Canon kann‘s +++ Fujifilm reorganisiert +++ Kodaks Superbrand +++ Konica Minolta reduziert Kameraproduktion +++ Leica könnte Chancen haben +++ Nikon verkauft gut +++ Olympus rudert zurück +++ Panasonic prosperiert +++ Pentax verliert viel +++ Sony schwächelt

Generell gilt den Firmen als augenblickliche Heilsbotschaft: Digitale Kompaktkameras sind pfui, digitale Spiegelreflexkameras dagegen hui. Im Einzelnen sieht es so aus:

Canon: Die Zahlen für das 3. Quartal 2005 weisen erstmals seit knapp zwei Jahren einen Gewinnrückgang um knapp 10 Prozent aus (es sind aber immer noch 143,6 Milliarden Yen Gewinn = 1019 Millionen Euro), was Canon auf schwächere Maschinenverkäufe (bes. Bestückungsmaschinen für die Chipproduktion) und die verspätete Einführung von Tintenstrahldruckern zurückführt. Digitalkameras, Drucker und Kopierer verkaufen sich laut Canon aber weiterhin sehr gut – so werden im Jahr 2005 geschätzt 16,8 Millionen Canon-Digitalkameras verkauft – und die Firma erwartet für das gesamte Geschäftsjahr einen Gewinnanstieg um 2 Prozent. Und während andere über den starken Preisverfall bei digitalen Kompaktkameras klagen, vermeldet Canon, dass sich die Ixus-Modelle auch ohne großen Preisnachlass sehr gut verkaufen.

Fujifilm: Konnte im 1. Geschäftshalbjahr 2005 (April – September) den Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4 Prozent steigern, der Nettogewinn brach allerdings um 37,2 Prozent auf 33,1 Milliarden Yen (235 Millionen Euro) ein. Fujifilm führt das auf gestiegene Rohmaterialpreise, höhere Forschungsausgaben und Reorganisationskosten der Produktionsstätten für fotosensitive Materialien und Digitalkameras zurück. Mittelfristig könnte sich die Firma mit einem Imageproblem konfrontiert sehen, wenn es neben den digitalen Kompaktkameras nicht bald auch im Spiegelreflexbereich eine überzeugende Antwort (= interessante Produkte) gibt.

Kodak: Kodak Deutschland wurde als „Superbrand 2005“ ausgezeichnet. Dabei sieht sich Kodak auch im eigenen Haus mit einem „Superbrand“ konfrontiert: Kodak beklagt Verluste und streicht weitere 10.000 Stellen. Während andere sich wegen einbrechender Umsätze aus dem wenig lukrativen Geschäft mit digitalen Kompaktkameras zurückziehen und auf Spiegelreflextechnik konzentrieren, ist bei Kodak keine wegweisende Strategie erkennbar, es wird nicht deutlich, wohin es nach der „EasyShare“ gehen soll.
Was nun wiederum Superbrands angeht, scheint das – trotz durchaus illustrer Jury – vor allem eine clevere Geschäftsidee zu sein: Von rund 1000 Nominierten erhalten nur jene die Teilnahmemöglichkeit am Projekt,die in der Bewertung der Jury eine herausragende Platzierung eingenommen haben.Diese werden dann von Superbrands Germany verständigt und zur Teilnahme eingeladen. „Superbrand“ wird also nur, wer die Teilnahme auch akzeptiert – und da die Gesellschaft nicht uneigennützig arbeitet, ist zu vermuten, dass die Teilnahme nur gegen „Kostenerstattung“ möglich ist. Interessant wäre auch die Spekulation, warum nicht Canon zum Superbrand ernannt worden ist. Bei denen brennt‘s wohl noch nicht genug…

Konica Minolta: Für das vergangene Quartal Juli-September 2005 musste die Firma einen Nettoverlust von 10,8 Milliarden Yen (77 Millionen Euro) ausweisen. Wie bereits im April in Wohin steuert Konica Minolta? berichtet, will die Firma die Kameraproduktion deutlich zurückfahren und den Schwerpunkt auf digitale Spiegelreflexkameras legen. Nach Agenturmeldungen will Konica Minolta jetzt zudem rund 3300 Stellen streichen und die Restrukturierungsmaßnahmen forcieren.

Leica: Hatten wir gestern schon: Leica macht trotz Umsatzplus weiter Verluste. Trotzdem: Wenn es die Firma schafft, die kommende Zeit zu überleben und interessante Produkte zu entwickeln, hat sie beste Chancen, wieder erfolgreich zu sein. Denn wie nicht zuletzt die strategischen Partnerschaften der letzten Monate zeigen (Panasonic + Olympus, Sony + Konica Minolta, Samsung + Pentax), ist Spiegelreflexkompetenz ein wertvoll Ding. Und in Zeiten, da die Elektronik (insbesondere Bildsensoren/Auflösung) kaum mehr besser werden muss und immer billiger wird, sind mechanische und haptische Qualitäten zunehmend gefragt; eine vorhandene Objektivbasis ist auch kein Nachteil. Und im Bereich der „edlen“ Kameras ist keine Konkurrenz in Sicht: Contax existiert zumindest augenblicklich nicht mehr (siehe Keine Neuigkeiten von Contax), Zeiss Ikon macht auf analog, Rollei-Kleinbildkameras gibt es nicht mehr – beste Chancen für ein digitales Spitzenmodell einer renommierten Marke – doch das darf dann wohl nicht nur ein (sehr teueres) Kamerarückteil sein.

Olympus: Laut diversen Agenturberichten, darunter Reuters, will die Firma sich weniger auf digitale Kompaktkameras und mehr auf digitale Spiegelreflexkameras konzentrieren und so profitabler werden (siehe auch Olympus‘ Probleme mit den Digitalkameras). Der Anteil der Kompaktkameras am Umsatz soll von über 70 Prozent auf 40 Prozent heruntergefahren werden; innerhalb der kommenden fünf Jahre soll der Umsatz mit digitalen Spiegelreflexkameras verzehnfacht werden und von 3 Prozent auf 30 Prozent des Umsatzes anwachsen – ehrgeizige Ziele. Olympus hat bei schwachem Wachstum große Probleme mit den stark fallenden Preisen digitaler Kompaktkameras; der Nettogewinn sank im Jahresvergleich auf ein Drittel: von 6,71 Milliarden Yen im 1. HJ 2004 auf 2,17 Milliarden Yen (15,4 Millionen Euro) im 1. HJ 2005.
Der Ausflug ins Gefilde der Musikabspieler wird beendet. Die Produktion des m:robe wird nach wenigen Monaten eingestellt; Olympus ist es nach eigenen Angaben nicht gelungen, gegen die starke Konkurrenz von Apple (und mit Abstrichen Sony) zu bestehen.

Panasonic: Dem Mutterkonzern Matsushita und damit auch Panasonic geht es glänzend: Matsushita steigert Nettoertrag bei leicht sinkendem Umsatz im ersten Halbjahr des FJ 2005. Die Sektion AVC Networks konnte Rückgänge bei Audiogeräten und Röhrenfernsehern (insgesamt 2%) durch die höhere Nachfrage nach Flachbildschirmen und Digitalkameras auffangen und schloss ausgeglichen ab.

Sony: Sieht sich im 3. Geschäftsquartal 2005 mit starkem Gewinnrückgang bei annähernd gleichem Umsatz konfrontiert – der Nettogewinn schrumpfte um über 46 Prozent auf 28,5 Milliarden Yen (202 Millionen Euro). Sony konnte bei Flachbildschirmen zulegen, verlor aber im Gegensatz zu Panasonic bei Digitalkameras. Siehe auch: Blick in Sonys Zukunft.

Siehe auch unsere Einschätzung zur Jahresmitte: Kameramarkt: Gewinner und Verlierer.

(thoMas)

Nachtrag (11.11.2005; 16:08 Uhr) (zu Recht von Lesern angemahnt; schlicht vergessen):

Pentax: Vermeldet einen gestiegenen Nettoumsatz von 69,2 Milliarden Yen (+9,3%; 491 Millionen Euro) fürs erste Geschäftshalbjahr 2005; verzeichnet allerdings dramatische Gewinneinbrüche: Das operative Ergebnis liegt mit 959 Millionen (6,8 Millionen Euro) Yen knapp 50% unter dem des Vorjahreszeitraumes; als „Nettogewinn“ ist ein Verlust von -307 Millionen Yen (2,2 Millionen Euro) zu verbuchen.
Die avisierten Gegenmaßnahmen verbleiben mehr im Blumigen denn im Handfesten: „In neuen Märkten, von denen erwartet wird, dass sie in Zukunft weiter wachsen, werden wir die Marktdurchdringung der Marke Pentax weiter vorantreiben, die Beziehungen zu lokalen Partnern festigen und neue Märkte durch vielfältige Absatzmöglichkeiten erschließen.“ Was hier zur Entwicklung neuer Märkte gesagt wird, findet sich ähnlich wortreich und nichtssagend auch zu Investitionen, Forschung usw.
Als „Herausforderungen“ begreift Pentax eine notwendige Reorganisation und Restrukturierung des „Imaging System Business“ (sprich: Digitalkameras), will Kosten reduzieren, und will mit höchster Priorität „besondere und höherwertige“ Produkte vorstellen, um in die Gewinnzone zurückzukehren.

Nachtrag (11.11.2005; 17:00 Uhr) – also gut, Nikon auch noch:

Nikon: Will das endgültige Ergebnis am 14. November 2005 präsentieren, hat aber bereits in einer Vorabmeldung die Prognosen für das Halbjahresergebnis 2005 nach oben korrigiert. Danach erwartet Nikon einen leichten Gewinnanstieg auf 9,3 Milliarden Yen (66 Millionen Euro) gegenüber 7,81 Milliarden Yen im Vorjahreszeitraum. Nikon macht Kostensenkungen und gestiegene Umsätze bei digitalen Kompakt- und Spiegelreflexkameras sowie Bestückungsmaschinen für die Chipproduktion für das bessere erwartete Ergebnis verantwortlich.