Das Thema des opulenten Bildbandes „Hasselblad Masters“ ist „Leidenschaft“ – und die „Creme de la Creme der weltweiten Fotoszene“, so die Herausgeber, hat das Thema auf sehr unterschiedliche Art und Weise visualisiert:
Foto: Kevin Then; © Hasselblad Masters, published by teNeues
1700 Teilnehmer bewarben sich beim renommierten „Masters“-Wettbewerb, eine Vorjury wählte 100 Finalisten aus, aus denen die Hauptjury zehn „Hasselblad Master“ aussuchte. 10 von 1700, die jetzt in dem opulenten Bildband „Hasselblad Masters“ gewürdigt werden. Benjamin Antony Monn, Louie Palu, Andrej Kopac, Julia Fullerton-Batten, Bronek Kozka, Hans Strand, August Bradley, Morfi Jiménez Mercado, Gregor Halenda und Kevin Then heißen die glücklichen Gewinner. Das Thema diesmal war „Leidenschaft“ und die „Creme de la Creme der weltweiten Fotoszene“, so die Herausgeber, hat das Thema auf sehr unterschiedliche Art und Weise visualisiert.
Foto: Julia Fullerton-Batten; © Hasselblad Masters, published by teNeues
Ihnen allen gemeinsam ist ein Hang zur Perfektion, zur vollendeten technischen Beherrschung der Spitzenkamera. Doch viele der hier gezeigten Arbeiten wirken überladen, so aufwändig inszeniert, dass kaum Freiraum für eigene Gedanken bleibt. „Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzu zu fügen gibt, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann“, schrieb einmal Antoine de Saint-Exupéry und ein anderer, Walter Rathenau, hat es auf den Punkt gebracht: „Je vollkommener etwas ist, desto schwerer ist es uns, es zu lieben.“ So ist es auch mit den hier vorgestellten fotografischen Arbeiten: Ihre Bildsprache ist zu perfekt, um sie zu einer Herzenssache zu machen.
Foto: Bronek Kozka; © Hasselblad Masters, published by teNeues
Das fängt schon beim Titelbild an und auch der Rest, ob die Architekturfotografien von Benjamin Antony Monn, die isländische Landschaften von Hans Strand, die Modefotografien von Kevin Then, die Motorrad-Bilder von Gregor Halenda, die Fashion-Bilder von Andrej Kopac: alles glänzende Oberfläche, perfekt gemacht, doch auch schon allzu oft gesehen und zumeist leider ohne Witz und Esprit. Eine düstere, schwere Arbeit gibt es immerhin in dem Foto-Wälzer, die als soziales Feigenblatt funktioniert: Der amerikanische Fotograf Louie Palu hat Obdachlose in den USA fotografiert, harte, realistische Schwarzweiß-Bilder. Ansonsten fällt nur noch die surreal-groteske Porträtserie des Peruaners Morfi Jiménez Mercado ins Auge die anderen „Hasselblad-Masters“ werden kaum im Gedächtnis bleiben.
(Marc Peschke)
Foto: August Bradley; © Hasselblad Masters, published by teNeues
Buch:
Hasselblad (Hrsg.)
Hasselblad Masters (bei amazon.de)
Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch und Italienisch
Gebunden. 240 Seiten. 170 Abbildungen
teNeues Verlag
ISBN 9783-8327-9262-6
79,90 Euro
Preisträger:
Masters 2008.
Den Musterbildern nach
ist die fotokünstlerische Entwicklung der “Creme de la Creme der weltweiten Fotoszene” in den 1940ern stehengeblieben – spätestens.
Oder sollte es an der Jury liegen?
Die Bilder der “Creme” erscheinen jedenfalls hybrid produziert worden zu sein – “hybrid” von Hybris.
Ist das scharf!
50 Megapixel Langeweile.
So so,
die Herrschaften hatten also schon die Muße, ein Belegexemplar zu betrachten. Wie darf, muss oder sollte moderne Fotografie denn aussehen? Jetzt aber bitte keine Verweise auf ergoogelte Dritte, eigene Werke bitte!
LG
Und da soll mal einer sagen
Und da soll mal einer sagen die künstlerische Fotografie sei nicht am Ende…
Besserkönner?
[quote=Gast]Und da soll mal einer sagen die künstlerische Fotografie sei nicht am Ende…[/quote]
Die künstlerische Fotografie bzw. Werbefotografie wird nicht an den “Besserkönnern” hier scheitern. Mund halten und den eigenen Schrott demütig in die Tonne treten. Bitte! Und damit verbunden – heftige Selbstkritik.
Die «Crème de la crème der Fotografie»
Genau dieses Getue von Hasselblad kotzt mich an. Früher, da gab es das Periodikum «Forum» und es gab jährlich einen internationalen Wettbewerb, wo man – falls man es nicht unter die Preisträger geschafft hat – wenigstens mit einem anständigen Brief, einem netten Schlüsselanhänger und einer CD mit angenehmer Musik entschädigt wurde.
Heute muss man den Bückling machen, wenn man nur schon ein Abo für «Victor» abschliessen will, und wenn man endlich so weit ist, kriegt man erst mal monatelang gar nichts. Und statt eines Wettbewerbs ziehen die Schweden die Willkür vor, pflücken sich für ihre «Masters» jene «Talente» aus, die ihrem selbstgebastelten «Idealbild» der Firma am nächsten kommen.
Ich will nicht behaupten, dass es vor ein paar Jahren noch viel besser war, aber wer in alten Forum-Ausgaben blättert, der kann unschwer erkennen, dass die Hasselblad-Fotografen früherer Zeiten um Längen kreativer waren, als die koksenden Sklaven der Fashion– und Werbeagenturen von heute. Hasselblad war immer schon ein bisschen elitär, aber nicht derart unverschämt.
Ich hoffe, dass Leica mit der Lancierung der S2 nicht jenen Weg beschreitet, den Hasselblad mit der Einführung der H-Reihe gegangen ist: Weg von der künstlerischen Fotografie, weg von der Reportage und hin zu einer Minderheit, die scheinbar ein unerschöpfliches Budget für sinnfreie, tote Bildstrecken haben. Der Charakter von Herrn Kaufmann lässt nicht gerade darauf schliessen. Aber wer weiss schon, was ihm seine Berater nahelegen.
die koksenden Sklaven der Fashion– und Werbeagenturen von heute
sehr schön ausgedrückt
Zustimmung Herr Peschke
Ihr Kommentar kommt punktgenau: “alles glänzende Oberfläche, perfekt gemacht, doch auch schon allzu oft gesehen – und zumeist leider ohne Witz und Esprit.”
Dem ist nichts hinzuzufügen.
OhWeh
Ja, dem muß ich auch voll
Ja, dem muß ich auch voll zustimmen. Nichts Neues bei Hasselblad, stets das gleiche Klischee. Wenn ich mir die o.g. Bilder betrachte wird die Erinnerung an 80er wach. Auch im Forum gab es bereits ähnliche Aufnahmen, nichts Neues im Land der “Hasselblattler”, eher in Wiederholung der alte Mief.
Grüße von einem, der über Jahrzehnte mit dergleichen arbeitet.