Die feine Münchener Gesellschaft, die Bürger auf der Leopoldstraße, der Glamour des Jetset, die Obdachlosen vor den Trinkhallen – Dimitri Soulas liebte die Gegensätze:
Dimitri Soula, Betrunkener vor einer Bierhalle, Münchner Hauptbahnhof, 1972. © Münchner Stadtmuseum
Dimitri Soulas, 1938 in Thessaloniki geboren, ist der Stadt München eng verbunden. Seit den sechziger Jahren, nach dem Studium der Volkswirtschaft in Frankfurt, arbeitet Soulas an der Isar als Bildjournalist, zuerst für die Agentur „Associated Press“, dann freiberuflich für Zeitungen wie die „tz“ und Zeitschriften wie „Stern“, „Neue Revue“ oder „Quick“. Schon die ersten Bilder des Fotografen zeugen von seinem unkonventionellen Stil: das Ungestellte, Bewegte, das Momenthafte, all das sollte in einer Fotografie stecken – das war Soulas’ Überzeugung.
Prominentenporträts und Gesellschaftsreportagen entstanden, vor allem aber fühlte sich Soulas den Menschen auf der Straße verbunden. Seine besten Fotografien machte er im Vorübergehen: Bilder von Passanten, Bilder zufälliger Begegnungen. Sekundenbilder.
Dimitri Soulas: Der schöne Konsul Hans-Hermann Weyer, 1973 – Exhibitionist in der U-Bahn-Station, 1972. © Münchner Stadtmuseum
Arm und reich – Soulas liebte die Gegensätze, die in München augenfälliger sind als in anderen Städten. Die feine Gesellschaft, die Bürger auf der Leopoldstraße, der Glamour des Jetset, die Obdachlosen vor den Trinkhallen, die Hippies in Schwabing, die südeuropäischen „Gastarbeiter“ am Bahnhof, Gemeinschaft und Vereinzelung, Luxus und altbayerische Tradition: Zwischen diesen Polen oszilliert ein Werk, das voller Mitgefühl, aber auch voller Humor und skurriler Momente ist.
1974, nach dem Ende der Militärdiktatur in Griechenland, kehrte Soulas wieder in seine Heimat zurück und beendete seine Arbeit als Pressefotograf. 2004 stiftete er dem Münchner Stadtmuseum sein großes Bildarchiv. Jetzt bedankt sich das Museum mit einer großen Ausstellung, die von einem Katalog begleitet wird.
(Marc Peschke)
Ausstellung:
Dimitri Soulas – Augenblicke. Fotografien 1967-1974
Münchner Stadtmuseum
Sankt-Jakobs-Platz 1
80331 München
Telefon 089-233-22370
Bis 6. Juli 2008
Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr
Buch:
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Selbstverlag, der an der Museumskasse für 29,90 Euro in der Paperback-Ausgabe (Hardcover 39,90 Euro) erhältlich ist.
