Foto der S5 micron von SilvestriIn Mailand findet vom 27. – 30. März 2009 die italienische Photoshow statt, die immer im Frühjahr, abwechselnd in Rom und Mailand, durchgeführt wird. Vor diesem Hintergrund soll hier ein Blick über die Alpen auf die italienische Fotowirtschaft geworfen werden:

Auf der Photoshow – photo and digital imaging werden sich ab heute vier Tage lang ca. 300 Aussteller im Messezentrum fieramilanocity in der Innenstadt von Mailand präsentierten. Darunter auch die italienische Fotowirtschaft, an der die Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte auch nicht spurlos vorüber gegangen sind. Hersteller wie Morsolin, die mit der Argus im Jahre 1921 eine Kleinbildkamera vorgestellt hatten, sind ebenso verblichen wie die Kamerahersteller Bencini oder S.A.R.A., die 1947 auf der Messe in Mailand die Kleinbildspiegelreflexkamera Rectaflex, vorgestellt hatten. Vom Markt verschwunden sind auch der einstmals zur Bosch-Gruppe zählende Projektorenhersteller Silma in Rivoli Torinese oder die Firma P. Malinverno, die in Malnate Mittelformat-Projektoren herstellte und deren ehemaliges Firmengrundstück gerade umgenutzt wird.

Theta R von Durst

Andere Firmen wie Durst in Brixen haben sich in den letzten Jahren neue Schwerpunkte jenseits der Fotografie erschlossen. Der Südtiroler Hersteller Durst, der sich vor drei Jahren aus dem Bereich des analogen Fotolabors zurückgezogen hat, setzt in Italien immer noch etwa 10-15 % innerhalb der Fotobranche um. Schwerpunkte sind hier digitale Labors, wie sie z.B. in den Bereichen wie der Hochzeitsfotografie, in Fachlabors oder bei der Produktion von bebilderten Fotoalben zum Einsatz kommen. Die Schwerpunkte für Durst im italienischen Markt liegen heute in zahlreichen unterschiedlichen Ink-Jet-Anwendungen von Roll-to-Roll über Flattbed bis zum Bedrucken von Keramik.

Foto einiger Ferrania-Produkte

Vom früher zum amerikanischen Mischkonzern 3M gehörenden Filmhersteller Ferrania SpA, der seit dem 25. Juli 2005 als Ferrania Technologies SpA zum italienischen Schiffahrtsimperium Ignazio Messina & Co. S.p.A. in Genua zählt, hat man in den vergangenen Monaten kaum noch etwas gehört. Seit auch das Büro in Neuss nicht mehr besetzt ist, wurde über einen Rückzug des 1923 gegründeten Herstellers aus dem Fotosektor spekuliert.

Nach Aussagen von Marco Descalzo, dem General Manager Photo Color & Inkjet bei Ferrania, werden im italienischen Ferrania Werk in Cairo Montenotte (Savona) fraz. Ferrania weiterhin Farbnegativfilme der Empfindlichkeiten ISO 100/21°, 200/24° sowie 400/27° und ISO 800/30° produziert, wobei der höchstempfindliche Film vorwiegend in Einwegkameras zum Einsatz kommt. Zumindest für 2009 scheint die Filmproduktion damit gesichert zu sein. Wie andere Filmhersteller hat auch Ferrania in den vergangenen Jahren sein Sortiment um Inkjet-Papiere, Tinten und Toner erweitert, die unter dem Namen OptiJet verkauft werden. Darüber hinaus hat man für den italienischen Markt den Vertrieb von Tetenal-Produkten für Minilabs übernommen.

Foto der Yashica EZ F9

Traditionell im Vertrieb von Fotoprodukten aktiv ist das Handelsunternehmen Fowa S.p.A.. Das Unternehmen geht zurück auf die 1958 von der Familie Winkler gegründete Firma Fotoexacta, welche die Marken Nizo, Exacta, Yashica und Metz nach Italien importierte. Mit dem 1971 erfolgten Umzug an den heutigen Standort in der Via Tabacchi 29 in Turin änderte sich auch der Name in Fowa S.p.A. Später kamen weitere Marken wie Vivitar, Gepe, Chinon und Cokin zum Sortiment hinzu. Im Jahre 1975 wurde der Vertrieb von Hasselblad und der Marke Contax übernommen, die gerade unter die Regie von Yashica geschlüpft war. Im Jahr 1991 kam mit der Gründung der Nital S.p.A. der Vertrieb von Nikon-Kameras zur Gruppe hinzu. Während Nizo, Exacta und Chinon heute nicht mehr zum Vertriebssortiment zählen, da die Hersteller aus dem Markt ausgeschieden sind, werden Kameras der Marke Yashica, die inzwischen zur Gruppe um MF Jebsen in Hong Kong zählt, auch heute noch vermarktet. Produziert werden zumindest einzelne Kameras des Yashica Sortiments bei Haking aus Hong Kong.

Foto der S5 micron von Silvestri

Während sich Hersteller wie Silvestri srl. in Montespertoli in der Provinz Florenz – in Deutschland im Vertrieb von Linhof – auf spezifische Nischen und Kamera-Kleinstserien für spezielle Anwendungsbereiche konzentrieren, hat sich der Stativhersteller Manfrotto mit der Vitec Group als Eigentümer zum weltweit aktiven Großserienproduzenten von Stativen entwickelt.

Foto aus der Fertigung bei Manfrotto

Die Geschichte der Marke Manfrotto beginnt 1960, als der Fotograf und Reporter Lino Manfrotto bei seiner Arbeit für die Tageszeitungen „il Gazzettino“ und „il Giornale di Vicenza“ unhandliche Stative für Blitze und Lampen einsetzen musste. Der Tüftler Manfrotto konstruierte eine erste tragbare Lösung für die Beleuchtung, stabiler und dennoch praxisgerechter als alles, was damals zu finden war. Die in einer Garage produzierten ersten Produkte zeigte Lino Manfrotto der Öffentlichkeit auf der photokina 1970 in Köln.

Erste Verkaufserfolge und das Zusammentreffen mit dem späteren kongenialen Parter Gilberto Battocchio zwei Jahre später legten den Grundstein für die Erfolgsgeschichte Manfrottos. Die Kombination von technischem Genie (Battocchio) und weitsichtigem Marktkenner (Manfrotto) führte bereits 1974 zur Vorstellung des ersten leichten und anwenderfreundlichen Kamerastativs .

1989 folgte die Integration des Unternehmens in die an der Londoner Börse gelistete Vitec Group, die als Holding weltweit führende Hersteller und Marken wie Gitzo und Sachtler aus den Bereichen ‚Lighting’, ‚Staging’, ‚Foto’ und ‚Video’ unter einem Dach vereint. 2004 verlässt Manfrotto das operative Geschäft und im gleichen Jahr wird der Manfrotto-Vertrieb in die Bogen Imaging Italia übergeführt. Mit der Integration in die Vitec Gruppe wurde auch die Produktion der französischen Marke Gitzo zu Manfrotto nach Italien verlagert.

(CJ)