Im österreichischen Schloss Tollet ist derzeit, und noch bis 15. November 2009, ein anschaulicher Überblick über die Geschichte der Projektion von der Laterna Magica bis zur digitalen Projektion zu bestaunen, der uns u.a. auch zeigt, wie einst der Teufel an die Wand gemalt wurde:
Die Ausstellung „BilderLeuchten“ in den renovierten Räumen des Renaissanceschlosses in Tollet zeigt ab dem 23. April 2009 über 80 Exemplare unterschiedlichster Projektoren. Sie spannt den Bogen von der historischen Lichtlaterne über den inzwischen fast ausgestorbenen Diaprojektor bis hin zum digitalen Beamer wie er heute eingesetzt wird.
Die gezeigten Projektionsmedien reichen von historischen Hinterglasbildern über Dias, wie man sie aus den Diashows von Vortragsreisenden wie Reinhold Messner kennt, bis zu digitalen Filmen in HDTV-Qualität. Der Besucher hat die Möglichkeit, über einen Touch-Screen-Monitor die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten von Projektionen kennen zu lernen und einen Blick in die Entwicklung aktueller Projektionssoftware zu werfen.
Ein Filmportrait der Projektionskünstler Ruth Baumer und Günther Holzhey, die mit ihrer Laterna Magica noch heute ihr Publikum verzaubern und mit Bildern Geschichten erzählen, rundet die Ausstellung ab.
Die Gestalter der Ausstellung wollen dem Besucher die Ursprünge der modernen Projektion zeigen: Er findet sich in der zauberhaft fremden Welt der Laterna Magica des 17. und 18. Jahrhunderts. Das Renaissanceschloss Tollet bietet die Möglichkeit, die Stimmung historischer Laterna-Magica-Vorführungen wiederzugeben. Es waren damals meist Teufel- und Geistervorführungen mit dem mehr oder weniger erklärten Ziel, dem einfachen und wenig gebildeten Volk Angst und Schrecken einzujagen oder abtrünnige Kirchgänger wieder zum rechten Glauben zurück zu holen.
In praktischer Anschauung erfährt der Besucher, woher der auch heute noch gebräuchliche Ausspruch kommt, dass jemand „den Teufel an die Wand male“. Es sind die gruseligen Bildprojektionen der angehenden Neuzeit, die hier besonders realistisch dargeboten werden. Zu diesem Zweck wurden zwei Museumsräume in diese Zeit zurückgebaut und das geheimnisvoll mystische Ambiente wird zusätzlich durch Effektlichter, Kulisseneinbauten und aufsteigende Rauchschwaden verstärkt.
Die chronologische Abfolge der Ausstellung gibt auch einen Einblick in die Zeit, in der sich die Laterna Magica als Massenmedium durchsetzte. Sie wurde damals auf Jahrmärkten oder als Pausenfüller bei Theatervorführungen eingesetzt und sollte Ereignisse der Weltgeschichte vermitteln. Der „Untergang der Titanic“ oder „der Untergang von Pompeji“ sind herausragende Beispiele, wie Bilder von Katastrophen anschaulich und authentisch das Publikum fesseln sollten. Als Projektionsmedien kamen damals noch Hinterglasbilder zum Einsatz, denn die Projektion mit Dia und der Wochenschaufilm waren noch nicht erfunden.
Als gewissermaßen Urgroßvater elektrischer Projektionsgeräte ist der Leica-Projektor „Uleja“ von 1926 ausgestellt, der einen Siegeszug durch die Welt antrat und dann in den folgenden Jahrzehnten durch verbesserte Projektoren anderer Hersteller wieder vom Markt verschwand. Auch die Vorfahren unserer heutigen Videobeamer finden sich hier wieder. Klobig, schwer und nur von Spezialisten zu bedienen. Und das alles mündete dann in kleine, handliche Geräte mit hoher Bildauflösung und Lichtstärke wie sie heute im Heimkino stehen.
(CJ)
Informationen:
Kulturama Schloss Tollet
Ausstellung: Noch bis 15. November 2009 können sich die Besucher „in eine Welt verzaubern lassen, in der erst die Bilder und dann die Augen leuchten“.
Führungen (ca. 45 min): An Sonntagen von 14-18 Uhr zur vollen Stunde, bei Bedarf auch jede halbe Stunde. An Wochentagen nach Vereinbarung.
Eintritt: € 7,-, € 6,- (Gruppen ab 8 Besuchern), Schüler zahlen die Hälfte.
BilderLeuchten (Film zur Eröffnung bei HT1 Hausruck)
Talk mit Ernst Martinek (Gespräch zur Eröffnung bei HT1 Hausruck)