Produkte von Jobo in Gummersbach waren zur Blütezeit des analogen Heimlabors in den 1970er Jahren in fast allen Laboren vertreten. Als mit dem Aufkommen der digitalen Fotografie der Markt für analoge Labortechnik drastisch schrumpfte, musste das Familienunternehmen neue Geschäftsfelder finden, um im neuen digitalen Umfeld überleben zu können. Was über einige Jahre mit mehr oder weniger großem Erfolg gelang, ist im Frühjahr 2010 vorläufig gescheitert:
Die Jobo AG, für die am 5.3.2010 Insolvenz angemeldet wurde, geht zurück auf das 1923 von Johannes Bockemühl in Gummersbach-Derschlag gegründete Unternehmen. Auslöser für die Unternehmensgründung soll die Tatsache gewesen sein, dass für die beabsichtigte Entwicklung von Filmen kein passender dunkler Raum verfügbar war. Aus dieser Situation heraus entstanden die Tanks zur Filmentwicklung. War die Produktion anfänglich im Keller des Wohnhauses untergebracht, so wurde die Fertigung später in zwei dafür errichtete Gebäude auf dem Firmengelände verlagert.
Im Jahre 1950 stellte Jobo seine Produkte auf der 1. photokina in Köln aus. Gute Kontakte in die USA sorgten 1969 dafür, dass die Fotos des Apollo-11-Fluges mit Jobo-Equipment entwickelt wurden. Aus dem Laborbedarf für die Filmentwicklung entwickelte sich im Laufe der Jahre Zubehör für die Papierentwicklung. 1971 führte Jobo das High-speed-processing für Papier (RA-4 Prozess) ein, zwei Jahre darauf stellte man die manuellen Papier-Prozessoren CPE, CPA, CPP für diesen Verarbeitungsprozess vor. Mit dem damals vorgestellten Analyzer partizipiert Jobo am massiven Wachstum des Heimlaborsektors. Zu Spitzenzeiten wurden über 100 Mitarbeiter beschäftigt. Die Erfolge im Heimlabor ermutigten Jobo dazu, sich in der Folge verstärkt dem professionellen Bereich zuzuwenden. 1981 kam mit dem ATL-1 der erste automatische Film- und Papier-Prozessor auf den Markt. Es war der weltweit kleinste Prozessor, der über eine digitale Prozesssteuerung verfügte. Mit dem ATL-1 begann man in Gummersbach die Herstellung von zunehmend komplexeren elektronischen Geräten. Höhepunkt der Entwicklungen für das Fotolabor war im Jahre 1996 Jobo die Einführung des Papier-Prozessors Printlab.
Als sich in den 1990er Jahren mit der aufkommenden Digitalisierung der Fotowelt das Schrumpfen des analogen Marktes abzeichnete, musste Jobo neue Betätigungsfelder finden. Aufbauend auf den vorhandenen Fertigungsmöglichkeiten aus dem Bereich des Nasslabors startete man 1992 mit der Entwicklung von Laborgeräten für die Bio-Technologie. Partner bei diesem Prozess war die im gleichen Jahr gegründete Hölle & Hüttner AG, ein Bioinformatik-Unternehmen in Tübingen. Das erste Produkt dieser Entwicklungsschiene war das 2001 eingeführte biotechnische Entwicklungsgerät BioLane HTI der Hölle & Hüttner AG. Nachdem Hölle & Hüttner AG eine eigene Produktionsfirma für derartige Geräte erworben hatte, kam die Zusammenarbeit wohl zum Erliegen.
Da Jobo im Bereich der digitalen Fotografie kaum über eigenes Know-how verfügte, startete das Unternehmen im Jahre 2001 mit dem Vertrieb von Apacer Speicherkarten. Danach folgten Kartenleser und Adapter, darunter ein CF-Adapter für den Einsatz von SD-Karten. Bei den Massenspeichern startete man mit dem Vertrieb von MindStore- und Nixvue-Produkten, bevor man 2004 die mobilen Speichergeräte der GIGA-Familie einführte (siehe z.B. GIGA3 Plus, GIGA mini und GIGA Vu Pro). Ähnlich verlief auch der Einstieg in das Geschäft der digitalen Bilderrahmen mit der im Jahre 2005 erfolgten Übernahme der Distribution digitaler Bilderrahmen von Philips. Im Jahre 2007 führt diese Strategie zum Aufbau eines eigenen Portfolios digitaler Bilderrahmen, das 2009 über 20 Modelle in verschiedenen Serien von 3,5 bis 15 Zoll Größe umfasste. Im Laufe vergangenen Jahres wurde das Sortiment mit dem ScanViewer und dem Plano 10 GestIC um zwei Modelle erweitert, die mit neuer zusätzlicher Technik wie einem eingebauten Scanner oder einer Gesten-Steuerung für die Bedienung des Bilderrahmens aufwarteten. Die Gesten-Steuerung des im November 2009 in limitierter Auflage verkauften Plano 10 GestIC basierte auf einem von der IDENT Technologie AG in Wessling bei München entwickelten Modul.
Abgerundet wurde das Fotosortiment, das zuletzt doch noch zahlreiche klassische Analogprodukte umfasste durch das System des LumeJet-LED-Digitaldruckers im professionellen Bereich und das photoGPS zum Erfassen der Geodaten vor Ort. Weiter wurden Velbon-Stative und Sunpack-Blitzgeräte vertrieben.
Das 2002 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt Familienunternehmen beschäftigte zuletzt in Gummersbach, im eigenen Vertriebsbüro in Canton, MI, USA, sowie in der Zweigstelle in Taipei, Taiwan, insgesamt 35 Mitarbeiter, bevor es insolvent ging.
Johannes Bockemühl-Simon, der bisherige Vorstand der Jobo AG, beabsichtigt im Laufe des Jahres einen Neuanfang unter der vorwiegend im Bereich Fotolabor eingeführten Marke „Jobo“. Ob sich diese Marke dauerhaft erfolgreich in die digitale Welt transferieren lässt, werden die nächsten Monate zeigen.
(CJ)
Sic transit gloria mundi
Die Laborgeräte von Jobo waren auch bei mir im Einsatz.
Jobo ruled!
Die Jobo Drums waren die Besten! Mit den metallenen Spiralen der Kaiser-Entwicklungsdosen konnte ich mich nie anfreunden und die Paterson-Dosen waren in der Handhabung auch nicht so praktisch wie bei Jobo.
Jobo – Firma mit Presseverhinderungsabteilung?
Ich habe Jobo mehrmals angeschrieben, weil ich GIGA vorstellen wollte. Während alle Firmen antworten (größere manchmal auf die 2. Anfrage) bekam ich von Jobo grundsätzlich keine Antwort. Um solche Firmen mit ihren Presseverhinderungs-Abteilungen ist es nun wirklich nicht schade.
Blog nicht gleich Presse!
Na ja. Heutzutage, wo sich jeder Hinterwäldler mit Blog einbildet, der Presse anzugehören, kann ich schon verstehen, wenn manche Firmen keinen Bock haben, solche Anfragen zu beantworten…
Also ich kann diese Aussage
Also ich kann diese Aussage nicht wirklich nachvollziehen. Ich habe durchaus gute erfahrungen mit JOBO was die Presse-Arbeit betrifft. Mag natürlich an vielen faktoren liegen, dass der vorredner keine antwort bekommen hat, es kann an Mitarbeitern liegen, die einen schlechten Tag hatten oder genauso gut an der art der fragestellung.
Die Pressearbeit war absolut in Ordnung!
Vielleicht hätten Sie es einmal telefonisch probieren sollen. In den letzten Jahren habe ich stets kompetente Ansprechpartner auf Jobo-Seite am Apparat gehabt.