Wie AgfaPhoto in einer aktuellen Meldung mitteilt, macht die Firma nun mit zunächst knapp 1.300 Mitarbeitern selbstständig weiter; die Standorte Leverkusen, Vaihingen und Windhaben bleiben erhalten; München und Peiting sind zumindest bis Ende des Jahres sicher:

Dabei erfordert das Restrukturierungskonzept laut AgfaPhoto harte Einschnitte; die Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft sei allerdings gesichert:

AgfaPhoto informiert: Leverkusen/Köln, 22. Juli 2005 – Der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Andreas Ringstmeier wird dem Amtsgericht Köln die Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das Vermögen der AgfaPhoto GmbH zum 1. August 2005 vorschlagen. Er begründet seinen Vorschlag mit der bislang erfolgreichen Stabilisierung und Fortführung des Unternehmens während des vorläufigen Insolvenzverfahrens.

„Zur Sanierung des Unternehmens im Insolvenzverfahren werden harte Einschnitte notwendig sein, da wir AgfaPhoto zunächst selbstständig weiterführen werden. Nach den Gesprächen, die wir in den vergangenen Wochen mit potenziellen Investoren geführt haben, bin ich allerdings zuversichtlich, der AgfaPhoto GmbH auch mittel- und langfristig eine Perspektive geben zu können“, so Ringstmeier.

In einem an den strukturellen Realitäten und den Geschäftsaussichten der Branche orientierten Sanierungskonzept hat die Geschäftsführung gemeinsam mit Ringstmeier die Überlebensfähigkeit der Gesellschaft und ihre künftige Struktur festgelegt. Die vom Betriebsrat beauftragte unabhängige Kölner Unternehmensberatung Grasberger & Partner war in ihrer Analyse zu vergleichbaren Ergebnissen gelangt wie Geschäftsführung und vorläufige Insolvenzverwaltung.

Auf einer Betriebsversammlung in Leverkusen, die in alle Standorte von AgfaPhoto übertragen wurde, versicherte Ringstmeier den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dass Agfaphoto zunächst mit knapp 1 300, mittelfristig mit rund 850 Mitarbeitern selbstständig weiter arbeiten wird.

Die Sparten Film und Fotopapier sollen mit 697 Mitarbeitern am Standort Leverkusen und 233 beschäftigten am Standort Windhagen weiter produzieren und konfektionieren. Die Sparte Filmchemie in Vaihingen an der Enz kann nach den betriebswirtschaftlichen Spartenrechnungen mit 56 Mitarbeitern fortgeführt werden. An den Standorten München und Peiting sind in den Sparten Großlabore und Minilabs hinreichend Aufträge vorhanden, um zumindest bis Ende des Jahres mit 250 Mitarbeitern weiter zu arbeiten.

Der als Sanierungsexperte in die Geschäftsführung gewechselte Insolvenzanwalt Hans-Gerd H. Jauch sieht keine Möglichkeit, die auflaufenden Verluste in diesen beiden Sparten einzudämmen und langfristig in die Ertragszone bringen zu können: „In den Sparten Minilaboratorien und Großlabore werden wir uns künftig auf die Entwicklung von Software und Systemintegrationslösungen sowie Herstellung, Verkauf und Versand von Ersatzteilen beschränken. Nach Gesprächen mit interessierten Investoren sind wir sicher, die Produktion der Minilaboratorien mit einem Kooperationspartner fortführen und Technik und Produktion bei Großlaboren verkaufen zu können“, erklärte Jauch den Stand der Sanierungsbemühungen.

„Nach konservativer Berechnung, die wir unseren Gläubigern schuldig sind, müssen wir die Fortführung der AgfaPhoto in dieser Struktur in Angriff nehmen“, so Ringstmeier. „Wir stehen in Verbindung mit verschiedenen interessierten Investoren, die möglicher Weise die Fortführung einzelner Sparten mit noch mehr Mitarbeitern anstreben. Dies war allerdings in der Kürze dieses vorläufigen Verfahrens nicht abschließend zu verhandeln.“ Ringstmeier und die Geschäftsführung verblieben aus insolvenzrechtlichen Gründen nur knapp zwei Monate bis Ende Juli, um das Fortführungsszenario zu entwickeln.

Die Ursachen der Fehlentwicklungen wird Ringstmeier erst abschließend zu einem späteren Zeitpunkt ermitteln und darüber berichten.

Über diese neue Struktur, die AgfaPhoto eine wirtschaftlich tragbare Perspektive bietet, wurde im Vorfeld der Mitarbeiterinformation der Betriebsrat informiert, mit dem Ringstmeier nun zügig einen Interessenausgleich und Sozialplan vereinbaren will. „Wir brauchen unverzüglich einen verhandelten Interessenausgleich und Sozialplan – nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen, sondern auch, um den Beschäftigten so bald als möglich Rechtssicherheit bieten zu können.“ Ringstmeier will vor allem auch praktikable Lösungen für die 57 Auszubildenden der AgfaPhoto GmbH finden.

Ringstmeier kündigte an, dass kein Mitarbeiter direkt in die Arbeitslosigkeit entlassen wird. Nach Gesprächen mit der Arbeitsverwaltung sollen allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die bei AgfaPhoto nicht weiter beschäftigt werden können, die Chance auf weitere Qualifizierung und Vermittlung eines neuen Arbeitsplatzes erhalten.
„Die Finanzierung einer Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft ist gesichert“, so der vorläufige Insolvenzverwalter. „Die Verhandlungen mit dem Betriebsrat über einen Interessenausgleich und Sozialplan sollten noch am Wochenende aufgenommen werden“, ergänzte Jauch für die Geschäftsführung.

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(thoMas)