Ende letzter Woche hat Hasselblad erstmals in Deutschland die spiegellose Mittelformatkamera X1D präsentiert. Mit von der Partie war Hasselblad-CEO Perry Oosting. Horst Gottfried hatte für photoscala die Gelegenheit, dem Hasselblad-Chef einige wichtige Fragen zu stellen.

Hasselblad-CEO Perry Oosting

Perry Oosting mit Hasselblad X1D
 

photoscala: Warum hat sich Hasselblad für den Bau einer spiegellosen Systemkamera entschieden?
Perry Oosting: Es ist ein Rückgriff auf die ursprüngliche Idee Victor Hasselblads von einer gleichermaßen möglichst kompakten wie hochwertigen Kamera.

photoscala: Welche Bedeutung hat die X1D für Hasselblad?
Perry Oosting: Die X1D ist für die Zukunft von Hasselblad sehr wichtig. Sie erschließt uns ein größeres Kundenspektrum über professionelle Fotografen hinaus in Richtung Semi-Profis und anspruchsvoller Amateure.

photoscala: Wie geht es weiter mit dem Hasselblad-X-System?
Perry Oosting: Vorrang hat die Erweiterung des Objektivsystems, nicht in ferne Zukunft, sondern möglichst bald. Schon 2017 werden weitere Objektive folgen. Details kann ich noch nicht verraten. Unser Motto ist: „Wir reden erst, wenn wir was zu sagen haben“. Lassen Sie sich überraschen.

photoscala: Werden Modelle mit noch höherer Auflösung wie etwa bei der Hasselblad H6D 100c folgen?
Perry Oosting: Wir planen derzeit keine 100-Megapixel-Variante einer Hasselblad X1D, zumindest kurzfristig nicht. Dazu müsste sich erst beim Sensor etwas tun. Der derzeitige 100-Megapixel-Sensor der H6D 100c passt schlicht nicht in das Gehäuse der X1D.

Hasselblad X1D: Sensor

Der 100-Megapixel-Sensor der H6D 100c passt nicht in das Gehäuse der X1D.
 

photoscala: Was ist mit aktuellen Features wie Phasendetektion-Autofokus, elektronischen Verschluss oder 4K-Video?
Perry Oosting: Auch da sind wir vom Sensorhersteller abhängig.

photoscala: Wie wichtig ist Video für Hasselblad?
Perry Oosting: Video ist für uns von untergeordneter Bedeutung. Wir wollten mit der X1D eine Kamera für Fotografen bauen.

photoscala: Was ist mit der Auflösung der neuen X-Objektive? Sind sie für 100 Megapixel ausgelegt?
Perry Oosting: Die Objektive sind darauf vorbereitet. Sie werden auch mit 100 Megapixel hervorragende Ergebnisse liefern.

photoscala: Worin sehen Sie den Vorteil einer Mittelformat-Systemkamera wie der X1D mit 50 Megapixel gegenüber einer SLR- oder Systemkamera mit einem Sensor vergleichbarer Auflösung im Kleinbild-Format?
Perry Oosting: Ganz klar in der überragenden optischen Qualität. Sogar unsere kritischen Investoren waren im Vorfeld mit den ersten Ergebnissen sehr zufrieden. Und diese Qualität verbindet Hasselblad in Form der X1D und ihrer Objektive jetzt noch mit hervorragender Ergonomie.

photoscala: Hasselblad hat eine längere Tradition der Zusammenarbeit mit Fujifilm. Spielt das irgendeine Rolle im Zusammenhang mit der X1D?
Perry Oosting: Nein, die X1D als Kamera ist eine komplette Eigenentwicklung von Hasselblad, vom Verschluss bis zur Benutzerführung. Und sie wird in Göteborg gefertigt, ist also „Made in Sweden“.

(Interview: Horst Gottfried)