Bevor China zur längsten Werkbank der Welt wurde, entwickelte sich Hongkong zur Fertigungsdrehscheibe für zahlreiche Anbieter, die sich nach einem preisgünstigeren Standort umsahen. W. Haking Enterprises wuchs hier zur Boomzeit einfacher Analogkameras zum größten Hersteller der Welt mit über 100 Mio. produzierten Kameras:
Mit einem kleinen, eher unscheinbaren Stand zwischen Rahmen- und Photoalbenanbieter und fernab der großen Namen der Fotobranche präsentierte sich auf der photokina 2008 das Unternehmen W. Haking Enterprises Ltd. aus Hongkong mit analogen und digitalen Kameras. Mit über 100 Millionen produzierten Kameras waren Haking Enterprises mal der Stückzahlriese unter den Kameraherstellern. Auf den Markt kamen die Produkte aus Hongkong sowohl unter den Eigenmarken Haking, Halina und der ehemaligen GAF-Marke Ansco. Darüber hinaus produzierte Haking als OEM-Hersteller für zahlreiche andere, in der Hauptsache Handels- Marken.
Mitte der 1950er Jahre sah Haking Wong (1906-1996) für seine in Hongkong eingerichtete Fertigung von einfachen Stoffschuhen und die Massenproduktion von Zahnbürsten aus Kunststoff keine langfristige Perspektive mehr und suchte nach einem weiteren Standbein für sein Unternehmen. Gemeinsam mit Pauline Chan, die vor dem zweiten Weltkrieg ihr Studium der schönen Künste (Arts) abgeschlossen hatte, gründete er 1956 in der damaligen britischen Kronkolonie Hongkong die Firma W. Haking Enterprises Ltd.
Im Windschatten der japanischen Kameraindustrie entwickelte sich das Unternehmen mit zumeist einfachen Kameras, die in den Anfangsjahren noch teilweise aus Metall gefertigt waren, zu einem der weltweit größten Hersteller von Kameras und Ferngläsern. Während der Firmenname vom Personennamen Haking stammt, wurden frühe Kameras nach der Mitgründerin Paulette benannt. Mit den, nach Umstellung der Fertigung auf Kunststoffspritzguss, zu sehr niedrigen Kosten produzierten Kameras wurden im Laufe der Jahre zahlreiche andere Marken mit Produkten von Haking beliefert.
Das Verkaufstalent von Pauline Chan sorgte dafür, dass das Unternehmen lange Zeit florierte. Aus den Erträgen des Unternehmens stifteten sowohl Dr. Haking Wong CBE, LL.D (Hon) als auch seine Geschäftspartnerin Dr. Pauline Chan OBE, BA, LL.D (Hon), JP größere Summen für universitäre Einrichtungen in Hongkong. Während H. Wong im Jahr vor der Rückgabe Hongkongs an China verstarb, war Frau Chang noch bis etwa zum Jahr 2000 im Unternehmen aktiv und lebt heute noch – über 90jährig – in Hongkong.
Mit der schnellen Öffnung Chinas als Fertigungsstandort und dem Aufkommen der digitalen Kameras war die Firma Haking zwei Herausforderungen ausgesetzt, die in Summe für das Unternehmen kaum zu bewältigen waren. Nach dem Rückzug der energischen Verkäuferin Pauline Chan aus dem Unternehmen gab es kaum noch Lebenszeichen aus dem Haking Industrial Building. Das änderte sich erst, als das Unternehmen im März 2002 mit der Übernahme durch Dr. Tony Chak-Leung Tai & Dr. Tai-Chin Lo unter neue Führung kam. Nun wurde die Fertigung aus Hongkong in eine neue Fabrik verlagert, die sich in Xinhui (Guangdong) im südlichen China befindet, wo heute drei Viertel der weltweiten Kameraproduktion angesiedelt sind. Nachdem in der Vergangenheit in unmittelbarer Nähe zur Verwaltung produziert wurde, liegt der neue Produktionsstandort etwa 100 km westlich des Firmensitzes, der in Hongkong verblieben ist.
Neben den immer noch im Fertigungsprogramm befindlichen Kleinbildkameras werden noch APS-Modelle und zunehmend digitale Kompaktkameras sowie Ferngläser gefertigt. Bei den Ferngläsern umfasst das Programm heute konventionell aus Metall gefertigte Modelle ebenso wie Leichtgewichte aus glasfaserverstärktem Kunststoff und besondere Versionen für den Einsatz zu Wasser. Haking hält derzeit nach eigenen Aussagen eine Fertigungskapazität von 700.000 Kameras und 180.000 Ferngläsern pro Monat vor. Die Hauptabsatzmärkte für die weiterhin unter den Namen Halina und Ansco vertriebenen Produkte sind die USA und Großbritannien.
(CJ)
Halina
Wer den Link folgt findet auch der Name Yashica wieder…
Hans E
Legende?
Die Fotowelt wäre auch gut ohne die angeführten Marken zurechtgekommen.