Herlinde Koelbl ist ein Dauerbrenner der deutschen Fotografie-Szene. Nach einer Retrospektive in Berlin ist jetzt im Münchner Stadtmuseum eine große Schau zu sehen, die Bilder aus allen Werkgruppen vorstellt:
„Männer“, das war der Anfang. Das 1984 erstmals erschienene Foto-Buch, das im Jahr 2000 neu aufgelegt wurde, ist heute ein Klassiker und machte die in Lindau geborene, in München lebende Herlinde Koelbl schlagartig bekannt. Der weibliche Blick auf den nackten, verletzlichen, männlichen Körper, alles im strengen Schwarzweiß, das war in den achtziger Jahren mehr als ungewöhnlich. Es folgten weitere Bücher, mit denen die Fotografin immer wieder zu polarisieren wusste. „Feine Leute“, „Jüdische Porträts“, „Spuren der Macht“, „Im Schreiben Zuhause“ und „Starke Frauen“ sind die Bekanntesten.

Starke Frauen, Susan, Cincinnati 1993
© Herlinde Koelbl
Auch leuchtete Koelbl die im Jahr 2001 mit dem renommierten Dr. Erich-Salomon-Preis geehrt wurde für ihr Buch „Schlafzimmer“ fremde Schlafstätten fotografisch aus, wagte Blicke in die privatesten Lebensräume sehr unterschiedlicher Menschen. Besuchte jene Orte, wo Menschen die Masken ablegen, nackt sind, wo Verletzlichkeit ins Spiel kommt. „Jedes Photo ist zunächst ein flaches Stück Papier“ sagt Herlinde Koelbl. „Doch wenn ein Photo gut ist, nimmt es plötzlich Gestalt an, bekommt eine physische Wirkung auf den Betrachter.“
Und Koelbls Fotografien sind gut, sehr gut, wirken auf den Betrachter, wie auch ihre Fotoserie „Haare“ zeigte, zu der ein Foto-Buch bei Hatje Cantz erschienen ist. Mehrere Jahre hat Koelbl mit ihrer Hasselblad 6 x 6 an der Serie gearbeitet. Lange Produktionsprozesse, erzählt die Fotografin im Gespräch, ermöglichen einen kritischen Abstand zu den eigenen Bildern und führen zu einem präziseren Blick auf das eigene Tun. „Ich interessiere mich für Menschen“, so resümiert Koelbl ihr Schaffen. „Aber es muss weitergehen als unter die Oberfläche. Das ist das ganze Geheimnis.“


Portrait, Georges Tabori, München 1986 – Sein und Schein, Louise Bourgeois, New York 2001
© Herlinde Koelbl
All diese Bilder sind nun in der Ausstellung „Herlinde Koelbl Mein Blick“ zu sehen, die den Untertitel „Eine Werkschau 1976 2010“ trägt. Schwerpunkte der Schau sind die seit 1980 entstandene Serie „Das deutsche Wohnzimmer“, die 2002 entstandene Arbeit „Schlafzimmer“, die „Männer“-Serie und ihre Bildreihe „Starke Frauen“. Gezeigt werden auch Arbeiten aus der 1986 entstandenen Serie „Feine Leute“, ein ungeschöntes Sittenbild der High Society, ihre „Jüdischen Porträts“ und die sehr bekannte Bildfolge „Spuren der Macht“, für die Herlinde Koelbl Politiker wie Angela Merkel, Gerhard Schröder und Joschka Fischer über einen Zeitraum von acht Jahren fotografiert hat.
(Marc Peschke)

Abstrakt, Hunde in der Nacht, Tel Aviv 2005
© Herlinde Koelbl
Buch:
Begleitend zur Ausstellung ist die Publikation „Herlinde Koelbl Mein Blick“ im Steidl Verlag erschienen.
Ausstellung:
Herlinde Koelbl Mein Blick. Eine Werkschau 1976 – 2010
Bis 10. April 2011
Münchner Stadtmuseum
St.-Jakobs-Platz 1
80331 München
Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr
Weitere Ausstellungen mit Arbeiten von Herlinde Koelbl:
27. März 2010 – 02. Januar 2011
Deutsches Hygiene Museum Dresden
Was ist schön?
10. Juni 2010 – 30. April 2011
Krakau, Wroclaw, Lublin, Szczecin, Tarnobrzeg, Olsztyn, Opole, Warschau (Goethe-Institute in Polen)
Im Schreiben zu Haus
16. September 2010 – 09. Januar 2011
Wallraf-Richartz-Museum, Köln
Auf Leben und Tod
30. September 2010 – 28. Februar 2011
TwentseWelle Museum, Enschede, Niederlande
Besser als Gott
06. Oktober 2010 – 06. März 2011
Jüdisches Museum München
Typisch! Klischees von Juden und Anderen
14. Dezember 2010 – 30. Januar 2011
Galerie Westlicht, Wien
Nude Visions
Siehe auch unseren Erstbericht zur Ausstellung im Berliner Martin-Gropius-Bau: „… es muss weiter gehen als unter die Oberfläche …“
© Herlinde Koelbl
Ja,
großartig, einzigartig . . .
Herlinde Koelbl ist eine Ausnahmeerscheinung in der fotografischen Welt.
wollt ihr
das ich Augenkrebs bekomme? Unter Lebenslinien verstehe ich etwas anderes.
Hoffentlich träume ich nicht davon…
Gast schrieb:
.Ich schaue
[quote=Gast].Ich schaue weg.[/quote]
Wie sieht das denn in Ihrer fotografischen Praxis aus? Sie können hier auch Bilder einstellen. Ich bin gespannt darauf.
Hilfe,Hilfe
[quote=Gast][quote=Gast]das ich Augenkrebs bekomme? Unter Lebenslinien verstehe ich etwas anderes.
Hoffentlich träume ich nicht davon…[/quote]
Hallo, hast Du dich verlaufen, brauchst Du Hilfe? Hier ist nicht der MediaMarkt![/quote]
Was hat denn ein renommierter Elektrofachmarkt mit diesem fotografischen Emetikum zu tun?
z.B.
Tobias Zielony und Enver Hirsch (beide hier schon mal erwähnt). Aber auch Maziar Moradi oder
Catrin Altenbrandt (nix gefunden hier)
Nur mal als Beispiele. Kategorie: hat schon auf sich aufmerksam gemacht, eventuell einen Preis gewonnen. Scheint eine eigene Sprache gefunden zu haben oder zu entwickeln.
Ich kenne die Fotografin und
Ich kenne die Fotografin und Ihre Bilder schon lange!
Robert Kalb
www.robertkalb.at
Hm
Leute, es laufen z.Zt. in Deutschland eine Menge wirklich spannender Ausstellungen.
Aber Koelbl??? Solide Reportagefotografie und Werbung. Früher mal ‚gesellschaftskritisch‘, dann zunehmend kommerziell. Allerdings niemals innovativ, keinerlei Weiterentwicklung der Fotografie. Für eine vierfache Mutter, die spät zur Fotografie kam, ganz sicher eine tolle Lebensleistung. Dennoch fotografisch zweitklassig, weil reproduktiv statt eigenständig, ohne eigenen Stil. Ich finde, Photoscala könnte mal ein bischen aus dem Quark des Allzubekannten herauskommen, und auch auf NEUE Arbeiten weniger bekannter Fotografen verweisen.
Ich bin wirklich dankbar
dass ich meiner Arbeit in Ruhe und ohne Berühmtheit nachgehen darf … 😎
Sehr interessanter Kommentar!
Wer verdient es denn, bekannter zu werden?
Tus doch endlich
Wenn Du so unendlich klug bist , warum machst Du dann nicht Deine eigene Internetseite auf, dann kannst Du das alles präsentieren, von dem Du meinst , das es besser ist als das vermeintlich zweitklassige.
Selten so einen Quark gelesen.
Quark?
Von dem Quark braucht’s hier mehr. Ich gebe dem Herrn zwar nicht recht, aber er begründet seine Meinung und er schreibt anständig, anstatt sich nur über der Tastatur zu erbrechen.
Ich weiß nicht, ob der Herr „unendlich klug“ ist, aber viel, viel schlauer als Sie kommt er allemal rüber.
Die Ausstellung lohnt sich
Es fällt auf, dass Frau Koelbl fototechnisch keine Meisterin ist. Ihre Stärke ist das Herangehen an Menschen, ihre Respektlosigkeit gegenüber Personen (bei manchen Bildern von „kleinen“ Leuten empfand ich die Bilder respektlos im negativen Sinn).
Die Zeitreihen mit Politikern (Schröder, Fischer, Merkel) eher banal. Akte mit Männern sind nicht unbedingt ihre Stärke, Frauen liegen ihr da mehr.
Insgesamt aber wirklich sehenswert.
OhWeh