Über 100 Jahre ist Olympus alt, die Fotosparte entstand 1936. In seiner langen Unternehmensgeschichte bescherte Olympus Anwendern aus den unterschiedlichsten Bereichen technologische Göttergaben, die zu Recht Maßstäbe gesetzt haben. Harald Wittig von PhotoKlassik erinnert sich an die Highlights.
Die Olympus-Unternehmensgeschichte beginnt vor gut 100 Jahren: Kurz nach dem Ersten Weltkrieg beschließt der studierte Jurist und als Importkaufmann tätige Takeshi Yamashita, hochwertige Mikroskope zu entwickeln und für den japanischen Markt als Alternative für die weltweit führenden, aber sehr teuren Geräte europäischer Provenienz zu produzieren. 1919 gründet Yamashita die Takachiho Seisakusho, welche ein halbes Jahr später das erste, „Asahi“ (japanisch für „Morgensonne“) genannte Mikroskop vorstellt. Daneben fertigte das junge Unternehmen Thermometer, verkauft diese Sparte aber schon 1923.
Beitrag aus PhotoKlassik I.2021
photoscala übernimmt diesen Beitrag mit freundlicher Genehmigung aus PhotoKlassik I.2021. PhotoKlassik ist das Magazin für aktuelle analoge Fotografie: Neue und gebrauchte Kameras, Filme, Entwickler, Fotopapiere, fundiertes Dunkelkammer-Know-how, … vom Albumindruck bis zum Zonensystem. Das Magazin richtet sich an Menschen, die fotografische Grundwerte lieben und leben. Nicht dogmatisch, aber mit Ambitionen.
Die Schwerpunkte der Ausgabe I.2021 sind:
Fotogeschichte(n): 100 Jahre Olympus-System, Hasselblad 503 cx
Winter-Projekte: Pin-ups- und Porträtaufnahmen – so geht’s
Erster Blick: Die neue Chamonix Alpinist X, Jobo-Neuheiten
Neue Herausforderung: Analoge Sportfotografie
Im Dunkeln: Salzdruck, Laborbelichtungsmesser, Baryt-Papier
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Obschon sich die Takachiho Seisakusho zu Anfang auf den heimischen Markt konzentriert, kommt der westlich orientierte Markenname „Olympus“ schon im Gründerjahr auf und wird bereits zwei Jahre später offiziell eingetragen. Die Namensgebung entspringt der gedanklichen Verbindung vom japanischen Berg und Firmennamensbestandteil Takachiho, der in der japanischen Mythologie Sitz der Götter ist und dem Götterberg Olymp der alten Griechen. Als sich das erfolgreich am innerjapanischen Markt etablierte Unternehmen nach dem Zweiten Weltkrieg international ausrichtet, erfolgt 1949 die offizielle Umbenennung in „Olympus Optical Co.“. Seitdem sind die Produkte der Japaner auf dem Weltmarkt also offizielle Göttergaben vom Olymp. Für die Japaner bleibt die Verbindung zum Takachiho weiterhin bestehen.
Vom Mikroskop zu Fotoprodukten
Als Unternehmen der umtriebigen optischen Industrie Japans ist Takachiho Seisakusho schon bald weit vorne mit seinen exzellenten Mikroskopen – eine Expertise, welche die heutige Olympus Corporation zu einem der weltweit wichtigsten Hersteller von Spitzenmikroskopen für Wissenschaft und Industrie gemacht hat. Schon 1934 entscheiden sich die Verantwortlichen, die Kompetenzen bei der Entwicklung optischer Systeme auszubauen – und 1936 geht das erste Fotoobjektiv in Produktion. Der Vierlinser mit den Daten 1:4.5/75mm trägt bereits den heute weltberühmten Namen „Zuiko“.
1936 geht das erste Fotoobjektiv in Produktion. Der Vierlinser mit den Daten 1:4.5/75mm trägt bereits den heute weltberühmten Namen „Zuiko“. Die findigen Ingenieure konstruieren gleich noch eine Kamera dazu – die Semi-Olympus I.
Das Objektiv alleine ist schlecht an die Fotografen zu bringen, sodass die findigen Ingenieure gleich noch eine Kamera dazu konstruieren. Mit der Semi-Olympus I von 1936 ist das Unternehmen im Fotogeschäft – und wird wenig später mit dem Zweiten Weltkrieg wieder ausgebremst. Es dauert einige Jahre, bis sich Japans Industrie langsam erholt. Um dann umso kraftvoller aufs Neue durchzustarten. Der Olympus Optical Co. gelingt 1952 mit der weltweit ersten Gastrokamera ein Meilenstein der Medizintechnik. Dieses frühe Meisterstück ist der Türöffner in dieses Geschäftsfeld, wo Olympus heute, rund 70 Jahre später, ebenfalls zu den ganz Großen zählt.
Gleichzeitig setzt Olympus im Fotobereich Maßstäbe: 1948 erblickt die Olympus 35 I als erste japanische Kleinbildkamera überhaupt das Licht der Fotowelt. 1952 ergänzte Olympus mit der zweiäugigen Spiegelreflexkamera Flex den Markt um eine eigene Version des damaligen Reporterstandards. So richtig schlägt die Flex indes nicht ein.
Riesenerfolge mit Halbformatkameras
Dieses Verdienst gebührt den Olympus-Halbformatkameras, deren überaus erfolgreiche Ära 1959 beginnt: Die erste Olympus PEN ist eine eher schlichte Sucherkamera fürs halbe Kleinbildformat – abgesehen von der Tatsache, dass die Ur-PEN bei Erscheinen die kleinste Kleinbildkamera der Welt ist. Sie wird ein Riesenerfolg für Olympus, denn die kleine, sehr gut verarbeitete und rundum funktionale Kamera wird zum Liebling der Nebenbei-Knipser. Dabei erfüllt sie das Credo ihres Schöpfers Yoshihisa Maitani (1933 - 2009), ebenso wie ein „Pen“, also Stift, mitgeführt und im Bedarfsfall zur Aufzeichnung verwendet zu werden.
1963 präsentiert Olympus das erste Maitani-Meisterstück schlechthin: Die heute legendäre PEN-F gilt gemeinhin als erste Maitani-Kamera, was sie kaum gewesen sein dürfte. Sie ist aber die einzige Halbformat-Spiegelreflexkamera mit Wechselobjektiven und ein außergewöhnliches Stück Fototechnik. Die schnuckelige PEN-F ist eine echte Technologie-Trägerin, die auch Profis anspricht. Zumal Olympus die Kamera und ihre Folgemodelle in ein umfangreiches System integriert, das insgesamt 18 ausgezeichnete Wechselobjektive sowie Sucher- und Nahzubehör umfasst.
Profitechnik en miniature
Ab Mitte der 1960er-Jahre, die PENs lassen die Kassen klingeln, entwickelt das Maitani-Kompetenzteam ein Vollformat-Spiegelreflexsystem. Zunächst soll es ein Modularsystem, vergleichbar zu den Mittelformat-Systemen, werden. Doch die MDN-Kameras bleiben Prototypen und werden zugunsten des OM-Systems aufgegeben.
Das OM-System feiert 1972 mit einer neuen Reflex Weltpremiere – allerdings namenslos. Denn gegen die ursprünglichen Namen „M1“ und „M-System“ legt Leitz Einspruch ein. Olympus geht auf Nummer sicher und stellt auf der photokina folgerichtig eine anonyme Kamera nebst System vor. Erst 1973, zur Markteinführung, trägt die Kamera stolz den Namen O(lympus)M(aitani)-1, das System heißt ab jetzt und für die kommenden 30 Jahre OM-System. Zur Zeit ihres Debüts auf internationalem Parkett ist die OM-1 die kleinste und leichteste SLR der Welt. Ebenso klein wie die Kamera sind die Zuiko-Objektive, welche zudem durchweg wenigstens gut, überwiegend jedoch hervorragend sind. Hinzu kommt ein ausgefeiltes Zubehörprogramm, das Olympus ständig erweitert und das OM-System zu einem der größten und leistungsfähigsten Kleinbildsysteme überhaupt macht.
Die vollmechanische OM-1 ist als Profikamera konzipiert und ist um einen schnellen Motorantrieb ergänzbar. Es gibt zwölf, später 14 Einstellscheiben sowie weiteres Sucherzubehör, diverse Blitzgeräte und Makro-Spezialitäten, schon 1975 sind 29 Zuiko-Objektive im Programm.
Mit dem Zeitautomaten OM-2 führte Olympus die „autodynamische Messsteuerung“ (ADM) ein, die streng genommen keine Olympus-Erfindung darstellt, aber in dieser Form definitiv eine eigene Innovation ist. Auf OM-1 und OM-2 folgen insgesamt 14 Kameras. Darunter ab der OM-10 auch schlichtere Amateurmodelle. Den Gipfelpunkt erklimmt dann 1986 die OM-4 Ti, welche zur ADM noch die geniale Multi-Spot-Messung bietet. Die letzte OM-Kamera ist die vollmechanische OM-3 Ti von 1995, welche heute ein gesuchtes und teures Sammlerstück ist.
Westentaschenkameras für alle
Doch das OM-System ist teuer – zu teuer für den Gelegenheitsknipser. Olympus hat aber auch für diese Riesengruppe der Bildermacher attraktive Geräte: Die Messsucherkameras der Olympus 35-Reihe verfügen über sehr gute, fest eingebaute Objektive und eine brauchbare Belichtungsautomatik. Wem das immer noch zu viel Technik ist, greift zur Olympus Trip, die sehr lange, von 1967 bis 1984, produziert wurde. Die Hosentaschenkamera ist eine einfache Automatikkamera, die keinerlei Batteriestrom benötigt und dank ihres hervorragenden 40mm-Objektivs bemerkenswert gute Ergebnisse liefert. Anspruchsvoller, aber auch erheblich teurer ist die XA von 1979, ebenfalls ein Maitani-Geniestreich und bis heute die kleinste Kleinbildkamera mit Mischbildentfernungsmesser.
Olympus schreibt Fotogeschichte
1919 Gegründet als Takachiho Seisakusho, spezialisiert auf die Herstellung von Mikroskopen und Thermometern.
1920 Asahi, das erste Mikroskop, geht in den Verkauf.
1921 „Olympus“ wird als Markenname registriert.
1936 Markteinführung der ersten Fotokamera, der Semi-Olympus I mit Zuiko-Objektiv.
1959 Die erste Olympus PEN im Halbformat erscheint.
1963 Die Spiegelreflexkamera PEN-F begründet das konkurrenzlose Olympus PEN-System.
1972 Weltpremiere der OM-1 und des OM-Systems.
1986 Das OM-System bekommt mit der OM-4 Ti eine Spitzenkamera und wird entscheidend ausgebaut.
2003 Abverkauf des OM-Systems und Markeinführung der digitalen SLR-Kamera E-1 mit Wechselobjektiven.
2009 Die erste digitale PEN E-P1 begründet das spiegellose MFT-System.
2012 Geburtsjahr des digitalen, professionell ausgerichtete OM-D-Systems in Anlehnung an das OM-1-Design.
2020 Verkauf der Kamerasparte an Japan Industrial Partners. Den Namen Olympus wird die neue OM Digital Solutions Corporation für hochwertige Fotoprodukte weiterverwenden.
Autofokus und ade analog
Doch gegen Ende der 1980er-Jahre beginnt der Siegeszug des Autofokus – erst bei den Kompaktkameras, dann bei den SLRs. Olympus setzt weiter auf sein ausgereiftes manuelles OM-System, will aber auch den Amateuren etwas Wertiges anbieten. Heraus kam die berühmt-berüchtigte OM-707 mit acht dezidierten, einmal mehr optisch exzellenten Autofokus-Objektiven, die auf wenig Gegenliebe stößt. Kein Wunder, denn die OM-707 sieht im Vergleich zu einer grazilen Schönheit wie der OM-4 Ti klobig und billig aus. Ihr modifiziertes OM-Bajonett gestattet zwar den Anschluss der ausgezeichneten OM-Objektive. Die sind allerdings kaum vernünftig scharf zu stellen, sodass eine echte Kompatibilität nicht gegeben ist. Die OM-707 ist einer der wenigen Flops im Olympus-Programm – obschon es sich um eine sehr gute Kamera handelt, die den seinerzeit sehr beliebten Mitbewerberinnen in nichts nachsteht.
Der Übergang ins Digital-Zeitalter gelingt Olympus mit dem allseits hochgelobten E-(DSLR)-System, das allerdings zugunsten der spiegellosen OM-D-Reihe im Micro-Four-Thirds-Format, die nicht zuletzt wegen der Kompaktheit von Kameras und Objektiven in bester Olympus-Tradition stehen, aufgegeben wird. Das trotz aller Unkenrufe sehr leistungsfähige System markiert den derzeitigen Endpunkt in der Kamerasparte der Olympus Corporation. Dass die Zukunft dieses so erfolgreichen Geschäftsbereichs 2020 ungewiss ist, ist bekannt. Es besteht aber die begründete Hoffnung, dass es noch weitere Fotoprodukte geben wird, die den Namen Olympus tragen und sich den genialen Göttergaben der Vergangenheit würdig erweisen werden.
Text und Bilder: Olympus/Harald Wittig
Im unteren Bild ist nicht die XA, sondern die wesentlich einfacher ausgestattete XA1 (u.a. mit Fixfokus statt Mischbildentfernungsmesser) zu sehen.
Im schwarzen Kasten sollte es hinter "1920" wohl nicht *Mikrofon* heißen, sondern *Mikroskop* …
Ja. Danke für den Hinweis.
..oh ja, Ideen hatte sie!
Einfach nur genial, die Umsetzung der Bedienung des Zeitenringes wie auch der Blende rund um das Objektiv zu verlagern. Dann später die Multispot…
Leider war sie, selbt mit Motor, für meine Hände zu klein…habe es wirklich ausprobiert.
Gruß
PKD
Das Highlight unter den XA-Hosentaschen-Immerdabei-Kameras war die XA-4 mit einem 28mm Weitwinkel-Objektiv.
Ursprünglich sollte die OM-1 die Bezeichnung M-1 tragen, aber da gab es wegen Leitz Wetzlar namensrechtliche Bedenken, da deren Messucherkameras so bezeichnet waren.
Ja. Genauso steht es auch im Beitrag 🙂
Wurde hier eine Kameraserie "unterschlagen"? Was ist mit den Bridgekameras der IS Serie? Diese "Plastikbomber" Serie wird/wurde völlig unterschätzt. Ich habe mir in den neunziger Jahren eine Olympus IS 3000 als "kleines Gepäck" für Spaziergänge gekauft. Die Kameras sehen echt billig aus, aber das verbaute Zoom Objektiv gehört zur Spitzenklasse.
Zu meiner vorhandenen Olympus IS 3000 habe ich mir via Ebay zum ganz kleinen Preis von 20,00 € plus Porto eine zweite zugelegt.
Dem ganzen Text hätte etwas mehr Sachlichkeit gut getan, diese ständigen Superlative und Jubeladjektive sind auf Dauer nicht nur anstrengend zu lesen, sie lassen alles wie einen Werbetext aussehen und nicht wie eine ernst zu nehmende Firmengeschichte.
Allein der OM 707 zu bescheinigen sie sei so gut wie ihre Mitbewerber gewesen ist doch einfach gelogen. Die war falsch konzipiert, mies konstruiert und die angeblich exzellenten Objektive (hat die überhaupt jemand mal gesehen, geschweige denn getestet?) bestanden weitgehend aus Standardzooms und einem Telezoom. Nach wenigen Batteriewechseln fiel die Batteriefachklappe meist einfach ab, beim Blitzen gab es nur die Blende 4, die AF-Objektive konnten manuell (falls man es denn wollte) nur über einen Schiebeschalter an der Kamera scharfgestellt werden, sämtliches Zubehör der manuellen OM-Serie war auch nicht kompatibel. Da war die Häßlichkeit noch ihr kleinstes Problem.
Sie hatte auch ihre Vorteile, aber sie war nicht vom Schicksal auserwählt zu scheitern, das hat sie einfach ganz gut selbst hinbekommen. Auch der erste SLR-AF-Versuch (OM 30) wäre vielleicht eine Erwähnung wert gewesen, aber den AF in ein Objektiv zu bauen, war ja auch bei allen Mitbewerbern kein Erfolg.
Danke für die Relativierung der Objektiv-Qualitäten. Yashica hat ja bestätigt-als das noch kleinere Pentax M-system kam -dass es unmöglich sei Topqualitätsobjektive in solcher Grösse zu bauen. Das war als ich bereits aus dem OM-System ausgestiegen war. Erinnert ihr euch noch an die vertrauenseinflössenden goldenen Sticker des Jap. Testinstituts? Hätten die alle Objektive sauber getestet und die Zitronen ausgeschieden wie es Zeiss schon damals machte, wäre ich wohl nicht auf Contax/Zeiss umgestiegen. Zeiss/Zuiko Unterschied gewaltig. Ok dürfte sich danach gebessert haben. das war 1978.