Nun also doch, ein paar Hundstage Ende Juli, der Sommer ist da. Zeit, los zu düsen, hinaus ans Meer, an einen See. Wer daheim bleibt, dem bleibt die Möglichkeit, in Bildbänden zu blättern. Etwa in einem wundervollen Buch über die Donau, das wir in diesem Monat vorstellen. Außerdem besuchen wir Ausstellungen in Rotterdam, Hamburg, auf Schloss Gottorf und in Neuenkirchen:
Martin Roemers, Peter Witteveen, Niederlande
Martin Roemers, Norman Perry, UK
Zuerst ein Blick auf den Krieg: Martin Roemers’ Buch „The Eyes of War“, das Vorwort stammt von Cees Nooteboom, versammelt Porträts von Überlebenden des Zweiten Weltkriegs. Bilder von erblindeten Kriegsopfern, die an den ewigen Schrecken des Krieges erinnern. Begleitende Interviews runden einen Band ab, dessen schroffe Bildsprache in Erinnerung bleiben wird. Bis zum 26. August zeigt die Kunsthalle Rotterdam eine Ausstellung der Serie „The Eyes of War“.
Walter Rosenblum (1919-2006), Child on a Swing, 1938
Whitney Museum of American Art, New York
© Estate of Walter Rosenblum
„New York Photography 1890-1950. Von Stieglitz bis Man Ray“ heißt eine Ausstellung, die bis zum 2. September in Hamburg zu sehen ist. Diese versammelt Bilder aus sechs Dekaden Fotogeschichte von Künstlern, die New York zur Hauptstadt der Fotografie machten. Fotografen wie Alfred Stieglitz, Lewis Hine, Edward Steichen über Paul Strand, Walker Evans, Berenice Abbott und Weegee bis hin zu Man Ray. Piktoralismus, street photography und Foto-Abstraktion jetzt im Bucerius Kunstforum. Der Katalog zur Ausstellung ist im Hirmer Verlag erschienen.
Regen
Jangstekiang
© Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf, Schleswig, Künstler und Autoren und Wienand Verlag, Köln
Mit Büchern kann man reisen! Auch in die Vergangenheit. In das noch junge China etwa. Jetzt versammelt ein Band Zeichnungen von Gustav Seitz und Fotos von Eva Siao. „Die Chinesische Reise Menschenbilder von Gustav Seitz und Eva Siao“ heißt das Buch, das eine Ausstellung begleitet, die derzeit auf Schloss Gottorf in Schleswig-Holstein zu bewundern ist. Im Jahr 1951 machten Seitz und Siao eine Reise durch die Volksrepublik China, die damals erst zwei Jahre bestand. Sie waren Teil einer Delegation der Deutschen Akademie der Künste in Ostberlin. Seitz fertigte Zeichnungen an, Siao fotografierte ein Land voller Optimismus, voller Hoffnung auf eine gerechte Gesellschaftsordnung. Das Buch ist im Wienand Verlag erschienen.
Ryan McGinley, Dakota Hair, 2004
Ryan McGinley, Lily (Black Eye), 2005
Und nun, endlich, ein echtes Sommerbuch. Und was für eins: Ryan McGinleys jetzt bei Schirmer/Mosel veröffentlichter Band zeigt den 1977 in New Jersey geborenen Fotografen als Verfechter eines wundervollen Hedonismus: Summer Feeling: Ein Sommer in Bildern (PDF-Datei). Seine sonnendurchfluteten Bilder beschwören Abenteuerlust, Sinnlichkeit und Sexualität ein Leben ohne Regeln und Zwänge in freier Natur. Diese fotografischen roadtrips, diese „Pseudo-Dokumentationen“ machen Spaß, weil sie eine Illusion von Freiheit und Schönheit malen. Auch dafür kann man die Fotografie lieben: weil sie in ihren besten Momenten eine Lebendigkeit und Sehnsucht formuliert, die stärker ist, als die Gegenwart.
Weltenburg, Benediktiner-Kloster
© Achim Bunz
Wiblingen, ehem. Benediktiner-Abtei, Bibliothek
© Achim Bunz
Ganz anders dagegen „Die Donau“ von Bernhard Schütz, erschienen bei Hirmer. Das Buch beschäftigt sich mit den Kulturschätzen am Rande des Stroms. Vorgestellt werden die schönsten Kunstdenkmäler und Landschaften Mittel- bis Südosteuropas in prachtvollen Fotografien. Der Bildband versammelt 214 Farbabbildungen des Fotografen Achim Bunz: vom Ursprung in Donaueschingen über die habsburgische Kaiserstadt Wien bis zum Budapester Ufer-Panorama.
Jens Nagels, „Floating“
Und noch ein Reisebuch möchten wir in dieser Sommerausgabe von Foto-Frisch vorstellen: Jens Nagels’ Band „Floating“, erschienen bei Kerber, ist eine fotografische Reise durch Südostasien. Ein Buch mit viel Sinn für den Alltag, für Nebensächliches. Ein Buch schließlich, das Lust macht, selbst aufzubrechen!
(Marc Peschke)
Thanks …
Auf Neues aus der Fotokunst freue ich mich jedesmal. Ich bin immer gespannt was ihr für uns wieder auswählt.
gruss
andreas
Die Betonung
liegt natürlich auf “Kunst”.
Leider sind es doch meistens nur irgendwelche Knipsebildchen die bei vielen Fotografen im Mülleimer landen würden …
Danke!
Für die Vorstellung von “The Eyes of War” – was für Portraits. Was für eine Art, die Sinnlosigkeit des Krieges darzustellen. Sollte man jedem Politiker zur Pflichtlektüre machen – auch bei uns – damit sie sehen, wozu Waffenexporte führen.
Die Bilder von Ryan McGinley kann man mögen oder nicht. Aber sie zeigen, siehe Beispiel aus dem Jahr 2005!, Menschen mit Augenringen, mit normalen Brüsten und mit Bauch, normale Körper. Und auch noch ohne langweilige Posen. Danke dafür!
Die Bilder der Abtei – grandios in ihrer Perfektion. Danke für’s zeigen.
Eine gelungene Auswahl!
OhWeh