Alljährlich wird der „Europäische Naturfotograf des Jahres“ von der Gesellschaft Deutscher Tierfotografen (GDT) gekürt. Wir zeigen den Sieger, dazu einige der schönsten von knapp 14.000 eingereichten Arbeiten:
Der Wettbewerb „GDT Europäischer Naturfotograf des Jahres“ richtet sich an Amateur- und Profifotografen aus ganz Europa. Er wird jährlich von der Gesellschaft Deutscher Tierfotografen ausgeschrieben und wurde jetzt zum 14. Mal vergeben. In acht verschiedenen Kategorien konnten Arbeiten eingereicht werden; weiterhin auch zum „Fritz Pölking Preis“ und „Fritz Pölking Nachwuchspreis“, die bereits prämiert sind: Beschnittene Buchen im Wald und Schwarzhalstaucher im Sumpfgebiet – Fritz Pölking Preis 2014.
Rund 13.800 Arbeiten von Fotografen aus 35 Ländern galt es diesmal zu jurieren.
Gesamtsieger des europäischen Naturfoto-Wettbewerbs der Gesellschaft Deutscher Tierfotografen ist der britische Fotojournalist, Schriftsteller und professionelle Wildlife-Guide Neil Aldridge mit seinem Bild „Lebendige Felszeichnung – Living Rock Art“. Das Bild zeigt zwei galoppierende Blessböcke am Buschmann-Fluss im südafrikanischen Kariega Game Reserve. Neil Aldridge erhält damit den von der Firma Canon gesponserten und mit 2.000 Euro dotierten Preis.

GDT ENJ 2014, Gesamtsieger: Neil Aldridge
Lebendige Felszeichnung
Das Licht schwand bereits über den Ebenen am Buschmann-Fluss im südafrikanischen Kariega Game Reserve, als zwei Blessböcke an mir vorbei galoppierten. Um die rasche Bewegung und die Synchronität der beiden Antilopen zu unterstreichen, verwendete ich eine lange Verschlusszeit. Während ich in Südafrika aufwuchs, beschäftigte ich mich intensiv mit der Kunst der Buschmänner, und dieses Bild erinnert mich an die Felszeichnungen, die die Wände der Höhlen in den Hügeln bei Kariega schmücken.
GDT ENJ 2014, Lobende Erwähnung Vögel: Gastone Pivatelli, Italien
Gefährliche Position
Die hübschen Schwarzkehlchen leben das ganze Jahr über in der Umgebung meiner Heimatstadt Bergantino. Man kann sie leicht beobachten, da sie sich immer auf den Spitzen der Vegetation niederlassen, von wo aus sie ihr Territorium überwachen. Letzten Winter hatte es einige Tage lang stark geschneit, und alle Sitzwarten waren mit Schnee und Eis bedeckt. Dieses Männchen hatte sich den einzigen freien Sitzplatz in der Umgebung ausgesucht, die „gefährlich“ aussehende Spitze eines Rohrkolbens. Das „Risiko“, sich gerade dort niederzulassen, war hoch, aber zum Glück ist alles gut gegangen.
GDT ENJ 2014, Sieger Säugetiere: Cristobal Serrano, Spanien
Kolonie
Eine der größten Tierwanderungen der Welt findet alljährlich zwischen November und Dezember in einer abgelegenen Region Sambias statt: Rund fünf Millionen Palmenflughunde lassen sich in dieser Zeit auf einer Fläche von etwa einem Hektar im Kasanka Nationalpark nieder, angelockt von dem Angebot an Früchten, die dort zu dieser Zeit reifen. Wenn die Flughunde in der Dämmerung ihre Rastplätze verlassen, ist die Luft weithin hörbar erfüllt von Rufen und lautem Flattern. Der An- und Abflug der gewaltigen Tiermassen dauert nur rund zwanzig Minuten – ein kurzer und umso wertvollerer Moment.
GDT ENJ 2014, Sieger Andere Tiere: Csaba Forrásy, Ungarn
Blauer Walzer
Im letzten August entdeckte ich diese Taumelkäfer auf der Oberfläche eines Baches im Bükk-Gebirge (Ungarn). Ihr Bewegungsablauf ist ziemlich unberechenbar – mal schwimmen sie ganz langsam, dann wieder sehr hektisch. Um ihre Bewegungsbahnen abzubilden, wählte ich eine längere Verschlusszeit. Das Ergebnis überprüfte ich zunächst auf dem Display. Nachdem ich die geeignete Zeit ermittelt hatte, schaltete ich zusätzlich einen Blitz auf den zweiten Vorhang, so dass die Käfer scharf abgebildet wurden. Die Szene spielte sich im Schatten ab; trotzdem ließ ich den Weißabgleich ziemlich kühl, um den Blauton der Situation zu erhalten.
GDT ENJ 2014, Sieger Vögel: Yuli Panayotov, – Bulgarien
Nächtlicher Jäger
Dass sich in diesem Baum regelmäßig eine Schleiereule aufhielt, war mir bekannt. Doch die fotografische Schwierigkeit lag darin, dass sie sich für gewöhnlich erst in völliger Dunkelheit blicken ließ. Ich baute also meine Ausrüstung auf und wartete zwei Stunden lang mit dem Fernauslöser in der Hand. Dann kam endlich der magische Moment, auf den ich gewartet hatte, und die Eule erschien im Dämmerlicht. Das lange Warten auf diesen kurzen Moment hatte sich gelohnt. Ich wollte manuell belichten, um die düstere Stimmung korrekt wiederzugeben. Daher war es gar nicht so einfach gewesen, die angemessene Belichtungszeit im Vorfeld zu ermitteln.
GDT ENJ 2014, Sieger Landschaften: Joachim Wimmer (GDT), Deutschland
Nebel und Vollmond
Landschaftsfotografie im Schwarzwald ist nicht einfach, möchte man es vermeiden, Straßen, Stromleitungen oder Aussiedlerhöfe ins Bild mit einzubeziehen. Oder man fotografiert bei Nacht und Nebel, die die Spuren menschlicher Zivilisation verdecken …
In einer Novembernacht war ich im südlichen Schwarzwald unterwegs, als zäher Nebel über einen Bergrücken floss. Im Licht des Vollmonds warfen die Bäume ihre Schatten – eine sehr eigenartige Stimmung. Durch eine Belichtungszeit von 30 Sekunden wollte ich das Fließen des Nebels fotografisch sichtbar machen.
GDT ENJ 2014, Sieger Pflanzen und Pilze: Leonardo Battista, Italien
Platanthera chlorantha
Die Halbinsel Gargano (Italien) ist weltweit bekannt für ihre außergewöhnliche Flora, die wahrscheinlich zu den artenreichsten im gesamten Mittelmeergebiet gehört. Dort bin ich zuhause, und seit vielen Jahren schon bin beteilige ich mich an Monitoring-Projekten zur Orchideenflora der Halbinsel. Bei einem Besuch in einem kleinen Waldgebiet sah ich diese beiden Blütenstände der Grünlichen Waldhyazinthe, die auf einem kleinen Hügel standen. Seit jeher fasziniert mich der Formenreichtum der Orchideenblüten, und um meine ganz persönliche Vorstellung von der Gattung Plathantera visuell umzusetzen, fotografierte ich mit einem alten Objektiv deutscher Herstellung – dem Meyer-Trioplan – bei offener Blende.
GDT ENJ 2014, Sieger Unter Wasser: Rémi Masson, Frankreich
Ihre Lordschaft, die Kröte
Dieses Bild entstand während der Laichzeit der Kröten in einem See in den französischen Alpen. Ich fotografiere diese Amphibien besonders gerne, weil mich ihr Ausdruck irgendwie an menschliche Eigenschaften erinnert. Sie haben etwas Lustiges an sich und außerdem auch extrem schöne Augen. Im Laufe der Jahre habe ich unzählige Portraits von Kröten gemacht, aber in dieser Situation wollte ich etwas anderes zeigen, nämlich das Tier in seinem subaquatischen Lebensraum. Dieses Krötenmännchen, das inmitten der herabhängenden Laichschnüre auf ein Weibchen wartet, erinnert mich irgendwie an einen Märchenprinz in einem Ballsaal.
GDT ENJ 2014, , Lobende Erwähnung Andere Tiere: Paul Hobson, Großbritannien
Kleiner Fuchs in einer Kirche im Winter
Ich war unterwegs auf dem Gelände einer Kirche auf der Suche nach Tiermotiven, als mir dieser Kleine Fuchs auffiel, der auf der Innenseite der Buntglasfenster flatterte. Ich ging hinein und wartete, bis sich der Schmetterling an einem der unteren Fenster niederließ. Weil sich das Insekt ständig bewegte, konnte ich kein Stativ verwenden, und so hoffte ich, dass die Freihand-Aufnahmen genug Tiefenschärfe haben würden. Der Schmetterling sieht ein wenig zerschlissen aus, da es sich um ein überwinterndes Exemplar handelt, das durch die Sonnenstrahlen dieses Wintertages hervorgelockt wurde.
(thoMas)
Wow
Tolle Fotos.
Interessant finde ich besonders beim „Kleiner Fuchs in einer Kirche im Winter“, dass dieser Falter sehr schön mit dem Muster unter ihm harmoniert. Da hat ja jemand richtig Glück gehabt. Dass da evtl. Photoshop im Spiel war, oder ein anderer Trick des Positionierens oder Einkopierens verwendet wurde, will ich erstmal nicht glauben.
Gut Licht!
Gast schrieb:
Dass da evtl.
[quote=Gast]Dass da evtl. Photoshop im Spiel war, oder ein anderer Trick des Positionierens oder Einkopierens verwendet wurde, will ich erstmal nicht glauben.[/quote]
Das würde schnell auffallen, weil die GDT bei den Siegerfotos die RAW kontrolliert.
In ein solches
[quote=Gast][quote=Gast]Es sind wirklich tolle Bilder darunter. Die Wahl des Gesamtsiegers („Lebendige Felszeichnung“) halt ich allerdings eher für unglücklich. Hat was von: Oma „fotografiert“ versehentlich mit Lochkamera und ist überrascht, dass noch was auf dem Bild ist. ;-)[/quote]
Mit jeder Lochkamera wäre das Bild schärfer geworden![/quote]
Schwarzes Loch hätte noch nicht mal eine Lochkamera gereicht.
Das Siegerbild
Ist das Kunst oder kann das weg?
Kunst.
[quote=Gast]Ist das Kunst oder kann das weg?[/quote]
In unserem Zeitalter des blinkenden Daumenbrettchens ist Lichtmalerei mega outdated. Es sei denn sie wäre hipstamatisch. Mir hat sich das Motiv auch nicht auf Anhieb erschlossen. Nach eingehender Betrachtung meine ich aber, dass es Kunst ist. Man müsste es altmodisch retrostylisch präsentieren. So mit Wand und Fotokarton und Rahmen und so. Analog gewissermaßen.
Wie…
[quote=Gast]Ist das Kunst oder kann das weg?[/quote]
…ätzend.
Der Spaniel. Wau!
Hauptsache „schräg“!
Es sind wirklich tolle Bilder darunter. Die Wahl des Gesamtsiegers („Lebendige Felszeichnung“) halt ich allerdings eher für unglücklich. Hat was von: Oma „fotografiert“ versehentlich mit Lochkamera und ist überrascht, dass noch was auf dem Bild ist. 😉
Dieser „Felszeichnung“
hätte eine ordentliche Bearbeitung gut getan.
Lochkamera
[quote=Gast]Es sind wirklich tolle Bilder darunter. Die Wahl des Gesamtsiegers („Lebendige Felszeichnung“) halt ich allerdings eher für unglücklich. Hat was von: Oma „fotografiert“ versehentlich mit Lochkamera und ist überrascht, dass noch was auf dem Bild ist. ;-)[/quote]
Mit jeder Lochkamera wäre das Bild schärfer geworden!
Gast schrieb:
Es sind
[quote=Gast]Es sind wirklich tolle Bilder darunter. Die Wahl des Gesamtsiegers („Lebendige Felszeichnung“) halt ich allerdings eher für unglücklich. Hat was von: Oma „fotografiert“ versehentlich mit Lochkamera und ist überrascht, dass noch was auf dem Bild ist. ;-)[/quote]
Bla.
Der Spaniel. Wau!
Der Text zum ersten Bild…
Der Text zum ersten Bild lautet in der ursprünglichen Fassung so:
Ich hatte mein 600er dran, die Kamera grade auf dem Stativ montiert, als die Antilopen vorbeizogen. Beim Auslösen knickte ein Stativbein weg, aber da die Antilopen nach der Aufnahme weg waren, dachte ich mir, ich versuche es trotzdem mal mit dem Wettbewerb. Ein PR-Berater hat dann eine nette Geschichte für mich erfunden.
Ende gut, Alles gut.
Ehrlich gesagt
das Foto wär‘ echt klasse, hätte der Fotograf nur ein wenig Lightroom oder so bemüht … 😎
Durchwachsen
Die verwackelten Gazellen und die dunkelgraue Eule auf schwarz sollen wohl so eine Art Realsatire sein? Nimmt sich der Wettbewerb selbst nicht mehr Ernst?
Bei solchen Preisträgern tut es mir um die vielen guten Einsendungen leid, die nicht gewürdigt werden.
Gast schrieb:
Die
[quote=Gast]Die verwackelten Gazellen und die dunkelgraue Eule auf schwarz sollen wohl so eine Art Realsatire sein? Nimmt sich der Wettbewerb selbst nicht mehr Ernst?
Bei solchen Preisträgern tut es mir um die vielen guten Einsendungen leid, die nicht gewürdigt werden.[/quote]
Heul doch. Neid ist eine Todsünde…… 😉
Der Spaniel. Wau!
Die Kröte
ist jawohl der Hammer!
Der Hammer
[quote=Gast]ist jawohl der Hammer![/quote]
Tatsache, die Kröte ist das einzige wirklich gute – überraschende und neuartig gesehene – Foto in dieser Serie. Das Siegerfoto ist kompletter Ausschuss, nur der gut dazugereimte Kommentar macht es wohl in Augen dieser „Jury“ wertvoll. Ausserdem würde es nicht schaden, wenn die Auserwählten sich mal mit einem modernen Fotoeditor wie Lightroom auseinandersetzen würden, als uns hier die kameraeigenen Standard-JPG Farben zu präsentieren.
In amerikanischen highend Wettbewerben wäre so eine Fehlauswahl nicht passiert!
Gruss
Possi
www.possi.de
fine art:
www.possi.eu
Super Story
Um die rasche Bewegung und die Synchronität der beiden Antilopen zu unterstreichen, verwendete ich eine lange Verschlusszeit.
Sicher, das glaube ich aufs Wort. Alles Absicht… haha
Das ist keine Kunst. Das
Das ist keine Kunst. Das kann weg.