Das Großformat war bislang die einzige Domäne, in der sich die analoge Fotografie noch behaupten konnte. Doch nun schickt sich eine kleine kalifornische Manufaktur an, auch diese letzte Bastion zu erobern. LargeSense entwickelt seit Februar 2014 eine Digitalkamera mit 12-Megapixel-Sensor im Format 9 x 10 Zoll.
Die Magie des Großformatfilms mit aktueller Digitaltechnik zu realisieren, das ist das Ziel von LargeSense aus dem kalifornischen Santa Clara. Dafür hat Mastermind Bill Charbonnet seine Festanstellung aufgegeben und die kleine Manufaktur LargeSense gegründet, die aktuell die digitale Großformatkamera LS911 entwickelt. Ihr Herzstück ist ein Sensor im Format 9 x 10 Zoll, was etwa der Fläche eines DIN-A4-Bogens entspricht. Aufgrund Ihres Gewichts und der Größe war es laut LargeSense nicht möglich, einfach nur ein digitales Rückteil für bestehende Kamerasysteme zu entwickeln. Die Aufnahmeinheit lässt sich jedoch an eine herkömmliche Fachkamera anschließen, etwa an eine Sinar P2.

LargeSense entwickelt mit der LS911 eine Großformatkamera mit Sensor im Format 9 x 10 Zoll.
Der Prototyp sieht noch etwas roh aus, das endgültige Modell wird ansprechender aussehen.
Das Besondere der LS911 ist, dass sich ihr Sensor trotz seiner immensen Fläche von ca. 226 x 254 Millimeter mit einer Auflösung von zwölf Megapixel bescheidet. Daraus resultiert ein Pixelpitch von 75 µm. Zum Vergleich: Bei der Pentax 645Z beträgt der Pixelpitch des 50-Megapixel-Mittelformatsensors 5,3 μm, der 12-Megapixel-Kleinbildsensor einer Sony Alpha 7S kommt auf einen Pixelabstand von immerhin 8,4 µm. Der große Pixelpitch bei der LS911 bietet gleich zwei Vorteile: Sie lässt sich dank einer Basisempfindlichkeit von ca. ISO 2.100 gut auf F/64 oder gar noch weiter abblenden – was beim Großformat schnell nötig wird –, ohne dass wenig taugliche Belichtungszeiten nötig werden. Zudem steigt die förderliche Blende durch die große Pixelfläche an, Beugungseffekte spielen beim Abblenden kaum eine Rolle.

Alyson Under a Redwood Tree. Camera: LargeSense LS911 Pre Production Camera.
Kodak Anastigmat 21 inch f/10 Lens. Photo Taken: Tuesday April 28, 2015, 8:54:07 PM.
Santa Clara, CA, USA. Copyright LargeSense LLC. All rights reserved.
(Klick ins Bild öffnet Originalgröße)
Mit ihrer eher bescheidenen Sensorauflösung richtet sich die LS911 eher an Portrait- denn an Landschafts- oder Architekturfotografen. Wobei nicht ausgeschlossen ist, dass es später eine Variante mit höherer Auflösung geben wird. Bilddaten speichert die LS911 wahlweise auf einer CF- oder SD-Karte, sie verfügt über zwei entsprechende Steckplätze. Alternativ lässt sie sich auch via Cat-5-Kabel oder per Wi-Fi an einen Computer anbinden, sie erlaubt „tethered shooting“ inklusive Live-View auf dem PC-Monitor. Die Kamera kennt die drei Dateiformate DNG, TIFF und JPEG, sie zeichnet mit einer Wortbreite von 14 bit auf. Geplant ist auch die Möglichkeit, 4K-Videos aufnehmen zu können, ob sich das realisieren lässt, steht allerdings noch nicht fest.

Jenn Vee – George Hurrell Hollywood Style with Fresnel Hot Lights. Model: Jenn Vee.
Hair stylist: Rawan Jabari. Camera: LargeSense LS911 Pre Production Camera. Image style: Camera Standard.
Carl Zeiss Jena DDR Tessar 4.5/ 250 mm. Infra red blocking filter.
Photo Taken: Thursday June 18, 2015 Santa Clara, CA, USA. Copyright LargeSense LLC. All rights reserved.
(Klick ins Bild öffnet Originalgröße)
Der Bildwandler der LS911 verzichtet auf jegliche optische Komponenten wie Farb- und AA-Filter sowie Mikrolinsen. Daher zeichnet der Sensor einerseits keine Farbinformationen auf, soll anderseits aber auch bei stark verstellter Filmebene noch bis in die Ecken scharf abbilden. Eine Farbversion der LS911 ist laut LargeSense bei entsprechender Nachfrage geplant. Derzeit gibt es zwei funktionsfähige Prototypen der LS911, Ende 2015 soll die Serienproduktion beginnen. Wobei „Serie“ vielleicht etwas hochgegriffen ist, LargeSense rechnet mit einer Nachfrage von zwei bis drei Kameras jährlich.
Für das Jahr 2016 plant LargeSense mit der LS55 eine kleine Schwester der LS911. Sie erhält einen Sensor im Format 5 x 5 Zoll mit 6 Megapixel Auflösung, woraus ein Pixelabstand von 50 μm resultiert. Laut LargeSense wird diese Kamera kleiner, leichter und günstiger als die LS911 sein. Preise teilen die Entwickler aber derzeit weder für das eine noch für das andere Modell mit.
Weitere Infos:
www.largesense.com
Weitere Beispielbilder im Fotostream von LargeSense bei Flickr.
(Martin Vieten)
Kauf ich!
Kauf ich!
Etwas mehr Substanz
im Kommentar hätte ich doch schon erwartet, als sich in Kraftausdrücken zu verlieren. Es soll auch Menschen geben, die in die nach analogen Ära geboren sind und sich bisher mit der Großformat-Fotografie noch nicht beschäftigt haben.
Eine echte Alternative
zur Monochrome-Leica … 😎
Grossformat-Polaroid- + Workshop im Kameramuseum Vevey-CH
127 x 160 cm ilfochrome-direkt
http://www.fotointern.ch/archiv/2015/06/21/olivenbaeume-in-apulien/
http://www.fotointern.ch/archiv/2015/06/22/grossformat-workshop-im-kameramuseum-vevey/
In neuhausen gibts ein firma welche eine einzigartige vollautomatische digitalfachkamera anbietet.
Die Bilder sprechen für sich!
Für eine Sinar F2? Hört sich doch schon mal gut an!
Wird auch Zeit
dass es mal ein digitales Großformat gibt. Und, nicht zuletzt, einen adäquaten Sensor, der sich nicht darin erschöpft die Auflösung allein in (dann) gar nicht mehr so lichte Höhen zu treiben. Erscheinen 12 MP bezogen auf die Fläche auch noch ein wenig mau, so kann man getrost davon ausgehen, dass eine einmal um das 2- bis 4-fache erhöhte Pixelzahl immer noch ein ungleich höheres Lichtsammelvermögen, und damit unvergleichliche Abbildungsqualitäten realisieren wird können. Schon gar in Schwarzweiß.
Bokeh
Was ich bei Bild 1 über ihrem Kopf sehe, überzeugt mich wenig.
Welch eine Aussage
Seit wann hat das Bokeh etwas mit dem Sensor zu tun? Da ist wohl eher das verwendete Objektiv entscheidend…
Kleinbild
Eine Kleinbildkamera mit wenig Pixeln, dafür aber mit modernster Sensor- und Prozessortechnik, würde ich mir von Nikon oder Canon wünschen!
Gibt es doch schon!
Heisst A7S und kommt von Sony. Nachfolgender Vergleich mit der Nikon D810 zeigt eindrücklich, dass mehr Megapixel nicht immer bessere Bilder bedeuten:
http://www.profifoto.de/fileadmin/kameratests/profifoto/sony_a7s/sony_a7s_model.jpg
http://www.profifoto.de/fileadmin/kameratests/profifoto/nikon_d810/nikon_d810_model.jpg
Für die passenden Objektive ist dann die Bucht zuständig
Kein Hersteller kann heute noch die für die Kamera benötigten Objektive entwickeln und produzieren. Und das was die Bucht hergibt, ist für Digital kaum geeignet.
Für die 12 MP
reichen sogar Flaschenböden hinlänglich … 😎
Objektive
[quote=Shitop]Kein Hersteller kann heute noch die für die Kamera benötigten Objektive entwickeln und produzieren. Und das was die Bucht hergibt, ist für Digital kaum geeignet.[/quote]
Bitte nicht übersehen: man braucht für die angestrebte Pixelgröße keine Hochauflösungsobjektive, im Gegenteil können die vorhandenen unf vor allem auch die historischen mit bestem Gewinn eingesetzt werden! Dann haben wir endlich den verlorengegangenen Schmelz der Fotografie, besser noch: die Photographie zurück!
Tüpfelchen!
Schon sehr interessant, was sich so abseits der Consumer-Kameras auf dem Gebiet der Digitalfotografie abspielt! Es sind die wenig bekannten, manchmal kleinen Firmen, die fast im Untergrund die technischen Fortschritte bringen. Parallel zu dieser Info las ich jüngst über einen Produzenten von Industriekameras aus Deutschland, der weltweit in der Premier League wohl mitspielt, aber dem breiten Publikum absolut nicht bekannt. Irgendwann kommt aus dieser Ecke mal ein spin-off für den Consumerbereich, der die mittlerweile verkrustet erscheinenden Strukturen der Canon, Nikon, Olympus, Panasonic, Pentax und Sony so erschüttern dürfte, wie weiland die Ablösung der Präzisionsmechanik durch die Elektronik. Elefanten sind große und mächtige Tiere, aber bieten leichte Ziele…
Hoffnung keimt!
Diese Entwicklung läßt hoffen, das hier eine Tür geöffnet wird, die vielleicht neue technische und damit zugleich fotografische Räume freigibt um sie zu füllen. Weg von den nun fast nur noch obsessiven Salienzvorführungen technischer Massenkonsumierung, hin zu einer Fotografie als Erfahrung und nicht als schnelle Facebook- oder Forenbedienung eigener Selbstdarstellung und Rubrizierung der immer wieder neu gekauften und gerühmten Technik.
Man wird ja noch träumen dürfen!
“Aufgelöst jedwege Form, ein Dämmerlicht stumpfer Unsicherheit über einer gespenstischen Welt, tastet der Mensch, einem irrenden Kinde gleich, am Faden irgendeiner kurzatmigen Logik durch eine Traumlandschaft, die er Wirklichkeit nennt und die ihm doch nur ein Alptraum ist” (Hermann Broch in “Die Schlafwandler”)
Die armen Pixelfetischisten!
Welchen Durchmesser hat da eigentlich ein Pixel? So groß wie eine Holzschraube?
Sudel Eddi.
Wer das liest ist blöd!
In etwa
Die sind ja nicht blöd … 😎
INteressant wäre die Technologie
ein einstückiger Silizium-Sensor kann es ja nicht sein, da größer als ein Wafer. Im übrigen, wenn man einen ganzen Wafer braucht, verlassen wir bestimmt den Bereich unter 100000 Euro. Das muss was anderes sein.
Thyl
Wafergröße
[quote=Gast]ein einstückiger Silizium-Sensor kann es ja nicht sein, da größer als ein Wafer. Im übrigen, wenn man einen ganzen Wafer braucht, verlassen wir bestimmt den Bereich unter 100000 Euro. Das muss was anderes sein.
Thyl[/quote]
Es gibt in dieser Pixelgröße die Möglichkeit, soetwas in Dünnfilmtechnologie auf flexiblem Material mittels organischer Beschichtungen zu lösen. Wussten Sie übrigens, daß die alte Agfa-Gießmaschine bis heute nicht stillsteht und diese Sensoren billiger als mit der Wafer-Technologie herstellen kann…
…mit vielen, vielen Begußmetern pro Minute…
Scherz
Diese Kamera bietet in keinerlei Hinsicht irgendeinen Nutzen gegenüber den am Markt erhältlichen Fotoapparaten – weder bezüglich des Rauschens noch bezüglich geringer Tiefenschärfe. Würde man an eine solche Kamera Objektive dran hängen, dann müsste man schon mit sehr langer Brennweite arbeiten, um die Personen noch bildfüllend auf das Foto zu bekommen. Es ist physikalisch nicht möglich, dann noch die auf den Fotos zu sehende Tiefenschärfe zu erreichen.
Bei einem Absatz von 3 Kameras pro Jahr dürfte der Preis schnell mal über 100.000 TEURO liegen, wenn das Personal gut leben will bei Amortisierung der Kosten.
Kein rational denkender Mensch würde sich eine solche Kamera kaufen oder herstellen. Hier hat man sich einfach nur einen Scherz erlaubt.
Die ist ja auch nicht
für rational denkende Menschen, sondern für emotional handelnde Fotografen, die abseits vom Digitaleintopf das Besondere suchen … 😎
Ah ja.
Woher wissen Sie, dass es physikalisch nicht möglich ist?
Haben Sie schon mal 20×24 inch Kameras mit Polaroidfilmen gesehen? Die werden tatsächlich noch in California produziert und weltweit verwendet.
So viel also zu Ihrem Schwachsinn ‘physikalisch nicht möglich’…
…kein Nutzen…
Ich nehme Ihnen sicher Ihren Kommentar nicht übel, offenbar gehören Sie einer Generation an, der der Umgang mit Großformatkameras nicht mehr vertraut ist. Nutzen Sie dennoch einmal die Möglichkeiten zur Arbeit mit größeren Formaten (ab 13/18 aufwärts) bei Seminaren etc. Das was mit GF möglich ist, können Sie mit Briefmarkenformaten nicht erreichen!!! (egal wie gut die Werbeabteilungen der Hersteller arbeiten)