Foto: Margit und Ernst BaumannZuerst reisten sie in einem 2CV, später nur wenig luxuriöser in einem umgebauten VW-Bus. Das Berner Fotografen-Paar Margrit und Ernst Baumann brauchte nicht viel, um seit den 50er Jahren um die Welt zu fahren. Jetzt stellt ein neues Buch ihre schönsten Fotografien vor:

 
 
 

Foto: Margit und Ernst Baumann

Panamahüte werden aus den Fächern der Toquilla-Palme hergestellt, die an der Westküste Ecuadors wächst. Sie werden gewaschen, mit Schwefel gebleicht und unter der Tropensonne getrocknet, Cuenca, 1958. © Margrit und Ernst Baumann

 
Ein langes ereignisreiches Fotografen-Leben liegt hier fein gebunden vor uns. Margrit und Ernst Baumann, 1929 und 1928 geboren, waren Zeit ihres Lebens überall auf der Welt unterwegs, um im Auftrag von Zeitschriften und Zeitungen zu fotografieren. Nun haben die beiden ihr Archiv geordnet und zu einem Buch verdichtet, das die üppige Pracht des Reisens vor Augen führt.

Natürlich gibt es viele spektakuläre Bilder in diesem Band: die Farbporträts von Che Guevara etwa oder die Reportagen über die letzten Kopfjäger im Urwald von Ecuador. Doch oft sind es stille Fotografien des Alltags, welche sie uns vor Augen führen. Bilder, die etwa auf der Reise entlang der „Panamericana“ entstanden sind, jener legendären Straße, die Süd- und Nordamerika verbindet.
 

Foto: Margit und Ernst Baumann

Der Nachwuchs für die grossen Fussballklubs wird in Spielen entdeckt, die Sonntag für Sonntag in staubigen Dörfern stattfinden, Südperuanische Wüste, 1958. © Margrit und Ernst Baumann
 
 
Foto: Margit und Ernst Baumann

Schreibunterricht in einer staatlichen Schule am Fuss des erloschenen Chimborazo-Vulkans, Ecuador, 1958. © Margrit und Ernst Baumann

 
Landschaften, Porträts und Reportagen versammelt der Band. Er stellt das Paar – das sich in Hans Finslers Fotoklasse der Kunstgewerbeschule Zürich kennengelernt hatte – auf umfassende und sehr eindringliche Weise vor. Das Besondere des Fotografen-Paares ist auch die gemeinsame Urheberschaft der Bilder. Nie war es ihnen wichtig, wer ein Bild gemacht hat, stets verstanden Margrit und Ernst Baumann ihre Fotografien als gemeinsam geschaffenes Werk.

Mit der Ente fuhren Sie kurz nach ihrer Hochzeit im Jahr 1955 durch den Balkan bis nach Damaskus, später fotografierten sie in Indien, aber immer auch in der Schweiz. Und stets ist es ein luzider Blick auf den Alltag, der ihr Werk auszeichnet, ein authentischer Blick in das Leben der Dargestellten. Neugier bestimmt die Bilder, Faszination am Exotischen, vor allem aber die Lust, die Welt als Ganzes zu erfahren: faszinierende Fotografien aus einer heute vergangenen Welt.

(Marc Peschke)
 
 

Foto: Margit und Ernst Baumann

Rund 110 km nördlich von Quito, auf etwa 2500 m ü. M., liegt die Kleinstadt Otovalo. Bis heute ist sie berühmt für ihren Wochenmarkt, auf dem Gemüse, handgewobene Stoffe und Kleider feilgeboten werden. Händler und Marktbesucher am frühen Morgen, Otovalo, 1958. © Margrit und Ernst Baumann
 
 
Foto: Margit und Ernst Baumann

Che Guevara hält als Industrieminister Kubas die Einweihungsrede der Fabrik, Sangue de la Gran, 1964. Ernst Baumanns Porträts gehören zu den wenigen farbigen Aufnahmen, die von Che Guevara existieren. © Margrit und Ernst Baumann

 
Buch:
Wilfried Meichtry und Nadine Olonetzky (Hrsg.)
Margrit & Ernst Baumann
Die Welt sehen. Fotoreportagen 1945–2000 (bei amazon.de)
Gebunden mit Schutzumschlag. 288 Seiten. 1 DVD
ISBN 978-3-85881-302-2
69 Euro
 

(thoMas)