Es ist heiß. Es ist Sommer. Es ist Fußball-WM. Was für Gründe kann es geben, sich in diesen Tagen mit Fotobüchern zu beschäftigen? Vielleicht diesen: Es kommen auch wieder andere Tage … Also stellen wir einige interessante Neuerscheinungen vor:

Foto aus „South Africa“ von Michael Poliza
 
 
Foto aus „South Africa“ von Michael Poliza

Aus „South Africa“ von Michael Poliza.

Mit der Fußball-Weltmeisterschaft rückt in diesen Tagen mit Südafrika ein Land in den Fokus der Weltöffentlichkeit, dessen Naturschönheiten schon lange auch Fotografen faszinieren. Der Band „South Africa“ von Michael Poliza, erschienen bei teNeues versteht sich als eine Hommage an die Schönheit Südafrikas, an seine Tierwelt, seine Natur, aber auch seine Städte. Nicht nur von Poliza selbst stammen die in dem Band gedruckten Bilder, sondern auch von vielen Freunden des Fotografen – renommierte Bildautoren aus Südafrika.

Ganz andere Bilder als Michael Poliza zeigt uns die australische Künstlerin Natascha Stellmach in ihrem kleinen Buch „It Is Black In Here“, das jüngst von der Berliner Galerie Wagner + Partner vorgestellt worden ist. Amy Barrett-Lennard vom „Perth Institute of Contemporary Arts“ hat Stellmachs Werk im Vorwort des Buchs so beschrieben: „Zunächst erscheinen Stellmachs Arbeiten zart besaitet und persönlich, eher wie ein Familienalbum, doch sie führen uns bald in dunklere Gefilde – Gewalt, Krieg, Selbstmord, Tod. Mittels einer Bandbreite von Medien – Film, Fotografie, Prosa und Installation – lädt sie uns ein, an einem Tabu teilzuhaben, einem unaussprechlichen Thema, um das sie eine Erzählung aufbaut.“
 

Foto Bernd und Hilla Becher / courtesy Schirmer/Mosel   Foto Bernd und Hilla Becher / courtesy Schirmer/Mosel

© 2010 Bernd und Hilla Becher / courtesy Schirmer/Mosel

 
Weniger an Erzählungen als an Zustandsbeschreibungen waren von jeher Bernd und Hilla Becher interessiert. Bei ihrem Verlag Schirmer/Mosel ist nun das Buch „Zeche Hannover“ erschienen, das eine Ausstellung in der Photographischen Sammlung / SK Stiftung Kultur in Köln begleitet, die noch bis zum 18. Juli zu sehen ist. In den Bildern der Serie dokumentieren die Bechers einen einzelnen Bau, nämlich die Zeche Hannover in Bochum vor ihrer Stilllegung 1973. Die Anlage stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und wurde kurz nach dem Entstehen der Fotografien abgetragen. So sind die hier gedruckten Fotos das, was heute von diesem imposanten Bau übriggeblieben ist: 200 Schwarzweiß-Aufnahmen, eine überaus detaillierte, faszinierende Dokumentation.

Auch „Grenzarchiv West-Berlin 1978/1979“ von Hans W. Mende ist eine fotografische Dokumentation von etwas, was es nicht mehr gibt. Doch 1978 war ein Ende der deutschen Teilung nicht in Sicht – die Existenz der Mauer war normal geworden – Teil der Berliner Lebenswelt. Damals unternahm der Fotograf Hans W. Mende eine „Grenzbegehung“ und fotografierte Mauer und Grenzanlagen, aber auch urbane Zusammenhänge. Er tat dies mit Nüchternheit und Präzision, eine Präzision, die noch heute verblüfft. Das nun bei Peperoni Books erschienene Buch vereint die Bilder Mendes mit überaus spannenden Essays.

Bei Dumont ist ein Buch erschienen, das Arbeiten des Fotokünstlers Miao Xiaochun vorstellt. In seinen neuesten Arbeiten adaptiert der Chinese Bildikonen der westlichen Kunstgeschichte und setzt diese digital um. Der Band präsentiert Arbeiten aus den Jahren 1999 bis 2009.
 

Foto Michael Reisch: Landschaft 7-021; 2009

Michael Reisch: Landschaft 7-021; 2009
 
 
Foto Michael Reisch: Landschaft 7-041; 2009

Michael Reisch: Landschaft 7-041; 2009
 
 
Foto Michael Reisch: Landschaft 7-013; 2009

Michael Reisch: Landschaft 7-013; 2009

 
Ein weiterer Vertreter avancierter digitaler Fotokunst ist Michael Reisch, dessen neues Buch bei Hatje Cantz erschienen ist: New Landscapes. Seine Bilder pendeln stets zwischen Wirklichkeit und Vorstellung: Auf den ersten Blick hält man diese unberührten, fantastischen Landschaften für real, doch bald kommen Zweifel auf: Kann die Natur so perfekt sein? Seine Bilder sind Manipulationen tatsächlich existierender Landschaften – eine verunsichernde Kombination, die grundlegende Fragen zum Wahrheitsgehalt des Fotografischen stellt. Im kommenden Jahr zeigt die Städtische Galerie Iserlohn eine Ausstellung mit seinen Arbeiten.
 

Foto Thomas Hoeffgen
 
 
Foto Thomas Hoeffgen

Thomas Hoeffgen – African Arenas

 
Und noch ein weiteres Buch über Afrika wollen wir vorstellen. Und diesmal geht es auch um Fußball: Thomas Hoeffgens Band „African Arenas“, erschienen bei Hatje Cantz, gehört zu den besseren Afrika-Büchern, weil es einen sehr direkten Blick in den Alltag wagt: Der Fotograf zeigt uns Fußballer, Zuschauer und Stadien in Nigeria, Namibia, Botswana, Sambia, Malawi und Südafrika, Sandbolzplätze und große Arenen: ein unverstellter Blick in das Leben. Die Farbfotografien sind noch bis zum 18. Juli in Nürnberg zu sehen.

(Marc Peschke)