Der Streit um angeblich echte, überraschend aufgetauchte Ansel-Adams-Negative wird die amerikanische Gerichtsbarkeit beschäftigen. Der Finder der Glasnegative – Rick Norsigian – reicht nun seinerseits nach eigenen Angaben Klage gegen den Ansel Adams Publishing Rights Trust ein:

Porträt Rick Norsigian

Der vermeintliche Sensationsfund von Glasnegativen auf einem Flohmarkt wird nun das Gericht in San Francisco beschäftigen. Nach wie vor können die Negative dem amerikanischen Fotografen Ansel Adams nicht zweifelsfrei zugeschrieben werden, aber Rick Norsigian verkauft weiterhin fleißig die Abzüge.

Nachdem der Ansel Adams Publishing Rights Trust im Sommer letzten Jahres Klage gegen den Finder Rick Norsigian (rechts im Bild) und die Beratungsfirma PRS Media Partners wegen Markenrechtsverletzung und unerlaubter Nutzung des Namens Ansel Adams einreichte, schlägt nun Rick Norsigian zurück. Er und seine Medienberater verklagen ihrerseits den Treuhändertrust wegen Verleumdung und Verschwörung. *(Anmerkung siehe unten)

Damit geht der Streit in die nächste Runde und die Details werden immer nebulöser. Die Verleumdungsklage soll auf Äußerungen des geschäftsführenden Treuhänders William Turnage fußen, der u.a. in einem CNN-Interview Norsigian und seine Berater in ihren Bemühungen um den Nachweis der Echtheit der Negative als „große Betrüger“ betitelt habe. Dabei sollen auch Nazi-Vergleiche gefallen sein. Zudem habe William Turnage versucht, die Neutralität des Ansel-Adams-Fotoarchivs auszuhebeln, indem er Druck auf das University of Arizona´s Center for Creative Photography (CCP) ausübte. Diesen Vorwurf will Herr Norsigian mit dem entsprechenden Mailverkehr als Verschwörung belegen können.
 

Norsigian-Fund und Adams-Foto im Vergleich

Links ein Foto aus dem Norsigian-Fund, rechts das Adams-Original
(wobei wir finden, dass das originale Adams-Foto kompositorisch ungleich besser ist)

 
Derweil steht die Glaubwürdigkeit des ersten Experten von Rick Norsigian, der die Glasnegative mit 200 Mio. US-Dollar bewertet hat, stark unter Beschuss. Denn laut New York Times soll es sich bei David W. Streets um einen verurteilten Betrüger handeln.

Und wenn Marian Walton Recht hat, und die Negative stammen von Ihrem Onkel Earl Brooks, dann wird es richtig kompliziert und die Klagewelle nimmt kein Ende (Walton gegen Norsigian, Abzügekäufer gegen Norsigian, CCP gegen Norsigian – ach, und wer weiß, wer noch alles gegen wen).

(agün)
 
 
* Ein Blick auf die Homepage des Gerichts in San Francisco kann die Klageeinreichung von Rick Norsigian nicht bestätigen. Aber vielleicht haben wir es nur nicht gefunden oder die sind nicht aktuell mit ihren Meldungen.