Wie erst jetzt bekannt wurde, befindet sich die Firma Net SE seit Mitte Juli im Insolvenzverfahren. Unter dem Dach der Net SE tummeln sich Firmen und Marken wie Meyer Optik Görlitz, Ihagee und Schacht, die in den letzten Jahren durch Neuinterpretationen klassischer Kamera- und Objektivkonstruktionen bekannt geworden sind. Völlig unklar ist derzeit, was mit dem bei diversen Kickstarter-Kampagnen eingesammelten Kapital geschieht – möglicherweise haben die Unterstützer ihren Einsatz für immer verloren.
Nichts deutet auf dem ersten Blick daraufhin, dass Meyer Optik Görlitz nahezu handlungsunfähig ist. Die Homepage präsentiert die jüngsten Produkte und bietet sie mit 50%-Vorbesteller-Rabatt an. Doch in den Einkaufswage legen lässt sich praktisch nichts mehr, kaum ein Produkt ist noch im Online-Shop verfügbar.
Kein Wunder, denn mit Net SE hat die Firma hinter der Marke Meyer Optik Görlitz am 17. Juli 2018 Insolvenz angemeldet. Und das trifft nicht nur Meyer Optik Görlitz, sondern weitere erst in jüngster Zeit reaktivierte Marken wie Ihagee und Schacht aber auch Oberwerth mit seinen hochwertigen und hochpreisigen Fototaschen. Ebenso gehört der Software-Reseller und Onlineshop Globell B.V. zu Net S.E. – er hat seine Pforten bereits geschlossen, die Webseiten sind nicht mehr erreichbar.
Was passiert mit den Kickstarter-Einsätzen?
Ärgerlich ist die Pleite der Net SE für alle, die vor Eröffnung des Insolvenzverfahrens Ware bestellt und bezahlt haben, die bislang nicht geliefert wurde. Besonders hart trifft es die Unterstützer diverser Kickstarter- und Indiegogo-Kampagnen. Deren Einsatz dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit verloren sein.
Diese Crowdfunding-Kampagnen sind Opfer der Net-SE-Pleite
P. Goerz: Citograph 50 f2.8 auf Kickstarter
Meyer Optik Görlitz: APO Plasmat Lens 105mm f2.7 auf Kickstarter
Oprema Jena: Biotar 75/f1.5 auf Kickstarter
P. Goerz: Citograph 30 auf Kickstarter
Über eine Million US-Dollar haben die Crowdfunding-Kampagnen für mindestens fünf Objektive eingesammelt. Sie alle sind überfällig, zum Teil seit Monaten. Am 6. August haben die Initiatoren dieser Kampagnen zu allen Produkten nahezu gleichlautende Projekt-Updates veröffentlicht, die wenig Hoffnung geben, dass da noch etwas kommen wird.
In den mit „Sad News“ überschriebenen Updates ist keine Rede von der Insolvenz der Net SE. Vielmehr ist die „schlechte Nachricht“, dass Stefan Immes, CEO und Hauptanteilseigner der Net SE, vor wenigen Wochen einen schweren Verkehrsunfall nur knapp überlebt habe. Bislang sei es nicht gelungen, einen Nachfolger zu bestellen, weshalb das Unternehmen mit ungewissem Ausgang rekonstruiert werden müsse. Diese Rekonstruierungsversuche ziehen sich bis Oktober hin. Bis dahin können keine Aussagen getroffen werden, ob die Objektive noch kommen werden, ob es die Einsätze zurückgibt – oder nichts von beiden.
Ich hatte an diversen Stellen immer wieder darauf hingewiesen, dass die Firmen nur Schall und Rauch sind, und dass der Eigner Globell absolut keine Ahnung von der Berechnung und dem Bau von Objektiven hat. Daraufhin gab es böse Kommentare für mich.
Nun denn, wer zuletzt lacht, lacht am besten. Ich habe absolut kein Mitleid mit den Geldgebern – sie hätten es wissen können, dass das Geschäftsmodell nicht funktionieren kann, allein schon wegen der absurden Geschäftsadressen: Firma in Deutschland, aber Sitz und Anschrift in den USA, teilweise ohne Bürogebäude. Menschen, die für solch einen Trick Geld ausgeben, würden auch Anlagebetrügern die Taschen vollstopfen…
OK, Markt bereinigt, bin mal gespannt, wer die nächste Runde mit neu aufgelegten 'alten' Objektiven auf die Crowdfunding Plattformen bringen wird.
Na jaaaah, über einen Verkehrsunfall sollte man nicht lachen, schon gar nicht, wenn dabei jemand schwer verletzt wird.
Aber man sollte sich mal über Crowdfunding und über Etikettenengineering seine Gedanken machen.
Was für ein Produkt soll da kommen?
Wer treibt das Projekt?
Warum bekommt der das Geld nicht an der Börse oder bei seiner Bank?
Was bekomme ich, wenn ich das mitfinanziere?
Wie stellt sich das Risikio für mich dar?
Dr. Stefan Immes wünsche ich schnelle und vollständige Genesung! Und nach der Pleite einen erfolgreichen beruflichen Neustart weit weg von der Fotografie oder anderen Dingen, die mir nahe stehen.
Wenn Sie richtig lesen und verstehen könnten, wüssten Sie, dass ich nicht über den Verkehrsunfall lache, sondern über die Besserwisser und Kommentatoren im Netz.
Als Käufer möcht ich ein Produkt erwerben, das physisch existiert, am besten bereits getestet wurde und von einer Firma stammt, die es auch noch nach mehreren Jahren reparieren kann. Punkt.
Im Zeitalter des 3D-Drucks sehen das sicher nicht mehr alle so. Aber was die Firma Globell da getrieben hat, war einfach nur eine Abzocke, bei der jeder schon am Anfang sehen konnte, dass es übel enden muss – Autounfall hin oder her.
Ich kenne Meyer Optik Görlitz noch als Objektivhersteller für Pentacon Six und Praktica. Das waren die billigeren Objektive aus der DDR, die auch eine zumeist recht schlichte (weiche) Abbildungsqualität hatten.. An die früheren Produkte, an die angeknüpft werden sollte, erinnert sich doch heute kaum noch jemand.
Wie groß ist der der potentielle Käuferkreis für Objektive, die selbst zum Kickstarterpreis drastisch zu teuer anmuten? Objektive, die in ihrer Abbildungsleistung an japanische Massenware aus den 70er und 80er Jahren nicht im Entferntesten heranreichen. Dafür hübsch anzuschauen sind und mit ihren Namen, die Augen des Vitrinensammlers zum Leuchten bringen.
Dagegen sind ja die Produkte der Lomographischen Gesellschaft zum Teil noch als bodenständig anzusehen.
Na. es gibt halt Menschen, die glauben, wenn Meyer draufsteht, ist auch Meyer drinnen. Darauf beruhte das Geschäftsmodell. In Wahrheit ist es nur ein zugekaufter Namen.
…hab' eh nie kapiert was das soll; Objektive jeder Art gibt's schon genug und selbst die Voigtländer Dinger verkaufen sich nicht wie "geschnitten Brot" ……
Wobei die Voigtländer E-Mount Objektive vom Preis-Leistung Verhältnis recht gut sind.
Mein Meyer Görlitz Trioplan 2,9/50 mm hat 10 Euro gekostet. Zusammen mit der Praktica IVb, wo es draufsteckte. Nettes Spielobjektiv. Wer aber für das "traumhafte Seifenblasen-Bokeh" des Trioplan Neubaus bis vierstellige Summen ausgibt, dem ist einfach nicht zu helfen…
Objektive in dieser Qualität gibt es inzwischen zuhauf aus verschiedenen chinesischen Quellen. Die sind weit preisgünstiger und -wie ich finde- origineller.
Warum das Trioplan so teuer ist, erschließt sich mir absolut nicht. Dagegen wird ein Meyer Optik "Figmentum" 2,0/85 mit Anschluß Nikon für 199 Euro angeboten. Wo stammt das her? Hat das Onkel Wu in seiner Garage zusammengebaut? Es sieht zumindest ganz nett aus.
Hallo
" Ebenso gehört der Software-Reseller und Onlineshop Globell B.V. zu Net S.E. – er hat seine Pforten bereits geschlossen, die Webseiten sind nicht mehr erreichbar. "
Das stimmt so nicht, ich konnte gerade problemlos eine Bestellung der Monitorkalibriersoftware bei
www.globell-color.com/de/globellcolorsoftware aufgeben.
Komisch kam mir dann die fehlende Bankverbindung im Vorkassen-Bestätigungsmail vor, hat mich dann an den Artikel hier erinnert…
Und siehe da – im Impressum findet sich de NetSE
https://www.globell-color.com/de/impressum
Dann schaun mer mal was passiert…
Grüsse
Hallo
schöne Auflistung des internen Kuddelmuddel bei den Kollegen
https://www.fotointern.ch/archiv/2018/08/10/insolvenz-der-net-se-was-wird-aus-meyer-goerlitz-elbaflex-oder-schacht/
Grüsse
Ich gehöre auch zu denen, die die Meyer Optic Görlitz Objektive gar nicht gut finden wollten.
War schon sehr eigenartig, wie da Objektive schön geschwafelt wurden, ohne das irgendwo technische Daten verfügbar gewesen wären. Ich hätte mich auch nicht gewundert, wenn es Geldwäsche gewesen wäre.
Bin ich jetzt rehabilitiert?