Nikon steckt noch tiefer in der Krise als zuletzt erkennbar. Das geht aus den Zahlen zum dritten Quartal des Geschäftsjahrs 2017 hervor, die das Unternehmen heute veröffentlicht hat. Belastet wird das Ergebnis vor allem von Nikons Kernsparte, dem „Imaging Products Business“, die erneut einen herben Umsatzrückgang zu verzeichnen hat. Die Prognose für das gesamte Geschäftsjahr hat Nikon entsprechend nach unten korrigiert.

Die gesamte Kameraindustrie hat unter weiterhin sinkenden Absatzzahlen zu leiden (siehe auch der kürzlich veröffentlichte CIPA-Report), doch Nikon trifft es besonders hart. Erwirtschaftete der traditionsreiche Hersteller mit seinem „Imaging Products Business“ im ersten Dreivierteljahr 2016 noch einen Umsatz von 423 Milliarden Yen (3,5 Milliarden Euro), waren es im aktuellen Vergleichszeitraum nur noch 301 Milliarden Yen (2,5 Milliarden Euro) – ein Rückgang von -29%. Damit schrumpft auch die Bedeutung der Kamerasparte in der Nikon Coorporation. 2016 trug sie noch zu knapp zwei Dritteln zum Gesamtumsatz bei, inzwischen ist ihr Beitrag auf gut die Hälfte geschrumpft. Das Betriebsergebnis hat sich im selben Zeitraum auf 24 Milliarden Yen (200 Millionen Euro) nahezu halbiert.

Für das gesamte Geschäftsjahr 2017 (das am 31. März) endet, hat Nikon seine Prognose für die Imaging-Sparte abermals nach unten korrigiert. Bei einem Umsatz von 380 Milliarden Yen (3,2 Milliarden Euro) wird jetzt nur noch ein operatives Ergebnis von 25 Milliarden Yen (201 Millionen Euro) erwartet. Damit sinkt die Umsatzrendite von 8,8 % im letzten Geschäftsjahr auf aktuell nur noch 6,6 %.

Nikon Forcast 2017Q3

KeyMission läuft nicht, DL-Serie kommt nicht. Nikon musste für die Imgaging-Sparte seine Prognose kräftig nach unten korrigieren.

Was bei Nikon nicht läuft

Für den kräftigen Einbruch in der Imaging-Sparte nennt Nikon mehrere Gründe. So mussten die Erwartungen für die KeyMission-Action-Kameras substantiell nach unten korrigiert werden. Aber auch der gesamte Markt für Digitalkameras schrumpft schneller als von Nikon erwartet. Hinzu kommen einmalig hohe Restrukturierungskosten unter anderem durch die abgesagte Markteinführung der DL-Serie. Hinter diesen Restrukturierungskosten verbirgt sich in erster Linie ein massiver Stellenabbau, bis zum Stichtag am 10. Februar 2017 haben 1143 Nikon-Beschäftigte (gut 10 % der Gesamtbelegschaft) ein Abfindungsangebot angenommen.

Wie Nikon aus der Krise kommen will

Wie bereits im letzten November angekündigt, will Nikon zukünftig auf hohe Renditen setzen, Umsatzwachstum ist nur noch ein nachgeordnetes Ziel. Jetzt ist erst einmal Kostenreduktion angesagt, auch bei Forschung und Entwicklung.

Im Imaging-Bereich wird Nikon sich auf hochprofitable Produkte konzentrieren. Die DL-Serie hat augenscheinlich nicht mehr in diese Strategie gepasst, auch das Nikon-1-System dürfte auf dem Prüfstand stehen. Das Geschäft mit Kompaktkameras wird Nikon in naher Zukunft wohl kräftig reduzieren, wenn nicht gar ganz aufgeben – zumal Nikons Marktanteil in diesem Segment zuletzt rückläufig ist.

Zudem versucht Nikon, neue Geschäftsfelder zu erschließen. Ein Kandidat für dafür: Berührungslose Messsysteme, wie sie derzeit von Roboterherstellern nachgefragt werden.