Die Frage, was besser ist, Film oder Bildsensor, und falls ja, wer wen wann schlägt, bewegt nach wie vor und immer wieder die Gemüter. Dabei ist die Antwort ganz einfach:

Zumindest dann, wenn man sich zunächst einmal auf das Naheliegende und gut Vergleichbare beschränkt, die rechnerische Auflösung nämlich. Wie viele Megapixel ein Sensor hat, lässt sich ja ganz leicht ausrechnen (Pixel x Pixel) bzw. wird von den Herstellern direkt angegeben. Aber auch zu Filmen geben die Hersteller die Auflösung an – in Lp/mm oder L/mm. Damit wissen wir, wie viele Linienpaare (Lp) bzw. Linien (L) so ein Film pro Millimeter höchstens auflösen kann. Und wird das auf das Aufnahmeformat umgerechnet, dann steht auch fest, wie viele Bildpunkte beispielsweise ein Kleinbild-Diafilm mit ISO 50/18° auf seinen 24×36 mm maximal darstellen kann.

Die folgende Tabelle nennt die unter Idealbedingungen erreichbaren Auflösungswerte von verschiedenen Filmtypen; herangezogen wurde die Auflösung in L/mm laut Herstellerangaben bei einem Kontrastverhältnis 1000:1. Beachten Sie beim Nachrechnen bitte den Unterschied zwischen „Linien“ und „Linienpaaren“: Die Angaben hier erfolgen in „L/mm“ (Linien pro Millimeter); die Rechnung fürs Kleinbildformat und für den Velvia 50 beispielsweise sieht wie folgt aus: (24 x 160) x (36 x 160) = 3840 x 5760 = 22.118.400 ≈ 22 Millionen Bildpunkte.
 

Fabrikat ISO L/mm bei Kontrast 1000:1 Aufnahme-Format Millionen Bildpunkte
Farbdia
Velvia 50 50/18° 160

Kleinbild 24×36 mm 22
Mittelformat 6×6 (55×55 mm) 77
4×5 inch (100×126 mm) 323
Velvia 100 100/21° 160 Kleinbild 24×36 mm 22
Mittelformat 6×6 (55×55 mm) 77
4×5 inch (100×126 mm) 323
Provia 400X 400/27° 135

Kleinbild 24×36 mm 16
Mittelformat 6×6 (55×55 mm) 55
4×5 inch (100×126 mm) 230
Farbnegativ
Reala (Superia Reala) 100/21° 125

Kleinbild 24×36 mm 14
Mittelformat 6×6 (55×55 mm) 47
4×5 inch (100×126 mm) 197
Superia 200 200/24° 125 Kleinbild 24×36 mm 14
Mittelformat 6×6 (55×55 mm) 47
4×5 inch (100×126 mm) 197
New Superia X-Tra 800 800/30° 125 Kleinbild 24×36 mm 14
Mittelformat 6×6 (55×55 mm) 47
4×5 inch (100×126 mm) 197
New Superia 1600 1600/33° 90 Kleinbild 24×36 mm 7
Mittelformat 6×6 (55×55 mm) 25
4×5 inch (100×126 mm) 102
Schwarzweißnegativ
Gigabitfilm (*) 40/17° 700 Kleinbild 24×36 mm 423
Mittelformat 6×6 (55×55 mm) 1.482
4×5 inch (100×126 mm) 6.174
Neopan Acros 100 100/21° 200 Kleinbild 24×36 mm 35
Mittelformat 6×6 (55×55 mm) 121
4×5 inch (100×126 mm) 504

 
(*) Für den Gigabitfilm wird eine theoretische Nennauflösung von 1440 L/mm genannt – aber selbst theoretisch perfekte Objektive können so feine Strukturen beugungsbedingt nicht annähernd abbilden. Wir haben hier 700 L/mm als immer noch sehr optimistischen Wert zugrunde gelegt, der in der Praxis nur ganz selten erreicht werden wird.

Die Aufstellung konzentriert sich hier ein wenig auf Fujifilm allein aus dem Grunde, als die Firma die Auflösungswerte zu allen Filmen nennt. Querchecks haben gezeigt, dass diese Werte für die jeweilige Filmkategorie durchaus repräsentativ sind: vergleichbare Emulsionen anderer Hersteller sind weder signifikant besser noch schlechter.

Es wurde auch nicht Im Einzelnen überprüft, ob jeder Film der Tabelle auch in jeder Konfektionierung erhältlich ist; hier ging es allein um die Frage, wie leistungsfähig bestimmte Filmtypen sind und wie viel „Megapixel“ in welchem Aufnahmeformat theoretisch maximal möglich sind.

Wie angemerkt, wurden die Werte für die Filmauflösung bei einem Kontrastverhältnis 1000:1 herangezogen; bei geringerem Kontrast sinkt auch die Auflösungsleistung bis auf etwa die Hälfte. Aber auch beim Sensor gehen wir ja von Ideal-Nennwerten aus – der Bayer-Sensor mit seinem Farbmosaik etwa muss farb-interpolieren und verliert dabei auch etwas an Auflösung. So haben wir einfach die jeweiligen Bestwerte verglichen – aussagekräftig ist das allemal und die Tendenz ist dabei auch richtig erfasst.

Unbenommen bleibt die jeweils andere Bild-Charakteristik. So erscheint die unregelmäßige Struktur des Filmkorns den meisten angenehmer als die glatte Digitalbild-Wiedergabe, und das akzentuierte Filmkorn, wie es in Großvergrößerungen sichtbar wird, ziehen viele dem verpixelten Digital-Großbild vor (doch gibt es Mittel, das digitale Ergebnis zu „entglätten“).

(thoMas)
 
 
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