Am 27.06.2006 hat die Geschäftsleitung den Mitarbeitern des Fotobereichs bei Konica Minolta Deutschland die Kündigungen ausgesprochen. Damit sieht der Betriebsrat das Ende asiatischer Höflichkeit gekommen und beschwert sich in einem Informationsschreiben bitter über die Vorgehensweise der Unternehmensleitung:

Informationsschreiben des Betriebsrates von Konica Minolta Photo:

Konica Minolta Photo – das Ende = das Ende der asiatischen Höflichkeit!!!

Wir erinnern uns……..

Als im Jahr 2003 zwei Pioniere der Fotografie, die Unternehmen Konica und Minolta, zur Konica Minolta Photo Imaging fusionierten, hatten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Hoffnung und das Vertrauen auf eine erfolgreiche und positiv ausgerichtete Zukunft. Waren doch beide Unternehmen für Innovationen im Bereich der Fototechnik bekannt.

Am 19. Januar 2006 wurden die Öffentlichkeit und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Konica Minolta über den Rückzug des Unternehmens aus dem Fotobereich, informiert. Leider erfolgte diese Information nicht durch das Management, sondern durch die Website einer Kölner Tageszeitung.

Aufgrund der bisher in den Unternehmen gelebten Kultur im Umgang mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, hatten diese auf eine faire Behandlung bei der Abwicklung ihrer Arbeitsverhältnisse und eine sozial gerechte Abfindung gehofft.

Der Maßstab hierfür muss der für die Fusion der beiden Unternehmen verhandelte Sozialplan sein, der noch bis zum 31.12.2005 galt und mit einer Option ausgestattet war, die dessen Gültigkeit um 6 Monate verlängert, wenn Maßnahmen bis zum Gültigkeitsende eingeleitet werden. Sämtliche Maßnahmen innerhalb der Laufzeit des Fusionssozialplans sind als fusionsbedingt anzusehen und verlängern somit die Gültigkeit des Sozialplans um 6 Monate.

Wir gehen davon aus, dass die Betriebsstilllegung eine fusionsbedingte Maßnahme darstellt. Dem Betriebsrat liegen Beweise vor, die belegen, dass die Maßnahmen bereits im Oktober 2005 vom Management eingeleitet wurden. Dieser Umstand wird von der Geschäftsleitung beharrlich ignoriert.

Auf unseren offenen Brief vom 21.04.2006 – den wir diesem Schreiben noch einmal als Anlage beifügen – gerichtet an das Management der Holding in Japan, haben wir bis heute keine Reaktion erhalten. Mr. Iwai und Mr. Ota nehmen die Tatsache, dass Mr. Karasaki als verantwortlicher Geschäftsführer der Konica Minolta Photo Imaging Europe GmbH bereits mehrfach gegen deutsches Recht verstoßen hat, kommentarlos hin. Dies ist für die Belegschaft nur ein weiterer Schlag ins Gesicht.

Zwischenzeitlich hat der Betriebsrat durch seinen Rechtsbeistand Strafantrag gegen den Geschäftsführer, Mr. Takashi Karasaki, gestellt.

Die bisherigen Verhandlungen zum Abschluss des Interessenausgleichs und des Sozialplans wurden zudem ausschließlich mit dem Anwalt der Geschäftsleitung geführt. Das Management war bei den Gesprächen zwar anwesend, beteiligte sich aber in keinster Weise daran.

Anfang März 2006 hat der Arbeitgeber die Verhandlungen über den Interessenausgleich für gescheitert erklärt und das Arbeitsgericht München zur Einrichtung einer Einigungsstelle angerufen. Dieses Verfahren ist bis zum heutigen Tage noch nicht abgeschlossen.

Ungeachtet dessen hat der Betriebsrat immer wieder öffentlich seine Bereitschaft zu freien Verhandlungen betont und der Geschäftsleitung wiederholt Gesprächstermine angeboten. Obwohl sogar ein Termin schriftlich zugesagt war, hat man diesen dann doch nicht wahrgenommen und stattdessen mitgeteilt, dass dieser Termin nie vereinbart war.

Das Gesetz schreibt vor, dass erst nach Abschluss eines Interessenausgleiches oder dem Spruch der Einigungsstelle Kündigungen ausgesprochen werden dürfen.

Dies wird das Unternehmen aber nicht daran hindern, nun den verbliebenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Kürze die Kündigungen auszusprechen. Das Ignorieren von Gesetzen scheint für die japanische Geschäftsleitung und deren Rechtsberater bei der Durchsetzung ihrer Interessen kein Hindernis darzustellen.

Der vom Betriebsrat gestellte Antrag auf Unterlassung zum Ausspruch der Kündigungen, wurde von der 26. Kammer des Arbeitsgerichts München, in erster Instanz, abgewiesen. Leider wollte sich die Vorsitzende Richterin neueren Rechtsauffassungen zu diesem Thema nicht anschließen. Gleichwohl steht jedem Mitarbeiter eine Art Schadenersatzanspruch in Form eines Nachteilsausgleichs zu.

Der Gesamtbetriebsrat und die Betriebsräte des Unternehmens Konica Minolta Photo Imaging Europe GmbH werden versuchen, unter Zuhilfenahme der Justiz der Belegschaft doch noch zu ihrem Recht zu verhelfen.

Es ist erschütternd, wie dieser weltweit operierende Konzern mit seinen Mitarbeitern, die er nicht mehr benötigt, umgeht und wie leichtfertig die Unternehmensleitung das bisherige hohe Ansehen des Namens Konica Minolta und der asiatischen Unternehmenskultur schädigt.

Offensichtlich scheint dem Unternehmen aber auch an der Zufriedenheit seiner ehemaligen Kunden recht wenig zu liegen. Das bisherige europäische Servicecenter in Bremen wird – wie aus Pressemitteilungen verlautet – ab Juli 2006 von der Firma Sony übernommen. Sony bedient sich zur Wahrnehmung der Serviceaufgaben eines ehemaligen Dienstleisters von Konica Minolta. Dieser Dienstleister war in der Vergangenheit für den Service der einfacheren Analog- und Digitalkameras zuständig.

Die hochqualifizierten Konica Minolta Techniker werden in Bremen genauso auf die Strasse gesetzt, wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Unterföhring.

Anders im Mutterland Japan….dort hat bereits eine Vielzahl von japanischen Technikern und Ingenieuren eine neue Beschäftigung im Hause Sony gefunden. (Veröffentlichung digitalkamera.de vom 25. April 06)

In dieser Situation verhärtet sich der Eindruck, dass wir, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das japanische Management nur Menschen zweiter Klasse sind. Von der berühmten asiatischen Höflichkeit bleibt für die eigene (nicht-japanische) Belegschaft nichts mehr übrig.

Es wird Zeit, dass die Öffentlichkeit viel mehr über die Machenschaften von Unternehmen erfährt, die nach außen hin glauben machen wollen, wie verantwortungsbewusst und sozial sie mit ihren Mitarbeitern umgehen.

Wir als die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Standorten Unterföhring und Bremen, sind tief enttäuscht über die uns zu Teil werdende Ignoranz. Wartet die Belegschaft doch bis heute auf ein persönliches Wort des verantwortlichen Geschäftsführers und CEO Herrn Takashi Karasaki.

Da dieses Schreiben nur einen Bruchteil dessen wiedergeben kann, was sich hier tatsächlich ereignet, bieten wir allen Interessierten an, sich ausführlich mit uns, den Betriebsräten, zu unterhalten.

Uns ist klar, dass im Angesicht angekündigter Entlassungen der großen Konzerne wie Allianz, Dresdner Bank, Volkswagen, Siemens, Daimler, etc., unser Schicksal leider im Moment nur eines von vielen in Deutschland ist. Dennoch glauben wir, dass es wichtig ist, die Öffentlichkeit zu informieren und aufzufordern, generell Druck auf die Unternehmen auszuüben. Denn erst wenn der letzte Arbeitsplatz in Deutschland wegrationalisiert ist, werden die Aktionäre merken, dass man Rendite nicht essen kann, weil niemand mehr da ist, der den Konsum am Leben hält. Wer kein Geld verdient, kann auch keines ausgeben.

Wir sind für jede Anteilnahme und solidarische Unterstützung dankbar.

betriebsrat@ph.konicaminoltaeurope.com

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Heute am 27.06.2006 hat die Geschäftsleitung ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Kündigungen ausgesprochen!

Siehe auch:
Wohin steuert Konica Minolta?
Konica Minolta gibt Kamerageschäft auf – Sony übernimmt
Konica Minolta – der Tag danach
Offener Brief an Konica Minolta
Aus für Konica Minolta Systemclub

Oder auch: Keine Neuigkeiten von Contax und weiterführende Links.

(thoMas)