Nikon hat kürzlich die D3 und D300 vorgestellt – und bei so manchem löste die scheinbar extrem hohe Auflösung des verbauten LCD-Monitors schiere Begeisterung aus: 920.000 Bildpunkte! Tatsächlich aber reden wir hier von etwas weniger (wenn auch immer noch viel im Vergleich zur Konkurrenz) – nämlich von exakt 307.200 Pixeln:

Nikon beschreibt den neuen Monitor so: … 3-Zoll-LCD-Monitor mit 920.000 Bildpunkten und 170 Grad Betrachtungswinkel … – und das führte prompt zu Missverständnissen:

Ein weiteres Highlight der Kamera ist das 3"-LCD, das Bilder mit sensationellen 920.000 Bildpunkten äußerst detailreich darstellt.

Bei der 300D kommt das gleiche Display mit den gigantischen 920.000 Pixeln wie in der D3 zum Einsatz.

… an amazing 3.0″ 922,000 pixel LCD monitor with Live View …

(Zitate der Online-Fotofachpresse)

Das ist aber nicht die ganze Wahrheit. Die Verwirrung ist eine der Begriffe.

Die Fachliteratur ist sich einig darin, dass bei Monitoren ein „Pixel“ ein „picture element“ bzw. ein (farbiger) Bildpunkt ist. Der wiederum wird aus unterschiedlichen Subpixeln erzeugt. RGB-Monitore nutzen drei Subpixel Rot, Grün und Blau, um einen farbigen Bildpunkt darstellen zu können. Zitat wikipedia: Ein Bildschirmpixel besteht in der Regel aus drei Farbpunkten jeweils einer Grundfarbe (Rot, Grün und Blau). Andere Quellen definieren sinngemäß genauso; auch im Englischen: With color systems, each pixel contains red, green and blue subpixels. Weitgehend einig ist sich die Fachliteratur auch darin, dass ein „Bildpunkt“ mit einem Pixel gleichzusetzen ist, während die einzeln adressierbaren Punkte (dots) als „Farbpunkt“ – oder eben Dot – bezeichnet werden.

Auch die CIPA gibt im kürzlich vorgestellten Richtlinienentwurf klare Empfehlungen für die Angaben bei Monitoren (von uns aus dem Englischen übersetzt): … Das Verhältnis zwischen der Pixelanzahl und der Punkteanzahl (dots) ist wie folgt: drei zusammenliegende Rot-, Grün und Blaupunkte bilden ein Pixel der drei Primärfarben R, G und B (siehe IEC61747-1:2003) … Beispielnotation:
• 215.000 Punkte (dots)
• 72.000 Pixel

Nikon gibt nun die Subpixel (dots) an. Die tatsächliche Auflösung des Monitors der D3 wie der D300 beträgt 640×480 Pixel (= 307.200 Pixel). Auf die astronomische Zahl kommt Nikon, weil statt der Pixel die Subpixel angegeben werden (307.200 x 3 = 921.600).

(thoMas)

Nachtrag (3.9.2007; 14:30 Uhr): Wir müssen Nikon Abbitte leisten: die anderen Hersteller sind gar noch nebulöser in ihren Angaben. Wir haben den Text deshalb nach einiger Recherche komplett überarbeitet. Die Überschrift (einst: Nikons eigenwillige Pixelzählerei) wurde geändert, der Text in Teilen umformuliert und zwei Absätze ganz gestrichen (die darin angestellte Rechnung stimmte nicht; die neue ist einen Absatz weiter unten zu finden), denn wie jetzt anhand dieser Diskussion deutlich wurde – auch dank einiger Kommentare hierzu, ist es tatsächlich so, dass sich bislang anscheinend keiner der Hersteller an die CIPA-Empfehlungen hält; bzw. die Begriffe „Pixel“ und „Subpixel“ (dot) werden einfach als austauschbar angesehen (was sie nicht sind).

Bei einer EOS-1Ds Mk III beispielsweise errechnen sich die 230.000 angegebenen „Pixel“ aus 320x240x3 = 230.400 – Canon wie auch die anderen Hersteller zählen also irreführend die Subpixel; benennen die aber als Pixel (aus den Technischen Daten der EOS-1Ds Mk III: LCD-Bildschirm: Typ: 3,0-Zoll TFT, ca. 230.000 Pixel). Tatsächlich aber reden wir hier von lediglich 76.800 „echten“ Pixeln.

Und so gesehen hat Nikon Recht mit seinen 920.000 Bildpunkten bzw. es wird Zeit für eine einheitliche Sprachregelung und Angabe. Womit wir wieder bei den CIPA-Empfehlungen wären.