Sharp hat auf der Display Week 2009 einen Monitor vorgestellt, der mit fünf Primärfarben RGB+YC arbeitet und so 99 % des sichtbaren Farbbereichs darstellen soll:
Die von Sharp so getaufte „Multi-Primary-Color Technology“ arbeitet mit den fünf Primärfarben Rot, Grün, Blau (RGB) und Cyan und Yellow (Gelb); ein spezieller Bildprozessor sorgt für die Farbdarstellung. So soll der Gamut (der darstellbare Farbraum) 99 % der tatsächlichen Oberflächenfarben (gemäß Pointers Definition) erreichen. Inwieweit sich der CIE-Farbraum und der von Pointer unterscheiden bzw. gleichen, und was die „99 %“ exakt bedeuten, ist (uns) noch nicht klar. Auch wird nicht gesagt, welche Farben nicht erfasst sind – laut Farbfachmann Dietmar Meisel von Fotowand-Technic ist aber just das die entscheidende Frage: „99 % ist eventuell wenig, denn sie wissen nicht, was nicht erfasst ist. Zumindest sagen sie es nicht.“ Das betreffe in der Regel alle Künstlerfarben, wie z.B. Indigo oder Coelinblau. „Das ist so, als ob einer sagt: beim Schrotthändler bekomme ich 99 % aller Metalle für wenig Geld, und die Chance, dass da Gold bei ist, könnte doch bestehen.“ Die Resultate werden mit dem Fünf-Farben-Monitor besser, keine Frage, doch gibt es wichtige Farben, die auch mit fünf Primärfarben nicht dargestellt werden können.
Laut Sharp jedenfalls sollen sich mit diesem Monitor „annähernd alle“ Oberflächenfarben farbrichtig wiedergeben lassen, inklusive bislang so heikler wie zum Beispiel der Farben des Meeres (smaragdblau), von Blasinstrumenten (goldgelb) oder Rosen (karmesinrot).
Nun will Sharp diesen Monitortyp weiter verbessern und sich bemühen, ihn dem praktischem Einsatz zuzuführen, was wohl heißen soll, dass der Bildschirm in Serie geht, wenn er denn marktreif ist.
Spezifikationen Fünf-Primärfarben-LCD | |
Bildschirm | 60,5 Zoll |
Auflösung | 1920×1080 Pixel |
Helligkeit | 450 cd/m2 |
Kontrast | 2000:1 |
Farbwiedergabe | mehr als 99% des Farbraums für Oberflächen lt. Pointer |
Farbtemperatur | 6500 K |
(thoMas)
Nachtrag (3.6.2009; 13:45 Uhr): Das Ende des ersten Absatzes wurde geändert bzw. um den Konjunktiv bereinigt („die Resultate könnten mit dem Fünf-Farben-Monitor …“), da der Eindruck entstehen konnte, dass dies in Frage stellt, ob sich die Resultate tätsächlich verbessern (eigentlich sollte der Konjunktiv nur das Zitat deutlich machen). Wie dem auch sei. Die Farbwiedergabe wird sich nach den vorliegenden Information verbessern, wobei bleibt, dass bestimmte Farben von keinem Monitor darstellbar sind.
Schön und gut
…aber was nützt so ein Minderheitensystem ohne entsprechende Infrastruktur? Und wie sinnvoll ist es, Bilder auf einem 5-Farben-Monitor zu bearbeiten, die auf 99% der anderen Monitore der Welt dann nur noch verkrüppelt darstellbar sind?
P.S.: Mir ist übrigens noch nicht aufgefallen, das Blasinstrumente auf einem handelsüblichen Bildschirm falsche Farben gehabt hätten…
Selbst die Mondlandung war erst ein kleiner Schritt
Auf jeden Fall ist es ein kleiner Schritt nach vorn, mit Mehrfarbenmonitoren den höheren Gamut zu erzielen. Wie es eben auch Mehrfarbensysteme und Mehrfarbendrucker zu diesem Zweck gibt und sich diese Qualitätsstufe somit nicht mehr nur auf Drucker beschränkt. Sondern evtl. dadurch bereits am Monitor beurteilen läßt.
Aber das angestrebte Ziel echter Farbdarstellung, noch dazu einzelner Farbwerte, wird nur langsamen Schrittes erreicht. Vollmundige Werbe-Versprechungen entpuppen sich oft schon bei genauem Hinhören doch nur als Trippelschritte nach vorn.
Wissen Verbaucher schon seit einigen Jahren: Echtfarbdrucker und Echtfarbmonitore geben Objektfarben keineswegs in voller Pracht wieder, wie sie z.B. auf einem Gemälde oder im Farbtopf auftauchen – wiewohl der Begriff Echtfarbe höchste Qualität suggerierte. Sie sind dennoch besser als die Vorläufer, aber genügen den mitwachsenden Ansprüchen nicht auf Dauer.
Dietmar Meisel
Fünf Farben?
Was soll der Quatsch?