Was, fragt man sich gelegentlich, ist eigentlich Fotokunst? Sind etwa die jetzt als Buch veröffentlichten Porträt-Fotografien von Pat York tatsächlich Kunst? Oder würde es nicht reichen, von ihnen einfach als „Fotografien“ zu sprechen?
Es fängt schon mit dem Cover an: Wir sehen den lächelnden Andy Warhol, jenen Mann also, der einmal den verblüffenden Satz geprägt hat: „Ein gutes Foto heißt für mich: Es muss scharf sein und einen Prominenten zeigen.“ Die Offenheit, mit der Warhol stets der Sphäre der Prominenz und des Glamours zugetan war, ist auch der amerikanischen Fotografin Pat York eigen. Auch ihre Bilder sind scharf und zeigen beinahe ausnahmslos Prominente.
Wären die Protagonisten ihrer Arbeiten nicht prominent, man würde diese Bilder womöglich nicht wahrnehmen. Doch weil ihre Hauptdarsteller prominent sind, werden ihre Bilder in prominenten Kunstgalerien gezeigt und finden auch einen Buchverleger. Doch, um Missverständnissen vorzubeugen: Diese Fotografien sind keinesfalls schlecht: Sie sind mal gute, mal bessere Porträtfotografien. Doch jenen Drang „zum zutiefst Menschlichen“, den die Herausgeber in ihnen erkennen: Er erschließt sich dem Betrachter nur wenig.
Wer sich für die Welt des Films und der Kunst interessiert, dem sei das Buch trotzdem ans Herz gelegt. Während Yorks Arbeit als Bildjournalistin bei Magazinen wie „Vogue“ und „Glamour“ entstanden eine Vielzahl von Bildnissen, die man gerne betrachtet. Nicht unbedingt wegen des Künstlerischen: Die Bildsprache des Bandes ist kaum persönlich es ist kein individueller, subjektiv-fotografischer Stil zu erkennen. Trotzdem kann man dieses Buch mögen: Ganz einfach, weil man interessante Schauspieler und Künstler wie Jane Fonda, Robert Rauschenberg, Jasper Johns, Jeff Koons, Damien Hirst, Steve Martin, Michel Piccoli oder Kiki Smith gerne da hatte Warhol ganz recht auf scharfen Fotografien betrachtet.
Was aber ist Fotokunst? Was ist eine künstlerische Porträtfotografie? Was macht die Besonderheit großer Porträtisten wie Richard Avedon oder August Sander aus? Wer mehr darüber erfahren möchte, der lese Klaus Honnefs schon 1982 erschienenes Buch „Lichtbildnisse. Das Porträt in der Fotografie“. Immer noch eines der besten zu einem überaus spannenden Thema.
(Marc Peschke)
Pat York
Fame & Frame (bei amazon.de)
Mit einem Vorwort von Jean-Christophe Ammann
Verlag teNeues
Gebunden. 96 Seiten. 60 Abbildungen. Englisch, Deutsch, Französisch
ISBN 978-3-8327-9263-3
€ 29,90
Nich weil sie prominent sind,
sonder eher, obwohl sie prominent sind, sind diese Aufnahmen von Leuten, zum Teil in Situationen, die viel über sie aussagen, interessante Aufnahmen.
“Sie sind mal gute, mal bessere Porträtfotografien. Doch jenen Drang „zum zutiefst Menschlichen“, den die Herausgeber in ihnen erkennen: Er erschließt sich dem Betrachter nur wenig.”
Also, ich hingegen kann da dem Herausgeber gut folgen.
Dietmar
Kunst vs Fotografie?
Sind etwa die jetzt als Buch veröffentlichten Porträt-Fotografien von Pat York tatsächlich Kunst? Oder würde es nicht reichen, von ihnen einfach als „Fotografien“ zu sprechen?
Aha. Na dann bin ich jetzt mal auf eine Definition von “Kunst” gegenüber “Fotografie” vom Autor des Artikels gespannt.