas und Kollegen!
Es geht …
… eben doch nicht ohne Psychopathenfilter !