Im Osten der Republik lieferte ORWO (Original Wolfen) einst die Standardmaterialien für die analoge Fotografie, war marktbeherrschend und so gut wie konkurrenzlos. Die Wiedervereinigung aber hat das Unternehmen als Ganzes nicht überstanden. photoscala wirft einen Blick auf die Geschichte der Marke „ORWO“ und ihrer Fertigungsstandorte:
So weit verbreitet ORWO-Materialien im Osten waren, im Westen waren ORWO-Filme und -Papiere von der Beroflex AG (Berlin / Bad Kissingen) importiert im Niedrigpreissegment angesiedelt. Nach der Wende gelang es nicht, ORWO in gänze zu erhalten und heute teilen sich zahlreiche, mehr oder minder große, Betriebe das Erbe.
Wobei schon die Vorgeschichte der Marke ORWO höchst interessant ist: Die Filmfabrik Wolfen wurde 1909 von der Aktiengesellschaft für Anilin-Fabrikation (Agfa) gegründet. Im Jahre 1936 wurde mit dem Agfacolor Neu ein Mehrschichtenfarbfilm vorgestellt. Im gleichen Jahr wurde in Wolfen auch eine Kunstfaserfertigung auf der Basis von Cellulose errichtet. Film und Kunstfaser waren damals eng verwandte Produkte. 1945 wurde die Filmfabrik von den US-amerikanischen Streitkräften übernommen und zahlreiche Firmenunterlagen wurden beschlagnahmt und offensichtlich den amerikanischen Wettbewerbern zur Verfügung gestellt. Ein wenige Jahre später von Eastman Kodak vorgestellter Farbfilm soll auf dem Wolfener Verfahren basiert haben. Nach Demontage und einer Zeit als Sowjetische Aktiengesellschaft entstand 1953 der VEB* Film- und Faserwerk Agfa Wolfen. Im Jahre 1964 erfolgte die Einführung des Warenzeichens ORWO. 1970 wurde das Fotochemische Kombinat gegründet. Darin wurden neben dem VEB Filmfabrik Wolfen die folgenden Betriebe zusammengefasst: die Fotopapierwerke Werningerode, die Fotochemischen Werke Berlin, die Gelatinwerke Calbe, die Fotopapierwerke Dresden und das Foto- und Lichtpausenpapierwerk Berlin.
(* VEB = Vollkseigener Betrieb)
Der ehemalige Hauptsitz von Forschung und Verwaltung der Filmfabrik Wolfen, um 2004. Das Gebäude wurde 1936-1939 als „Wissenschaftliches Zentral-Laboratorium der Photographischen Abteilung“ von Agfa gebaut und ist heute das Rathaus von Bitterfeld-Wolfen.
Links im Vordergrund das Denkmal „Die Chemiearbeiterin“ von Gerhard Markwald, 1964.
Foto: Robert Jäschke; CC BY-SA
Fotochemische Werke Berlin
Im Jahre 1922 war bei der von den Vereinigten Glanzstoff-Fabriken AG (Älteren dürfte der Wuppertaler Kunstseidehersteller Enka-Glanzstoff und die Marke Diolen noch bekannt sein) in Köpenick gründeten Rohfilm-Fabrik Glanzfilm-AG zur Herstellung von Azetat-Film die Produktion aufgenommen worden. Die Vereinigten Glanzstoff-Fabriken hatten schon 1919 die Spinnstoff-Fabrik AG Zehlendorf gegründet. Die Firmengruppe geht zurück auf die „Rheinische Glühlampenfabrik Dr. Max Fremery & Cie.“, die Glühfäden produzierte und das Kupferspinnverfahren zur Herstellung von Kunstseide entwickelt hatte. Der Banker Hans Jordan bringt das Anfangskapital von 2 Millionen Mark in das Gründungskonsortium des Glanzstoffherstellers ein. Am 19. April 1923 erfolgte die Grundsteinlegung eines neuen Glanzstoffwerkes in Berlin-Köpenick, der „Glanzfilm AG“, zur Herstellung von Rohfilmen.
Die Filmfabrik Köpenick wurde 1927 von der Eastman Kodak gekauft. Andere Quellen sprechen von einer Fusion der Kodak GmbH Berlin, der Glanzfilm AG Köpenick und der Vereinigten Glanzstoff-Fabriken AG Elberfeld zur Filmfabrik Köpenick der Kodak AG. Produziert werden Schwarzweiß- und Röntgenfilme sowie die dazu benötigte Verarbeitungschemie.
Ab 1945 als amerikanisches Vermögen unter Treuhandverwaltung gestellt, wird das Werk 1956 in die „VEB Fotochemische Werke Berlin“ (FCW) umgewandelt. Die Produktion des Fotopapiersortiments wurde 1960 zum VEB Fotopapierwerk Dresden verlagert. 1966 wurde die Fertigung von Schwarzweiß-Amateurfilmen, zwei Jahre darauf die Produktion der Cinefilme nach Wölfen verlagert. 1970 wird die Köpenicker FCW in das Fotochemische Kombinat ORWO in Bitterfeld-Wolfen eingegliedert. Dafür wird die Fertigung die technischen und medizinischen Röntgenfilme aus Wolfen nach Berlin verlagert. 1990 entsteht auf einem Teil der Werksfläche die Fotochemische Werke Berlin GmbH; sie wird 1992 von der Treuhandanstalt an Kodak zurückgegeben. Seit 1994 wird die Marke X-ray Retina genutzt. Im Jahre 2007 kam das Unternehmen mit dem Kodak-Healthcare-Bereich zur Carestream Health Inc., die zur kanadische Onex Corporation zählt.
Mit dem Standort an der Landsberger Straße in Marzahn gab es offensichtlich noch eine weitere Fertigungsstätte von ORWO in Berlin. Heute befindet sich dort an der Frank-Zappa-Straße das ORWOhaus, das 4000 Quadratmeter Fläche mit rund um die Uhr bespielbaren Probenräume für Musiker bietet.
Fotopapierwerk Werningerode
Im Jahre 1901 gegründet, werden in Wernigerode seit 1904 Fotopapiere und fotografische Platten produziert. Die genutzten Marken lauteten Begro, Turaphot und Vephota. Zu Zeiten der DDR erhielt das Unternehmen den Namen VEB Fotopapierwerk Werningerode. Mit der Zuordnung zum Fotochemischen Kombinat ORWO in Wolfen wurde auf die Marke ORWO umgestellt.
Nach der Wende stand das Unternehmen als „Film und Folien Wernigerode GmbH“ unter Treuhandverwaltung. 1992 wurde als MBO der beiden Betriebsangehörigen Banse und Grohmann die b+g Banse und Grohmann GmbH gegründet. Heute lässt man die Fotopapiere nach eigenen Rezepturen in Lohnfertigung herstellen, konfektioniert die Ware jedoch in Wernigerode. Seit 1997 werden die Produkte unter dem Namen Wephota verkauft. Den Hauptumsatz macht das Unternehmen mit inzwischen zwei Filialen in der Region; heute jedoch als Scan- und Druckdienstleister.
Gelatinwerke Calbe
Nach der Einstellung der Braunkohleförderung 1915 wurde auf dem Betriebsgelände der Brikettfabrik Alfred die Chemische Fabrik Calbe angesiedelt die auf der Basis von Tierkörpern und wohl auch Schlachtabfällen Leim, Gelatine, Tiermehl, Tierfutter und Dünger herstellte. Daraus entstand später der VEB Gelatinewerk Calbe. Im Jahre 1968 wurde in Calbe die Produktion von Fotochemie aufgenommen und in den Folgejahren die Produktion der Fotochemikalien aus Wolfen und von FCW in Berlin übernommen. Heute wird die Produktion in der 1991 als MBO gegründeten Calbe Cemie GmbH fortgeführt.
Fotopapierwerk Dresden
Das Unternehmen geht zurück auf die im 19. Jahrhundert in Köln-Ehrenfeld gegründete Rheinische Emulsions-Papierfabrik A.-G., die 1909 den Firmensitz nach Dresden verlegte und 1913 den Firmennamen in Mimosa A.G änderte. Ab 1934 wurden die jüdischen Aufsichtsratsmitglieder entlassen und durch Vertreter der Deutschen Bank ersetzt. 1948 wurde das Unternehmen unter dem Namen VEB Mimosa verstaatlicht und produzierte Kleinbildkameras und Fotozubehör, um sich 1951 wieder auf die Fotopapierproduktion zu konzentrieren, was sich 1957 auch in der Namensänderung in „VEB Fotopapierwerk Dresden“ niederschlägt. Nach der Wende wurde der Betrieb privatisiert und 1991 stillgelegt und liquidiert. Nach einer Zwischennutzung durch die AOK Sachsen soll die Immobilie im Dresdner Stadtteil Striesen bis 2013 unter dem Namen Pegasus Courtyard zur Wohnanlage umgebaut werden
Foto- und Lichtpausenpapierwerk Berlin
Das Werk in Berlin wurde 1978 als „Hauptabteilung Lichtpauspapier“ vom „VEB Fotochemische Werke Berlin“ übernommen. Die Fertigungsstätte in Berlin-Friedrichshagen wurde später stillgelegt.
Filmfabrik Wolfen
Die Filmproduktion in Wolfen geht zurück auf die von der Aktiengesellschaft für Anilin-Fabrikation erfolgte Gründung, die 1910 die Produktion von Rohfilm aufnahm. Ab 1925 Teil der I.G. Farben, erfolgte 1946 die Umwandlung des Wolfener Werks in eine sowjetische Aktiengesellschaft und 1953 die Gründung des VEB Film- und Chemiefaserwerk Agfa Wolfen. Nach der Wende erfolgte 1990 die Auflösung des Fotochemischen Kombinats und die Umwandlung in die Filmfabrik Wolfen AG mit einem Aktienkapital von 230 Millionen DM im Eigentum der Treuhandanstalt. 1992 wurde das Unternehmen in die Wolfener Vermögensverwaltungsgesellschaft AG und Filmfabrik Wolfen GmbH aufgespalten. 1994 begann die Liquidation der Filmfabrik Wolfen GmbH. Im gleichen Jahr versuchte Heinrich Mandermann eine Weiterführung des Farbfilmgeschäfts durch Gründung der ORWO AG, die jedoch schon 1997 in die Insolvenz ging.
Die im Jahre 1998 erfolgte Übernahme des Chemieparks Bitterfeld-Wolfen durch einen amerikanischen Investor scheiterte, so dass der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen im Jahr 2000 zum zweiten Mal zur Privatisierung ausgeschrieben wurde (PDF-Datei). Da kam die sächsische Firmengruppe Preiss-Daimler zum Zuge und nahm zu Beginn des Jahres 2001 mit der „P-D ChemiePark Bitterfeld-Wolfen GmbH“ die Tätigkeit als Standortgesellschaft auf. Der Chemiepark verfügt heute über sanierte Flächen, moderne Produktionsanlagen sowie ein umfangreiches Straßen-, Schienen- und Rohrleitungsnetz. Inzwischen sollen rund 360 Betriebe mit insgesamt 12.000 Arbeitsplätzen im ChemiePark angesiedelt sein.
Wer sich vor Ort über die Geschichte der Filmproduktion am Standort Wolfen informieren will, findet umfangreiche Informationen im Industrie- und Filmmuseum Wolfen. Berichte zum Museum finden sich bei Wittner Kinotechnik und bei fotointern aus der Schweiz.
Die nachfolgend aufgelisteten Unternehmen gehen zurück auf Bereiche oder Teilbereiche der Technik, Instandhaltung, Forschung u. Produktion des ehemaligen VEB Filmfabrik Wolfen. Einige der genannten Unternehmen haben im Laufe der inzwischen vergangenen Zeit jedoch den Eigentümer gewechselt.
AbS Lieder GmbH
Arbeitsschutz und Brandschutz
amynowa polymers GmbH
ehemals Wolfener Polymer GmbH
Dachdeckerbetrieb Helmut Starke
envia Infra GmbH
Bereich "Energieversorgung" (Strom- u. Dampfnetze) 1993 an damalige EVIP GmbH verkauft (auch entsprechende Netze in Bitterfeld)
envia Therm GmbH
hat 1993 als Kraftwerk Wolfen GmbH das Kraftwerk gekauft (gehörte wie EVIP zur damaligen MEAG)
FEW Chemicals GmbH
Ausgründung aus der Forschung, Herstellung u.a. von Farbstoff für DVD-R- und DVD+R-Produktion
FilmoTec GmbH
Produktion von SW-Cinefilmen unter der Marke ORWO
Folienwerk Wolfen GmbH
aus der Gießerei VI (Polyesterunterlagen) entstanden
FuM-Bau Dietmar Rönnike
Funktionsmuster- und Metallbau
HoPla Holz- und Plastverarbeitung
IKA Innovative Kunststoffaufbereitung GmbH & Co. KG
Industrie- und Filmmuseum Wolfen
Ingenieurbüro epr GmbH
elektrotechnische Planung und Revision
ipawo-data Gesellschaft für Entgeltabrechnung und Büroorganisation
IRW Industrieservice GmbH NL Wolfen
Island Polymer Industries GmbH
ehemalige Gießerei V (Unterlagenfertigung)
KIS Kraftswerk- und Industrieservice GmbH
Tochter der Babcock Borsig Steinmüller GmbH (Bilfinger Berger)
Köhn Industrieservice GmbH
ORGANICA Feinchemie GmbH Wolfen
hervorgegangen aus dem Betrieb Zwischenprodukte u. dem Zwipro-Technikum
ORWO Net GmbH
Fotogroßlabor (ORWO, PixelNet, FotoQuelle)
OSC OrganoSpezialChemie GmbH Bitterfeld
P & H Gabelstapler und Baumaschinen GmbH
Präzisionsgalvanik GmbH Wolfen
Regiobahn Bitterfeld Berlin GmbH
übernahm 1995 die Werkbahnen in Wolfen u. in Bitterfeld und gehört heute zur französischen SNCF
Sensient Imaging Technologies GmbH SynTec Division
durch Ausgründung aus der Grundlagenforschung 1992 als SynTec GmbH entstanden und später an die US-Firma Sensient verkauft
Synthon Chemicals GmbH & Co. KG
Texplast GmbH
1992 als MBO gegründet
Universal-Beschichtung GmbH Wolfen
ZHM Zaunhandel u. Montage GmbH
ZMK Zentrum für Messen u. Kalibrieren GmbH
hervorgegangen aus dem Geschäftsfeld „Kalibrieren“
Literatur zur Geschichte der Filmproduktion in Wolfen:
Fengler, Silke: Entwickelt und fixiert
Karlsch, Rainer/Wagner, Paul Werner: Die Agfa-Orwo-Story.
Orwo: Von gestern bis heute
(CJ)
Anmerkungen:
Das Foto steht unter der Creative-Commens-Lizenz „CC BY-SA“ (Namensnennung + Weitergabe unter gleichen Bedingungen). Weitere Fotos siehe: Gebäude 041 – Ehemaliger Hauptsitz von Forschung und Verwaltung der Filmfabrik Wolfen.
Auswahl und Verkauf der Bücher erfolgen in Kooperation von photoscala mit der Stuttgarter Buchhandlung Lindemanns.
Orwo-filme…
… waren megaschlecht!
Lob
Großes Lob für den schönen und sehr gut recherierten Artikel – mehr davon!
Megaschlecht
[quote=Gast]… waren megaschlecht![/quote]
Sie haben die wahrscheinlich nie ausprobiert, sonst würden Sie nicht so eine Blödsinn schreiben!
Sie haben völlig Recht!
Dem Spanier scheint es unter der iberischen Sonne inzwischen völlig die Sinne zu vernebeln! Das Dia-Material ala UT-18, UT 21 und erst recht UT 23 waren völliger Schrott! Das kann ich mir einfach nicht schönreden, egal auf welchem Papier ich das ausbelichte! Die Filme sind grobkörnig (Besser die Farbpigmente), extrem Farbstichig und mittlerweile lösen sie sich sich nach nur 25 Jahren auf. ORWO ging noch, als die bis Anfang der 80’er Jahre den sog. UT 18 alt nach alter AGFA Rezeptur herstellten. Die waren super. Dann hat die Zone “Westchemikalien” gespart und das neue MMM-Produkt UT 18 auf den Markt gebracht. Ich habe dann mangels Agfa und Kodak nur nur in sw fotografiert. Das war allerdings bei ORWO genial! Toller Artikel.
Shitop schrieb:
Welche
[quote=Shitop]Welche Auswirkungen die wachstumsfixierte Marktwirtschaft hat, sieht man …
Zudem gibt es eine Filme mehr für:
Kodak-Sofortbildkameras …[/quote]
Das frühe Ende des Kodak Sofortbildfilms hat nichts mit “wachstumsfixierter Marktwirtschaft” zu tun. Das hat etwas mit Bagatellpatenten zu tun. Polaroid hatte ein Patent auf die Methode, das belichtete Bild zwischen 2 Stahlwalzen durch zu ziehen, um die Entwicklerpaste über das Bild zu verteilen. So hatte der primitivste Bauteil der Sofortbildkamera dafür gesorgt, dass neben Polaroid kein anderes System hochkam.
Naja, diese…
Gerüchte halten sich immer noch hartnäckig. Meines Wissens hat AGFA an eine Kooperation gedacht und sich von ORWO Material zur Probe beschichten lassen. Eine Kooperation war dann schnell Geschichte, weil die Qualität nicht einmal für billig taugte. Auch Fuji hatte mal Ambitionen, aber außer Absichtserklärungen passierte da nichts. Einzig der Quelle-Ableger Revue hat die ORWOS angeboten, bzw. im Set mit Billigknipsen verkauft. Mehr war da nicht! Quelle ist tot, Agfa ist tot und ORWO ist schon viel länger Geschichte! Komisch diese Untergänge der einstmals Großen….
Fotostart mit Orwochrome
Hab auf meinen mehrfachen Polenreisen in den 70ern nur orwochrome belichtet. Die grossen Qualitätsschwankungen waren wohl hauptsächlich bedingt durch unterschiedliche Laborqualitäten in Polen. Kameras: Exaktas VX/RTL1000- Nur beste Entwicklungen aber in der BRD bei Fotolabor Annemie Stuttgart.
ORWO Kalender
Der Kalender ist aber nett anzuschauen (kleine Zeitreise)
ORWO Prints sind auf Fuji
ORWO Prints sind auf Fuji Crystal Archive Papier und absolut perfekt, sowohl in der Auflösung als auch in dem Versand.
Schwarzweissfilme von ORWO
Ich habe viele Jahre mit ORWO Schwarzweiss-Filmen in Kleinbild und 6×6 fotografiert. Die niedrig- und mittelempfindlichen NP15, NP20 und NP22 waren wirklich gut und bei sorgfältiger Entwicklung konnte man zu wirklich ordentlichen Ergebnissen gelangen. Der NP27 war sehr grobkörnig und eher flau.
Der Farbnegativfilm NC19 Mask war dagegen richtig schlecht und ich habe es nach einem Film auch nie wieder probiert. Die Farben waren irgendwie “unvollständig” und die meisten Bilder grünstichig.
Daneben gab es eine Reihe von Spezialfilmen für z.B. Infrarotfotografie, Dokumentenreproduktion (DK5) und für Schwarzweiss-Dias, die für relativ kleines Geld gute Ergebnisse lieferten. In diesem Sinne war die ORWO Filmfabrik ein Vollsortimenter, der für die meisten Anwendungen ein Filmmaterial bereithielt.
hört sich nach
DDR-Nostalgie an.
[quote=Der Spanier. Viva.]ORWO Prints sind auf Fuji Crystal Archive Papier und absolut perfekt, sowohl in der Auflösung als auch in dem Versand.[/quote]
UT-18
Das UT-18-Diamaterial scheint sich zumindest im Osten der Republik gut erhalten zu haben, wie man an der Frisurenaufnahmen des aktuellen Orwo-Kalenders sehen kann.
Man vergleiche nur die Fotoliteratur aus Ost und West:
Welche Möglichkeiten standen bei der Aufnahme und der Verarbeitung zur Verfügung? Filme zum doppelseitigen Druck vom Kleinbilddia? Kodachrome 64, Fujichrome RF50 oder Orwochrom UT 18?
Im Westen lieferten einander konkurrierende Anbieter praktisch alles in gleichbleibend hoher Qualität – vom Aufnahmematerial bis zum Reprographiefilm konnte der Kunde aus dem Lieferprogramm der großen Marken wählen, was am besten seinen Ansprüchen gerecht würde. Kodak setzte die Standards, Fuji vermochte erfolgreich auf dem Markt Fuß zu fassen, und Agfa war jedenfalls in Europa fest etabliert. In den 1980er Jahren florierten schon die Großlabore, die täglich unzählige Filme entwickelten und Fotos vergrößerten, und die Farbfotografie hatte auf dem Amateurmarkt dank standardisierter Filme und Fotopapiere und dadurch erschwinglicher Preise ihre unangefochtene Spitzenposition erreicht
Im Osten reichte es von der Qualität her nicht einmal mehr zum Billigprodukt für die Devisenbeschaffung. Mit japanischer Unterstützung (Konica?) wurden in Wolfen zwar noch Kodak-kompatible Produkte entwickelt, aber der nach der Wende auf den Markt gebrachte Farbnegativfilm bedeutete keine ernstzunehmende Konkurrenz und verschwand sang- und klanglos. Der Diafilm wurde noch vor der Marktreife aufgegeben, und statt dessen das auch nicht berühmte Ferrania-Material konfektioniert. Hier dürfte dann der Markenname zusätzlich geschadet haben. Daß man in Leverkusen so am einstigen Stammsitz nicht interessiert war, läßt sich nachvollziehen. Zuletzt wanderten die unverkäuflichen Filme in die Silberrückgewinnung.
In Österreich hatte ich das Glück, die Farbfotografie durch Kodak, Agfa und Fuji kennenlernen zu können, und es machte sich bezahlt, auf die Qualität zu achten, auch wenn es für mich als Schüler damals galt, sich die Filme von Taschengeld und vom Munde abzusparen. Orwo-Farbfilme kaufte kaum jemand öfter als einmal.
Das Ektachrome-Labor in Moskau sagt alles über die Tauglichkeit der Planwirtschaft aus…
Fazit…
ORWO-Filme waren superschlecht! da gibt’s nix schön zu reden…
[quote=Gast]Welche Möglichkeiten standen bei der Aufnahme und der Verarbeitung zur Verfügung? Filme zum doppelseitigen Druck vom Kleinbilddia? Kodachrome 64, Fujichrome RF50 oder Orwochrom UT 18?
Im Westen lieferten einander konkurrierende Anbieter praktisch alles in gleichbleibend hoher Qualität – vom Aufnahmematerial bis zum Reprographiefilm konnte der Kunde aus dem Lieferprogramm der großen Marken wählen, was am besten seinen Ansprüchen gerecht würde. Kodak setzte die Standards, Fuji vermochte erfolgreich auf dem Markt Fuß zu fassen, und Agfa war jedenfalls in Europa fest etabliert. In den 1980er Jahren florierten schon die Großlabore, die täglich unzählige Filme entwickelten und Fotos vergrößerten, und die Farbfotografie hatte auf dem Amateurmarkt dank standardisierter Filme und Fotopapiere und dadurch erschwinglicher Preise ihre unangefochtene Spitzenposition erreicht
Im Osten reichte es von der Qualität her nicht einmal mehr zum Billigprodukt für die Devisenbeschaffung. Mit japanischer Unterstützung (Konica?) wurden in Wolfen zwar noch Kodak-kompatible Produkte entwickelt, aber der nach der Wende auf den Markt gebrachte Farbnegativfilm bedeutete keine ernstzunehmende Konkurrenz und verschwand sang- und klanglos. Der Diafilm wurde noch vor der Marktreife aufgegeben, und statt dessen das auch nicht berühmte Ferrania-Material konfektioniert. Hier dürfte dann der Markenname zusätzlich geschadet haben. Daß man in Leverkusen so am einstigen Stammsitz nicht interessiert war, läßt sich nachvollziehen. Zuletzt wanderten die unverkäuflichen Filme in die Silberrückgewinnung.
In Österreich hatte ich das Glück, die Farbfotografie durch Kodak, Agfa und Fuji kennenlernen zu können, und es machte sich bezahlt, auf die Qualität zu achten, auch wenn es für mich als Schüler damals galt, sich die Filme von Taschengeld und vom Munde abzusparen. Orwo-Farbfilme kaufte kaum jemand öfter als einmal.
Das Ektachrome-Labor in Moskau sagt alles über die Tauglichkeit der Planwirtschaft aus…[/quote]
Agfa Leverkusen
hat über viele Jahre Vormaterial nach Wolfen geliefert und von dort vorwiegend Filme ohne Herkunftsbezeichnung als Agfa-Filme verkauft. Erst als Agfa-West seine Produktionslkapazität in Leverkusen erweitert hatte (das Filmwerk sollte auf Wunsch von FJS ursprünglich nach Bayern verlagert werden), hat man die Lieferbeziehungen zu Wolfen gekappt.
Welche Auswirkungen die wachstumsfixierte Marktwirtschaft hat, sieht man derzeit schön an den Großlabors. Die können sich der schrumpfenden Nachfrage nicht anpassen und gehen in die Insolvenz oder stellen zumindest die Produktion ein. Selbst Filmentwicklung ist heute vielfach nur noch mit kräftigen Abstrichen bei der Qualität möglich. Von Kleinstbildfilmen Papierabzüge herstellen lassen: Geschichte.
Zudem gibt es eine Filme mehr für:
Kodak-Sofortbildkameras
Kodak 126
Kodak 110
Agfa Rapid
Rollei 16
Minolta 16
Mamiya 16
Edixa 16
ORWO NP 15 / 22 / 27 SW-Filme
Hallo,
auch ich habe in den 80er Jahren sehr gern mit hochlichtstarken Nikkor-Objektiven den ORWO NP 15 (ISO 25) genutzt. Ein sehr feinkörniger, tonwertreicher und scharfer Film, der auch preislich für einen Schüler/Studenten eine echte Alternative zum Agfapan 25 darstellte. Das Material war so gnadenlos, dass sich mancher damit Porträtierte “bedankte”, denn so genau wollten einige es dann doch nicht wissen 🙂
Auch der NP 22 (ISO 125) war qualitativ brauchbar, zwischen 1 und 2 Mark zu haben, der 27 (ISO 400) dagegen grobkörnig und eher grafisch interessant als konkurrenzfähig.
Gruß
Tom Frantzen