Grafik einer unmöglichen Kamera von ImpossibleNachdem es zwei neu entwickelte monochromatische Sofortbildfilme schon wieder gibt, und noch im Juli einen neuen Farb-Sofortbildfilm geben soll, wächst auch das Interesse an einer modernen Kamera für Sofortbilder. Und so wagt sich Impossible – nach Entwicklung und Produktion der Filme – nun auch an das Thema „Sofortbild-Kamera“:

Dass man mit analogen Materialien, die sich „Sofortbild“ nennen und dann von jeder digitalen Kompaktkamera hinsichtlich des Aspektes „sofort“ in den Schatten gestellt werden, Umatz generieren können soll, das verursachte bei zahlreichen Beobachtern der Fotobranche noch bis vor Kurzem heftiges Kopfschütteln. Eines Besseren belehrt wurden sie durch das Impossible Project von Florian Kaps, entstanden aus der Wiener Unverkäuflich GmbH zum Abverkauf der letzten Bestände an Sofortbildkameras und Filmen. Impossible hat im niederländischen Enschede in einem Teil der ehemaligen Polaroid-Fertigungsstäten eine neue Filmlinie für die SX70- und 600-Kameras entstehen lassen.

Grafik einer unmöglichen Kamera von Impossible

Jetzt streckt sich Impossible auch nach der Neuentwicklung einer aktuellen Kamera für dieses Format. Die zwischenzeitlich angedachte Zusammenarbeit mit den derzeitigen Inhabern der Rechte am Namen Polaroid hat sich offensichtlich nicht realisieren lassen. Mehr als ein paar hölzerne „PIC 1000“ Mock-Ups, die auf der CES im Januar 2010 zu besichtigen waren, sind in diesem Zusammenhang nicht entstanden. Unter dem alten Namen „Polaroid“ werden derzeit alle möglichen Consumer-Produkte verkauft, darunter finden sich aber keine Produkte, die irgend etwas mit der Sofortbildtradition eines Edwin Herbert Land zu tun haben.

Mit der Polaroid 300, die nur ein Neuaufguss eines schon einmal gescheiterten Versuchs ist, Technik von Fujifilm umzuetikettieren, konzentriert sich der Polaroid-Markenrechts-Verwerter Summit Global Group, der sich wohl vertraglich verpflichtet hat, binnen 5 Jahren 1,3 Mrd. Dollar Einzelhandelsumsatz zu realisieren, auf reine Handelsware (Polaroid Brand Ushers in the NEW with the OLD). In Europa ist die Polaroid 300 bislang im Handel praktisch nicht zu finden.

Statt weiter darauf zu hoffen, dass die amerikanischen Vermarkter die Chance einer neuen SX70/600-kompatiblen Kamera entdecken, wollen die Wiener und ihre niederländischen Verbündeten jetzt auch bei der Kameratechnik eigene Wege einschlagen. Eine technisch hochwertige Kamera soll es werden, kann man dem neuesten Newsletter aus Wien entnehmen. Wünsche und Vorstellungen können über die Seite von Impossible eingebracht werden. Kommentare bei photoscala werden in Wien mit Sicherheit auch gelesen.

Ob es gleich eine ganz neue Kamera sein muss, die jetzt zur Entwicklung ansteht, ist durchaus zu hinterfragen. Möglicherweise wäre ein Filmrückteil, das sich an eine Alpa oder eine Linhof Technika anschließen ließe, ein sinnvoller Anfang. Es soll ein derartiges Rückteil, das über einen Motor zum Auswurf der belichteten Bilder verfügen müsste, in der Vergangenheit unter dem Namen NPC Polaroid SX-70 back auch schon zumindest für die Mamiya RB 67 gegeben haben. Es war, wie der Name nahelegt, wohl eine Adaption des New Yorker Kameraspezialisten Marty Forscher, der unter dem Namen „NPC Polaroid“ Rückteile für zahlreiche Kleinbild-Kameras adaptierte. Leider ist das Unternehmen nicht mehr aktiv und Forscher ist im vergangenen Jahr im Alter von 87 Jahren an Herzversagen verstorben, was sogar der ehrwürdigen New York Times einen Nachruf wert war. Möglicherweise lässt sich ein derartiges Rückteil noch bei einem Fotografen auftreiben, so dass sich beispielsweise nachvollziehen lässt, wie Forscher die Frage der unterschiedlichen Filmebenen-Lage von Mamiya-Magazin und Polaroid-Kassette gelöst hatte.

Wenn es denn schon eine komplette Kamera sein soll, sollte sie ähnlich kompakt zusammenzulegen zu sein, wie die 600er Serie oder die Ende der 1970er Jahre in Deutschland produzierte Kodak EK8, die sich offensichtlich auch mit einem Sofortbildfilm von Fujifilm nutzen ließ, dessen Produktion/Verfügbarkeit aber leider kürzlich (Mai 2010) beendet wurde. Eine für den 600er Film modifizierte Variante der aktuellen Bessa III von Voigtländer wäre auch kein schlechte Idee.

Ihnen fällt sicher noch mehr dazu ein, wie so eine Sofortbildkamera aussehen und was sie können sollte.

(CJ)