Nach verlustbringenden Monaten meldet Olympus einen rekordverdächtigen Nettogewinn für das erste Halbjahr. Das Problem ist nur, dass dieser nicht durch die Geschäftstätigkeit erwirtschaftet wird:

Der japanische Fotokonzern Olympus Corporation schließt mit dem zweiten Geschäftsquartal das erste Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres (April-September 2009) ab (Financial Results for the Second Quarter ended September 30, 2009; PDF-Datei). Die Umsätze sind mit 18,7 % auf 435,4 Mrd. Yen (ca. 3,2 Mrd. €) rückläufig. Der operative Gewinn summiert sich auf 28,5 Mrd. Yen (ca. 211 Mio. €), ein Rückgang von 11,2 % gegenüber dem ersten Halbjahr des Vorjahres.

Olympus erzielt im ersten Halbjahr einen Nettogewinn in Höhe von 36,2 Mrd. Yen (ca. 268,5 Mio. €). Dabei handelt es sich – rekordverdächtig – um das Zehnfache des Vorhalbjahresgewinns. Auf den ersten Blick ist dieses Ergebnis positiv zu bewerten. Eine eingehende Betrachtung der vorgelegten Zahlen bringt aber die schnelle Ernüchterung. Dieser Nettogewinn ist nur Dank außerordentlicher Erträge in Höhe von rund 43 Mrd. Yen (ca. 319 Mio. €) möglich. Außerordentliche Erträge sind Einnahmen, die nicht im Rahmen der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit, sondern durch einmalige Ereignisse, wie z.B. Verkauf einer Tochtergesellschaft oder Immobilien, erzielt werden. Ohne diese „Sondereinnahme“ müsste Olympus einen Nettoverlust ausweisen.

Die Umsätze der einzelnen Geschäftsbereiche weisen eine leichte Verbesserung im zweiten Quartal gegenüber dem ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres auf (Ausnahme „Life Science“). Der Geschäftsbereich „Imaging“ erzielt 46,6 Mrd. Yen (ca. 346 Mio. €) Umsatz, das ist eine Steigerung von 13 % gegenüber dem ersten Quartal. Der operative Gewinn beträgt 1,37 Mrd. Yen (ca. 10,1 Mio. €), ebenfalls ein deutliches Plus im Vergleich zum Geschäftsjahresanfang. Diese Ergebnissteigerung kann durchaus im Zusammenhang mit der E-P1 gesehen werden. Inwieweit die Kamera ihrer angedachten Aufgabe als Erfolgsfaktor für Olympus wirklich nachkommt, wird das nächste Quartal zeigen. Absolute Stückzahlen veröffentlicht Olympus leider nicht.

Das kumulierte Halbjahresergebnis im Geschäftsbereich „Imaging“ ist dann auch wieder ernüchternd. Die Umsätze sind um 37 % und der operative Gewinn um 85 % gegenüber dem Vergleichszeitraum rückläufig. Der operative Spartengewinn beträgt halbjährlich nur noch 1,7 Mrd. Yen (ca. 13 Mio. €). Dabei zeigt sich bei den Digitalkameras ein signifikanter Rückgang von über 40 % im Überseegeschäft. Die Umsatzveränderung im ersten Geschäftshalbjahr des laufenden Geschäftsjahres sieht in Übersee wie folgt aus:
 

Region Wachstumsrate Imaging-Umsatz 1. Geschäftshalbjahr
Japan -22,1 %
Nordamerika -42,2 %
Europa -43,4 %
Asien -32,7 %
Andere -32,4 %

 
Olympus rechnet mit einer Umsatzsteigerung von 21 % im Geschäftsbereich „Imaging“ für das zweite Halbjahr gegenüber dem Vorjahreshalbjahr. Die Umsatz-Prognose für die Digitalkamera-Verkäufe im gesamten Jahr korrigiert Olympus aber mit 174 Mrd. Yen (ca. 1,3 Mrd. €) nach unten. Lediglich im Geschäftsbereich „Information & Communication“ (u.a. Mobillösungen, Drucker) sieht Olympus größere Wachstumschancen.

Das Nettogewinnziel für das laufende Geschäftsjahr bleibt unverändert bei 40 Mrd. Yen (ca. 297 Mio. €).

(agün)