Objektivhersteller Cosina und Ringfoto-Tochter Voigtländer ergänzen ihre Reihe lichtstarker Nokton-Objektive mit Leica-M-Bajonett. Dem „Classic“-Objektiv 1,4/40 wird das Nokton classic 1,4/35 mm zur Seite gestellt, das wahlweise einschicht- oder mehrschichtvergütet erhältlich sein wird:
Das „Nokton classic 1,4/35 mm“ soll gleich in zwei Varianten auf den Markt kommen: Die Standardversion „MC“ (multi coated) verfügt über mehrfach vergütetes Glas. Wie auch schon beim „Nokton classic 1,4/40“ soll darüber hinaus eine „Single-Coated“-Variante „SC“ erhältlich sein, die beispielsweise „schönere“ Schwarzweißaufnahmen ermöglichen soll.
Auf der Cosina-Webseite wird die Markteinführung für Februar 2008 angekündigt; Voigtländer wiederum – in deren Auftrag das Objektiv bei Cosina gefertigt wird – rechnet nicht vor März 2008 mit der Verfügbarkeit. Cosina nennt einen Preis von 75.000 Yen (ca. 480 Euro) für jede der Varianten, die optionale Streulichtblende LH-6 schlägt mit 6000 Yen (ca. 40 Euro) zusätzlich zu Buche. Voigtländer will das Objektiv hierzulande wohl für „um die 400 Euro“ anbieten; die endgültige Preisfestsetzung steht aber noch aus.
Das Schwestermodell 1,4/40 mm bietet Cosina für 50.000 Yen an, Ringfoto empfiehlt dafür einen Verkaufspreis von 379 Euro. Darüber hinaus gibt es für das M-Bajonett das „Voigtländer Nokton 1,2/35 mm Aspherical“ (135.000 Yen, 999 Euro) und das „Voigtländer Color Skopar 2,5/35 mm“ (45.000 Yen, 349 Euro).
Die Fürther Voigtländer GmbH ist eine Tochter der Einkaufsgemeinschaft Ringfoto, Cosina ein japanischer Kamera- und Objektivhersteller, der unter anderem auch die aktuellen Zeiss-Ikon-Kameras und einige Carl-Zeiss-Kleinbildobjektive fertigt.
Technische Daten Voigtländer Nokton classic 1,4/35 mm
Brennweite: 35 mm
Blendenbereich: f/1,4 – f/16
Anzahl Blendenlamellen: 10
Anzahl Linsen/Gruppen: 8/6
Fokussierbereich: 0,7 m – unendlich
Bildwinkel: 63°
Filterdurchmesser: 43 mm
Gewicht: 200 g
Maße: Ø 55 mm x 28,5 mm
Zubehör: Streulichtblende LH-6
(mts)
Nachtrag (9.2.2008):
Mittlerweile hat Voigtländer auch die Preise festgesetzt. Das Nokton soll in den beiden Varianten „MC“ (multi coated ) und „SC“ (single coated) je 499 Euro kosten (unverbindliche Preisempfehlung). Die Gegenlichtblende (LH-6) kostet zusätzliche erkleckliche 79 Euro.
Summilux 1961 Remake? oder besser?
Es ist nicht häufig dass für Freunde klassischer Cameras und Objektive
etwas Neues auf den Markt kommt. Nun hat Voigtländer, bzw. Cosina in
Japan wieder zugeschlagen!
Ein lichtstarkes Weitwinkel, das nur 200g wiegt? So
etwas gab es schon 1961 von Leitz: das von Mandler in Canada
konstruierte Summilux 35/1.4, patentiert 1959 (US2975673)
Dieses siebenlinsige Design (eigentlich ein “aufgebohrtes” f/2
Summicron) wurde fast 40 Jahre kaum verändert produziert und seither
durch das sündhaft teure ASPHÄRISCHE Summilux 35/1.4 ersetzt, das
insbesondere bei offener Blende viel leistungsfähiger, aber auch
länger und größer ist. Und viel teurer.
In diese Lücke stößt jetzt Cosina/Voigtländer. Das neue Nokton hat
sogar eine Linse mehr als das alte Leica Summilux; ähnelt vom Aufbau
her dem allerersten Summicron 35/2, das ebenfalls achtlinsig war.
Wegen des hohen Aufwands wurde es allerdings später durch einen 6-
bzw. 7-Linser ersetzt. Ein Knaller ist dass es sogar um die Hälfte
billiger angeboten wird als ein Summilux der ersten Generation heut-
zutage gebraucht kostet.
Und gibt es irgendeinen der glaubt es gäbe für lichtstarke, kompakte
35er keinen Markt?
Man darf gespannt sein was das neue Nokton leisten wird. Die Meßlatte
wird natürlich nicht unbedingt das asphärische Summilux sein. Das es
gleich gut ist wie ein 5x teureres Objektiv kann man im Ernst nicht
erwarten. Aber es sollte besser sein als das 47 Jahre alte, erste
Summilux. Man darf auch gespannt sein wie es sich gegen das ZM-Biogon
35/2 von Zeiss schlägt, das ebenfalls bei Cosina gefertigt wird. Das
ZM-Biogon wird im allgemeinen hervorragend beurteilt; als einziger
Wermutstropfen gilt seine Baulänge! Es ist schwer einem 35er zu
widerstehen das vom gleichen Hersteller kommt aber eine Blendenstufe
lichtstärker ist, kleiner, kürzer und noch 1/3 billiger! (wenn es
annähernd gleich gut ist)
Und hier ist die Frage: haben es die Optikrechner des Herrn Kobayashi
geschafft die eingebauten Beschränkungen der Doppel-Gauss-Konstruktion
zu umgehen, die Mandler schon vor 30 Jahren beschrieb und die Leica
vor einigen Jahren veranlassten für ihre neueren
Hochleistungsobjektive neuere konkavo-konvexe Designs vorzustellen.
Bei lichtstarken Weitwinkelobjektiven treten sie besonders zutage:
Starker Lichtabfall zum Bildrand, hohe Empfindlichkeit gegen
Streulicht, Weichheit und Schärfeabfall zum Rand, verwaschen wirkende
Bilder. Andererseits bringen klassische Konstruktionen oftmals
harmonischer wirkende Schärfe-Unschärfeverläufe. Das Bild wirkt
plastischer, weniger synthetisch. Das Bokeh des vor 6 Jahren
vorgestellten (eher modern und siebenlinsigen) Nokton 40/1.4 wurde ja
recht häufig kritisiert. Man darf erwarten dass das neue hier besser
ist, zumal Cosina mit dem “klassischen Look” auf seiner japanischen
Homepage wirbt.
Gespannt bin ich auch auf den Lichtabfall zum Rand, bzw. das
Streulichtverhalten. Hier stehen die Konstrukteure bei weitwinkligen
Gauss-Konstruktionen vor einem Dilemma, weil der natürliche
Lichtabfall zur Bildecke bei einem f/1.4 Objektiv ca. 2 Blendenstufen
beträgt. Für Diafilme ist ein solches Objektiv nicht einsetzbar. Es
gibt die Möglichkeit die Frontlinse extrem zu vergrössern um
Randstrahlen besser einzufangen und den Lichtabfall auf ca. 1
Blendenstufe zu beschränken. Damit macht man das Objektiv jedoch
extrem empfindlich für Streulicht und Geisterbilder. CANON hatte
diesen Weg 1959 mit ihrem 35/1.5 eingeschlagen (es hatte 48mm
Filterdurchmesser). Das alte Leitz Summilux hatte eine kleine
Frontlinse und 41mm Filter, streulichtempfindlich war es dennoch. Es
scheint so dass Cosina mit 43mm einen Kompromiss einschlägt. Hier muss
die moderne Vergütungstechnik beweisen was sie kann! Welchen Sinn es
haben soll hier ein einschichtvergütetes Objektiv zu kaufen (das
Cosina wahlweise anbietet) erschliesst sich mir hier einmal weniger.
Wir werden sehen ob es hier bei Gegenlichtaufnahmen noch Details in
den Schatten zu sehen gibt…
– Frank Mechelhoff –
http://www.klassik-cameras.de