Das japanische Unternehmen Casio Computer hat per Ende März 2010 ein schweres Geschäftsjahr mit Verlust abgeschlossen. Insbesondere die Märkte für Handys und Digitalkameras waren unter den jeweiligen Wettbewerbern hart umkämpft. Nun will Casio Digitalkameras mit mehr Ausstattung, u.a. mit GPS, auf den Markt bringen:
Das japanische Elektronikunternehmen Casio Computer hatte bereits im Laufe des letzten Geschäftsjahres einen Nettoverlust prognostiziert. Daher ist die Bilanz zum Geschäftsjahresende am 31. März 2010 mit einem Nettoverlust in Höhe von 21 Mrd. Yen (ca. 179 Mio. €) nicht wirklich eine Überraschung: Consolidated Financial Results for the Fiscal Year Ended March 31, 2010 (PDF-Datei). Die Umsätze sind mit 7,1 % im gesamten Unternehmen rückläufig, wobei das vierte Quartal eine Steigerung gegenüber den Vorgängerquartalen des Geschäftsjahres aufweist. Alle vier Geschäftsquartale weisen jedoch einen operativen Quartalsverlust auf. Casio erzielte den letzten Quartalsgewinn per Ende September 2008 (siehe auch unten stehende Tabelle).
Casio wird von der Wirtschaftskrise frontal getroffen, bietet das Unternehmen doch hauptsächlich Konsumprodukte für den privaten Endverbraucher an und eben da ist die Nachfrage eklatant weggebrochen. So führt Casio aus, dass der rapide Umsatzrückgang zu 65 % zu Lasten des Handybereichs geht und zu 15 % den Digitalkameras anzurechnen ist. Die Milliarden-Yen-Verluste im Gewinn werden, so die Angaben von Casio, voll durch das Handy-Geschäft verursacht.
Der Geschäftsbereich „Electronics“ erzielt einen Umsatz von 427,9 Mrd. Yen (ca. 3,65 Mrd. €), davon entfallen 161,7 Mrd. Yen (ca. 1,38 Mrd. €) auf die Produktgruppe „Consumer“ (Taschenrechner, elektronische Wörterbücher, Digitalkameras). Anhand der von Casio gemachten Angaben schätze ich, dass davon rund 84 Mrd. Yen (ca. 716 Mio. €) als Digitalkamera-Umsatz anfallen. Der Geschäftsbereich „Electronics“ weist einen operativen Verlust in Höhe von 20 Mrd. Yen (ca. 170 Mio. €) per Ende März 2010 auf. In welcher Weise die Digitalkamera-Verkäufe diese Größe positiv oder negativ beeinflussen, ist nicht bekannt.
Trotz dieser Ergebnisse bezeichnet Casio die Produkte Handys, Digitalkameras und Uhren weiterhin als strategische Geschäfte und sieht darin auch die Schwerpunkte für das neue Geschäftsjahr. So will Casio sich gegenüber den Wettbewerbern durch neue, in die Digitalkameras integrierte Technologien abgrenzen. Das Unternehmen plant die Markteinführung neuer Kameramodelle, die mit GPS und einem Bewegungsmelder ausgestattet sein sollen. Die neuen Digitalkamera-Modelle werden zudem neue differenzierte Funktionen, wie die Highspeed-Serienbildaufnahme und die Dynamic-Photo-Funktion (Motiv aus einer Bildserie ausschneiden und in ein anderes Bild einfügen), aufweisen. Dabei gibt Casio die Losung der „Eierlegenden Wollmichsau“ aus, d.h. die Geräte sollen im Rahmen der Digitalisierung bald alles können.
Casio will einen Digitalkamera-Umsatz in Höhe von 100 Mrd. Yen (ca. 852 Mio. €) im neuen Geschäftsjahr erzielen. Der gesamte Geschäftsbereich Electronics soll 375 Mrd. Yen (ca. 3,2 Mrd. €) Umsatz und einen operativen Gewinn in Höhe von 15 Mrd. Yen (ca. 128 Mio. €) erreichen. Dabei geht die Casio-Planung von einem wesentlich verbesserten Konsumklima ab dem zweiten Halbjahr des neuen Geschäftsjahres aus.
Zeitraum |
Sparten-Umsatz „Consumer“ in Mrd. Yen |
Gewinn Geschäftsbereich „Electronics“ in Mrd. Yen |
Siehe auch |
April-Juni 2008 (1. Quartal) | 44,4 | 4,66 | |
Juli-Sept. 2008 (2. Quartal) | 55,5 | 16,45 | |
Okt.-Dez. 2008 (3. Quartal) | 36,5 | -3,56 | Casio rudert beim Gewinnziel zurück |
Jan.-März 2009 (4. Quartal) | 41,5 | -1,95 | |
Geschäftsjahr 2008/09 | 177,9 | 15,6 | Aggressives Marketing soll Casio Erfolg bringen |
April-Juni 2009 (1. Quartal) | 30,6 | -5,4 | Casio: Neue Produkte sollen die Wende bringen |
Juli-Sept. 2009 (2. Quartal) | 45,5 | -4,8 | Casio war zu optimistisch |
Okt.-Dez. 2009 (3. Quartal) | 41,3 | -4,3 | Casio ist zufrieden mit Digitalkamera-Verkäufen |
Jan.-März 2010 (4. Quartal) | 44,3 | -5,5 | |
Geschäftsjahr 2009/10 | 161,7 | -20,0 |
Erläuterung zur Tabelle: Die Sparte „Consumer“ ist eine Untersparte des Geschäftsbereichs „Electronics“. Leider wird für „Consumer“ nicht der Gewinn veröffentlicht, sondern nur für den gesamten Geschäftsbereich. Unter „Electronics“ finden sich die Produktgruppen „Consumer, Timepieces, Mobile Network Solutions, System Equipment“.
(agün)
Selbst dran Schuld
Aus meiner Erfahrung mit Casio heraus kann ich sagen, das ich seit bald 2! Jahren auf einen adäquaten Nachfolger der EX-F1 warte (Nein, die FH20/25 ist kein wirklicher Nachfolger). Ein starkes Indiz dafür, das auch viele Andere auf einen Nachfolger warten, ist die relativ hohe Wertstabilität der EX-F1. So eine Kamera mit Dreh- u. Schwenkdisplay, einem größeren Chip, Wechselbajonett (=höhere Kundenanbindung),… das wäre es.
Naja, diese Kamera kommt jetzt wohl von Sony (lt. Gerüchten hat die NEX7 120 fps in HD Qualität). Auch Samsung hat mit Consumerprodukten seinen Gewinn steigern können.
Nein, bei Casio stinkt der Fisch vom Kopf her. Es sind Fehlentscheidungen auf höherer Ebene die ein verpassen von Chancen zur Unternehmskultur werden lassen.
Wechselbajonett
[quote=Gast]Aus meiner Erfahrung mit Casio heraus kann ich sagen, das ich seit bald 2! Jahren auf einen adäquaten Nachfolger der EX-F1 warte (Nein, die FH20/25 ist kein wirklicher Nachfolger). Ein starkes Indiz dafür, das auch viele Andere auf einen Nachfolger warten, ist die relativ hohe Wertstabilität der EX-F1. So eine Kamera mit Dreh- u. Schwenkdisplay, einem größeren Chip, Wechselbajonett (=höhere Kundenanbindung),… das wäre es.[/quote]Irgendwo muss Casio dann aber auch den passenden Sensor herkriegen. Welcher soll den rein, in Ihre F2? Oder bleibt es beim Alten, was soll Casio dann gegenüber der F1 ändern?
Wechselobjektive setzen deutlich größere Sensoren als den ohnehin schon großen 1/1,8″-6-Megapixel-Sensor der F1 voraus. Casio müsste also wohl entweder an einen Four-Thirds-Sensor rankommen und eine Micro-Four-Thirds-Kamera bauen. Allerdings ist bei Micro-Four-Thirds nicht mehr vom offenen System die Rede (was auch Four-Thirds nie war). Und ich weiß nicht, ob Casio als dritter Koch im mFT-Boot willkommen wäre.
Oder Casio müsste selbst ein neues, zumindest rudimentäres Wechselobjektivsystem auf die Beine stellen. Oder das Sony-E- oder Samsung-NX-Bajonett lizensieren. Und irgendwo bei Sony oder Samsung einen APS-C-Sensor einkaufen (deren neueste Versionen die Hersteller lieber in ihre eigenen Kameras bauen).
Auf jeden Fall hätte eine Wechselobjektivkamera nicht mehr viel mit der EX-F1 gemein.
Fehlendes Markenprofil
Casio steht halt für Digitaluhren und…? Nix weiter. Elektro-Spielzeug. Inzwischen ist ja jeder Depp prädestiniert, Freunden und Bekannten eine Digitalkamera zu empfehlen (“kauf Dir eine Lumix, die sind gut”). Casio höre ich weder bei Privatanwendern, noch bei Profis.