Gestern Abend hat Sony im Rahmen einer festlichen Gala in London die diesjährigen Preisträger der Sony World Photography Awards präsentiert. Als bester Fotograf wurde der Iraner Asghar Khamseh für seine erschütternden Porträts der Opfer von Säureanschlägen mit dem Titel „L’Iris d’Or Photographer of the Year“ ausgezeichnet. Kirstin Schmitt aus Deutschland siegt in der Profi-Kategorie „Schnappschuss“. Für die 2007 erstmals ausgerichteten Awards wurden 230.103 Bilder aus 186 Ländern eingereicht.
Die Auszeichnung „L’Iris d’Or Photographer of the Year“ geht an den Iranischen Fotografen
Asghar Khamseh für seine erschütternden Porträts der Opfer von Säureanschlägen.
Pressemitteilung von Sony Deutschland:
Sony World Photography Awards 2016: Iranischer Fotograf holt Gesamtsieg mit ergreifenden Porträts
Beim weltgrößten Fotowettbewerb siegt Kirstin Schmitt aus Deutschland in der Profi-Kategorie „Schnappschuss“. Der iranische Fotograf Asghar Khamseh erhält den Titel „L’Iris d’Or Photographer of the Year“ und 25.000 US-Dollar Preisgeld für seine erschütternden Porträts der Opfer von Säureanschlägen. Kei Nomiyama aus Japan bekommt den Titel „Open Photographer of the Year“ für das beste Einzelbild. Für die Awards wurden 230.103 Bilder aus 186 Ländern eingereicht. Ein neues Rekordergebnis.
Berlin, 21. April 2016. „Die gesamte Jury bewundert die Arbeiten des Fotografen des Jahres sehr. Er lenkt den Fokus auf schreckliche Verbrechen“, sagt Dominique Green, Jury-Vorsitzende für die Dokumentar-Kategorien. Unter anderem von ihr wurde Asghar Khamseh aus den Gewinnern in den 14 Profi-Kategorien als Gesamtsieger ausgewählt. Die Auszeichnung erhält er für seine eindringliche Porträtserie „Fire of Hatred“, die Opfern von Säureanschlägen eine Bühne gibt, um ihr Schicksal öffentlich zu machen. Khamseh erhält ein Preisgeld in Höhe von 25.000 US-Dollar. Neben Khamesh wurden bei der Galaveranstaltung in London auch die Gewinner und Finalisten in allen 14 Profi-Kategorien ausgezeichnet.
So erhielt auch die deutsche Fotografin Kirstin Schmitt den ersten Preis in der Profi-Kategorie „Schnappschuss“. Darüber hinaus würdigten die Juroren die Arbeiten von drei weiteren deutschen Fotografen: Sandra Hoyn wurde Zweite in der Profi-Kategorie „Alltagsleben“; Oliver Schwarzwald errang in der Profi-Kategorie „Stillleben“ ebenfalls den zweiten Platz und Stephan Zirwes wurde Dritter in der Profi-Kategorie „Architektur“.
© Kirstin Schmitt, Germany, Winner, Professional, Candid, 2016 Sony World Photography Awards
Kirstin Schmitt (geb. 1979 in Hessen) ist Dokumentarfilmerin, Kamerafrau und Fotografin und arbeitet derzeit abwechselnd in Havanna und Berlin. Die Juroren zeichneten sie für ihre fesselnde Fotoserie „Waiting for the Candymen“ aus, die sich einer typisch kubanischen Eigenart widmet. Schmitt beschreibt die preisgekrönte Fotoserie so: „Die Serie ist eine Studie einer kubanischen Eigenart, eine Allegorie des Wartens: Warten auf den richtigen Augenblick, Warten auf morgen, Warten auf jemanden, der Erlösung bringt – vielleicht …“ Zu ihrem Sieg sagte Schmitt: „Ich freue mich sehr, dass ich die Jury mit meiner fotografischen Reise in die Psyche Havannas überzeugen konnte. Diese Auszeichnung ist eine große Ehre und eine Bestätigung meiner langjährigen Arbeit. Sie ermutigt mich sehr, diesen Weg fortzusetzen. Vielen Dank! Es ist fantastisch, eine so wichtige Auszeichnung zu erhalten!“
© Kei Nomiyama, Japan, Open Photographer of the Year, 2016 Sony World Photography Awards
Zugleich gab die World Photography Organisation auch den Gewinner des Titels „Open Photographer of the Year“ bekannt: Die Auszeichnung ging an Kei Nomiyama aus Japan, der bei der Gala ein Preisgeld von 5.000 US-Dollar in Empfang nehmen konnte. Alle Gewinner der Sony World Photography Awards erhalten zudem eine Digitalkamera-Ausrüstung von Sony.
Scott Gray, CEO der World Photography Organisation, sagte zur Bekanntgabe der Gewinner: „Die Awards bringen regelmäßig ein fantastisches Spektrum von Arbeiten aus einer Vielzahl von Ländern hervor. Und was das Wichtigste ist: Sie bieten Fotografen die Chance, entdeckt zu werden und beruflich voranzukommen. Ich hoffe, dass die preisgekrönten Bilder in diesem Jahr andere Fotografen dazu inspirieren werden, ihre kreativen Grenzen zu sprengen, und dass sie zugleich die Wertschätzung der Fotografie beim breiteren Publikum fördern.“
© Oliver Schwarzwald, Germany, 2nd Place, Professional, Still Life, 2016 Sony World Photography Awards
Die Sony World Photography Awards würdigen alljährlich das Beste, was die Fotografie weltweit zu bieten hat. Der Wettbewerb, an dem jeder Fotograf kostenlos teilnehmen kann, hat in der Fotobranche großes Gewicht und damit das Potenzial, die Karriere der preisgekrönten und vorausgewählten Teilnehmer maßgeblich zu fördern.
L’Iris D’Or Photographer of the Year – Asghar Khamseh
Asghar Khamseh, geboren 1963 in Teheran, ist Fotojournalist bei der Mehr News Agency, Iran, die sich bei ihrer Arbeit vorwiegend auf die Menschenrechte im Iran konzentriert. Seine preisgekrönte Fotoserie „Fire of Hatred“ lenkt den Blick auf die steigende Zahl von Säureanschlägen im Iran und den Mangel an medizinischer, finanzieller und psychologischer Unterstützung seitens des Staats oder regierungsunabhängiger Organisationen.
Säureanschläge sind ein Verbrechen, das den Opfern zusätzlich zu den körperlichen und psychischen Schäden auch noch gesellschaftliches Stigma und Schuldzuweisungen einbringt. Die Porträts geben den fotografierten Frauen und Männern eine Möglichkeit, ihre Geschichte öffentlich bekannt zu machen.
Dominique Green, Jury-Vorsitzende für die Dokumentar-Kategorien, sagte zu der Serie: „Entstellungen, die durch Gewalt verursacht wurden, sind zweifellos ein schwieriges Motiv, doch eines, vor dem die lange Tradition der Dokumentarfotografie nicht zurückschreckt. Asghar Khamsehs beeindruckende Serie ‚Fire of Hatred’ versetzt den Betrachter in die Lage, schonungslose, intime Bilder mit Einfühlungsvermögen und Respekt anzusehen – so schwer ihr Anblick auch fallen mag –, sodass er vom bloßen Zuschauer zum Zeugen wird. Die Jury war sich einig. Unsere Bewunderung für die Arbeiten des Fotografen des Jahres ist groß. Er wirft ein Licht auf schreckliche Verbrechen mit tragischen Folgen.“
Sieger und Finalisten in den Profi-Kategorien
Die Sieger in den sieben Dokumentar- und den sieben Kunst-Kategorien kommen aus zehn Ländern. Erstmals hat in diesem Jahr ein Fotograf in zwei Profi-Kategorien gleichzeitig gewonnen. Die Teilnehmer mussten eine Bildserie zur Bewertung einreichen.
Kunst-Kategorien
- Architektur – Gewinnerin: Amélie Labourdette, Frankreich
2. Hui Zhang, China / 3. Stephan Zirwes, Deutschland - Schnappschuss – Gewinnerin: Kirstin Schmitt, Deutschland
2. – Nick Ng, Malaysia / 3. Andrea Rossato, Italien - Konzept – Gewinner: Julien Mauve, Frankreich
2. – Alejandro Beltran, Venezuela / 3. Barbaros Kayan, Türkei - Landschaft – Gewinnerin: Maroesjka Lavigne, Belgien
2. Maoyuan Cui, China / 3. Stefan Schlumpf, Schweiz - Porträt – Gewinner: Marcello Bonfanti, Italien
2. Fauzan Ijazah, Indonesien / 3. Rubén Salgado Escudero, Spanien - Inszeniert – Gewinner: Alberto Alicata, Italien
2. Cristina Vatielli, Italien / 3. Kristoffer Eliassen, Norwegen - Stillleben – Gewinner: Francesco Amorosino, Italien
2. Oliver Schwarzwald, Deutschland / 3. Hiroshi Watanabe, Japan
Dokumentar-Kategorien
- Kampagne – Gewinner: Jetmir Idrizi, Kosovo
2. David Chancellor, UK / 3. Antoine Repessé, Frankreich - Zeitgenössische Themen – Gewinner: Asghar Khamseh, Iran
2. Kevin Frayer, Kanada / 3. Simona Ghizzoni, Italien - Zeitgeschehen – Gewinner: Angelos Tzortzinis, Griechenland
2. Andrea & Magda, Italien / 3. Andrew Burton, USA - Alltagsleben – Gewinner: Espen Rasmussen, Norwegen
2. Sandra Hoyn, Deutschland / 3. Stephanie Sinclair, USA - Umwelt – Gewinner: Kevin Frayer, Kanada
2. Li Feng, China / 3. Lucy Nicholson, UK - Menschen – Gewinner: Kevin Frayer, Kanada
2. Filippo Venturi, Italien / 3. Alessandro D’Angelo, Italien - Sport – Gewinner: Nikolai Linares, Dänemark
2. Jens Juul, Dänemark / 3. Annick Donkers, Belgien
Open Photographer of the Year – Kei Nomiyama, Japan
Das Foto „Enchanted Bamboo Forest“ von Kei Nomiyama wurde als das weltweit beste Einzelbild ausgezeichnet. Die Auswahl traf eine Jury unter Vorsitz von Jael Marschner, ehemalige Fotoredakteurin bei „Time Out London“, „Sunday Times Travel“. Der Fotograf erhielt bei der Gala in London ein Preisgeld in Höhe von 5.000 US-Dollar.
Dr. Nomiyama, außerordentlicher Professor für Umweltchemie an der Universität Ehime in Japan, ist ein passionierter Natur- und Unterwasserfotograf. Sein preisgekröntes Bild ist in den Bergen der Insel Shikoku entstanden und zeigt die Leuchtkäfer Luciola parvula zu Beginn der Regensaison.
Der Fotograf wurde aus den zehn Gewinnern in den offenen Kategorien ausgewählt, die am 29. März bekannt gegeben worden waren. Am Offenen Wettbewerb können alle Fotografen teilnehmen, die Bewertung erfolgt anhand eines Einzelbilds.
Youth Photographer of the Year – Sam Delaware, USA
Eine schöne Porträtaufnahme seiner Schwester brachte dem 18-jährigen Schüler Sam Delaware den Titel „Youth Photographer of the Year“ ein. Delaware ist in Freeport im US-Bundesstaat Maine geboren und besucht derzeit in Angwin, Kalifornien, die Schule. Er hat sich das Fotografieren vom zwölften Lebensjahr an selbst beigebracht. Als Teil seines Preises erhielt er einen Flug nach London, um an der Galaveranstaltung teilzunehmen.
Sam Delawares prämiertes Bild wurde aus den Arbeiten der drei Gewinner in den Jugendkategorien ausgewählt, die am 29. März bekannt gegeben worden waren. Der Jugendwettbewerb steht allen Fotografen im Alter von zwölf bis 19 Jahren offen.
Student Focus Photographer of the Year – Sofia Jern, Finnland
Sofia Jern, 23, Studentin an der Novia University of Applied Sciences in Finnland, holte sich den Titel „Student Focus Photographer of the Year“. Sie konnte bei der Gala in London Foto-Equipment von Sony im Wert von 30.000 Euro für ihre Universität in Empfang nehmen. Jerns preisgekrönte Arbeit verfolgt das Leben von „Glue Boys“, jungen männlichen Drogenabhängigen in den Straßen von Kitale in Kenia.
Das Student Focus Programm arbeitet weltweit mit mehr als 400 Ausbildungseinrichtungen zusammen, die Foto-Studiengänge anbieten, und ist eines der international führenden Programme für Fotostudenten. Es wird vom „British Journal of Photography“ unterstützt. www.worldphoto.org/student-focus
Herausragende Leistungen für die Fotografie – RongRong & inri
Das einflussreiche Fotografen-Ehepaar RongRong & inri, das die zeitgenössische Fotografie in China und darüber hinaus stark geprägt hat, nahm bei der Gala in London den Preis für „Herausragende Leistungen für die Fotografie“ entgegen. Mit dieser Auszeichnung würdigte die World Photography Organisation sowohl die künstlerische Leistung der beiden Fotografen als auch den bedeutenden Einfluss, den sie auf die Fotografie in Asien ausüben.
Die Arbeiten von RongRong & inri spiegeln die intime Welt, die beide gemeinsam geschaffen haben, und loten dabei die Grenzen traditioneller Schwarzweiß-Fotografie und Dunkelkammer-Techniken neu aus. Darüber hinaus haben die beiden Fotografen mit dem Three Shadows Photography Art Centre das erste Kunstzentrum in China gegründet, das sich der zeitgenössischen Fotografie widmet. 2015 riefen sie in Partnerschaft mit Les Recontres d’Arles das Jimei x Arles Photo Festival ins Leben.
Im Rahmen der Ausstellung zu den Sony World Photography Awards im Somerset House wird erstmals in Europa eine größere Schau mit Werken von RongRong & inri gezeigt, die die Karriere des Fotografen-Ehepaars würdigt.
Frühere Empfänger des Preises für „Herausragende Leistungen für die Fotografie“ sind Mary Ellen Mark, William Eggleston, Eve Arnold, Bruce Davidson, Marc Riboud, William Klein, Elliott Erwitt und Phil Stern.
Ausstellung und Buch
Die Arbeiten sämtlicher Gewinner und Shortlist-Kandidaten werden vom 22. April bis 8. Mai im Somerset House in London zu sehen sein. Zudem umfasst die Ausstellung eine Sonderschau zu Ehren der Empfänger des Preises für „Herausragende Leistungen für die Fotografie“, RongRong & inri.
Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Fotoband mit den preisgekrönten Arbeiten sowie ausgewählten Bildern, die die Shortlist erreicht haben. Es ist auf www.worldphoto.org zum Kauf erhältlich.
(Martin Vieten)
Vorsicht
Die Bilder der Säureopfer sind nichts für schwache Nerven.
Sehenswert sind alle Bilder auf der Website. Wirklich beeindruckend.
OhWeh
Erschreckender Erfolg
Eigentlich zum Kotzen (pardon), dass bei allen renommierten Wettbewerben immer Fotos von Verstümmelung, Tod, Krieg, Armut und Elend ganz weit vorn landen. Ich möchte das nicht als Schelte der Wettbewerbsveranstalter verstanden wissen, sondern als Ausdruck der Enttäuschung darüber, dass Fotografie inzwischen primär dafür herhalten muss, menschliches Fehlverhalten zu dokumentieren und einer breiten Wohlstandsbürger-Öffentlichkeit bewusst zu machen. Üblicherweise folgt dann der leise Entrüstungs-Seufzer “Ja, ganz schlimm”, und das war’s dann auch schon wieder. Ein Armutszeugnis für die Menschheit.
Das Schöne, das Leichte und das Spielerische der Fotografie verliert in unserer Zeit – oder zumindest bei dieser Art von Wettbewerben – immer mehr an Bedeutung. Und damit meine ich nicht, dass mehr kitschige Sonnenuntergänge oder spielende Kätzchen ausgezeichnet werden sollten…
Auswahl
Ich kann Ihre Kritik gut nachvollziehen, gleichwohl halte ich die Auswahl für gelungen im Gegensatz zum dpa-Wettbewerb, wo das unsägliche Merkel-Flüchtlingselfiebild (was sicher viele Schlepper erfreut) prämiert wurde.
ja
seitdem das Hässliche in diversen Fotomagazinen nicht mehr aufhört und langsam unerträglich wird, habe ich die Abos gekündigt. Die Welt geht auch ohne meine Wenigkeit unter.
Fahstdeh ich nich!
Ich versteh diese Kritik nicht wirklich. Auf heise sind alle Bilder zu sehen. Von den 24 Fotos sind ca. 3 dabei, die man als sozialkritisch/verstoerend etc. etikettieren koennte (ich sehe nur eins). Die anderen 21 Bilder sind z.B. schoen, witzig, bunt … unameit.
Aber womoeglich ist es auch eine besondere Kunstform, erst mal zu jammern, bevor man sich ueberhaupt erst ein Bild gemacht hat.
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Umlauts are Overestimated
http://sventetzlaff.com