Foto von Helene Metz70 Jahre nach ihrem ersten Arbeitstag im Betrieb zieht sich Helene Metz zum 31. Juli 2010 aus der Geschäftsführung der Metz Werke zurück, die sich als eines der letzten inhabergeführten deutschen Unternehmen mit deutscher Fertigung im Markt halten konnten:

Foto von Helene Metz

Wie das Unternehmen bekanntgab, zieht sich Helene Metz mit Ende Juli 2010 aus der Geschäftsführung der Metz Werke in Zirndorf bei Nürnberg zurück, bleibt jedoch weiterhin als Alleingesellschafterin und Vorsitzende des Beirats dem Unternehmen eng verbunden. Darüber hinaus hat sie den Vorsitz im Vorstand der Paul und Helene Metz-Stiftung, die wohl später die Rolle der Alleingesellschafterin übernehmen soll.

Helene Metz kam zum ersten Mal 1940 zur Ferienarbeit in die Firma Metz, die am 28.11.1938 von Paul Metz (24.1.1911 – 20.11.1993) in Fürth unter dem Namen Transformator- und Apparatebau Metz (TAM) gegründet worden war. Das Unternehmen begann mit der Fertigung von Regelaggregaten, Trafos und spektralanalytischen Geräten in den Räumen der ehemaligen Spiegelfabrik N. Wiederer.

1939 wurde die Fertigung elektronischer Geräte für Carl Zeiss aufgenommen und das Fertigungsprogramm um die Produktion von Erzeugnissen der Hochfrequenz-Technik erweitert. Helene Metz wurde nach Abschluss der Handelsschule im Jahre 1941 zur Firma dienstverpflichtet.

Bis zum Jahre 1945 kommen Sende- und Empfangsgeräte, offensichtlich für militärischen Bedarf, zum Fertigungsprogramm hinzu. Die Fertigung von Geräten der Unterhaltungselektronik wurde im Jahre 1947 mit der Produktion des ersten Metz-Radios aufgenommen. 1952 beginnt Metz mit der Produktion von Blitzgeräten im Auftrag der Firmen Agfa und Carl-Braun. In den Jahren 1953 bis 1958 produzierten die Metz-Werke mit der von Heinz Kilfitt, dem Entwickler der Robot, entwickelten Mecaflex eine eigene Reflexkamera. 1955 präsentierte Metz den ersten eigenen Fernseher und Alte Metz-Blitzgeräteanzeige im Jahre 1957 das erste Transistorenblitzgerät der Marke Mecablitz, unter der noch heute von Metz produziert wird. Seit den 1950er Jahren bis heute hat Metz das Sortiment Fernsehgeräte und Blitzgeräte fortgeführt. Randsegmente wie Alarmanlagen hat man im Laufe der Jahre wieder aus dem Sortiment genommen.

Foto einer Leiterplatte der Ruwel-Werke für Metz

Mit dem ersten Auftrag für die Produktion von Leiterplatten für Radios, der im Jahre 1956 an die Ruwel-Werke von Fritz Stahl in Geldern vergeben wird, machte Metz den Anfang mit dem Einsatz von gedruckten Schaltungen in Deutschland.

Nach dem Brand im Tonmöbelwerk am 10. Oktober 1956 baut Metz im folgenden Jahr in Zirndorf eine neue zusätzliche Produktionsstätte, die sich im Lauf der Jahre auf den Kunststoffspritzguss konzentriert und spätestens 1998/99 mit der Umsiedlung aus Fürth zum Hauptwerk wird.

Metz macht im Laufe der Jahrzehnte vieles anders als andere. So umgeht man mit der 1963 per Handschlag aufgenommenen Zusammenarbeit mit der Einkaufsgenossenschaft Funkberater – heute Euronics – den damals noch üblichen und heute weitgehend verschwundenen Großhandel in der Unterhaltungselektronik. Mit der Konzentration auf den Fachhandel und der Nichtberücksichtigung der Flächenmärkte kann sich Metz aus den dort üblichen Preiskämpfen heraushalten.

Alte Metz-Anzeige für Fernsehgerät

Geräte von Metz sind deutlich teuerer als der Branchendurchschnitt und der Marktanteil des Unternehmens liegt im Bereich der Unterhaltungselektronik bei etwa 4 %. Die Vorgehensweise von Metz dürfte jedem studierten Betriebswirt die Haare zu Berge stehen lassen. So gibt es aufgrund unterschiedlicher bedienter Marktsegmente auf den ersten Blick kaum erkennbare Synergien zwischen den Unternehmensbereichen. Allein, das Unternehmen, das nie wachsen wollte und lange Zeit im Schatten von Max Grundig stand, hat bis heute überlebt. Metz hat sich als eines der letzten inhabergeführten deutschen Unternehmen mit deutscher Fertigung im Markt gehalten.

Mit dem für Samstag, den 31. Juli 2010, angekündigten Rückzug aus der aktiven Geschäftsführung wird sich auch im Hause Metz ein klein wenig ändern, nachdem schon seit einigen Jahren der noch immer unsterbliche Ruf „Metz mächad i ah“ verklungen ist. Helene Metz, die 2008 das Bundesverdienstkreuz (wie immer 1. Klasse) erhielt, wird dem Unternehmen jedoch als Alleingesellschafterin und über den Vorsitz im Vorstand der 1997 gegründeten Paul und Helene Metz-Stiftung erhalten bleiben.

(CJ)