Silhouette Dynax 9Runtime, eine aus dem Minolta-Service hervorgegangene Kamerawerkstatt in Bremen, kann der analogen Profikamera Dynax 9 wieder die (autofokussierende) Zusammenarbeit mit Sony- und Minolta-SSM-Objektiven beibringen. Noch 200 Kameras können die Bremer dank einer letzten Sony-Teilelieferung jetzt nachrüsten:

Foto Dynax 9 von Minolta

Die Dynax 9 aka Maxxum 9 hatte Minolta 1998 vorgestellt. Ein Jahr später folgte mit der 9Ti ein Sondermodell im zum Teil aus einer Titanlegierung bestehenden Gehäuse mit leicht veränderter Kameraelektronik. Die beiden Modelle sollten die letzten für den professionellen Gebrauch konzipierten Spiegelreflexkameras des Kamerahersteller Minolta bleiben, der sich bis 2006 als „Konica Minolta“ aus dem Endkundengeschäft zurückzog. Unter anderem wegen des robusten Gehäuses und des erstklassigen Suchers sind die Dynax 9 und 9Ti bis heute bei vielen Anwendern im Einsatz, auch wenn neuere Kameras zum Teil modernere Technik bieten.

2003 stellte Minolta die ersten beiden Objektive mit integriertem Autofokusmotor vor. Von Sony, die Minoltas Spiegelreflexkamerasortiment fortführen, folgten bis heute vier weitere. Diese Objektive mit Supersonic-Wafe-Motor (SSM; siehe rechts z.B. das Vario-Sonnar 2,8/16-35 mm SSM) arbeiten zwar mit der im Jahr 2000 präsentierten Dynax 7 sowie den folgenden Kameras zusammen, Foto des Carl Zeiss Vario-Sonnar 2,8/16-35 SSMlassen sich aber an der Dynax 9 und 9Ti nur per Hand fokussieren. Der Autofokus funktioniert – wie bis dahin bei Minolta üblich – nur mit Objektiven, die sich durch eine Antriebswelle über den Kamera-eigenen AF-Motor scharfstellen lassen.

Minolta bot den Käufern eines SSM-Objektivs die kostenlose Umrüstung der 9 oder 9Ti an. Die bringt den Kameras nicht nur die Zusammenarbeit mit den Autofokus-Antrieb der SSM-Objektive bei, sondern beschert ihr nebenbei auch die ADI-Blitzsteuerung, welche die Entfernung zum Motiv berücksichtigt, sofern ein D-Objektiv mit Entfernungsencoder und ein ADI-fähiges Blitzgerät (eingebauter Blitz, 5600 HS (D), 3600 HS (D), Sony-Blitzgeräte etc.) eingesetzt werden. Mit einem D-Objektiv kann die Kamera die Mehrfeld-Belichtungsmessung auch bei manueller Fokussierung einsetzen.

Foto der Dynax 9 aufgedröselt

Die Umrüstung war auch im „European Repair Centre Bremen“ der Runtime-Contract GmbH möglich, das aus der Bremer Service-Werktstatt von Konica-Minolta hervorgegangen war und das in Sonys Auftrag nach wie vor den Reparaturservice für die Dynax-Kameras übernimmt. Die Bremer waren wohl die letzte Werkstatt weltweit, in der noch das nötige Know-How und die nötigen Ersatzteile für die SSM-Modifikation vorhanden waren, wie die Mitglieder des Forums von dyxum.com im Frühjahr 2008 auf der Suche nach weiteren Ansprechpartnern feststellten. Für den Austausch der Hauptplatine samt Hauptprozessor berechnete Runtime zuletzt 150 Euro zzgl. Mehrwertsteuer und Versandkosten. Bis zum Oktober 2008 gingen aber auch Runtime die raren Ersatzteile aus.

Die Mitglieder des deutschsprachigen Minolta-Forums reichten daraufhin eine Petition bei Sony ein, die auf weltweite Unterstützung stieß. Über 100 Kamerabesitzer aus aller Welt bekundeten ihren Wunsch, ihre Dynax 9 umrüsten zu lassen. Und die sind Sony, scheint es, als loyale Kunden und potentielle Käufer der SSM-Objektive wichtig. „Die Petition wurde wohlwollend aufgenommen“, stellte Daniel Wendt-Fröhlich, der als Techniker bei Runtime für den Umbau der Dynax 9 zuständig ist, gegenüber photoscala fest.

SSM-Prozessoren

Zwar gibt es keine Hauptplatinen mit der aufgelöteten, SSM-kompatiblen Elektronik mehr, Wendt-Fröhlich kann die Platinen aber jetzt selbst bestücken. Dazu verheiratet er ursprünglich für die Dynax 9Ti bestimmte Hauptplatinen mit neuen, SSM-fähigen Prozessoren. Die alten, etwa 400 Füßchen zählenden Mikrochips müssen vorher allerdings erst von der Platine abgelötet werden, laut Wendt-Fröhlich der aufwendigste Schritt des Umbaus. Weshalb sich der Preis auf nun 200 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer und Versandkosten verteuert. „Damit werden gerade Teile und Aufwand gedeckt, verdienen tut hier niemand was dran“, so der Runtime-Mitarbeiter.

200 SSM-fähige Prozessoren hat er nun vorliegen, die benötigten Platinen sind laut Sony ebenfalls noch vorrätig. „Danach ist definitiv Schluss“, so der Techniker. Ob sich nach einer Transplantation der Elektronik in eine Dynax 9 die der 9Ti vorbehaltenen zusätzlichen Custom-Funktionen freischalten lassen, versucht er gerade zu klären.

Einschub #1 (14. Mai 2009):
Nein, die zusätzlichen Custom-Funktionen der Dynax 9Ti könne er bei dem Umbau nicht freischalten, teilte uns Daniel Wendt-Fröhlich heute mit. Die ursprünglich für die Dynax 9Ti entwickelte Hauptplatine lässt sich mit der passenden Konfiguration des Prozessors auch in der Dynax 9 verwenden. Nach Wendt-Fröhlichs Informationen verhindert eine etwas andere Ansteuerung der Autofokusmodule der beiden Kameras jedoch, dass die für die 9Ti entwickelte Konfiguration in einer Dynax 9 eingesetzt werden kann.
[Einschub Ende]

Einschub #2 (3. Januar 2011)
Matthias Paul beschreibt in unten stehendem Kommentar und im dort verlinkten Beitrg im Minolta-Forum, wie sich die Custom-Funktionen der 9Ti auch bei der Dynax 9 freischalten lassen, falls die passende Platine in der Kamera zum Einsatz kommt.
[Einschub #2 Ende]

Kunden aus Deutschland können ihre Dynax 9 direkt nach Bremen zur Runtime Contract GmbH (Adresse siehe unten) schicken, Dynax-9-Nutzer aus dem EU-Ausland und der Schweiz sollen sich an ihr örtliches Service-Center wenden. Für außereuropäische Kunden sucht man derzeit nach einer Lösung, auch sie sollten sich zunächst an ihren Konica-Minolta-Kameraservice wenden, so Wendt-Fröhlich.

Siehe auch:
Runtime Contract GmbH
Hohweg 5
28219 Bremen
Tel.: 0421 / 52 62 80; Montag bis Freitag, 09:00 – 13:00 Uhr

SSM-Upgrade für Minolta Dynax 9 wieder möglich! (Wendt-Fröhlich im Minolta-Forum)

(mts)
 
 
Unser Dank für die Fotos geht an Minolta und Sony (Produktfotos), an Daniel Wendt-Fröhlich (Prozessoren) und an Rolf (offene Dynax 9).