Ist so ruhig die Tage. Keine neuen Kameras, kaum Gerüchte. Was mir Zeit gibt, ein wenig über künftige Entwicklungen zu spekulieren und selbst ein paar Gerüchte in die Welt zu setzen

Nahrung gibt dem Ganzen der Vollformatsensor von Kodak (KAI-16000), der dieser Tage vorgestellt wurde; erste Muster werden bereits gefertigt. Ausdrücklich als kleinbildtauglich („35mm optical format“, Bilddiagonale 43,3 mm) eingestuft, fehlt in der Pressemitteilung und in den Technischen Daten verwunderlicherweise jedes Wort über seine Eignung für die bildnerische Fotografie. Kameras für Industrie, Luftüberwachung, Wissenschaft, das ja. Aber Spiegelreflexkameras? Fehlanzeige.

Das lässt zwei Schlüsse zu: Entweder ist er schlicht viel zu teuer für zivile Anwendungen oder aber ein Kamerahersteller möchte nicht, dass seine Pläne vorzeitig erahnt werden.

Und schon sind wir mitten im Spekulativen.

Canon – hier warteten wir vergeblich auf die EOS-1Ds Mk III zur photokina. Nachdem sich aber die von der gleichen Quelle angekündigte Leica M8 als wahr erwiesen hat, ist nicht völlig ausgeschlossen, dass Canon die EOS-1Ds Mk III mit 22 Megapixeln Auflösung tatsächlich in der Warteschleife hat und einfach noch ein wenig zuwartet, bis es wieder mal an der Zeit ist, die Mitbewerber auf Abstand zu bringen.

Fujifilm – hat die FinePix S5 Pro angekündigt und bleibt damit bei seiner Politik, eigene Sensoren in fremde Kameras (Basis ist eine Nikon D200) einzubauen. Sicherlich keine schlechte Kombination, aber Abhängigkeit mal andersrum: Während etliche Kamerahersteller auf Fremdsensoren angewiesen sind, ist Fujifilm auf Fremdgehäuse angewiesen. Das mag wirtschaftspolitisch klug erscheinen, bedeutet aber, dass die technische Entwicklung in dem Bereich woanders stattfindet und zuerst verfügbar ist.

Nikon – hatten wir die Tage schon: Nikon nähert sich dem Vollformat.

Olympus, Panasonic und Leica besitzen per Definition bereits ein Vollformat. Four Thirds. Kamera und Objektive sind exakt für dieses Aufnahmeformat (18×13,5 mm) gerechnet und gebaut- vollformatig mithin. Spannend wird sein, was sich Panasonic in den kommenden Jahren ausdenkt. Es wäre verwunderlich, wenn der Einstieg in Four Thirds alles gewesen sein sollte. So ambitioniert, wie Panasonic sich den (Kompakt-)Digitalkameramarkt erarbeitet hat, wird sich das Unternehmen wohl auch dem Spiegelreflexbereich widmen. Und mit Leica ist ein Partner gefunden, der – nach dem Kauf von Sinar – vom Kleinbild- bis hin zum Großbildformat erstklassiges Kamera-Know-How hat.

Pentax und Samsung setzen aktuell auf Pentax-Kameras und hochwertige Objektive für APS-C. Da erscheint schwer vorstellbar, dass sich die Ausrichtung in absehbarer Zeit ändert. Eine (semi-)professionelle K1D ja, aber höchstwahrscheinlich auch mit APS-C-Sensor. Verwunderlich, wie wenig Eigenes Samsung bislang in die Partnerschaft eingebracht hat. Doch wenn Pentax klug war, sind auch die Verträge symbiotisch-klug formuliert, auf dass Samsung den Partner Pentax immer braucht. Sonst schluckt irgendwann der sehr große Fisch den kleinen Fisch.

Sony hat nach der α100 (die ganz offensichtlich eine umetikettierte Minolta ist) eine lange Pause angekündigt und will erst im kommenden Jahr neue Spiegelreflexkameras vorstellen. Was sehr nahelegt, dass eine komplette Neuentwicklung geplant ist. Sony hat das Know-how und die Kapazitäten für einen Vollformatsensor – und die weitaus meisten Objektive der aktuellen Linie – inklusive der meisten neu vorgestellten Zeiss-Objektive – sind „vollformattauglich“, will heißen, zeichnen den Kleinbild-Bildkreis aus.

Ihnen ein schönes Wochenende.

(thoMas)