Josef Schulz fotografiert Grenzarchitekturen, holt Vergangenes auf geheimnisvolle Weise ins Jetzt:
„übergang“ ist der Titel einer Fotoserie von Josef Schulz, die noch bis zum 7. März 2009 in der Galerie Wagner+Partner zu sehen ist. Während seines Stipendiums der Friedrichshafener ZF Kunststiftung fotografierte er aufgelassene Grenzübergänge Relikte einer vergangenen Zeit.
Melancholisch sehen sie aus, die menschenleeren Gebäude: eine dokumentarische Reihe, die gar nicht aus dem Alltag gegriffen scheint. Sie muten an wie Modelle, Symbole nationaler Grenzen, die im heutigen Europa immer weniger wichtig sind die innerhalb des Gebietes des Schengener Abkommens keine Bedeutung mehr haben. Doch in gewisser Weise nur auf dem Papier, meint der Fotograf: „Eine wichtige Erkenntnis bei meinen Reisen war, dass die Erfahrung der Grenze, des Anderen, des Fremden, trotz offener Grenzübergänge und fehlender Kontrollen noch deutlich zu spüren ist. Obwohl man lediglich zwei-, dreihundert Meter gefahren ist, betritt man immer noch eine gänzlich andere Gesellschaft.“

Es ist eine strenge, mit der Großbildkamera entstandene Fotoarbeit. Eine Serie, die Zeitgeschichte dokumentiert, die dennoch nicht ganz dokumentarisch ist: Den Hintergrund (und damit die landschaftliche Zuordnung) schwächt der 1966 in Polen geborene Düsseldorfer Fotokünstler und Meisterschüler Thomas Ruffs ab und lässt die verlassenen Architekturen im Grenzland durch die digitale Nachbearbeitung um so deutlicher hervortreten. Er setzt auf die inszenierende Kraft des Fotografischen.
„Mein Interesse an diesen Orten einstiger Grenz-Erfahrungen“, so der Fotograf, „ist nicht zuletzt auf meine eigene Biographie zurückzuführen. Ich bin in Polen aufgewachsen, einem Land, dessen Territorium mehrmals in der Geschichte verschoben worden ist. Bald werden auch hier die Grenzbeamten entschwinden. Die Grenzstationen werden harmlos wirken doch die beunruhigenden Bilder im Kopf werden sie noch lange wachrufen.“
In der Vergangenheit ist Josef Schulz mit seinen Fotografien von großen Einkaufszentren aufgefallen, deren Fassaden den öffentlichen Raum Europas nachhaltig verändern. Nach der funktional-plakativen, uniformen Architektur der Shopping Malls zeigt sich Schulz, der 2001 als „Europäischer Architekturfotograf“ ausgezeichnet wurde, hier als Schöpfer stiller Fotografien, die von der Geschichte Europas erzählen Vergangenes auf geheimnisvolle Weise ins Jetzt holen.
(Marc Peschke)
Ausstellung:
Josef Schulz – übergang
23.01.07.03.2009
Wagner+Partner
Karl-Marx-Allee 87
10243 Berlin
T +49.30.21 96 01 37
Do Sa 12-18 h
Eröffnung mit dem Künstler
Freitag 23.01., 1922 h
Buch:
Josef Schulz: Übergang
Gebunden. 40 Seiten. 27 x 22 cm
Schaden Verlag. Köln 2007
ISBN 978-3-932187-57-5
29,80 Euro
Schön
Unspektakulär, aber schön anzuschauen.
Unspektakulär?
Was ist denn spektakuläre Fotografie? Ein Kindersoldat im Weltraum?
Ok, dann bist Du wohl auch kein großer Fan der Meeresaufnahmen von Sugimoto, wie? Hehe.
Es freut zu sehen dass diese
Es freut zu sehen dass diese Einrichtungen noch existieren. Die werden in ein paar Jahren wieder gebraucht, wenn die EU auseinander fällt. Zumindest hoffentlich, denn die wirtschaftlichen und kulturellen Interessen sind zu verschieden.
Gast schrieb:
Es freut zu
[quote=Gast]Es freut zu sehen dass diese Einrichtungen noch existieren. Die werden in ein paar Jahren wieder gebraucht, wenn die EU auseinander fällt. Zumindest hoffentlich, denn die wirtschaftlichen und kulturellen Interessen sind zu verschieden.[/quote]
Genau, es gibt ja nichts schöneres als grenzen und mauren.
Die fotos find ich aber gut. Mal eine frage an die profis, rentieren sich solche projekte für fotografen?
Gast schrieb:
Zumindest
[quote=Gast]Zumindest hoffentlich, denn die wirtschaftlichen und kulturellen Interessen sind zu verschieden.[/quote]
das erklär doch mal genauer!