Anwender aus dem „D7Userforum“ greifen zum Lötkolben und rüsten ihre Minolta-Blitzgeräte nach – mit einem Microcontroller für 99 Cent und ein wenig Software verstehen sich ihre alten Blitzgeräte mit der Dynax 7D; die Sony α100 und die DiMAGE-Modelle sollen folgen:

Ältere Aufsteckblitzgeräte lassen sich an aktuellen Digitalkameras oft nur eingeschränkt verwenden. Ermittelten die meisten analogen Spiegelreflexkameras beim Blitzen die erforderliche Blitzlichtmenge während der Belichtung anhand der Reflexionen von der Filmoberfläche über einen Sensor im Spiegelkasten, kommt bei den digitalen Modellen aufgrund veränderter Reflexionseigenschaften des Aufnahmesensors in der Regel eine Vorblitzmessung zum Einsatz. Bei dieser P-TTL-Messung wird vor dem Wegklappen des Spiegels ein Messblitz ausgelöst und über dessen Reflexion die Stärke des anschließenden Hauptblitzes ermittelt. Unterstützt das Blitzgerät den Vorblitz nicht und verfügt über keine eigene Messzelle zum sogenannten Computerblendenbetrieb, bleibt dem Fotografen nur, die Blende der Blitzleitzahl und Aufnahmeentfernung anzupassen.

Für die P-TTL-Steuerung mussten deshalb neue Blitzgeräte her: Für Canon-EOS-Anwender Modelle aus der EX-Serie, Nikon-Fotografen benötigen den SB-800 oder SB-600, Dynax- und Sony-Alpha-Nutzer einen Blitz der D-Generation oder deren Sony-Nachfolger. Selbst Pentax gab jetzt die Rückwärtskompatibilität auf, die jüngsten Modelle K10D und K100D erfordern einen der derzeit zwei FGZ-Blitze.

Mitglieder des „D7Userforums“, das als Internetforum zu Minoltas DiMAGE 7 entstanden war und sich längst auch den Konica-Minolta- und Sony-Spiegelreflexkameras widmet, entwickeln derzeit ihre eigene Vorblitzmessung: Sebastian Voitzsch hat dazu Teile des Kommunikationsprotokolls zwischen Blitz und Kamera decodiert und ein Programm für einen Microcontroller des amerikanischen Herstellers Atmel geschrieben. Im Fuß der Blitzgeräte ermöglicht jetzt der ATtiny13 (beispielsweise bei Embedid für 99 Cent) die Vorblitzmessung.

Während Sony für seinen HVL-F56AM einen Verkaufspreis von 459 Euro empfiehlt und der offensichtlich baugleiche Minolta 5600 HS (D) selbst gebraucht derzeit kaum unter 300 Euro zu bekommen ist, erzielt der 5400 HS mit ähnlichem Funktionsumfang, aber ohne Vorblitzmessung, bei eBay Preise um 80 bis 100 Euro, der ältere 5400xi ist deutlich preiswerter. Die Forums-Mitglieder haben bisher eine Hand voll dieser Blitze umgebaut, an der Konica-Minolta Dynax 7D gibt es mit dem Mikrocontroller im Blitzfuß zufriedenstellende Ergebnisse, sogar die drahtlose Steuerung funktioniert. Mit der Kurzzeitsynchronisation des HS-Modells hat sich Voitzsch noch nicht befasst. Jetzt sollen die umgebauten Blitze auch an die Sony Alpha 100 und Minoltas DiMAGE-Kameras angepasst werden.

Eine Anleitung, wie man das Programm auf den Controller und diesen dann in den Blitz bekommt, enthält der Diskussionsthread zum Thema im D7Userforum. Neben dem ATtiny13 sollten auch zwei Wiederstände, eine Diode und zwei Kondensatoren Platz im Blitzfuß finden. Für Bastler mit weniger Erfahrung mit dem Lötkolben ist derzeit eine fertig bestückte Platine in Vorbereitung. „Die müsste dann mit acht Drähten im Blitz verbunden werden“, so Voitzsch gegenüber photoscala. Prinzipiell kann er sich den Chip auch im Blitzfuß weiterer Blitzmodelle vorstellen: „Voraussetzung ist, dass der Blitz sich über die Kontakte am Blitzfuß steuern lässt und für den Vorblitz die Blitzfolgezeit kurz genug ist.“

Sein Programm, das auf dem Microcontroller zwischen Blitz und Kamera vermittelt, hat Voitzsch unter der „General Public License“ (GPL) veröffentlicht. Stellt sich die Frage, wie es die Anwender des D7Userforums in bisher knapp acht Wochen schafften, was Konica-Minolta nicht möglich war: Die Kompatibilität auch mit älteren Blitzen herzustellen, denn prinzipiell könnte auch ein Chip in der Kamera die Vermittlungstätigkeit des Controllers übernehmen.

Wir werden das Projekt weiter beobachten.

Links:
Diskussionsthread zum Thema im D7Userforum
Sebastian Voitzsch: flashconv – Blitzadapter für Minolta-Blitze

(mts)

Nachttrag (5.11.2007): Die Links ins Sonyuserforum wurden angepasst, der Link auf einen Beitrag von Sebastian Voitzsch am Ende des Artikels wurde durch einen Link auf seine Homepage ersetzt, und, nachdem dort die deutschsprachige Beschreibung vorhanden ist, wurde der mittlerweile ebenfalls kaputte Link auf die englischsprachige Beschreibung entfernt.