Es ist das Miteinander von Masse und Individuum, das Claudia Rogge beschäftigt und das Irritierende an ihren Arbeiten, das ist das Nebeneinander von Ästhetik und Grusel:
Sieben Arbeitsjahre der Düsseldorfer Künstlerin Claudia Rogge präsentiert ein Katalogbuch mit dem Titel „A Retrospective“, das jetzt erschienen ist. Am Anfang steht das Projekt „mob il 1“, mit dem die 1968 geborene Künstlerin international bekannt wurde und das der Beginn einer ungewöhnlich schnellen Karriere als Künstlerin war: eine große Inszenierung mit 5000 Kunststoff-Babyköpfen in einem „gläsernen“ LKW, mit dem Claudia Rogge alleine durch die Hauptstädte Europas tourte der Anfang eines Werkes, das sich in verschiedenen Medien auszudrücken weiß.
Nicht nur bildhauerische, performative Arbeiten entstehen seitdem, sondern vor allem Fotokunst. Doch auch hier ist Claudia Rogge gleichermaßen eine Choreographin: In ihren digital bearbeiteten Bildern montiert sie einzelne Personen zu faszinierenden Tableaus, die das Individuum stets als Teil einer Personengruppe inszenieren. Wie Standbilder aus Theateraufführungen, aus Performances, muten diese Fotografien an aber nicht nur: Ein anderer Strang ihres Werkes „klont“ einzelne Personen zu abstrakten Mustern und Reihungen, entzieht ihnen das Individuelle, fügt sie zu einem übermenschlichen, harmonischen Ganzen.
Ex Machina I
Rapport 110105
Rapport 090505
Orbitale IV
Das Irritierende an den Arbeiten von Claudia Rogge ist das Nebeneinander von glänzender Ästhetik und einem Gruseln, das die Uniformität der gezeigten Figuren stets mit sich bringt. Wenn die Künstlerin etwa bei ihrem Projekt „mob il 2“ 66 nackte, kniende Kunststoff-Männer wiederum durch Europa fahren ließ, dann evozierte sie damit ungewöhnlich schroffe Ablehnung der Passanten. Und auch in ihren Fotoarbeiten gelingt Claudia Rogge Ungewöhnliches: Nur wenige Fotokünstler zu nennen wären etwa Andreas Gursky oder Andreas Gefeller beherrschen das Spiel mit den Möglichkeiten der digitalen Montage auf eine ebenso perfekte, weil zweideutige, Weise. Viele dieser Bilder in dem hochwertig gedruckten Band muten an wie authentische Aufnahmen doch sie sind Digital-Montagen einer Vielzahl von Bildern.
Und was sagen uns diese Fotografien? Das Individuum, das gibt es nicht. Wir alle sind Vertreter, spielen nur eine Rolle, sind alle nur Ornament, reproduzierter Teil eines Ganzen, letztlich: sinnentleert. Das ist starker Tobak präsentiert als atemberaubende Hochglanzfotografie.
(Marc Peschke)
Claudia Rogge – A Retrospective (bei amazon.de)
128 Seiten. Gebunden
Hatje Cantz Verlag 2010
ISBN 978-3-7757-2574-3
39,80 Euro
letztlich: sinnentleert?
endlich mal was anderes.Der künstlerische Aspekt gefällt mir sehr gut, die Umsetzung auch aber die Bewertung am Ende halte ich für unangemessen. Hier macht sich der oder die Künstlerin selbst zum Richter aber das ist heut zu Tage ja im Trend.
Mein Leben hat einen Sinn.Unter anderem, andere Menschen mit meinen Fotos Motivation zu vermitteln.Ohne Kommentare die jedes Foto zerstören!
“Das ist starker Tobak”
Hohoho… ja, wirklich total starker Tobak. Ich krieg mich kaum noch ein so stark ist das.
Danke, der nächste bitte. “Wir rufen Sie an.”
Ach Du Kacke
nix wie Fetischis-Fotograsfien mit ein bisserl Inhalt gewürzt!
Geht’s noch?